Der NanaOne-Japanischkurs, Kapitel 11

 

Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte

Kapitel 11 –

Waga Waga

Okay, gleich mal eine Warnung: Folgendes Thema ist langweilig, komliziert und hat viel Text, weil es recht schwierig zu erklären ist, aber es ist verdammt wichtig und sollte verstanden werden, wenn man die Sprache verstehen und sprechen möchte. Der Unterschied zwischen wa und ga ist wohl das absolute Lieblingsthema aller Leute, die anderen Menschen und Klingonen Japanisch beibringen möchten. Das große Problem bei den Erklärungen dazu ist eigentlich, dass man selber kaum versteht, warum man in Satz 1 jetzt wa und in Satz 2 ga einsetzt. Es liegt rein im Sprachgefühl. Die redegewandtesten Japaner können es nicht erklären, und es gibt teilweise hundertseitige Bücher über den Unterschied dieser beiden Partikel (kein Witz) und man versteht oft nach mehrmaligem Durchlesen dieser Bücher noch immer Bahnhof und Bushaltestelle.

Fangen wir mal von vorne an…

 

Und zwar mit dem leichteren Wort, nämlich ga. Ga () markiert ein Subjekt. Ich wiederhole jetzt noch mal das, was wir eigentlich schon gelernt haben, um mit besserem Verständnis weiterzugehen.

Wenn ich sage „Ich gehe über die Straße„, dann bin „Ich“ das Subjekt, weil es das ist, worauf sich das Prädikat („gehen“) bezieht. Würde ich sagen „Peter geht über die Straße“ würde sich das Prädikat „gehen“ auf Peter beziehen, bei „Oswald-Dietmar geht über die Straße“ auf Oswald-Dietmar usw. Es geht also immer darum, dass mit irgendetwas oder irgendjemandem etwas geschieht. Und dieses „Irgendetwas“ oder dieser „Irgendjemand“ ist das Subjekt. Klar so weit?

Gut, denn hinter diesem Subjekt muss ein ga stehen. (Umgangssprachlich kann man das ga auch weglassen, wenn der Satz kurz und klar genug ist.)

Beispiele:

狼が怖いです。
Ookami ga kowai desu.

Der Wolf ist furchteinflößend.

鳥さんがバカです。
Tori-san ga baka desu.

Herr Vogel hat ’nen Vogel.

Das sind alles Beispiele für sinnvolle Anwendungen von ga. Aber Vorsicht! Diese Sätze sind alle in einem speziellen Sinn gemeint, den man in der deutschen Übersetzung nicht rauslesen kann. Das liegt allerdings nicht daran, dass ich zu blöd bin bin, meine eigenen japanischen Sätze richtig zu übersetzen, sondern dass die deutsche Sprache schlichtweg kein Konstrukt kennt, welches den Satz eindeutig markieren könnte. Schauen wir uns aber zunächst wa an.

 

Wa (geschrieben in Hiragana wie ha < >, aber gesprochen wie wa < >,  warum auch immer) markiert das Thema eines Satzes. Es zeigt den Teil an, über den ich reden möchte, kann also in vielen Fällen das ga ersetzen, da das Satzthema oft gleichzeitig das Subjekt ist. Deswegen kann man es auch oft lehrbuch-mäßig mit „Was <Thema> betrifft“ übersetzen. Nicht verstanden? Hätte mich auch gewundert.

Satz <1>:
ゆかりさんはビールを飲む。

Yukari-san wa biiru wo nomu.
Yukari-san trinkt Bier.

Das ist nicht schwer zu verstehen. Wir machen eine Aussage über Yukari-san, also ist sie das Thema des Satzes, Bier ist ein Objekt (Ich bin kein Biertrinker, aber „Bier ist ein Objekt“ klingt doch irgendwie falsch…) und sie trinkt es. Thema/Subjekt – Objekt – Prädikat, was für ein wunderschöner japanischer Satz mit korrekter Satzreihenfolge. Dafür sollte ich nen Orden bekommen.

