Der NanaOne-Japanischkurs, Kapitel 58

Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte

Kapitel 58 –

Niemand mag Konni

Wisst ihr was? Ich habe das Gefühl, dass ich euch viel zu lange mit einfacher Grammatik und simplen Satzaussagen bei der Stange gehalten hab. Ich finde, es wird langsam mal Zeit, euch ein paar lustige Dinge zum Auswendiglernen zu zeigen, damit mir die Leserschaft davonläuft und ich mehr Zeit habe, um zwischen den Kapiteln zu prokrastinieren! Oder fürs Studium zu lernen, das wär wohl auch keine so schlechte Idee. I-Ich meine natürlich, ich werde bestimmt ganz viel fürs Studium lernen und sicher nicht meine Zeit unnötig mit lustigen Katzenbildern und Videospielen vergeuden! G-Ganz ehrlich! Sie können jetzt aufhören, mitzulesen, Herr Professor!

J-Jedenfalls wissen wir seit Kapitel 3 jetzt, dass für japanische Verben eine Form existiert, die die Gegenwart und gleichzeitig eine höfliche Sprechweise ausdrückt. Ja, genau, die masu-Form war’s mit tabemasu und yomimasu. Die masu-Form erkennt man ziemlich einfach, indem man nachguckt, ob da am Ende des Verbs ein “masu“ dranhängt. Jetzt haben sich vielleicht ein paar Leute gefragt: „Aber Herr Lehrer, wenn die Verben in der Wörterbuchform eigentlich taberu und yomu heißen, wieso heißt die masu-Form dann nicht einfach taberumasu und yomumasu?“

Nun, mein braver, aufmerkasmer Schüler (Dich hab ich nicht gemeint, Konni! Ab zum Direktor!), da musst du wohl leider einen Sprachgeschichtsforscher fragen, denn ich habe keine Ahnung, warum sich die masu-Form so komisch von der Wörterbuchform unterscheidet. Was ich dir dafür sagen kann, ist, wie man sie bildet.

Das ist eigentlich ganz simpel. Wir schmelzen zuerst das Verb in der Wörterbuchform ein und gießen es dann in eine sogenannte Konjunktionalform“ (連用形, ren’youkei; manche sagen auch „masu-Stamm“, aber das ist doch fast schon ein Grundschulausdruck). Danach kleben wir einfach ein masu dahinter und wir sind fertig. Doch dann kommt die kleine Fee der japanischen Sprache und knallt dir mit der Faust direkt eine ins Gesicht. Das kitzelt zwar nur ein wenig, weil sie als Vollzeitfee nun mal ziemlich kleine Händchen hat, aber so einfach funktioniert die Bildung dieser masu-Form nun auch wieder nicht. Das Problem, das wir dabei haben, ist, dass diese Konjunktionalform davon abhängig ist, mit welcher Art von Verb wir es zu tun haben. Es gibt nämlich drei Arten davon:

1 – Vokalische Verben

Man nennt sie auch „einstufige Verben“. Das sind Verben, die in der Wörterbuchform auf -ru enden. Verwendet man eine lateinische Umschrift, kann man sogar erkennen, dass sie -eru oder -iru hinten dranhängen haben (also eine Silbe aus der E-Reihe oder I-Reihe + ru).

Bei vokalischen Verben ist die Ren’youkei nicht sehr kompliziert. Wir schneiden einfach -ru weg, werfen es zum Altpapier und sind fertig. Für die masu-Form müssen wir an dieses ru-lose vokalische Verb nur noch ein -masu anhängen.

Wörterbuchform Ren’youkei masu-Form
食べる (taberu; essen) 食べ (tabe) 食べます (tabemasu)
寝る (neru; schlafen) (ne) 寝ます (nemasu)
起きる (okiru; aufwachen) 起き (oki) 起きます (okimasu)
見る (miru; sehen) (mi) 見ます (mimasu)
出る (deru, hinausgehen) (de)
出ます (demasu)

 

So weit, so gut. Die nächste Verbgruppe ist nicht mehr so einfach, muhahaha!

