Der NanaOne-Japanischkurs, Kapitel 26

 

Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte

Kapitel 26-

Ahrten fon Werbehn

Gehen wir doch mal ein bisschen näher auf dieses seltsame grammatikalische Konstrukt namens Verb ein.

 

Das, was ich in Kapitel 14 alles über Verben erzählt habe, ist eigentlich nur die halbe Wahrheit. Gut, ich erzähle ja in fast jedem Kapitel nur die halbe Wahrheit, um die Themen einfach zu halten, aber japanische Verben sind nun mal etwas komplexer, als ich in Kapitel 14 erklärt hab.

Es gibt da zum einen mal die Verben, die selbst der größte Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte, konjugieren kann. Jeder hier kennt wahrscheinlich das Wort 食べる (taberu). Ich benutze es dann, wenn ich gerade mein leckeres Schweinsschnitzel mit Petersilienkartoffeln runterschlucke (also „essen“). Wenn ich mit diesem Schnitzel aber irgendwann mal fertig bin, dann „habe“ ich es gegessen, also sollten wir das 食べる irgendwie in die Vergangenheit bringen. Und wie machen wir das? Indem wir das abschneiden und ein drankleben (食べた). So haben wir dieses Verb in die Vergangenheit gesetzt und es heißt nun „gegessen“. Das funktioniert mit allen Verben so! Aus 見る (miru, sehen) wird 見た, aus 着る (kiru, tragen (Kleidung)) wird 着た und so weiter und so fort. Das geht natürlich auch mit anderen Konjugationen, zB der te-Form (食べて, 見て, 着て), aber das kennen wir ja schon von Kapitel 14.

Lolnein, es funktioniert natürlich nicht mit allen japanischen Verben, sonst könnte ja noch jemand auf die Idee kommen, die Sprache wäre einfach. Es geht nur bei Verben, die ein ~iru oder ~eru hinten dranstehen haben. (Und selbst da nicht alle, aber das können wir mal vernachlässigen.) Das Ganze lässt sich nämlich so lange anwenden, bis wir zB bei 聞く (kiku, hören) ankommen. Was schneiden wir hier ab?

Hier schneiden wir gar nichts ab, hier stecken wir das Verb und die Konjugation in einen Mixer und rühren mal kräftig durch. Heraus kommt dann keine komplette Sprachvergewaltigung, aber es ist dennoch etwas einfacher, die Konjugationen dieses Verbs einfach auswendig zu lernen, anstatt diese Formen jedes Mal selbst im Kopf zu bilden. Weil ich aber so fies bin (und ich noch ein bisschen Text für dieses Kapitel brauche), gibt’s hier eine kurze Anleitung zum Bilden dieser Konjugationen:

 

Verbform Einstufig Fünfstufig
Verneinungsform weg + ~ない a-Reihe + ~ない
Höflicher Infinitiv weg + ~ます i-Reihe + ~ます
Wunsch weg + ~たい i-Reihe + ~たい
Konditionalform weg + ~れば e-Reihe + ~
Befehlsform weg + ~ oder ~ e-Reihe
Absichtsform („Let’s do!“) weg + ~よう o-Reihe + ~

WAT.
Nein, wirklich, WAT.
Okay, ganz von vorne.

Die oben genannten Verben, die auf ~iru oder ~eru enden, heißen einstufig, weil es in der Kana-Tabelle nur beim notwendig ist, es zu verändern. Alle Verben, die kein ~iru oder ~eru hinten dranstehen haben, heißen fünfstufig, weil man die volle Höhe einer Kana-Tabelle ausnutzen muss, um es zu konjugieren (also a, i, u, e und o, nach Adam Riese wären das fünf Möglichkeiten). Wollen wir nun das Verb 見る verneinen, schauen wir zuerst mal, was wir überhaupt für ein Verb haben. Es endet auf ~iru, ist also höchstwahrscheinlich ein einstufiges Verb. Dann schauen wir in meiner Superspecialawesome-Tabelle nach und gucken, was wir tun müssen, um es richtig zu konjugieren. Laut dieser Tabelle müssen wir das weglassen (, das ist der sogenannte Wortstamm) und ein ない dranhängen, damit kämen wir auf 見ない. Das ist auch richtig und funktioniert eigentlich immer so. Eigentlich. Denn es gibt noch eine große Ausnahme, zu der ich später komme.