Gemeinerweise gibt es aber in der gemeinen japanischen Sprache ein gemeines Satzkonstrukt, das die Bedeutung umkrempelt.

Satz <2>:
ゆかりさんがビールは飲む。
Yukari-san ga biiru wa nomu.
Yukari-san trinkt Bier.

Und bevor die ersten wieder zu schreien beginnen: „Mensch, hassu gar kaine Ahnung von Japanisch oda was ey? Die doitsche Übasetzung is doch genau dieselbe wie vorhea, ey!“
Halt’s Maul und hör zu.

 

Die deutsche Übersetzung ist deswegen gleich, weil – wie oben schon erwähnt – es in der deutschen Sprache keine Möglichkeit gibt, den Satz so zu markieren, wie er im Japanischen gemeint ist. In Satz <1> reden wir von Yukari-san, in Satz <2> von Bier. Je nach der Stellung des wa ist also ein anderer Teil des Satzes das eigentliche Thema. Satz <1> könnte also ein Fragesatz wie „Was trinkt Yukari-san?“ vorgehen, Satz <2> eher so etwas wie „Wer trinkt Bier?“. Es geht also rein darum, über was gesprochen wird. Dabei müssen gar nicht immer Fragesätze davorstehen.

Übrigens können wir bei Satz <2> nicht sagen „Yukari-san wo biiru wa nomu„, sonst könnten wir alle in Sowjetrussland landen. („Yukari-san wird vom Bier getrunken“). Sehr wohl funktionieren würde „Yukari-san wa biiru wo nomu„, aber dann wäre nicht eindeutig ersichtlich, dass wir speziell Yukari-san meinen, die Bier trinkt, und das ist bei einem identifizierenden Namen wie Yukari-san ziemlich sinnlos. Es wäre zwar ein grammatikalisch korrekter Satz, aber er würde etwa dieselbe Aussagekraft wie „Ich Baum Kartoffel fliegen groß Früchtekuchen“ haben.

 

Die gesprochene deutsche Sprache hat zum Glück eine Art Indikator, wann man wa und wann man ga sagen sollte. Sprecht einfach mal laut und deutlich den Satz „Yukari-san trinkt Bier“ aus. Normalerweise ist da das „Yukari-san“ etwas höher in der Tonlage, welche dann gegen Ende des Satzes langsam tiefer wird. Das ist die normale Aussprache, wenn man eine Satzaussage tätigen will.
Jetzt denkt euch aber einfach mal die Frage „Wer trinkt Bier?“ davor und versucht den obigen Satz nochmal so zu sagen, sodass er eine Antwort auf die Frage darstellt.

Bemerkt? Die Lautstärke und besonders die Intonation erhöhen sich beim Wort „Yukari-san“ gewaltig, denn immerhin wollen wir den Fragensteller darauf aufmerksam machen, dass eben Yukari-san Bier trinkt und nicht etwa Peter oder Oswald-Dietmar. Das zeigt uns, dass hinter „Yukari-san“ ein ga hin muss, sonst könnte jemand die Antwort falsch verstehen. Dasselbe Phänomen lässt sich auch bei der Frage „Was trinkt Yukari-san?“ feststellen. Dabei fällt die Intonation auf „Bier“, weil wir ja klar machen müssen, dass sie Bier trinkt und nichts Anderes. Oh ja, das Wunder der deutschen Sprache!

Manchmal funktioniert es auch, wenn wir im Deutschen für wa ein „ein(er/es)“ und für ga ein „der/die/das“ hinsetzen. So wird klar, dass man bei wa immer eine Allgemeinheit und bei ga immer etwas Spezielles meint. Dabei wird aber auch Folgendes bewusst: Wa markiert immer eine alte Information. Wir wissen bereits, dass es bei „Wer trinkt Bier?“ um Bier geht, also markieren wir in „Yukari-san trinkt Bier“ Bier mit einem wa. Dagegen markiert ga eine neue Information, also etwas, das im Gespräch erst neu hinzukommt. Bei „Wer trinkt Bier?“ wissen wir nicht, wer das Gesöff runterschluckt, also wäre diese Person (also Yukari-san) im Antwortsatz „Yukari-san trinkt Bier“ eine neue Information. Darum wird Yukari-san mit ga markiert.

