Der NanaOne-Japanischkurs, Kapitel 21
Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte
Kapitel 21 –
Hier? Dort? Da drüben? WO?!
Ja, es musste diesmal leider wieder ein vorgefertigtes Kapitel werden, aber ich hab grad ärgste Prüfungszeit in der Schule und werde gleichzeitig mit Fansub-Aufgaben zugemüllt wie noch nie zuvor. Sorry, mehr schaff ich leider nicht 🙁
„This cake is delicious!“
„That cake is delicious!“
Wer im Englischunterricht gut aufgepasst hat, der weiß, was der Unterschied zwischen den beiden Sätzen ist. Beide Male ist der Kuchen lecker, aber beim ersten Satz meinen wir einen Kuchen, der sich relativ in der Nähe des Sprechers befindet, und beim zweiten Satz ist der Kuchen weiter weg. Klingt komisch, ist aber so. Im Deutschen gibt es diese örtliche und zeitliche Unterscheidung auch (dieses und jenes), aber das ist heutzutage jedem wurscht. Jenes ist am aussterben.
Japanisch ist dabei alles andere als locker! Wenn ihr glaubt, zwei Wörter für räumliche und zeitliche Unterscheidung reichen schon, dann schaut euch erst mal das Japanische an! Die haben drei Worte dafür, und die beziehen sich nicht nur auf den Sprecher selbst, sondern auch auf den gottverdammten Angesprochenen! RAGE!!!111
Es nennt sich das KO-SO-A-DO-System. Zumindest hab ich es so benannt. Ob das System wirklich so heißt, weiß ich nicht (wahrscheinlich hat es überhaupt keinen Namen), aber so merkt man sich die Bedeutung leicht.
Ich schubs euch dann mal gleich ins kalte Wasser:
Vorsilben:
Ko (こ) bezeichnet etwas, das sich in der Nähe des Sprechers befindet.
So (そ) bezeichnet etwas, das sich in der Nähe des Angesprochenen befindet.
A (あ) bezeichnet etwas, das sich weder in der Nähe des Sprechers noch des Angesprochenen befindet.
Do (ど) bezeichnet das jeweilige Fragewort.
Nachsilben:
Mit no (の) wird ein Nomen angesprochen.
Mit re (れ) wird auf ein Nomen gezeigt, ohne es anzusprechen.
Mit ko (こ) bzw. mit soko (そこ) bezeichnet man einen Ort.
Mit chira (ちら) bzw mit cchi (っち) bezeichnet man einen Ort, eine Richtung, eine Person oder einen Gegenstand.
Mit nna (んな) bezeichnet man Beschaffenheit von etwas.
Hää? Ja, genau das denkt ihr euch sicher alle.
Verbindet man eine Vorsilbe mit einer Nachsilbe, erhält man ein auf die Aussage zugeschnittenes Wort. Kono bedeutet „diese/r/s bei mir„, sono „diese/r/s bei dir„, usw. Verstanden?
Ach was, ich mach einfach mit ein paar Beispielen weiter, damit alles komplett klar wird:
- Kono Bleistift ist abgebrochen.
Damit will ich also sagen, dass der Bleistift, der sich beim Sprecher (also bei mir) befindet (vermutlich halte ich ihn in der Hand), abgebrochen ist.
- Sono Bleistift ist auch kaputt.
Jetzt meine ich den Bleistift des Angesprochenen (wahrscheinlich mein Schulfreund).
- Meinst du, Oswald-Dietmar hat ano tollen Bleistiftspitzer noch?
Der Bleistiftspitzer befindet sich weder in der Nähe des Sprechers noch des Angesprochenen, also verwendet man hier ano.
- Kore ist meine kleine Wohnung.
Alles mit re hinten dran kann man gut mit den Artikeln „der“, „die“ und „das“ übersetzen. In dem Fall geht es um die Wohnung, in der der Sprecher wohl gerade sitzt. Übrigens könnte ich natürlich genauso gut sagen „Kono kleine Wohnung gehört mir.“
- Sore ist deine prachtvolle Villa.
Neidisch schaut der Sprecher auf das riesige Haus nebenan, während er mit seinem Nachbarn telefoniert.
- Are sind große und starke Yakuza-Mitglieder, die dein Haus liebend gerne ein bisschen „umdekorieren“ möchten.
Aus einer Seitenstraße sieht man schon eine Horde von Gehsteigpanzern, die nicht allzu freundlich aussehen.
Okay, die ersten beiden waren noch einfach. Jetzt treffen wir aber auf die erste Ausnahme. Koko bedeutet zwar „Hier, bei mir“ und soko „Hier, bei dir“, aber nun funkt uns die kleine Fee der japanischen Grammatik dazwischen – ako gibt es nicht, stattdessen heißt es asoko, mit der Bedeutung „Dort, wo sich keiner von uns beiden befindet“.
Das müsste jetzt klar sein.
Beispiele sind was für Weicheier!
Weiter geht’s.
