Vergangenen Freitag war ich zu Besuch im Cubix am Alexanderplatz, um mir »Sword Art Online: Ordinal Scale« anzugucken. Dabei hätte ich die Vorstellung des ersten Kinofilms zum Kult-Anime fast verpennt, aber glücklicherweise hat mich Gebbi nochmal daran erinnert, dass ich mir vor Monaten Karten reserviert hatte. lel.
Ehrlich gesagt hatte ich keine großen Erwartungen an den Film. Die zweite Staffel war ein Desaster, die Spiele eher so lala und allgemein schien der Hype rund um Sword Art Online auch schon mächtig zurückgegangen zu sein, seit die Serie nicht mehr im namensgebenden Todes-MMO spielte und die Fans mit der Story und der Entwicklung der Charaktere eher unzufrieden waren. Da überraschte es mich umso mehr, dass das Kino rappelvoll war. Das lag wohl nicht zuletzt auch daran, dass es in Deutschland nur wenige Vorführungen gab.
Aber Schluss mit dem Geplänkel, kommen wir zum Wesentlichen: Ordinal Scale spielt einige Zeit nach dem Ende der zweiten Staffel und insgesamt vier Jahre nach dem Start des Animes. Die Truppe um Kirito und Asuna ist immer noch intakt und fleißig dabei in Online-Games abzuhängen. Trotz der Tatsache, dass sie schon ziemlich viel Mist in diesen Spielen erfahren haben. Sword Art Online kostete seinerzeit rund 4000 Spielern ihr Leben, doch im schnelllebigen Japan der Zukunft macht das wohl niemanden etwas aus.
Allerdings hat sich das Blatt gewendet und VR-MMOs sind nicht mehr länger der hotte Shit. Das neue “Augma” (abgekürzt aus “Augmented Reality”) Headset ist jetzt der Herr im Lande. Anders als das Fulldive-System transportiert Augma die virtuelle Welt in die Realität. Am beliebtesten ist dabei “Ordinal Scale”, ein Online-Rollenspiel, das man quasi direkt vor der Haustür zocken kann. Nur einer ist nicht wirklich überzeugt von der Sache: Kirito. Der Schwarze Schwertkämpfer findet sich in der Erweiterten Realität nur schwer zurecht und sehnt sich zurück in seine Fulldive-MMOs.
Als plötzlich überall in der Stadt Events mit den Bossgegnern aus Sword Art Online auftauchen, ahnt zunächst niemand etwas Böses. Doch dann passieren immer mehr Unfälle, in die Veteranen des ehemaligen Todesspiels verstrickt sind. Nachdem es sogar die Truppe rund um Kirito erwischt, beginnt unser Held auf eigene Faust zu ermitteln und kommt einer großen Verschwörung auf die Spur.
Ordinal Scale sieht sich dabei als guter Abschluss zur bisherigen Reise von Sword Art Online und bringt die wichtigsten Elemente aus allen Arcs zusammen. Dabei verzichtet der Film zwar nicht gänzlich auf Fanservice, kann sich aber eine deutliche Nüchternheit behalten. Auch wenn die Animation des Films nur selten über die Qualität einer durchschnittlichen Anime-Episode hinausgeht, stechen besonders die rasanten und gut geskripteten Kämpfe ins Auge. Hier zündet Aniplex ein wahres Feuerwerk.
Ansonsten besteht der Rest des Films aus einer Menge Referenzen aus der Story des Animes, inklusiver vieler emotionaler Dialoge und Rückblenden. Grundlegend aber kann die Handlung gut unterhalten, wenngleich die Aufschlüsselung am Ende leicht überzogen wirkt. Dafür bekommt man als Fan viele Momente serviert, die einem vor lauter Epicness fast die Tränen in die Augen treiben. Untermalt wird dies vom wirklich gelungenen Soundtrack, der – vor allem in Sachen J-Rock – mit zu den besten gehört, den ich seit langer Zeit gehört habe.
Einen tieferen Sinn verfolgt Ordinal Scale dabei nicht wirklich. Im Grunde geht es einfach nur darum, dass mal wieder ein neues cooles MMO auf dem Markt ist, in dem es ein düsteres Geheimnis aufzudecken gilt. Unsere liebgewonnen Charaktere rennen auch diesmal wieder lachend in die Kreissäge und man fragt sich, ob es in der Zukunft eigentlich egal ist, was für Schindluder mit Onlinegames getrieben wird. Hier bleibt der Film oberflächlich und naiv, aber das ist eben genau das, was die Fans wollen. Ebenso wie in Naruto, Dragon Ball oder One Piece, wird einfach immer eine weitere Schippe voll der bekannten Mixtur oben drauf geknallt. Bockt ja auch, wenn man ehrlich ist.
Ich habe den Film mit deutscher Vertonung gesehen, die durchschnittlich gut ist. Gefühlt klangen einige Stimmen anders als in der Serie, daher habe ich direkt mal die Synchronkartei gecheckt und siehe da, Silica wird nicht wie in der Serie von Clara Dolny, sondern von Sarah Madeleine Tusk, und Sakuya von Ann Vielhaben anstatt von Sabina Godec gesprochen. Bereits im Vorfeld wurde ebenfalls bekannt, dass auch Asuna mit Lisa May-Mitsching (zuvor übernahm Denise Monteiro den Job) eine neue Stimme erhielt. Dem Kenner wird das natürlich auffallen, sonst kam die Synchro aber sauber rüber. Für Hardcore-Fans wird der spätere Heimkino-Release sicherlich OmU am Start haben.
Fazit:„Sword Art Online: Ordinal Scale ist ein wirklich gelungener Abschluss der bisherigen Serie und lässt kaum Wünsche offen. Die Story rund um Kirito und Asuna wird vorangetrieben und auch die anderen bekannten Charakte erhalten genügend Screentime, um zumindest immer wieder präsent zu sein. Vor allem gegen Ende fährt der Streifen noch mal richtig auf und lässt die verschiedenen Etappen der SAO-Riese fulminant zusammenlaufen. Zwar lieferte Aniplex keinen kostspielig animierten Effektkracher ab, es reicht aber für einen sehr unterhaltsamen Abendfilm, den ich mir auf jeden Fall – sobald released – auch auf Blu-ray zulegen werde.“
PS.: In der Post-Credits-Szene gibt es einen Ausblick auf eine mögliche dritte Staffel des Animes.
Gepostet von hijuga am 18.04.2017 | 5 Kommentare