2 – Konsonantische Verben

Wer hätte das erraten. Die werden allerdings nicht „zweistufig“, sondern „fünfstufig“ genannt, weil sich der Stamm auf fünf verschiedene Arten verändern kann. Hurra! Wenigstens haben alle konsonantische Verben gemeinsam, dass sie in der Endung immer ein „U“ haben (also ku, mu, tsu etc.). Für die Ren’youkei pickt man sich dann das U einfach raus und biegt es gerade, sodass es wie ein I aussieht. Aus ku wird ki, aus mu wird mi, aus tsu wird… nicht tsi, sondern chi. Einfach in der Kana-Tabelle nachgucken, wenn man sich nicht sicher ist. Solange man eine Zeile nach oben geht (von U nach I), liegt man richtig. Am Ende macht man’s den vokalischen Verben nach und holt sich etwas Panzertape, um ein -masu dranzukleben.

Wörterbuchform Ren’youkei
masu-Form
読む (yomu; lesen) 読み (yomi) 読みます (yomimasu)
聞く (kiku; hören) 聞き (kiki) 聞きます (kikimasu)
死ぬ (shinu; sterben; das ist das einzige japanische Verb, das auf nu endet) 死に (shini) 死にます (shinimasu)
持つ (motsu; halten) 持ち (mochi; nein, das ist nichts Leckeres) 持ちます (mochimasu)
帰る (kaeru; zurückkehren) 帰り (kaeri) 帰ります (kaerimasu)

 

(In den beiden Beispieltabellen kann man übrigens sehr gut sehen, warum ein Teil des Verbs ein Kanji ist und der andere Teil in Hiragana geschrieben wird. Ein Kanji ist in der Aussprache etwas Unveränderliches, aber Silbenzeichen kann man problemlos austauschen, wenn sich die Silbe verändert. [Memo an mich: Überarbeitetes Kanji-Kapitel verlinken~])

„Aber Herr Lehrer, warum steht da kaeru? Ist das wegen -eru nicht ein vokalisches Verb?“
Gut aufgepasst, lieber Schüler. Und du gehst zum Direktor, Konni. Mir egal, ob du gerade eben erst bei ihm warst.
Unter den konsonantischen Verben gibt es ein paar falsche Freunde. Die enden in der Wörterbuchform zwar auf -iru oder -eru, sind aber trotzdem keine vokalischen Verben, sondern konsonantische. Die muss man halt einfach lernen. Das sind unter anderem Wörter wie:

帰る (kaeru, zurückkehren)
入る (hairu, hineingehen)
走る (hashiru, schnell laufen)
知る (shiru, wissen)
切る (kiru, schneiden)
限る (kagiru, einschränken)
要る (iru, brauchen)

 

… und wahrscheinlich noch ein paar, die ich vergessen hab. Egal, die lernt man früher oder später sowieso kennen.

3 – Unregelmäßige Verben

Von denen gibt’s hunderte, die man alle auswendig lernen muss. Muhahahaha!
… Na ja, eigentlich gibt’s nur zwei. Aber ja, die muss man wirklich auswendig lernen.

Wörterbuchform Ren’youkei
masu-Form
する (suru; tun, machen) (shi) します (shimasu)
来る (kuru; kommen) (ki) きます (kimasu)
 
(Technisch gesehen gibt es noch mehr Ausnahmen, aber die gehören alle in die ehrerbietige Höflichkeitssprache, die jetzt noch zu kompliziert wäre.)

 

So, und jetzt haben wir neben der masu-Form auch die Ren’youkei kennengelernt, mit der man noch verdammt viel mehr anstellen kann als nur ein -masu dranzuhängen. Eigentlich würde ich jetzt schreiben: „Aber das verrat ich noch nicht!“, aber damit würde ich ja voraussetzen, dass ich nach so viel Trockenheit überhaupt noch Leser hab.

Autor:
Datum: 30.12.2014
Kategorien: Blog, NanaOne-Japanischkurs

  1. 1 | naich

    Ja, mir ist bewusst, dass sich der Inhalt teilweise mit Kapitel 26 überschneidet, aber so große Umstrukturierungen sind nun mal schwierig anzustellen.

  2. Danke für den Aufrischungskurs, und ja, ich sollte auch wieder weiterlernen …

  3. 3 | Shadol

    Äh, du hast bei den konsonantischen Verben geschrieben, dass sie auf „U“ enden. Aber das tun doch sowieso alle Verben, wie soll das bei der Unterscheidung helfen? 😀
    Sonst guter Artikel 🙂

    • 4 | Drekelmann

      Aber das tun doch sowieso alle Verben

      Vorsicht!!

