Der NanaOne-Japanischkurs, Kapitel 33
Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte
Kapitel 33-
Nur das?
Wir haben in unserer Sprache relativ viele Synonyme für das Wort „nur“. „Bloß“, „lediglich“, „ausschließlich“… Äh, ja, gibt bestimmt noch sehr viele andere Beispiele. Hinterfragt nicht mein Wissen über die deutsche Sprache!!!
Jedenfalls haben die Japaner bei der Erfindung ihrer Sprache einige Spione nach Mitteleuropa geschickt, um unsere Technologien zu klauen, darunter auch die hochmoderne Wissenschaft des „Nur“-sagens. Sie haben bemerkt, wie wichtig dieses Wort ist, und für all unsere Synonyme für dieses Wort ein japanisches Äquivalent zusammengescrabblet! Und dann kam ein riesiges fliegendes Nilpferd und fraß alle auf, dann bin ich aufgewacht und das Bett war feucht.
Aber es stimmt, das es in Japan mehrere Worte für das deutsche „nur“ gibt, welche aber je nach Anwendungsgebiet variieren.
Da gibt es zum Beispiel das gute alte だけ (dake). Das entspricht so ziemlich unserem einfachen, deutschen „nur“.
Der Satz „私のこと好きになってください!“ wäre ein einfaches „Verliebe dich in mich!“ (netter Versuch), aber ein etwas romantischerer Anmachspruch wäre wohl „私のことだけ好きになってください!„, also „Verliebe dich nur in mich!“, auch wenn ich glaube, dass das auch nicht viel bringen wird.
Eine andere Form von „nur“ zeigt uns ばかり (bakari) und manchmal auch ばかし (bakashi), aber letzteres hört man nicht so oft. Es ist die Art von „nur“, mit der man nicht andere Gruppen ausgrenzt, sondern hervorhebt, dass eine spezielle Gruppe eben nicht aus der Aussage ausgegrenzt wurde. Verwirrt? Gut, ein Beispiel:
ドイツの駅はフランス人ばかりです。 – Auf deutschen Bahnhöfen laufen nur/lauter Franzosen herum.
Der Satz zeigt eine gewisse Subjektivität an. Natürlich gibt es auf deutschen Bahnhöfen auch andere Leute als Franzosen. Würde es aber tatsächlich ausschließlich französische Einwohner auf deutschen Bahnhöfen geben und aus irgendeinem Grund alle anderen Völker ausgestorben sein, wäre ein だけ passender.
ばかり hat aber noch eine andere Bedeutung, nämlich „gerade„. Das ist nicht das Gegenteil von „schief“, sondern das deutsche Äquivalent zum englischen „just„. „レベルアップしたばかりだ。“ würde zum Beispiel ein verwunderter Spieler eines Rollenspiels sagen, wenn er merkt, dass er nach zwei Gegnern schon wieder eine Stufe aufgestiegen ist. „Ich bin doch gerade erst ein Level aufgestiegen.“
Das Gegenteil von „nur“ ist „nur?“ – Zumindest, wenn man Japanern Glauben schenken will. „Nicht nur“ sagt man nämlich mit ばかりか (bakari ka).
Gebbiさんばかりか、miaさんも怠け者です。 – Nicht nur Gebbi, auch mia ist stinkefaul.
Eine Art von „nur“, die ich manchmal bei Personen höre, ist きり (kiri). Das ist allerdings ein Nomen und braucht daher entsprechende Partikel am Ende. (の bei Verbindung mit einem zweiten Nomen etc.) Abgesehen davon wird きり nicht so oft verwendet. Joa, mehr gibt’s dazu nicht zu sagen.
私は一人きりで遊ぶほうがいいです。 – Ich spiele lieber alleine. („nur ich alleine“)
のみ (nomi) ist eine besonders höfliche Art des „nur“. Äh, ja, das waren schon wieder alle Eigenschaften dieses Worts.
