Der NanaOne-Japanischkurs, Kapitel 4 desu

 

Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte, desu

Kapitel 4 v2 desu –

Suiseiseki is mai waifu… desu.

 
Heute gibt’s mal ein relativ kurzes Kapitel. Für mehr hab ich gerade einfach keine Lust Zeit. Für diejenigen, die es noch nicht erraten haben: Diesmal geht es um
 
 
 
 
 
 
 
 
DESU
 

Man hört es ständig, man liest es ständig, man wird im großen Internet mit diesem Wort regelrecht erschlagen… Aber niemand weiß wirklich, was es heißt. Dabei hat desu (です) doch eine so einfache Bedeutung. Desu ist nichts anderes als die in der traditionellen Linguistik und Methodologie genannte Kopula, die ein Kopula-Band zwischen einem Träger des durch das Verb ausgedrückten Geschehens und der Satzaussage selbst bildet. Ist doch einfach, was?
Nicht? Okay, von vorne.

Die Kopula ist in der deutschen Sprache eigentlich kein Wort, sondern eher ein Sprachkonzept. Eine Kopula beschreibt eine Art Zuweisung eines Verbs zu einem Nomen. Wenn ich sage „Peter ist groß“, dann wissen wir rein aus der Logik des Satzes, dass es um jemanden namens „Peter“ geht, der anscheinend eine stattliche Körpergröße besitzt. Das Adjektiv „groß“ wird sozusagen dem Subjekt „Peter“ zugewiesen. Diese Zuweisung wird vom kleinen „ist“ angezeigt, was bedeutet, dass dieses „ist“ unsere Kopula in diesem Fall darstellt.

So, jetzt haben wir zwei Widersprüche.

F1) Öh, du hast gesagt, dass ein Verb einem Nomen zugewiesen wird, kein Adjektiv!
A1) Das stimmt auch so, denn in diesem Fall ist ein sog. „prädikatives Adjektiv“ gemeint. Das ist sozusagen eine Kombination aus dem Prädikat (was ja ein Verb ist) und dem Adjektiv (also zusammengefasst „ist groß“). Das funktioniert auch mit Nomen (zB. „Peter ist Fußballspieler“), nur dass hier der Begriff „nominales Prädikat“ richtiger ist. Diese Satzteile werden übrigens als „Prädikativ“ bezeichnet. Ja, Jungz und Mädelz, die Kopula ist echte Sprachwissenschaft!

F2) Waaaas? Du hast doch gesagt, dass die Kopula kein Wort ist, sondern irgendein Sprachko… Sprak… Sprachkno… irgendwas Kompliziertes!
A2) Das funktioniert auch nur zufällig mit Worten wie „sein“, „bleiben“, „werden“ usw. in allen möglichen Flektionen. In vielen Fällen versteckt sich die Kopula auch, zB in „Der Fußballspieler heißt Peter“. Hier haben wir kein Kopulaverb im eigentlichen Sinn, dafür wissen wir rein aus logischer Sicht, dass man mit dem Verb „heißen“ auch eine Zuweisung angibt. Dem Namen des Fußballspielers wurde „Peter“ zugewiesen. Formuliert man den Satz mit der Hilfe eines Genitivs in „Der Name des Fußballspielers ist Peter“ um, kommen wir zum gleichen logischen Ergebnis und wir haben sogar ein „ist“ im Satz.

 

In Japan hat man sich gedacht, dass wir mit unserem „ist“- und „werden“-Quatsch viel zu viele mögliche Wörter für die Kopula haben, also haben sie sich beim abendlichen Scrabblespielen einfach schnell eine einzige Bezeichnung für die Kopula zusammengebastelt – de gozaru. Weil alle Japaner aber grundsätzlich als Kavaliere geboren werden und gesittet miteinander reden wollen, haben sie sich auch eine höflich Variante dazu ausgescrabbelt: de gozaimasu. Einen Tag später kamen sich die Japaner allerdings in die Haare. Sie wollten das Wort kürzer machen, aber die Rüpel der South Gang verlangten unbedingt ein cooleres, lockereres Wort für de gozaimasu, während sich die gebildeten Leute der Gentlemen des Nordens natürlich ein streng höfliches Wort dafür wünschten. Am Abend hatte dann die kleine, magische Fee der japanischen Sprache die Nase voll und teilte de gozaimasu in das informelle da und das höfliche desu (von de gozaimasu). The end.