Weil ich Tabellen so hübsch finde, gibt’s mal die volle Liste aller von mir genannten Konjugationen mit dem fünfstufigen Verb 聞く.

 

Verbform きく
Neutraler Infinitiv 聞く
Verneinungsform 聞かない
Höflicher Infinitiv 聞きます
Wunsch 聞きたい
Konditionalform 聞けば
Befehlsform 聞け
Absichtsform („Let’s do!“) 聞こう

Ganz genau, ich such mir einfach das passende Hiragana und ersetze damit das . Das funktioniert mit allen fünfstufigen Verben so, egal ob sie auf oder oder oder wasweißichgebbismutterstinktnachkalbsleberwursthurfderp enden.

Ach, übrigens, das waren noch weit nicht alle Verbkonjugationen, die es gibt, aber mit diesen paar haben wir schon mal einen netten Überblick. Es wird nicht mehr komplizierter als das. (Man kann es sich ja auch automatisch mit dem DOS-Programm Tangokikai (bekannt aus Kapitel 13) ausschreiben lassen :3 )

Das… war natürlich Blödsinn, es wird jedes Mal noch komplizierter, wenn ich das sage. Wir haben zwei Infinitivformen, eine Verneinung, eine Wenn-Form, eine Befehlsform und eine Lass-uns-tun-(gnihihi)-Form. (Was diese Formen darstellen sollen, kann sich hoffentlich jeder selbst ausmalen.) Was fehlt uns jetzt noch, um den schönen Überblick vervollständigt zu haben? Die Form, die ich gleich am Anfang genannt habe, die Vergangenheitsform eines Verbs.

Die ist recht doof zu bilden, zumindest für fünfstufige Verben. Einstufige Verben werden wie üblich zusammengeschustert. Man schmeißt das zum Altpapier und klebt an das Überbleibsel ein dran. Für fünfstufige Verben gibt’s wieder eine hübsche Tabelle, weil ich zu faul bin, alles in Prosa erklären zu müssen:

 

Endungssilbe Vergangenheitsform
~ ~した
~ oder ~ ~いた oder ~いだ
~ぶ, ~ oder ~
~んだ
~ , ~ oder ~ ~った

Wenn wir ein schönes Bild von einem einem Vogel zeichnen (書く), dann aber schließlich fertig sind, dann haben wir das Bild gezeichnet (書いた). Wenn jemand anderes dann schamlos dieses Bild kopiert, lustigen Text dazuschreibt und im Internet veröffentlicht, dann können ihn die Leute so lange lesen (読む), bis sie ihn bis zum Schluss gelesen haben (読んだ). Wenn diese Leute dadurch dann lachen (笑う), dann können sie später ihren Freunden davon erzählen, wie sehr sie darüber gelacht haben (笑った).

 

So, keine Lust mehr. Nächstes Mal schauen wir uns noch kurz das hochkomplizierte Thema der Verbtransitivität an, dann heißt’s wieder Kanji ante portas.

Autor:
Datum: 08.07.2012
Kategorien: Blog, NanaOne-Japanischkurs

  1. 1 | masat

    Jetzt erstmal lecker Kalbsleberwurst!

  2. 2 | Drekelmann

    光がさっと輝いたのです。
    Das Licht leuchte plötzlich.

    Oder, gemessen an dem anderen Text im Bild:

    Es werde Licht.

    Übersetzung korrekt?

    • 3 | naich

      Ja, das ist die offizielle japanische Bibelübersetzung 🙂
      „Und es wurde Licht“

      • 4 | Drekelmann

        Ich hätte auch (wörtlich) übersetzen können: Das Licht ist plötzlich hell. Woher weiß der Japaner, der den Satz hört oder liest, dass das Ganze eine Aufforderung bzw. ein verkappter Befehl ist (wie eben im Deutschen der Konjunktiv an dieser Stelle verwendet wird) und kein einfacher Aussagesatz? Liegt es am „desu“? Oder, was ich den Verdacht habe, am „ta“ hinter dem „kagayai“?