Im Gegensatz zu manchen Wörtern wie ryuuguunootohimenomotoyuinokirihazushi (Ja, alter Gag, ich weiß) sind die Worte kochira, sochira und achira natürlich für normalsterbliche Japaner viel zu lang, also hat man sich entschlossen, sie auf kocchi, socchi und acchi umzubenennen. Was im Nachhinein gesehen ziemlich sinnlos war, weil die Versionen mit –chira trotzdem noch nicht ausgestorben sind, aber was soll’s. Verwendet werden beide Varianten, aber -cchi ist umgangssprachlicher.
Kocchi, socchi und acchi bezeichnen eine Richtung, einen Ort oder eine Person bzw einen Gegenstand.
- Socchi liegt der Weg zum Schokobananenkönig.
Hier ist die Richtung gemeint. Der Weg zum Schokobananenkönig ist auf der Straße, auf der du gerade stehst.
- Kocchi sieht man schon den Turm des bösen Tobleronus!
Jetzt meint man den Ort. Da, wo ich hinzeige, ist der Turm des bösen Tobleronus.
- Acchi liegt der geheime Schlüssel für die Zuckerwatte-Gärten.
Nun ist ein Gegenstand gemeint. Dort hinten liegt der geheime Schlüssel für die Zuckerwatte-Gärten.
Das waren übrigens nur Beispiele. Natürlich kann man mit socchi auch einen Ort oder einen Gegenstand ansprechen, mit kocchi eine Richtung oder einen Gegenstand und mit acchi eine Richtung oder einen Ort. Außerdem kann (und sollte) man mit kochira, sochira und achira auch Personen ansprechen („Der hier ist Hinz“, „Der dort ist Kunz“,…). Jede andere hier genannte Variante, etwas anzusprechen (zB koko), sollte nicht für Personen verwendet werden, sonst kommt der große, böse Wolf und frisst euch auf. Außerdem gilt es als unhöflich.
Oh, und -cchi bzw. -chira funktioniert auch für Alternativen. „Entscheide dich. Kochira ist das Tor zum Himmel, sochira das Tor zum Heimatplaneten der untoten Zwergschimpansen.“
Fehlen noch konna, sonna und anna. Alle drei haben eine gewisse Sonderbedeutung, denn sie haben eigentlich nichts mit Orten oder Richtungen zu tun. Sie zeigen die Beschaffenheit einer Sache an. Wörtlich übersetzt bedeuten sie „So(lch) ein…“, da sie von „kono/sono/ano you na“ kommen.
- Konna Kuchen mit so vielen Schokostückchen gibt’s nur bei Lidl!
Konna zeigt an, dass der Gegenstand bereits beim Sprecher selbst ist.
- Sonna Eisstil könnte unserer wertvollen Eisstil-Sammlung noch fehlen.
Mit sonna drückt man aus, dass sich der Gegenstand beim Angesprochenen befindet.
- Anna Japanischkurs-Buch würde mir nur wertvolle Gehirnzellen wegbrennen.
Anna ist kein Vorname, sondern meint ein Ding, das sich weder beim Sprecher noch beim Angesprochenen befindet, wie üblich.
Gut, damit wären wir am Ende des KO-SO-A-DO-Systems angelangt…
…
Und natürlich hab ich noch eine Kleinigkeit vergessen. Ko, so und a sind jetzt verständlich, aber was ist mit do?
Zum Glück ist do schnell erklärt. Do bildet immer das Fragewort.
Dono –> Welcher Gegenstand?
Dore –> Welches?
Doko –> Wo?
Dochira / Docchi –> Wo? bzw Welches? bzw In welcher Richtung?
Donna –> Was für eine Art von Gegenstand?
So, das war’s jetzt aber. Keine Sorge, das KO-SO-A-DO-System geht schnell in Fleisch und Blut über und ist sehr logisch aufgebaut. Viel Spaß beim Lernen!
Datum: 03.06.2012
Kategorien: Blog, NanaOne-Japanischkurs
Link: #5995
Johohohohohoho Brook
Link: #6018
フベルト
Sore ist doch ein omoshiroi Kapitel. Viel Glück bei naich no Prüfungen.
Link: #6100
Du hast aber etwas ganz wichtiges vergessen!
Kochira wird und sollte auch immer für Personen verwendet werden:
Kochira ha naichu-san desu.
Koko wird für Gegenstände und so benutzt, weshalb
Koko ha naich da.
für Personen sehr unfreundlich ist.
Link: #6102
Erwähnt hatte ichs, hab dann aber vergessen, was Genaueres darüber zu schreiben. Danke, hab’s ergänzt 😀
Link: #8146
Wie ich kürzlich erfahren habe, bezeichnet „soko“ mehr oder weniger jeden Ort, der sich weder beim Sprecher befindet noch undenkbar weit entfernt („asoko“) ist, also nicht nur den Ort, wo der Angesprochene sich aufhält:
午後に銀座に行きました、そしてそこでカメラを買いました。
Dabei muss der Angesprochene sich meines Wissens nicht unbedingt in der Ginza befinden.
Hast du die Beschreibungen über die „nna“-Pronomina verändert? War da nicht mal die Rede von Interesse?