お茶のみ出します。 – Wir bieten nur Tee an.
Zum Schluss noch eine etwas ungewöhnlichere Art von „nur“, nämlich しか (shika). Hier muss das Verb in dem Satz verneint werden, sonst ergibt er grammatikalisch keinen Sinn. Man könnte das Wort vielleicht noch mit „außer“ übersetzen, dann wäre zumindest klar, warum das Verb verneint werden muss…
水しか飲めない。 – Ich kann nur Wasser trinken.
Jo, äh, Ende.
Datum: 30.09.2012
Kategorien: Blog, NanaOne-Japanischkurs
Link: #7957
Wieder ein interessanter und lustiger Kurs…
Danke ^^
Link: #7969
Ist es tatsächlich üblich, in deinem Satz „Watashi no koto suki ni natte kudasai“ und dem entsprechenden mit „dake“ das „ga“ wegzulassen?
Mit dem Satz in dem Bild kann ich nicht viel anfangen.
Was für eine Form ist „michiya“ („micha“?), oder sind das gar keine Okurigana? Sind „no ka yo“ gleich drei Satzendepartikel auf einmal oder ist „no“ eine Nominalisierung?
Link: #7971
Hm, ich hab das als selbstverständlich hingenommen, aber ja, wenn es ersichtlich ist, wovon ich rede, darf ich jede Partikel weglassen, in dem Fall halt das „ga“. Das wissen wir eigentlich schon seit Anfang des Kurses 😉
Die ~cha-Endung von Verben hab ich noch gar nie erwähnt. Das ist eine umgangssprachliche Abkürzung von „~te wa“. Und ja, sie ergibt in diesem Satz gar keinen Sinn, denn ich habe mich vertippt:P
Gemeint war „~chau“. Das ist die Kurzform von „~te shimau“ und eine Erklärung würde hier den Rahmen der Kommentarfunktion sprengen, aber kurz gesagt wollte ich damit eine Art „unerwartete“ oder „spontane“ Aktion ausdrücken, in diesem Fall „einfach mal zu gucken“, was ja Triebtäter in der Nähe eines hübschen Mädchens mit kurzem Rock gerne mal tun.
Und ja, das „no ka yo“ sind drei Abschlusspartikel. Damit wird eine wütende, laute Frage eines Mädchens gekennzeichnet. („No“ als Fragepartikel, die am öftesten von Frauen eingesetzt wird, „ka“ als allgemeine Fragepartikel und „yo“ als Ausruf.) Stell dir ein „?!“ dahinter vor, dann kommst du aufs selbe Ergebnis.
Link: #7982
Dass man Partikel weglassen darf, war klar, deswegen meine Frage, ob es üblich sei, weil du bisher in den Beispielsätzen mit „suki“ immer die Partikel verwendet hast. Außerdem klang für mich persönlich der Satz ohne „ga“ etwas, nun ja, „metrisch merkwürdig“. Ich habe ihn aber noch mal vor mich hergesagt und das „suki“-u verschieden stark verschluckt, und komme jetzt auch zu dem Ergebnis, dass sich der Satz ohne „ga“ leichter aufsagen lässt… 🙂
„te shimau“ kenne ich (einigermaßen), heißt der Satz dann „Können Sie nur mal eben gucken“? Das ergibt nämlich irgendwie keinen Sinn, es sei denn, es ist so was wie „Nur gucken, nicht anfassen“, und das sieht für mich kontextuell nicht so aus.
Link: #7983
Lies dir noch mal durch, wie du „shika“ interpretieren musst. Wenn du dann immer noch nicht zu einem Ergebnis kommst, sag ich’s dir 😉
Link: #8002
So, dann schreibe ich mal wörtlich, wie sich für mich der Satzbau darstellt:
michau = mite shimau – versehentlich gucken
michau shika – außer versehentlich gucken
dekinai – nicht möglich sein, nicht können
no ka yo – [macht den Satz zur Frage]
michau shika dekinai – außer versehentlich gucken nicht möglich = nur versehentlich gucken können
Michau shika dekinai no ka yo – Können Sie nur versehentlich gucken? (=“Können Sie nur mal eben gucken?“, dachte ich nach deinen Worten)
So, sag mir bitte, was ich falsch verstanden habe.
