Der NanaOne-Japanischkurs, Kapitel 5

 

Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte

Kapitel 5 –

Tims großes Abenteuer

 
Aufgrund von extremem Zeitmangel (diesmal wirklich) kann ich heute nur ein relativ langweiliges Standard-Kapitel in Copypasta-Manier anbieten. Vielleicht liest’s sich ja trotzdem der eine oder andere durch. 🙂
 
Wie kann man sich in der japanischen Sprache selbst anreden? Fangen wir doch mit der unkonventionellsten Methode an.

 

Wem Anreden schnurzegal sind und sowieso zu blöd ist, sich diese ganzen komischen Persohnalbronommina zu merken, der darf sein Sprachniveau in die Steinzeit zurückversetzen und sich selbst einfach in der dritten Person anreden. Wenn Tim Furznase eines Tages vom Himmel herab auf die Erde stürzt, keine Ahnung von gar nichts hat und plötzlich ein bärtiger, alter, halbnackter Mann mit Schwimmreifen um die Hüfte, einer Kalaschnikow in der linken Hand und einem Stück Kastenbrot in der rechten Hand auftaucht und Tim (verständlicherweise) kein Stück versteht, was zum Teufel hier gerade abläuft, und er auch nicht weiß, ob dieser Mann gesellschaftlich über oder unter ihm steht, dann sagt er vermutlich: „Entschuldigen Sie, dürfte Tim fragen, was hier los ist?“

 

Er nennt einfach seinen eigenen Namen (ohne Anrede, das wäre unhöflich), anstatt irgendein Wort für „Ich“ einzusetzen. Diese Methode benutzt man nicht nur, wenn man den gesellschaftlichen Stand des Gegenüber nicht kennt, sondern auch, um eine gewisse Niedlichkeit und Naivität auszudrücken. Ergo: Japanische Schulmädchen dürfen diese Methode benutzen, alle anderen würden damit in der Gesellschaft eher Unsicherheit zeigen.

Tim Furznase war früher ein ganz normaler Angestellter in einer kleinen japanischen Firma. Gegenüber all seinen Arbeitskollegen, mit denen er nicht befreundet war, hat er stets das geschlechtsneutrale, höfliche watashi verwendet. Watashi ist allgemein sehr neutral. Jeder, für den keine eindeutigen Alternativen existieren (z.B. für Kinder), kann es immer und überall verwenden, ohne dabei schief angeguckt zu werden oder zu höflich/unhöflich zu klingen. So steht es zwar in gefühlten 130% aller Lehrbücher, aber in der Praxis verwenden Frauen watashi öfter als Männer, weil es für Männer genug Alternativen gibt.

Als kleiner Junge hat sich Tim überall und bei jedem mit boku angesprochen. Boku wird aber auch allgemein bei Männern im Familien- und Freundeskreis verwendet, bis sich die langweilige Bubi-Brigade dazu entschlossen hat, boku in jedem Alter und Umfeld zu benutzen. Manchmal hört man auch kleine Mädchen boku sagen, aber das kann entweder heißen, dass es sich „männlich“ fühlt, naiv und kindlich wirken will oder schlicht und einfach noch zu jung ist, um den Unterschied zu verstehen.

Tja, da Tim ebenfalls zur langweiligen Bubi-Brigade zählte und die fiese Männer-Gang eines Tages bemerkte, dass man Tim mit seinem Nachnamen doch furchtbar gut ärgern konnte, musste sich Tim in seiner Jugend gegen die fiese Männer-Gang durchsetzen, indem er statt boku nun überall ore sagte. Ore ist die ruppige Version von boku. Verwendet wird es von Männern, die ein gewisses Maß an Selbstvertrauen und Rauheit demonstrieren wollen. Frauliche Frauen verwenden es gar nicht.

Ein großer Tag für Tim – er wird endlich befördert! Bei seiner Feier kommen viele seiner Arbeitskollegen, unter anderem auch sein Boss, und bei dem verwendet er natürlich das besonders höfliche watakushi. Es ist ein sehr bescheidenes Wort und wird immer dann verwendet, wenn man höflicher und unterwürfiger klingen will, als es watashi erlaubt. Watakushi ist perfekt auf solche formellen Anlässe zugeschnitten.

Tims Frau Timotea hat nicht so viel Auswahl wie ihr Lebenspartner bei diesen Personalpronomina in der ersten Person Singular, aber sie darf dafür überall und in allen Lebenslagen atashi sagen. Äh, ja. Das war auch schon wieder alles, was es zu diesem Wort zu sagen gibt. Frauen verwenden es immer, männliche Männer nie, Punkt.

Weil mir kein vernünftiges Beispiel zur letzten Anrede einfällt, setze ich einfach das erste Beispiel mit dem alten Mann fort. Das war ja immerhin das vernünftigste Beispiel bis jetzt!
Nachdem Tim den Mann gefragt hat, was um alles in der Welt überhaupt passiert ist, bewegt dieser unendlich langsam sein faltiges Gesicht, öffnet seinen Mund, holt tief Luft und spricht mit tiefer und lauter Stimme:

 

Washi bin dein Opa.

 

Washi ist die veraltete Form von watashi. Außer weißhaarigen Greisen und hochbetagten Omas verwendet es heute niemand mehr, aber wenn man jemanden washi sagen hört, weiß man zumindest, dass diese Person richtig alt ist.

Hm? Was „o-mae“ bedeutet? Das erfahrt ihr alle in der Fortsetzung von „Tims großes Abenteuer!“ Freut euch, das Kapitel kommt sicher schon „bald“ *hust*.

So, die restlichen Anredeformen für „Ich“ hört man nicht mehr so häufig und sind auch nicht so spannend wie die obigen, aber ich zähl mal trotzdem die auf, die mir gerade einfallen.