        • 5 | naich

          Das weiß kein Japaner, weil der Satz kein Befehl / keine Aufforderung, sondern eben ein einfacher Aussagesatz ist^^ Die Bibel wurde ja nicht wörtlich aus dem Deutschen übersetzt.
          Das „ta“ hinter „kagayai“ setzt das Verb nur in die Vergangenheit.

          • 6 | Drekelmann

            Nein, wörtlich aus dem Deutschen nicht, aber doch sinngemäß aus irgendeiner Sprache, nehme ich an, vorzugsweise dem Original, was in diesem Fall („Es werde Licht“, Schöpfungsgeschichte, also AT) wohl Hebräisch sein dürfte. Ich weiß nicht, ob der Konjunktiv im Hebräischen dieselbe auffordernde Funktion übernehmen kann wie im Deutschen (und Lateinischen und (zumindest Alt-)Griechischen), aber irgendeinen Sinn wird es ja wohl haben, dass es in der deutschen Übersetzung heißt: „Es werde Licht“ und nicht „Das Licht ist (bzw. leuchtet)“. Und diesen Sinn hatte ich in der japanischen Übersetzung auch erwartet. Darum jetzt meine Interessensfrage: Wie würde man denn, wenn man „Es werde Licht“ im Japanischen ausdrücken wollte, das „kagayai“ verändern? (Oder, falls das Japanische diese Funktion nicht so ohne Weiteres aufweist, wie könnte man sie anders ausdrücken?)

          • 7 | naich

            そして光になった。
            Hätte ich jetzt spontan gesagt, vorausgesetzt, ich habe den Satz im Deutschen richtig interpretiert. „Und es wurde Licht“ entspricht ja nicht mehr unbedingt der gängigen deutschen Grammatik. Das „kagayai“ brauchen wir logischerweise nicht mehr, weil der Satz ja kein „leuchten“ beinhaltet. Ein Bezug zu einem Subjekt fehlt ja auch („Und >es< wurde Licht" - Was ist "es"?), darum lässt sich das irgendwie blöd übersetzen.

          • Okay, die Stelle ist ein wenig frickelig.

            Die Tora ist natürlich in Hebräisch geschrieben. Und Verben im Hebräischen haben reichlich wenig mit dem zu tun, was wir aus dem Deutschen (/Griechischen/Lateinischen) kennen.
            Das „Es werde Licht“ heißt dort „ihi ‚or“ und „ihi“ ist „sein, werden, existieren, eintreten, geschehen…“ im (im Hebräischen als eigene Form existierenden) Jussiv (3.P.Sg). Jussiv ist eine Art Befehlsform (aber kein Imperativ) und ist im Deutschen eben diese erwähnte Befehlsform mit Konjunktiv.
            Der zweite Teil des Satzes „Und es wurde Licht“ „waihi’or“ müsste ein Waw-Imperfekt sein, was eine unmittelbare (zeitliche oder kausale) Folge auf etwas darstellt.

            Das Missverständnis ist hier aber glaube eher, dass es zwei Sätze sind und Naich den ersten im Deutschen und den zweiten im Japanischen geschrieben hat.

            @naich
            Weder „Es werde Licht“ ist grammatikalisch unüblich („Er lebe hoch“) noch ist es „Und es wurde Licht“ („Er ging kacken“). Wenn du dich am „Es“ aufhängen möchtest… Nun ja, im Deutschen brauchen wir so was halt. Und wenn das in deinen Ohren etwas merkwürdig klingt, mag das einfach an der Sache liegen. Dass der Herr die Dinge ex nihilo ins Leben ruft, ist halt was Besonderes.