      Man darf nicht den Fehler machen, die japanische Formenanalyse an der lateinischen Umschrift festzumachen – auch wenn naich es hier der Einfachheit halber macht.

      Alle japanischen Verben enden auf eine Silbe der u-Reihe, also く, す, う usw. Letztere genauer, wie ich im Japanischunterricht mal gelernt habe: auf „wu“, das nicht mehr existiert. Aber so lässt sich erklären, weswegen z.B. die Verneinungsform der 〜う-Verben auf 〜わない (und nicht 〜あない) endet. Und der masu-Stamm endet auch eigentlich auf „wi“, aber weil es diese Silbe auch nicht mehr gibt, verwendet man stattdessen い.

      Verben, die auf る enden, können einstufig sein. (Hinreichend ist das Kriterium, wie naich ausführt, nicht.) Alle anderen Verben haben keine Chance, einstufig zu sein.

      • 5 | Shadol

        Nichts von dem habe ich bestritten. Du zitierst mich, sagst Achtung, widersprichst mir dann aber nicht. Vielleicht hast du mich auch bloß falsch verstanden?

        Ich wollte nur wissen inwiefern der Satz
        „Wenigstens haben alle konsonantische Verben gemeinsam, dass sie in der Endung immer ein „U“ haben (also ku, mu, tsu etc.).“
        einem japanisch lernenden dabei helfen soll konsonantische Verben zu erkennen. Eigentlich ist der Satz sogar vielmehr irreführend, weil er impliziert, dass das bei den anderen Verben nicht der Fall sei.

        • 6 | naich

          Weil vokalische Verben auf Japanisch mit ~ru enden und in der Umschrift auf ~eru oder ~iru. Wenn du ein Verb hast, das nicht diesen Kriterien entspricht, ist es entweder ein konsonantisches Verb oder eine Ausnahme, von denen ich eh eine Liste geschrieben hab.
          Ich kann das natürlich extra dazuschreiben, aber ein bisschen mitdenken erwarte ich mir eigentlich schon. :x

          • 7 | Shadol

            Was du sagst, mag ja stimmen. Das ändert aber nichts an der Sinnlosigkeit des Satzes. Is in etwa als würde ich sagen:
            Alle japanischen Wörter, die eine Pflanze bezeichnen, enden entweder auf ein Vokal oder auf ein „N“.
            Ist auch richtig, weckt aber bei jemandem, der kein japanisch spricht, völlig falsche Vorstellungen.

            Nun ja, nichts für ungut^^

  4. 8 | Drekelmann

    sogenannte „Konjunktionalform“

    Wadoku hat noch einen weiteren deutschen Ausdruck im Angebot: „Anschlussform“.

    mochi; nein, das ist nichts Leckeres

    Doch, schreibt man bloß anders, oder?

    Technisch gesehen gibt es noch mehr Ausnahmen

    „Richtige“ Ausnahmen oder nur „Ersatzverben“, die anstelle des „weniger höflichen“ Verbs verwendet werden? (Zum Beispiel いただく: Siehst du das hier als „Ausnahmeform“ von もらう oder als eigenes Verb, mit dem man もらう ersetzen kann?)

    dass ich nach so viel Trockenheit überhaupt noch Leser hab

    Ich glaube zwar, dass Marketing nicht zu meinen Stärken zählt, aber wie wäre es mit einem Slasher-Filmchen über japanische Konjugation? Mit der Kettensäge das る absägen, das く wird sogar in der Mitte durchgetrennt und mit „i“ zu き gematscht…

    • 9 | immu

      “Richtige” Ausnahmen oder nur “Ersatzverben”, die anstelle des “weniger höflichen” Verbs verwendet werden? (Zum Beispiel いただく: Siehst du das hier als “Ausnahmeform” von もらう oder als eigenes Verb, mit dem man もらう ersetzen kann?)

      Richtige Ausnahmen. Das oft zitierte „im Japanischen gibt es nur zwei unregelmäßige Verben“ ist Blödsinn. Es gibt zwei Verben, die in ihren eigenen „irregulären“ Verbklassen sind, aber das ist zum Teil auch historisch bedingt und es gibt noch so einige andere Verben, die in manchen Formen unregelmäßig sind.