Die Geschichte lief natürlich nicht so ab, aber es stimmt schon, dass de gozaru eigentlich der ursprüngliche Infinitiv des förmlichen desu und des ungezwungeneren da ist. Wenn man also höflich darauf hinweisen will, dass das Gegenüber ein Idiot ist, sagt man „Anata ga baka desu“ („Ich möchte Sie mit Verlaub höflichst darauf hinweisen, dass Sie momentan nicht besonders zurechnungsfähig sind.“), will man hingegen lockerer wirken, sagt man „Anata ga baka da“ („Du bist blöd.“). Nicht vergessen: Japanische Prädikate werden immer an das Satzende gehängt.

Natürlich hat das Japanische neben den drei genannten auch noch andere Arten von Kopula-Hilfsverben (zB „ni naru“), spricht man aber von der japanischen Kopula, ist fast immer da oder desu gemeint. Ebenso wie im Deutschen kann sich die Kopula übrigens auch im Japanischen vollständig verstecken.

Warum die süßen japanischen Schulmädchen und eine gewisse Puppe mit bichromem Augen desu so übermäßig oft benutzen, liegt daran, dass exzessives Nennen dieses Wortes in Japan als besonders niedlich (weil „höflich“ *hust*) gilt. Das funktioniert auch nur mit desu! Würden die japanischen Mädchen an alles ein da anfügen, wäre das nicht nur nicht mehr so süß und artig, sondern auch grammatikalischer Stuss, weil man desu zur Verstärkung der Höflichkeit bei Zustandsverben verwenden darf, da aber nicht!

Wie? Die Schulmädchen sagen desu auch bei anderen Verben?

23.09.2012: Konzept der Kopula neu erklärt;

Autor:
Datum: 29.01.2012
Kategorien: Blog, NanaOne-Japanischkurs

  1. Shuutoku ga youi… desu.

  2. 5 | Jiro

    und wieder etwas schlauer geworden

  3. 6 | Himiko

    Hey,

    endlich weiß ich genau, was desu bedeutet ^^. Mir ist das bei Suiseiseki auch immer aufgefallen, dass sie das so oft gesagt hat, aber ich fand das mehr nervig, als süß ^^.
    Eine sehr schöne und ausfürliche Erklärung. Mach weiter so!

    Liebe Grüße
    Himiko

  4. 7 | Suzuka

    So desu!
    Gokurō sama, desu.
    i~u i~i 😀

  5. 8 | Drekelmann

    Ich bin zwar wohl fast acht Monate zu spät dran mit meiner Anmerkung, aber weil mir das bisher jedes Mal, wenn ich diesen Artikel lese, aufgefallen ist, schreibe ich es jetzt doch einfach mal:

    Peter ist Haus-bauend.

    Dieser Satz klingt für mich eher nach einer schlechten (weil wörtlichen) Übersetzung der englischen Verlaufsform. (Schlimmer noch: Eines konstruierten zweiteiligen Adjektivs in prädikativer Verwendung: „Peter is house-building.“) Der einzige Sinn, den ich in diesem Satz sehe, ist das „ist“, weil damit zur Übersetzung von „desu“ hingeleitet wird. Vielleicht könntest du erwähnen, dass die Kopula zwar ein sprachlogisches Konzept ist, in der überwiegenden Mehrheit der Sprachen üblicherweise aber nicht eigenständig in Erscheinung tritt.

    Im Japanischen haben alle Sätze mit Kopula die Form „Subjekt ist/sind/etc. Objekt-prädikatierend“

    Entweder spielt das auf „n desu“ an, oder es ist merkwürdig erklärt. Entweder haben wir Sätze mit expliziter Kopula, die enthalten aber kein anderes Prädikat. (Das gilt auch für suki und Konsorten, weil suki ja ein Adjektiv ist und damit kein eigenständiges Prädikat bilden kann. Das gilt sogar für i-Adjektive, nur dass dort auf der informellen Sprachebene die explizite Kopula weggelassen werden muss.)
    Oder wir haben einen Satz mit richtigem Prädikat (ペーテルが建築する), da ist die Kopula implizit wie im Deutschen und hat entsprechend mit „da“ oder „desu“ herzlich wenig zu tun.