          • 9 | Gebbi

            höhö, du hast „kacken“ gesagt…

          • 10 | naich

            Mein Problem ist, dass die beiden Sätze in dieser Form heute als eigenständige Phrasen gelten und, würde die Bibel erst mit heutiger deutscher Grammatik übersetzt werden, heutzutage niemand mehr „Es werde Licht“ hinschreiben würde. Nimmt man diesen Phrasen-Status also weg, würde ich nicht behaupten, dass diese Art von Formulierung „gängig“ ist 😉
            Darum war ich mir auch nicht sicher, ob ich den Satz auch im wörtlichen Sinn richtig interpretiert habe. Das Hauptproblem war eben, dass mir ein Bezug zum Subjekt fehlte, aber das hab ich im Japanischen dann ja weggelassen.

            @Gebbi: Stirb in einem Foyer.

          • 11 | Drekelmann

            „Das Missverständnis ist hier aber glaube eher, dass es zwei Sätze sind und Naich den ersten im Deutschen und den zweiten im Japanischen geschrieben hat.“

            Aha, das hatte ich schon befürchtet.

            Also, „Es werde Licht“ findet sich so auch im Lateinischen („Fiat lux“, wobei „fiat“ keine Automarke ist, sondern auch ein Konjunktiv, nämlich von fieri, was, wie ich Codos III. Anmerkung verstehe, meines Erachtens etwa denselben Bedeutungsumfang haben müsste wie das von ihm erwähnte „ihi“), äquivalent übersetzbar als „Es soll Licht werden“ oder, wenn einem der Ausdruck „Licht werden“ zu altmodisch ist, „Licht soll entstehen“. Folglich würde mich interessieren, wie dieses „sollen“ im Japanischen am „stilechtesten“ ausgedrückt wird, wobei ich mal davon ausgehe, dass das auch dort mit einem Hilfsverb vonstatten geht.

            Hätte gerne auf Die Codo-III.-Antwort geantwortet, aber euer Kommentarsystem blendet die „Antworten“-Links wohl rein nach Willkür ein…

          • 12 | Gebbi

            aber euer Kommentarsystem blendet die “Antworten”-Links wohl rein nach Willkür ein…

            Ne, wenn die Kommentare über zu viele Ebenen (max. 5) verschachtelt werden, wird der Antworten-Button nicht mehr bei folgenden Kommentaren eingeblendet.

          • 13 | Drekelmann

            Nachtrag, da ich jetzt auch naichs Beitrag von 21:52 Uhr gelesen habe: In „Es werde Licht“ ist das Licht das Subjekt. Man kann auch sagen: „Das Licht werde“. Die Umschreibung mit „es“ ist nur eine stilistische Sache, die ich jetzt nicht weiter aufdröseln will. Im Lateinischen zum Beispiel ist es eben einfacher: „lux“ im Nominativ, und darauf bezieht sich dann das „fiat“. Und im Hebräischen sehe ich bei Codo auch nur einen Subjekt-Kandidaten („‚or“). „werden“ im Deutschen hat hier nur eben nichts mit „zu etwas werden“ zu tun, sondern… (siehe Codos Hebräisch)

          • 14 | naich

            In “Es werde Licht” ist das Licht das Subjekt. Man kann auch sagen: “Das Licht werde”.

            Dann haben wir aber ein Problem mit dem Verb, denn „werden“ ist transitiv, braucht also irgendein Objekt-Nomen oder Adjektiv. Aber ich hab ja keine Ahnung von Hebräisch oder Latein (oder diesem altmodischen Deutsch), darum will ich da nicht weiter reinreden.

            Als leichte Befehlsform würd ich im Japanischen die te-Form verwenden. Wenn du dich nicht gerade an irgendeine Person wendest („Werde (bitte) Licht!“), dann hätte ich 光になって gesagt, aber das klingt selbst in meinen Ohren etwas seltsam, wenn es sich nicht auf eine Person bezieht. Vielleicht ist Gott ja aber wirklich die omnipotente Kraft, wie sie beschrieben wird, dann geht möglicherweise auch eine direkte Befehlsform (なれ), aber das hängt dann vermutlich von der Interpretation des Übersetzers ab.

          • 15 | Codo III.