  • Uchi

Das Wort ist eigentlich nicht besonders höflich, aber im Kansai-Dialekt hat uchi watashi schon fast ersetzt und besitzt dort auch dieselben Eigenschaften. Man kann es schon im standardjapanischen Tokyo-Dialekt auch verwenden, aber dann meint man meistens nicht nur sich selbst, sondern die ganze eigene Familie.

  • Jibun

Jibun bedeutet so was wie „das eigene Selbst“ und wird fast nur in der Militärsprache als Anrede für sich selbst verwendet. Das heißt nicht, dass jibun nicht in der Alltagssprache benutzt wird, aber in einem anderen Kontext und selten als reine „Ich“-Anrede.

  • Atakushi

Das soll die weibliche Version von watakushi sein, es hat sich jedoch nicht übermäßig durchgesetzt und kaum eine Frau verwendet den Begriff, nicht mal auf gehobenen Festen.

  • Kochira

Kochira bedeutet wörtlich übersetzt „Hier, bei mir“ und besitzt in etwa dieselben Eigenschaften wie das normale watashi – nur, dass es höflicher ist und man es viel seltener verwendet.

  • Wagahai

Dieses Wort ist für die wichtigsten Wichtigtuer und für die metallischsten Metaller. Es ist für die japanischen Hardrocker und Metaller mindestens genauso wichtig wie das Headbangen. Man kann es aber auch verwenden, wenn man mit Freunden rumalbern will. Gegenüber dem Firmenchef sollte man es halt möglichst vermeiden.

  • Wai, watai

So wie watashi, nur Osaka-Dialekt. Langweilige Erklärung ist langweilig.

 

Gut, das müssten wohl die Wichtigsten gewesen sein. Schreibt einen Kommentar, wenn euch noch welche einfallen! 😀

Autor:
Datum: 05.02.2012
Kategorien: Blog, NanaOne-Japanischkurs

  1. 1 | Tanpopo

    Oh Gott, so viele ich-Formen und es sollen noch mehr sein? Deswegen haben wir so viele Tempora?

    • 2 | DigiFox

      Unsere Sprache ist genauer, da man personenbezogene Sätze auch immer so schreibt.
      Ich gehe jetzt arbeiten.
      Da traf ich ….
      Wir gingen zur Arbeit.
      Nach der Arbeit bin ich nach Hause gegangen

      ich, ich, wir, ich…

      Im Japanischen verwendest in normalen Gesprächen eh den Namen, wenn man ihn kennt und die ganzen Personalpronomen dienen entweder zur Hervorhebung oder um das Gespräch wieder in eine andere Richtung zu ändern.
      Allerdings auch nur einmal und nicht anders wie im Deutschen fast immer.
      Anime ist eh noch einmal eine etwas andere Sprache…

      撲は学校に行った。 Boku wa gakkou ni itta
      友達と会った。 Tomodachi to atta
      色々な授業があった。 iroiro na jugyou ga atta
      そして家に帰った。 soshite ie ni kaetta

      Also ist Japanisch eher sehr ungenau und man muss viel interpretieren, aber glaub das meiste wurde eh schon in den anderen Kapiteln gepostet.

      • 3 | naich

        Gut, dass du geantwortet hast, denn jetzt versteh ich zumindest auch, was Tanpopo mit seiner Frage gemeint hat xD

        • 4 | DigiFox

          Musste auch erst überlegen ^^“ und dachte jemand löst es auf.
          Aber da keiner mehr was zu geschrieben hat, denke ich mal, dass er das meinte.

          • 5 | Tanpopo

            hm, die Erklärung ist gut.
            Jedoch habe ich mir gedacht: Hm, Japaner haben so viele Ich-Formen… Wir aber nicht, das ist gut! Aber… wir haben so viele Zeitformen, während die Japaner zwei oder drei haben.
            Also kommt es am Ende das gleiche raus…
            (eigentlich eine rhetorische Frage… Sorry)

      • Ich dachte bisher immer das japanisch eine sehr genau sprachen ist (weil kompliziert, dat logic wa?). Aber das erklärt auch warum alle fansubgruppen den gleichen Anime etwas anders übersetzen. (Dämlich fansubgruppen können die sich nicht absprechen ?! -.- (da bekommt man schon kostenlose untertitel und passenden Videos Material von deren Servern zur Verfügung gestellt und dann sowas…) )

  2. 7 | Dragon

    Also, Okada-sensei und Iguchi-sensei haben immer gesagt, dass watakushi hauptsächlich von (älteren) Frauen verwendet wird. Und Männer es nicht benutzen.

    • 8 | DigiFox

      Dann haben sie es falsch gesagt. Laut Daijisen und Daijirin verwenden es Frauen und Männer.

      Aber mal ehrlich, was ist „falsch“? In einer Sprache gibts eh zich verschiedene Menschen und mein Lehrer meinte auch, dass es veraltet ist.
      Hören bzw. Lesen tue ich es eh selten.

  3. 9 | Suzuka

    Tim Fruznase xD
    Tims Frau Timotea xDD
    Wie bist auf diese Namen gekommen? lol
    Osewa ni narimasu

  4. 10 | Schnitzelschale

    Und wenn ich „wir“ oder „ihr/sie“ im Japanischen sagen möchte, gibt es da noch mehr zu beachten? Gibt es dort auch mehrere Ausdrücke?

    • 11 | naich

      Personalpronomina im Plural gibt man mit ~たち, ~ら oder einem ganz eigenen Wort (zB 我々) an. Bin aber bei den Pronomen in den Kapiteln erst bei „du“, hab Geduld^^

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