      Die, von denen naich redet, sind いらっしゃる, 仰る, 下さる, 御座る und 為さる. Deren Ren’youkei lautet いらっしゃい, 仰い, 下さい, 御座い und 為さい, anstatt, wie es nach den normalen Regeln sein müsste, いらっしゃり, 仰り, 下さり, 御座り und 為さり.

      Ein anderer Fall wäre zum Beispiel ある. Das ist sogar ein ziemlicher krasser Fall – in die Verneinung konjugiert man ある, indem man es durch ein anderes Wort ersetzt (das sogar noch eine andere Wortart ist): ない.

      Noch ein anderer Fall sind Verben, die gewissen Lautverschiebungen nicht mitmachen. So ist zum Beispiel die Abgeschlossenheitsform von 行く nicht, wie es normalerweise sein müsste, 行いた, sonder 行った.

      Und so weiter. Ich will jetzt keine vollständige Auflistung versuchen, würde eh nur etwas vergessen. 😀

    • 10 | naich

      Wadoku hat noch einen weiteren deutschen Ausdruck im Angebot: “Anschlussform”.

      Bitte nicht noch ein Synonym. Ich will, dass die Leute ren’youkei verwenden, weil das der allgemein akzeptierte Ausdruck in jeder Sprache ist.

      Doch, schreibt man bloß anders, oder?

      Wenn ich Kommentarsätze mitten in Beispieltabellen einfüge, sollten die möglichst kurz sein, um das Layout nicht zu zerstören. Vielleicht fällt mir ja eine andere Formulierung ein, die ebenso kurz ist.

      Ich glaube zwar, dass Marketing nicht zu meinen Stärken zählt, aber wie wäre es mit einem Slasher-Filmchen über japanische Konjugation? Mit der Kettensäge das る absägen, das く wird sogar in der Mitte durchgetrennt und mit “i” zu き gematscht…

      Hab ich, wenn ich mich richtig erinnere, sogar schon öfter in den Kapiteln so geschrieben. Abgesehen davon: Nimm solche Sätze doch nicht ernst 😉

      @immu:
      Stimmt, an 行く hab ich gar nicht gedacht, ich habe im Text wirklich nur die Verben aus der Höflichkeitssprache gemeint. する und 来る sind halt die beiden Verben, die sich in überhaupt keiner Stammform an die üblichen Regeln halten. Darum zähle ich auch ある nicht dazu, weil dessen Konjugation (afaik) nur in der Verneinung vom Schema abweicht. Ansonsten ist es ein ganz normales konsonantisches Verb.

      • 11 | Drekelmann

        Richtige Ausnahmen.

        Deren Ren’youkei lautet いらっしゃい, 仰い, 下さい, 御座い und 為さい, anstatt, wie es nach den normalen Regeln sein müsste, いらっしゃり, 仰り, 下さり, 御座り und 為さり.

        Upps, ich glaube, da habe ich mir selbst ein Bein gestellt. Ich dachte, naich beziehe sich auf die Ersetzung (z.B. von もらう durch いただく oder いる durch いらっしゃる), und habe dabei völlig vergessen, dass diese Verben ja selbst unregelmäßig sind.

        Das oft zitierte “im Japanischen gibt es nur zwei unregelmäßige Verben” ist Blödsinn.

        Ist das nicht eher eine philosophische Frage? する beispielsweise hat ja die unregelmäßige Ren’youkei し, aber alle davon abhängigen Formen (します、したい、しながら usw.) werden ja wieder regelmäßig gebildet. Der Fall liegt bei den höflichen Verben natürlich ganz genauso, aber kann es sein, dass die einfach nicht als „vollwertige“ Verben gerechnet werden, weil sie „eh nur höfliche Ersetzungen sind“?

        行った usw. kenne ich natürlich, aber wegen einer einzelnen Sonderform (na gut, es gibt noch 行って) sehe ich ein Verb noch nicht gleich als unregelmäßig, oder habe ich da was Wichtiges übersehen? Dasselbe gilt m.E. für ある.

        Ich will, dass die Leute ren’youkei verwenden, weil das der allgemein akzeptierte Ausdruck in jeder Sprache ist.