            Was ist daran altertümlich oder eine Phrase?
            „Und es wurde Herbst.“ Dann ist ein Satz, der kaum gebräuchlicher sein könnte. Wen würde das denn grübelnd zurücklassen (außer naich)?

            Was dich nur fertig macht, ist, dass das „sprechen“ der Schöpfungsakt ist. Wenn Gott etwas sagt, dann ist das auch so (bzw. dann „ist“ das überhaupt erst).

            Es heißt ja eben nicht: „Gott sagte zu sich ‚Hm… Irgendwie wäre Licht geil.‘ Da rief er „Licht, komm doch mal her!“. Und da wurde es hell.“ (uh… Sorry, wieder dieses altertümliche, unverständliche „es“, meine natürlich: „Und da kam Onkel Licht zur Existenz hereinspaziert.“)
            Und es (ach, fuck… Noch ein „es“… Wie soll man das denn anders schreiben, um Himmels Willen?!) heißt eben auch nicht: „Gott bemerkte: ‚Kacke, ich brauch was Helles.‘ Und er kramte in seiner Tasche, bis er ein Feuerzeug fand, und machte damit Licht.“
            Verstehste? Geht nicht darum, dass etwas zu etwas wird. Sondern dass überhaupt etwas „ist“, dass etwas „Sein“ hat. Und nun ja, das ist halt keine banale Geschichte. Du magst da einen verharmlosenden Ausdruck fordern, der es (scheinbar) einfacher macht, weil er den Knackpunkt verschleiert. Aber das ist ziemlich unredlich und schlechter Stil.

            Ein direkter Befehl schließt sich ja aus, weil es nichts gibt, an das man diesen Befehl richten könnte. Und es ist natürlich auch keine Bitte.
            Es ist einfach das „Schöpfungswort“. Deshalb heißt es dann auch im ersten Satz des Evangeliums nach Johannes „Am Anfang war das Wort“.

            Na ja, deshalb meinte ich eingangs ja auch, dass diese Stelle ziemlich knifflig ist. Und es geht ja hier im Japanischkurs auch nicht um ordentliche Bibelübersetzungen. Mit so bedeutungsschwangeren Texten haben wir ja hier eigentlich nichts am Hut.

          • 16 | naich

            Schlechter Stil ist es nur, weil der Satz „Und Licht erschien“ eben nicht so episch klingt, wie es dem Kerl im Himmel laut Bibel zustehen würde. Verschleiert ist der Knackpunkt ohnehin schon, ich will den Satz bloß vereinfachen. 😉

            Mein Problem mit gerade diesem „Es“ ist, dass es sich auf wirklich rein gar nichts bezieht. „Es wurde Herbst“, da ist klar, dass die Jahreszeit gemeint ist. Aber „Es wurde Licht“? Was wurde Licht? Das Nichts, von dem am Anfang die Rede war? Wenn ja, dann ist der Satz ohne Kontext ziemlich sinnlos.

            Du hast doch eben noch damit argumentiert, dass der Satz in hebräischen Originalschrift im Jussiv geschrieben ist. Was kommt denn deiner Meinung nach näher dran als ein leichter Befehl?

          • 17 | Codo III.

            Na ja, ein Jussiv ist ja ein Befehl, nur kein direkter. Er richtet sich halt an die 3. Person. Im Deutschen wäre das idR die Bildung mit dem Konjunktiv: Es werde Licht. Er lebe hoch. Oder auch mit Hilfverb „sollen“+Infinitiv: Es soll so geschehen. Er soll kacken gehen.
            Keine Ahnung, was da im Japanischen das wäre, was am ehesten dem Jussiv entspricht. Wichtig dabei ist nur zu bedenken, dass das durchaus ein echter Befehl ist und kein Optativ oder eine Bitte oder was weiß ich. (Du hättest deinen Spaß an den bisweilen im Griechischen von Jesus benutzten Imperativ im resultativen Perfekt^^)

            Und dann machte Gott eine Ansage: „Jetzt soll erst mal Licht angehen!“ Und „bang“, es passierte sofort! Plötzlich war es überall hell!

