Heute will ich euch den Begriff Tokusatsu (特撮) etwas näherbringen, da es meiner Meinung nach ein stark unterschätztes Film- und Seriengenre ist. Tokusatsu bedeutet wörtlich übersetzt Spezialeffekte und beschreibt ein Genre, das durch den Einsatz von Modellen und Kostümen Effekte erreichen möchte, bei denen heutzutage normalerweise CGI eingesetzt wird. Das schließt allerdings die zusätzliche Nutzung von CGI nicht aus. So gesehen ist Tokusatsu ein Traditions-Genre, das nicht ganz mit der Zeit gegangen ist, sich dadurch aber seinen ganz eigenen Charme erhalten hat.
Die Ursprünge des Tokusatsu liegen – laut einigen Experten – im japanischen Theater – genauer gesagt dem Kabuki (歌舞伎) und dem Bunraku (文楽). Die Verbindung zum Kabuki stellen die Kostüme und überdeutlichen bzw. übertriebenen Darstellungen her, immerhin ist Kabuki die Kunst des Singens und Tanzens. Bunraku dagegen ist eine Art des Puppentheaters – sozusagen die japanische Version der Augsburger Puppenkiste. Denn auch im Tokusatsu-Genre kommen häufig Marionetten und eben oben besagte Modelle von Panzern, Mechs und was euch sonst noch so einfällt zum Einsatz.
Der wahrscheinlich erste – und erfolgreichste – Ableger des Tokusatsu-Franchises ist wohl Godzilla aus dem Hause Toho. Der erste Ableger entstand Anfang der 50er Jahre unter der Regie von Ishirou Honda und den Spezial-Effekten von Eiji Tsuburaya. Letzterer ist sozusagen der Urvater der heute noch häufig verwendeten Techniken des Tokusatsu-Genres. Während man in den USA meist Stop-Motion-Effekte einsetzte, um riesige Monster zu animieren (siehe King Kong von 1939), wollte Tsuburaya einen anderen Weg gehen. Er entschied sich dafür, einen echten Schauspieler in den uns heute so bekannten Godzilla-Anzug zu stecken. Um einen einigermaßen hohen Grad an Realismus in die Aufnahmen zu bekommen, benötigte man detaillierte Modelle von Gebäuden, Fahrzeugen und jeder Menge anderen Kram. Zusätzlich musste man aber noch viel mit Licht, Kamerafahrten und Szenenwechseln arbeiten, da der Einsatz von CGI-Effekten natürlich noch nicht möglich war. Nach dem großen Erfolg Godzillas produzierte Toho noch eine ganze Reihe von Fortsetzungen. Aber natürlich haben auch andere Studios Tokusatsu– bzw. Kaiju-Filme (怪獣) gedreht. Zu den bekanntesten gehören wahrscheinlich die Daimajin– und Gamera-Reihe von Daiei Film.
Durch Senkosha Productions fand das Genre Ende der 50er aber auch seinen Weg in die japanischen Flimmerkisten. Mit Moonlight Mask erschuf Kohan Kawauchi den ersten Tokusatsu-Superhelden der TV-Geschichte. Die Serie rund um den Superhelden mit Turban und Motorrad brachte es vom 24. Februar ’58 bis Juli ’59 auf 131 Folgen. Darauf folgten einige weitere Filme von Toei, die mit dem Franchise ihre ersten Schritte in das Tokusatsu-Genre wagten.
Im nächsten Artikel gehen wir etwas mehr auf den Super Sentai bzw. Power Rangers-Franchise ein und sehen uns ähnliche Produktionen wie Kamen Rider an.
Bilder © Toho / Bandai / Senkosha / Haim Saban // © 2015 Anolis
Gepostet von eomyn am 10.04.2016 | Keine Kommentare
In der Reihe „Vokabular für den angehenden Otaku“ möchten wir euch gerne die – in unseren Augen – wichtigsten Begriffe angehender Otakus und Hikikomoris auflisten und erklären. In unserer ersten Ausgabe beschäftige ich mich erst mal mit dem Unterschied zwischen OVA und OAD. Dann könnt ihr eure uncoolen Nicht-Otaku-Freunde demnächst durch euer Fachwissen in ungläubiges Kopfschütteln versetzen.
Was ist eine OVA?