        Okay, akzeptiert.

        Hab ich, wenn ich mich richtig erinnere, sogar schon öfter in den Kapiteln so geschrieben.

        Aber einen Film hast du noch nie daraus gemacht. 😉

        • 12 | immu

          Ist das nicht eher eine philosophische Frage? する beispielsweise hat ja die unregelmäßige Ren’youkei し, aber alle davon abhängigen Formen (します、したい、しながら usw.) werden ja wieder regelmäßig gebildet.

          する ist eben unregelmäßig, weil seine Basisformen unregelmäßig gebildet werden (し・せ・さ / し / する / する / すれ / しろ・せよ). Die „abhängigen Formen“ werden dann ja gebildet, indem man ein Hilfsverb/Hilfsadjektiv/Partikel an eine dieser Basisformen hängt. Es gibt keinen Grund, warum diese unregelmäßig sein müssten.

          Der Fall liegt bei den höflichen Verben natürlich ganz genauso, aber kann es sein, dass die einfach nicht als “vollwertige” Verben gerechnet werden, weil sie “eh nur höfliche Ersetzungen sind”?

          Natürlich werden sie als vollwertige Verben gerechnet. Aber bei ihnen ist halt, im Gegensatz zu くる und する, nur die Ren’youkei unregelmäßig. Und, wie gesagt, das Ganze ist auch historisch bedingt (schau dir mal die Verbklassen von Mitteljapanisch an).

          行った usw. kenne ich natürlich, aber wegen einer einzelnen Sonderform (na gut, es gibt noch 行って) sehe ich ein Verb noch nicht gleich als unregelmäßig, oder habe ich da was Wichtiges übersehen? Dasselbe gilt m.E. für ある.

          „Unregelmäßig“ heißt, dass es sich nicht an das gegebene Schema hält. Dafür reicht eine einzige abweichende Form.

          Wobei beides hier spezielle Fälle sind. Sowohl 行く als auch ある sind in ihren Basisformen regelmäßig. 行く weigert sich nur, eine gängige Lautverschiebung mitzumachen, und ある weigert sich halt, eine normale Negationsform zu haben – zumindest die „normale“ Negationsform, andere werden ganz normal gebildet.

          • 13 | Drekelmann

            する ist eben unregelmäßig, weil seine Basisformen unregelmäßig gebildet werden (し・せ・さ / し / する / する / すれ / しろ・せよ). Die “abhängigen Formen” werden dann ja gebildet, indem man ein Hilfsverb/Hilfsadjektiv/Partikel an eine dieser Basisformen hängt. Es gibt keinen Grund, warum diese unregelmäßig sein müssten.

            “Unregelmäßig” heißt, dass es sich nicht an das gegebene Schema hält. Dafür reicht eine einzige abweichende Form.

            Ich glaube, wir reden aneinander vorbei. (Das meinte ich mit einer „philosophischen“ Frage.) Ich unterscheide zwischen unregelmäßigen Wörtern und unregelmäßigen Formen (du – wenn ich recht verstanden habe – eigentlich nicht). Das ist für mich so was wie ein „Modellierungsaspekt“: Wenn nur eine einzige Form eines ganzen Konjugations-„Haufens“ unregelmäßig ist, wäre es (auch fürs Lernen) ziemlich blöd, die regelmäßig gebildeten Formen alle gesondert zu lernen, statt sich zu merken, bei welcher einen man aufpassen muss. Das gilt für mich auch bei ganzen Klassen unregelmäßiger Formen: Wenn alle von し abhängigen Formen wieder regelmäßig (bzgl. し) gebildet werden, reicht es, sich das unregelmäßige し zu merken, man muss sich nicht alle abhängigen Formen gesondert merken. Aber im Prinzip schreibst du das ja auch.

            Die Frage bleibt natürlich, wie viele Formen unregelmäßig sein müssen, damit ein Verb insgesamt als unregelmäßig gilt. Du sagst, eine reiche, und ich kann eigentlich kein Argument bringen, warum diese Definition nicht sinnvoll sein sollte. In dem Sinne gibt es aber in den meisten Sprachen vermutlich mehr unregelmäßige Verben, als man auf den ersten Blick denken würde.

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