 

Der Unterschied von wa und ga ist wirklich schwer zu verstehen und noch schwerer zu erklären. Ich ertappe mich oft selbst dabei, mich zu fragen, warum zum Teufel ich da gerade wa verwendet habe und nicht ga oder umgekehrt. Man hat es irgendwann im Sprachgefühl und schert sich keinen Dreck mehr um solche Regeln wie „alte und neue Information“ und den Kram.


Hm, ach was, mir fällt kein guter Abschluss des Kapitels ein. Viel Spaß beim Lernen. o/

Autor:
Datum: 18.03.2012
Kategorien: Blog, NanaOne-Japanischkurs

  1. 1 | darkerfan22

    also sollte ich mich nicht fortpflanzen…
    ^^

  2. 2 | Wetter

    „Und bevor die ersten wieder zu schreien beginnen: “Mensch, hassu gar kaine Ahnung von Japanisch oda was ey? Die doitsche Übasetzung is doch genau dieselbe wie vorhea, ey!”
    Halt’s Maul und hör zu.“

    – Episch! Ich mag die Art des Schreibens von naich xD.

  3. 3 | darkerfan22

    also ich habe es ironisch gemeint, ich mag nur nanaones sub und subbewertung. denn japsenkurs brauche ich nicht.

    • 4 | naich

      ;_;

    • 5 | Gebbi

      Dann werden wir ihn natürlich unverzüglich einstellen.

      • 6 | Dragon

        ゆかりさんはビールを飲む。
        Yukari-san wa biiru wo nomu.

        Genau, stellt es ein. Zumindest solange, bis naich-kun lernt, dass を als Partikel immer „o“ gesprochen wird!

        • 7 | naich

          Was mich ja nicht dazu verplichtet, mich bei der Umschrift immer an der Aussprache zu orientieren 😉
          Ist nur meine persönliche Präferenz. Es soll ja auch Leute geben, die Senpai mit mp schreiben 😛

          • 8 | Dragon

            Aber wenn du „wa“ schreibst, musst du auch „o“ schreiben. :o

          • 9 | naich

            Muss ich nicht. Ich will gar nicht „o“ schreiben, weil ich „o“ nur für Höflichkeitspräfixe verwende und „wo“ für Objekte :<

          • 10 | Dragon

            Na ja, eigentlich müsstest du schreiben:

            Yukarisanwabiiruonomu.

          • 11 | naich

            Eigentlich dürfte ich nicht mal den Anfangsbuchstaben groß schreiben :o

          • 12 | Dragon

            Schäm dir!

  4. Aber wenn du “wa” schreibst, musst du auch “o” schreiben. :o

    Weil wegen der Norm und so.

    Übrigens: Wer sich mit einem Japanesen unterhält und sich nicht ganz sicher ist, ob er gerade „wa“ oder „ga“ verwenden sollte, kann ans Ende des Satzes ein „~nyaa“, „~uguu“ oder „~degeso“ hängen.

    Das wird den Gesprächspartner so irritieren, dass ihm eine falsche Verwendung von wa/ga gar nicht mehr auffällt. :3

    • 14 | Gebbi

      Tut das auch im Deutschen funktionieren, ~miau?

      • 15 | Cyril

        Also so wie ich das bei Gintama gelernt habe, kann man auch ganze Sätze anhängen, soeinmettigelistaberauchwasfeineswennmandasleckerwürztundschönzwiebel-
        schedraufpacktundfürsaugeistdaseheinewohltat~

  5. 17 | Christian

    Ich komme mit der deutschen Sprachen schon kaum klar. Warum zum Fick tue ich mir das an?! Ach ja: Die scheiß Japaner Produzieren ihre Animes nicht in deutscher Sprache. Was für Ahos. -.- Die sollten mal deutsch lernen bevor ich japanisch lerne …

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