Link: #8003
Na ja, „shimau“ drückt in diesem Fall nicht wirklich ein „Versehen“ aus, eher eine spontante Aktion (unter Anderem). Da „miru“ ja für ein stinknormales „sehen“ steht, ist „mite shimau“ so etwas wie „gucken“, denn das bezeichnet den Zustand, auf etwas „hinzusehen“ und nicht bloß die Fähigkeit des Sehens.
Bei dem Satz hatte ich „Kannst du denn nichts außer zu gucken?!“ im Sinn.
Link: #8008
Ach so. Danke.
Aber wenn es sich tatsächlich um einen Triebtäter handelt, ist „Kannst du denn nichts außer zu gucken?“ dann nicht eine sehr gefährliche Frage? 😉
Link: #7984
Hm, ich hab das als selbstverständlich hingenommen, aber ja, wenn es ersichtlich ist, wovon ich rede, darf ich jede Partikel weglassen, in dem Fall halt das “ga”. Das wissen wir eigentlich schon seit Anfang des Kurses
^ Falsch. は・が・を werden meistens überlagert, andere Partikel werden jedoch nicht weggelassen (z.B. に・から). Je nach dem ob sie vor oder nach だけ stehen, hat der Satz eine andere Bedeutung.
zu しか. Die dt. Übersetzung des Beispielssatzes, ist unglücklich.
水しか飲めない。 – Ich kann NICHT AUSSER Wasser trinken.
So hat man das neg. Verb auch im Deutschen mit drin^^
„nicht nur sondern auch“ kann durch ばかりか ausgedrückt werden, aber dies ist formell, ähnlich wie どころか, obwohl es zw. diesen beiden formen auch einen großen unterschied geben kann (diesen hier zu erläutern würde den rahmen sprengen).
Die Standard form wäre だけで(は)なけ~も~.
Link: #7985
Interessant, welche Fehler man nicht bemerkt, obwohl man selbst weiß, dass sie Fehler sind. Oder anders: Ich wusste, dass man nicht JEDE Partikel weglassen darf, aber ich habe keine Ahnung, wieso ich das geschrieben hab xD (Oh Mann, das glaubt mir bestimmt wieder keiner ._.)
Hä? Wo liegt der Unterschied von „nur“ zu „nichts außer“ in diesem Satz? Beides sagt doch das Gleiche aus. Abgesehen davon steht auch in der Erklärung, dass „außer“ manchmal gut passen würde, aber „Nichts außer Wasser“ klingt nun mal nicht so gut wie „Nur Wasser“.
Gut, wusste ich nicht, wird ergänzt.
Link: #8012
Der Unterschied zwischen „nichts außer“ und „nur“ besteht darin, dass die erste Version ein „nicht“ (ない) drin hat, was die negierte Verbform im Japanischen besser im dt. Satz markiert. しか braucht immer Negation!
Ich guck mir mal an wie die TL von 新世界より so ist^^ Hab ja sowieso nen Arsch voll Jetlag orz
Link: #8016
Wenn du wie bei しか so auf wörtliche statt sinngemäße Übersetzung stehst, dann wirst du von unserem Untertitel vermutlich ziemlich enttäuscht werden. xD
Link: #8190
Zumindest ein wichtiges, weil oft im Japanischen verwendetes „nur“ geht mir bei Deiner Aufzählung ab: ただ (tada).
Beispiele (Wer weiß, wer hier zitiert wird, gewinnt ein Plus; Tipp: Kumeta Kôji):
– ただのディープラブですよ…Es ist bloß „deep love“.