            So übersetzt das die Volxbibel, die sich rühmt besonders „jugendlich“ zu schreiben. Wenn du es also lieber cool haben magst…
            Lustigerweise ist aber auch hier diese „es“-Konstruktion, die nach deiner Meinung nach ja nur damals beim Thing zum angeben benutzt wurde.
            Vielleicht magst du ja einsehen, dass du mit der Behauptung, dass das altertümlich sei, ins Klo gegriffen hast. ~
            Abgesehen davon übersetzt aber jede halbwegs ernstzunehmende Bibelübersetzung „Es werde Licht“ und das durchaus mit Grund. Wenn es „Das Licht soll werden“ heißten sollte, würde man im Hebräischen wahrscheinlich so was schreiben wie „ha’or jhi“ und nicht „jhi ‚or“.
            Und nun ja, Sprache ist nun mal abstrakt. Das Deutsche eigentlich auch viel mehr als das Hebräische. Damit wirst du leben müssen, wenn du später mal mit nicht-profanen Texten zu tun hast.

          • 18 | naich

            Vielleicht magst du ja einsehen, dass du mit der Behauptung, dass das altertümlich sei, ins Klo gegriffen hast. ~

            Das mag ich erst, wenn mir jemand einen triftigen Grund aufgeschrieben hat, warum man heutzutage noch so eine Phrase schreiben sollte, würde sie eben nicht als „Phrase“ gelten 😉
            Ist aber auch egal. Es ist ja nicht so, als wäre das irgendwie objektiv festlegbar und entspricht nur meiner Meinung, darum wär’s sinnlos, darüber zu streiten. Das ist ein Japanischkurs, kein „Sinnerfassendes Enträtseln von Bibelversen“-Kurs 😛

          • 19 | Drekelmann

            Hoffe, dieser Diskussionsbeitrag landet an der richtigen Stelle in der Reihenfolge.

            Ich wollte niemanden, der mit den klassischen Humanistensprachen nichts zu tun hat, vor den Kopf stoßen oder bloßstellen. Möchte mich daher Codos Sarkasmus nicht anschließen, muss ihm aber Recht geben, dass die „es“-Umschreibung im Deutschen weit gebräuchlicher ist, als man bei „Es werde Licht“ denken mag. Man denke an Sätze wie „Es ist erwiesen, dass…“: Wofür dieses „es“ steht, wird nachgeholt.

            Trotzdem hat naich Recht, dass der Fall bei „Es werde Licht“ anders liegt als bei „Es wurde Herbst“. Wenn man von „werden“ als „etwas werden“ absieht (denn das ist in der Tat transitiv), stößt man auf Formulierungen wie „die werdende Mutter“ etc., die sich zwar auch auf die transitive Variante zurückführen lassen, dann aber anders lauten („die Frau, die demnächst Mutter wird“). Und genau so müsste es auch mit „Es werde Licht“ funktionieren, nur, dass man bei der Ersetzung der Phrase (ja doch, es ist eine) nach dem Sinn gehen muss. Also nicht „naru“ (es wird nicht irgendwas zu Licht), sondern was weiß ich, „seisei suru“ oder was auch immer für „entstehen“ verwendet werden würde. Denn es ist die Schöpfungsgeschichte, das Licht wird gerade erst geschaffen, es entsteht also. Die entsprechende englische Variante lautet übrigens „Let there be light“ (internationale Übersetzung) bzw. „There shall be light“ (King James).

            Was verrenne ich mich schon wieder ins Sezieren der Formulierung? Ich brauche einfach nur ein passendes Hilfsverb für „sollen“, das ich dann an „hikari ga deshi“ anhängen kann. Wörtlich soll das Ganze dann „Das Licht soll sein“ heißen. Habe offenbar mit meiner Nachfrage in ein Wespennest gestochen. Wollte wirklich nur eine Ausdrucksfrage klären, die mir bei der ganzen Sache aufgekommen war.