    Oder habe ich deine Erklärungsmethode komplett falsch verstanden?

    • 9 | naich

      Ja, das war eigentlich mein Versuch, den sprachlogischen Begriff „Kopula“ mit deutscher Grammatik und einem „echten“ Wort („ist“) zu erklären. Natürlich funktioniert die japanische Grammatik nicht so, aber das war auch gar nicht der Sinn dieses Kapitels. Darum bin ich wohl etwas blöd abgeschweift und hab versucht, sowohl allgemeinen Satzaufbau als auch die Logik hinter einer Kopula zu erklären… Ja, das Kapitel ist tatsächlich ein großes Durcheinander, ich sollte das wirklich umschreiben.

    • 10 | Drekelmann

      O ja, die Kopula zu erklären, ist nicht gerade einfach zu nennen. Für die Erklärung von „desu“ genügt es vielleicht, „Kopula“ als „elementares Zustandsprädikat“ zu betiteln. Deshalb darf „desu“ ja auch als Verstärkung für „Zustandsverben“ eingesetzt werden.

      Hast du schon mal den Wikipedia-Artikel zur Kopula gelesen? Ich finde den dortigen Vorschlag sehr interessant, „tun“ im Deutschen als Kopula zu verwenden. Letzten Endes bringt uns das aber bezüglich „desu“ auch nicht weiter, weil die Kopula als solche nach wie vor ein sprachlogisches Konzept ist und kein echtes Wort. Ich bin jedenfalls froh, dass nicht ich erklären musste, was zum Henker eine Kopula ist – ich hätte mich wahrscheinlich noch wirrer ausgedrückt als du.

      • 11 | naich

        Sieht so aus, als wäre am Samstag eine Generalüberholung dieses Kapitels angesagt. Das bedeutet, ich muss mir kein neues Thema ausdenken, juhu! :3

        • 12 | Drekelmann

          Samstag? Hast deinen Release-Wecker verstellt oder was? 😉

          Wenn du das Kapitel über die Kopula sowieso komplett neu schreibst (alles Andere gilt doch nicht als neuer Kurseintrag!), kannst du eigentlich gleich noch was Allgemeines über die verschiedenen japanischen Höflichkeitsstufen und -formen mit einbauen, oder?

          • 13 | naich

            Nein, gemeint war natürlich Sonntag, war nur etwas geistesabwesend 😛

            Komplett neu wird er nicht, das verrat ich dir jetzt schon, aber stark geändert. Ich will meine Witze, für die ich stundenlang nachdenken musste, unbedingt beibehalten :3

            Japanische Höflichkeit ist so eine Sache… Keigo ist etwas, das kaum jemand in Japan selbst versteht, darum kann ich auch nur höchstens einen kleinen Überblick dazu geben (desu-masu, de-aru, die drei -gos). Außerdem schlägt man sich ja durch, wenn man eine männliche, weibliche, höfliche und informelle Variante eines Satzes bilden kann.

          • 14 | Drekelmann

            Ja. Aber ich habe zum Beispiel mal gehört, es gebe vier Höflichkeitsstufen im Japanischen (eine davon ganz übler Slang), daher wäre ein grober Überblick schon nicht schlecht, weil ich da anderswo widersprüchliche Informationen gefunden habe. Dass japanische Höflichkeit als solche zu vielschichtig ist für einen reinen Sprachkurs, will ich ja gar nicht bestreiten.

  6. 15 | naich

    So, ich hab sicher Kleinigkeiten vergessen, aber die Kopula ist jetzt bestimmt anständiger erklärt als vorhin.

    • 16 | Drekelmann

      Ja, ist sie.

      Fünfmal „fuwa“ für die neue Fassung dieses Artikels…

      …und zwei Fragen:
      1. Ist das „de“ in „de gozaru“, „de aru“ etc. eine Partikel, und wenn ja, dieselbe Partikel wie die, die das Mittel anzeigt?
      2. Ist „de gozaru“ ein regelmäßiges Verb? (Ja, ich weiß, nur „suru“ und „kuru“ sind unregelmäßig, aber wieso heißt die höfliche Form dann „de gozaimasu“ statt „de gozarimasu“?)