Eine OVA – oder von manchen auch OAV genannt – ist ein „Original Video Anime“. OVAs sind Anime, die ihre Premiere nicht im Fernsehen erhalten, sondern direkt auf DVD oder Blu-ray erscheinen. Eine OVA kann entweder nur eine Folge oder gleich mehrere umfassen. Als Beispiel für eine wirklich lange OVA sei hier Heldensagen vom Kosmosinsel genannt. Von Ende ’88 bis in die frühen 1997er wurden 110 Episoden veröffentlicht. Generell haben OVAs aber eher weniger Folgen – in der Regel gefühlt zwei bis drei.
OVAs zeichnen sich auch (zumindest meistens) dadurch aus, dass die Zeichen- und Animationsqualität über dem TV-Standard liegen und bei besonders actionlastigen Anime auch mehr Blut und Gedärme zu sehen sind. Außerdem sind auch öfter – wenn sich die Gelegenheit bietet – blanke Brüstchen zu sehen. Wobei man hier in den letzten Jahren auch einen deutlichen Wandel erkennen konnte. So ist es heutzutage nicht mehr unüblich, auch jede Menge Blut und Brüste bei TV-Produktionen zu zeigen. Da wir jetzt schon beim Thema Brüste sind: Hentais – also Zeichentrickpornografie – sind klassische Kandidaten für OVA-Releases. Leider leiden die Hentai-Releases auch unter derselben Pixel-Krankheit wie japanische Real-Pornos: Primäre Geschlechsorgane werden nur verpixelt dargestellt.
Ihre Hochkultur erlebte die OVA wohl in den 80er bis Mitte der 90er Jahre, als Titten und Gore noch ein Qualitätsmerkmal darstellten. Ein paar Paradebeispiele für Titten- und Gore-OVAs der 80er wären hier wohl Devilman oder auch M.D. Geist – letzterer erschien auch nur geschnitten in Deutschland. Die Glanzzeit der OVA endete aber dann Mitte der 90er, da Japan in eine wirtschaftliche Rezession abrutschte und die Fans nicht mehr bis zu 60€ in eine oder zwei Folgen investieren wollten oder konnten. Als Ersatz für die nun immer weniger werdenden OVAs produzierte man daraufhin Serien für das Nachtprogramm, die sich speziell an Erwachsene richteten. Als prominente Vertreter der Late Night Anime wären hier z.B. Neon Genesis Evangelion oder auch Cowboy Bebop genannt.
Mittlerweile hat sich der OVA-Markt aber wieder einigermaßen etabliert und hat auch wieder die ein oder andere Perle in den letzten Jahren hervorgebracht: Allen voran natürlich die Hellsing Ultimate OVA, die hierzulande bei nipponart erschienen ist. Den Großteil von OVA-Produktionen machen aber immer noch die Hentai aus – diese sind aber in vielen Fällen noch schlechter animiert als Billig-TV-Shows. Und verpixelt. Allerdings gibt es auch im Hentai-Bereich einige Projekte, die eine größere Fanbase aufweisen können. Ich für meinen Teil kenne hier nur Bible Black und La Blue Girl.
Was ist eine OAD?
So, jetzt aber mal zu den OADs – Original Animation DVDs: Hier gibt es eigentlich nicht so viel zu erzählen wie bei den OVAs, da OADs noch eine recht junge Praxis sind. OADs tauchten irgendwann Mitte der 2000er auf und sind meistens auf Promoaktionen zu Mangas beschränkt. Üblicherweise handelt es sich hierbei um eine Episode, die auf DVD gepresst wird – Blu-rays sind auch heutzutage noch selten. Häufig basieren OADs auf TV-Shows zum gleichnamigen Manga und adaptieren einen weiteren Teil des Mangas für Anime-Fans in Bewegtbild. Es gibt aber auch Produktionen, die uns Charaktere in einer kurzen Geschichte vorstellen oder Zusatzinformationen zum Manga liefern. Ein weiterer Unterschied zu OVAs ist, dass OADs so gut wie nie im Ausland lizenziert werden dürfen. Ein Paradebeispiel wäre hier Nisekoi: Die Serie hat mittlerweile fünf OADs erhalten, deren Lizenz aber nicht erworben werden kann. Qualitativ kommen OADs oft an OVAs heran – es gibt allerdings auch Ausnahmen.
Und jetzt erst mal Bible Black gucken …
Gepostet von eomyn am 04.03.2016 | 4 Kommentare