  3. 20 | Drekelmann

    Und jetzt mal zur Abwechslung was, das mit dem Artikelthema zu tun hat, und damit eine Nachfrage, mit der naich im Augenblick vielleicht mehr anfangen kann:

    Was macht man, wenn man diese Verbformen kombinieren will, also z.B. ein Wunsch oder eine Konditionalform in der Vergangenheit oder ein verneinter Befehl etc.? Und das Ganze auf den beiden Höflichkeitsebenen?

  4. 21 | Toto

    Anmerkung: 死ぬ ist das einzige Verb, dass auf ぬ endet. (warum auch wohl:3)

  5. 22 | Schnitzelschale

    書く heißt doch auch „schreiben“, oder? Unterscheidet man also im japanischen sprachlich nicht zwischen „zeichnen“ und „schreiben“

    • 23 | nano

      Du kannst für „zeichnen/malen“ zwar auch „egaku“ sagen, aber ob „kaku“ „zeichnen“, „malen“ oder „schreiben“ heißt, ist halt kontextabhängig.

    • 24 | Drekelmann

      Japanisch ist nicht die einzige Sprache, die diese Unterscheidung nicht zwingend trifft.

      Davon abgesehen: Japanisch zu schreiben, hat schon ziemlich viel vom Malen…

      • 25 | Schnitzelschale

        Das ist mir auch aufgefallen. Hiragana und Katakana schreibe ich zwar ganz normal wie unsere Druckbuchstaben (ein Glück, dass die Japaner nicht auch noch Schreibschriften für die Kana erfunden haben^^), aber für die Kanji setze ich die Linien recht langsam und versuche, sie möglichst genau zu setzen (auch, da ich versuche, ein Kanji immer in ein 2×2-Kästchen auf kariertem Papier zu quetschen, was zB. bei 青 immer etwas krampfhaftes hat xD).

        • 26 | Drekelmann

          ein Glück, dass die Japaner nicht auch noch Schreibschriften für die Kana erfunden haben^^

          So eine richtige Schreibschrift für Kana und Kanji gibt’s zwar nicht, aber wenn man schnell oder in Kalligraphie schreibt, kommt schon so was Ähnliches dabei raus (das ich übrigens weder schreiben noch – meistens – lesen kann).

          • 27 | Schnitzelschale

            Ich finde es ja schon schlimm genug, dass die gleich 2 Kana-Schriften haben. Eine würde einfach voll ausreichen.

            „aber wenn man schnell oder in Kalligraphie schreibt“

            Sowas?

          • 28 | Drekelmann

            Eher so was:

            (Schnelle Google-Suche, vielleicht nicht das beste Beispiel.)

          • 29 | Drekelmann

            Dein fu-Beispiel ist eigentlich mehr „natürliche Handschrift“, so schreibe ich das ふ meistens. (Allerdings mache ich die Striche dichter beisammen.)

          • 30 | nano

            Oh ja, wenn Japaner schmieren … Das kann man mitunter echt nicht mehr lesen xD

          • 31 | Schnitzelschale

            Das selbe kann man über uns Deutsche auch sagen. Wenn du meine Sauklaue lesen müsstest… ;D

          • 32 | Schnitzelschale

            Immerhin muss ich mir also keine Sorgen machen, dass ein Japaner meine Versuche, Kanjis zu schreiben nicht lesen kann.

          • 33 | Drekelmann

            Immerhin muss ich mir also keine Sorgen machen, dass ein Japaner meine Versuche, Kanjis zu schreiben nicht lesen kann.

            Wegen der Handschrift zwar nicht, du musst allerdings aufpassen, dass du bei ähnlichen Kanji die entscheidenden Unterscheidungsmerkmale kennst und korrekt anwendest (z.B. 土 und 士, 六 und 穴 oder 牛 und 午). Außerdem gibt es Kanji, die in ihrer (Computer-)Druckform deutlich anders aussehen, als man es handschriftlich von ihnen erwartet, und die ein Japaner auch nicht (oder nicht sofort) wiedererkennen wird, wenn sie von Hand in der Druckversion geschrieben werden, z.B. 人 und 入 (die sich auch noch verdammt ähnlich sehen).

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