– これはただの江戸っ子のべらんめー調だろ…Das ist bloß der ungehobelte Dialekt eines Tokioters.
Neben weiteren Bedeutungen, die nichts mit dem Thema zu tun haben, heißt tada „bloß, nur“ und ist ein sogenanntes no-Adjektiv. D. h. es wird mit seinem Bezugswort durch die Partikel „no“ verbunden.
Link: #8191
Das ist aber eine andere Art von „nur“ als die, die ich in diesem Kapitel vermitteln möchte. Hier geht es um jene, mit der man andere Bezugsgruppen ausgrenzt und nicht die, mit der ich eine Aussage abschwäche. Nicht ohne Grund kann ただ auch mit „gewöhnlich“ übersetzt werden.
Link: #8258
Das ging allerdings aus den einleitenden Worten, in denen Du mit humoristischer Note versuchst, den Zweck dieser Lektion darzustellen, nicht hervor. Denn dort ist davon die Rede, die japanischen Äquivalente des deutschen Wortes “nur” wiederzugeben. “Welche aber je nach Anwendungsgebiet variieren” suggeriert, daß mehr als ein Anwendungsgebiet, nicht bloß die Ausgrenzung (die dort gar nicht erwähnt wird), gemeint ist. – Was mich zu einem anderen Punkt bringt, den Deine Antwort aufgeworfen hat, indem sie leider einen didaktischen Fehler Deinerseits offenbarte. Dieser läßt sich aber einfach ausmerzen:
Als Lehrender darf man nicht nur auf den Inhalt des zu vermittelnden Stoffes Wert legen, sondern (u. a.) auch auf die Formulierung der Ziele. Wenn sie unklar bleiben, wird sich der Lernende bei der Lektion selbst schwerer tun als nötig.
Auf Kapitel 33 umgemünzt bedeutet das, daß der Leser aufgrund der ersten drei Absätze denken könnte, die im Text aufgezählten wären alle Möglichkeiten “nur” im Japanischen wiederzugeben. Das ist aber ein Trugschluß. Und das Vermeiden solcher Trugschlüsse ist Teil der Aufgabe des Lehrenden (sofern Du wie oben nach dem Schema Zieldarlegung vor Inhaltsvermittlung via Beispiele vorgehst. Es gibt auch Methoden, die bewußt auf das Erkennen von Trugschlüssen (d. h. Fehlern) abzielen, aber das ist ein anderes Thema und führe hier zu weit.).
In diesem Sinne hoffe ich, mich trotz angeschlagener Gesundheit und dementsprechend verminderter Konzentrationsfähigkeit verständlich gemacht zu haben und schließe mit einem freundlichen Gruß ins Land nieder der Enns.
Link: #8259
Ein einfaches „Das ging aber nicht aus der Einleitung hervor, ändere sie bitte“ hätte vollkommen gereicht xD
Aber gut, ich gebe mich geschlagen, ich werde ただ einbauen. (Da komm ich grad drauf, ich hab Totos Vorschläge noch nicht eingebaut… Mach ich alles morgen :V)
Freundlichen Gruß, ebenfalls aus dem Land nieder der Enns 😉
Link: #24821
水しか飲めない。 – Ich kann nur Wasser trinken.
Müsste da nicht vorne noch ein 私 o.ä. vor? Sonst hat der Gesprächspartner ja keinen Plan, ob ich mich oder ihn meine,- es sei denn, ich würde mit mir selber reden^^
Link: #24822
Nein, die Personalpronomen werden extrem häufig weggelassen. Das ist meiner Meinung nach das Schwierigste am Japanischen – rauszufinden, über wen gerade gesprochen wird. Oft ist es aus dem Kontext ersichtlich, aber manchmal muss man schon ziemlich grübeln, über wen gerade geredet wird, damit es im Kontext wieder Sinn ergibt.