Der NanaOne-Japanischkurs, Kapitel 17
Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte
Kapitel 17 –
Himmelarschundzwirn!
Das wird sicher ein lustiges Kapitel. Allerdings lasse ich die „wirklich“ schmutzigen Wörter aus dem Spiel und nenne hier nur Schimpfwörter, die für echte Beleidigungen oder als Fluch benutzt werden. Worte wie manko, kintama oder fakku kann man auch aus diversen Anime lernen.
Allerdings sollte man mit diesen Worten im echten Leben aufpassen. Also, dass man keine fremden Leute beleidigen sollte ist klar, aber im Gegensatz zur deutschen oder englischen Sprache gibt es im höflichen Japanischen viel weniger solcher vulgären Worte. Sagt man bei uns zu einer älteren Dame „alte Hexe“, dann ist das zwar verdammt unhöflich, aber in Japan eine Frau mit dem Pendant onibaba anzusprechen wird schon fast als echter Rufmord angesehen. Seid also vorsichtig mit den folgenden Worten! Moralapostel Ende.
Fangen wir mit den Grundlagen des Beschimpfens an. Baka und aho (bzw. ahou, beides ist richtig) kennen wohl die meisten. Beides bedeutet „Dummkopf“ oder „Trottel“. Wo liegt also der Unterschied?
Nirgends. Tendentiell wird baka zwar eher in Ostjapan benutzt, und aho in Westjapan, aber beides bedeutet das Gleiche und jeder Japaner kennt beide Worte.
Übrigens kann man baka noch mit yarou (Kerl) ergänzen; das lässt das Wort stärker klingen.
Will man sich beim Beleidigen auf das weibliche Geschlecht spezialisieren, kann man ama sagen. Es enspricht etwa dem deutschen Wörtchen „Miststück“ und klingt auch im Japanischen ziemlich hart. Schon sehr ironisch, dass ama früher „Nonne“ bedeutete.
Dieselbe Bedeutung hat auch yariman, allerdings ist das weit nicht so gebräuchlich und auch noch um einiges härter als ama.
Wie oben schon erwähnt gibt es auch ein Schimpfwort für ältere Frauen, nämlich onibaba. Es setzt sich zusammen aus oni, also einem japanischen Dämon, und baba, was „Hexe“ bedeutet. „Monsterhexe“ bzw Deutsch-typischer „alte Hexe“ kommt onibaba schon sehr nahe.
Besonders hässliche Frauen heißen busu. Das ist ziemlich ungehobelt und wird auch ausschließlich auf Frauen angewandt.
Keine Sorge, die Männer kriegen auch noch was ab – sogar ein paar Wörtchen mehr als die Frauen. Da wäre mal das gute alte buta yarou, was man sogar wortwörtlich übersetzen kann – „Saukerl“.
Noch schlimmer als das ist kuso yarou, welches man ebenfalls wörtlich übersetzen kann und auf Deutsch „Scheißkerl“ heißt.
Apropos yarou – Vorhin meinte ich doch, dass yarou „Kerl“ bedeutet, stimmt’s? Nun, im Japanischen kann das auch auf Frauen angewandt werden; ebenso wie yatsu, was dieselbe Bedeutung hat. Allerdings werden buta yarou und kuso yarou als feste Phrasen angesehen und nur für Männer benutzt.
Homosexuelle werden leider nicht nur hier diskriminiert, auch in Japan werden Männer mit okama oder dem internationalen homo beleidigt, anstatt Schwule damit neutral zu bezeichnen. Auch über den großen Teich geschafft hat es gei, also die japanische Version des englischen „gay“. Alle drei Worte werden als Beleidigung für Männer benutzt, also ist es egal, welcher Sexualität man angehört. Natürlich kann man die Wörter auch wertneutral einsetzen.
Ein besonders interessantes Wort für (oder gegen) Männer ist sodaigomi. Es heißt eigentlich bloß „Sperrmüll“, bezeichnet aber frech einen Ehemann. Was genau am Ehemann mit „Sperrmüll“ gemeint ist, überlasse ich eurer Fantasie.
In Anime, in denen die Kamera manchmal unter den Rock der Mädchen-Schuluniform fährt, hört man manchmal sukebe, also „Lüstling“. Meistens wird das Wort laut und mitsamt einem schrillen „kyaaa!“ ausgerufen.
Bei Kindern sieht die Sache etwas humaner aus. Wir können im Deutschen „Biest“, „Balg“, „Gör“ oder „Bengel“ sagen, aber im Japanischen konzentriert sich die geballte Schlagkraft all dieser Wörter in gaki. Na gut, so schlimm ist gaki nicht, aber als besonders verzogenes japanisches Kind kann man das schon als Beleidigung auffassen.