      • 17 | naich

        1) Ja, das ist eine Partikel, aber die Bedeutung ist schon so uralt, dass man sie eigentlich vernachlässigen und „de gozaimasu“ als fixe Phrase werten kann (allerdings nur genau diese Phrase^^). „De“ gilt als te-Form der Kopula „da“. Man hatte also ein Wort für die Kopula und hat an deren Ende ein Verb für „sein“ drangefügt, um zu „de gozaimasu“ zu kommen. Mittlerweile braucht man für die Kopula keine te-Form mehr, um einen anständigen Satz bilden zu können (was natürlich nicht heißt, dass es nicht mehr in Verwendung ist).

        2) „Suru“ und „kuru“ sind nicht die einzigen unregelmäßigen Verben xD
        Nun, früher gab es mehr als diese beiden unregelmäßigen Verben. Dazu zählten auch alle Formen von „aru“ (uA dessen Teineigo-Form „gozaru“), deswegen wird dieses Wort als unregelmäßig angesehen.

        • 18 | Drekelmann

          Aha, danke für die Antwort…

          Aber wenn „suru“ und „kuru“ nicht die einzigen unregelmäßigen Verben sind, wieso heißt es dann immer, im Japanischen gebe es nur zwei unregelmäßige Verben? Oder zählt man diverse Worte für „sein“ nicht dazu, weil die Kopula sowieso was Besonderes ist?

          • 19 | DigiFox

            Es heißt auch immer, dass man nur ca. 2000 Kanji lernen muss -> Jōyō-Kanji
            In Wahrheit sind es mindestens 3000, wenn man Zeitungen, ein Buch oder etwas ähnliches liest.
            Dabei sind auch nicht einmal die Kanji dabei, die ein Japaner zwar lesen kann, aber die Bedeutung auch nicht kennt bzw. Stadtnamen oder Namen berühmter Leute.

            —–
            Aber um das mal beiseite zu lassen. Teneigo sehe ich als spezielle Sprache an und würde die Wörter jetzt nicht zu speziellen unregelmäßigen Wörtern zählen.
            Denn regelmäßig ist da keins, auch お亡くなります für 死ぬ oder おります für いる

          • 20 | Drekelmann

            Diese Wörter sind also eigentlich nicht unregelmäßig, weil die „unregelmäßigen Formen“ mehr eigene Wörter als Flektionsstufen sind?

            Es heißt auch immer, dass man nur ca. 2000 Kanji lernen muss -> Jōyō-Kanji

            Ja, es heißt immer. Ich habe mal gesagt bekommen, mein englisches Vokabular sei theoretisch größer als das eines durchschnittlichen Amerikaners. Das heißt aber nicht, dass ich daraufhin nie wieder Vokabeln nachschlagen musste, im Gegenteil – es gibt eben einen Unterschied zwischen „eine Sprache beherrschen“ und „eine Sprache fließend sprechen“. Um auf dein Beispiel zurückzukommen: Es reichen vielleicht 2xxx Kanji, um Japanisch zu „beherrschen“, aber wie überall gilt: Je mehr, desto besser…

  7. 21 | Schnitzelschale

    Das heißt also zusammenfassend: です dient dazu, ein Verb oder Adjektiv einem Nomen zuzuweisen . Die etwas weniger höfliche Form von です ist だ. Beide stehen im Satz immer am Ende. Hab ich das richtig verstanden?

    • 22 | naich

      Jo.

    • 23 | Drekelmann

      Die etwas weniger höfliche Form von です ist だ.

      Da scheiden sich die Geister. Ich persönlich würde es eher umgekehrt sagen: Die höfliche Form von だ ist です. Warum? Nun, です kannst du überall verwenden, wo du だ verwenden kannst, aber du kannst だ nicht überall verwenden, wo du です verwenden kannst.

  8. 24 | Christian

    möchtest du mir damit sagen das:
    „Du bist ein Vollidiot desu“ voll klar geht aber:
    „Du bist ein Vollidiot da“ die Beleidigung des Todes ist?!

    • Nein, er möchte Dir damit sagen, dass Du mit „desu“ immer wie ein kleines Mädchen klingst und man kleine Mädchen nicht schlagen darf. Ist also die ungefährlichere Variante.

Um deinen Avatar zu ändern, melde dich bitte mit der hier angegebenen Mailadresse unter Gravatar.com an und lade dort deinen neuen Avatar hoch.