Gendarmen und Polizisten bekommen auch ihre eigene Bezeichnung. Besonders im nördlichen Land der drei deutschsprachigen Staaten hört man zwielichtige und raubeinige Typen diese netten Beamten mit „Bullen“ beschimpfen, was ja die beiden Alpenländer höflicherweise nicht tun. Die haben andere Beschimpfungen für Polizisten. („Kiwara oida!“)
In Japan beleidigt man diese Leute mit deka. Das heißt eigentlich nur „Detektiv“, zählt aber zur Vulgärsprache.
Menschen mit etwas mehr Körpermasse als nötig kann man mit debu ansprechen. Es bedeutet „fett“, wird aber als Substantiv verwendet.
Hat man mal nicht eine Person vor sich und will einfach Gott und die Welt verfluchen, kann man das mit chikushou, kuso oder kusottare. Wenn jemand chikushou schreit, weil der Hund mal wieder über das Stromkabel gestolpert ist, oder jemand kusottare flucht, weil die Sandkastenfreundin mit dem doofen Nick ausgeht, dann kann man das als spontanes „Dscheiße!“ interpretieren. Kuso ist die Kurzform von kusottare, die man verwendet, wenn man so schlecht drauf ist, dass man nicht mal mehr richtig fluchen will.
Die weichere Version von „Scheiße“ ist „passiert“. Oh Gott, was für ein schlechtes Wortspiel.
Denn das Verb „passieren“ heißt auf japanisch shimau, und die Vergangenheitsform davon ist shimatta. Wenn man einen gravierenden Fehler gemacht hat, sagt man shimatta, was ungefähr dem deutschen „Verdammt“ entspricht. Dabei heißt shimatta wirklich nur „passiert“ und wird auch nur je nach Intonation als Fluch oder als neutrales Wort benutzt. Diese Japaner…
Ein witziges Wort, das ich vor einiger Zeit mal im Internet entdeckt habe, ist kuso meshi, wörtlich „Stinkender Reis“. Damit meint man „Knastfutter“, also das Essen, das man hinter schwedischen Gardinen von den netten Beamten von vorhin bekommt.
Manchmal hat man nicht nur eine Person vor sich, sondern ein ganzes Rudel voller lästiger Unruhestifter. Will man auf sie verweisen, sagt man renchuu, was in etwa „Pack“ oder „Gesindel“ bedeutet. Hat man aber einen Haufen kleiner Bengel und einen Haufen Yakuza-Mitglieder vor sich und will aber nur die Knirpse ansprechen, kann man hinter das gaki auch ein -ra dranhängen, um aus dem gaki den Plural zu machen (gakira).
Ich muss zum Schluss noch mal auf yatsu zurückkommen.
Yatsu ist eigentlich eine ziemlich schwache Beleidigung. „Kerl“ ist im Deutschen ja auch kein wirkliches Schimpfwort, eher eine unhöfliche Variante von „Mann“. Das geht im Japanischen so weit, dass mit yatsu sogar auf Gegenstände verwiesen wird. „Mein Goldring ist der teure yatsu“ oder „Von allen Hündchen ist das der niedlichste yatsu“ sind umgangssprachlich völlig korrekte Sätze. Es kommt immer auf die Betonung an.
Ach, und als kleinen Bonus für gewisse Leute hier, von denen ich weiß, dass sie das Kapitel lesen werden: Chinko bedeutet „Penis“ und manko bezeichnet die Vagina. GNIHIHIHI~
Aber nein, ehrlich, verwendet besonders letzteres nicht, es ist ein verflucht schlimmes Wort.
Datum: 06.05.2012
Kategorien: Blog, NanaOne-Japanischkurs
Link: #5657
Ich vermisse den kusojiji. Wieder nicht an mich gedacht, wie?
Link: #5658
Viel interesssanter ist doch die hier beigebrachte Verwendung des Futur Perfekt: „wird angewandt“.
Ich wünsche mir einen ausführlichen Artikel zu dem Thema, um das in den nächsten Karussellfleischsubs zu verwenden!
Link: #8321
„wird angewandt“ ist stinknormales Präsens Passiv. Futurperfekt (aka Futur II) wäre „wird angewendet haben“ bzw. im Passiv „wird angewendet worden sein“. Nur für Leute, die das da oben lesen und darum an ihrem Sprachgefühl zweifeln…
Link: #28905
Halt STOP
du sagtest ganz am anfang das diese wörter in Japan EXTREM unhöflich sind, aber warum enden jeder zweite Satz in Animes mit „baka“ WTF?! was wird der Jugend da denn im Fersehn geboten. oder sind alle Animes in japan FSK18 PG-17 PEGI18 was auch immer du weisst was ich meine.
Link: #29071
Höflichkeit und Nettigkeit sind 2 verschiedene sachen.
Ich kann ja auch leute höflich beleidigen, oder aber Naich auspacken der dann ganz harte verbale Geschütze auffährt.