Der NanaOne-Japanischkurs, Kapitel 7
Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte
Kapitel 7 –
Oh no!
Weil der doofe Gebbi sich weigert, heute noch die Videos zu enkodieren, die ich für dieses Kapitel brauche, gibt’s heute leider wieder eins ohne Videos. Und jetzt schnappt euch einen Stein und werft ihn auf Gebbi.
Nichtsdestotrotz schauen wir uns heute quasi etwas Praxis an. Es geht heute um
の
Dieses hübsche, kleine Hiragana mit der Bezeichnung „NO“ ist meistens das erste, das sich die Animefans merken. Es ist kurz, einfach und kommt in hunderttausenden Animetiteln vor. Irgendwann muss man einfach mal darauf stoßen.
Alle, die Englisch, Spanisch, Italienisch oder Klingonisch beherrschen und NO immer mit einer Verneinung assoziieren, dürfen jetzt traurig den Kopf hängen lassen, denn das japanische NO ist etwas viel Schlimmeres als das – es ist eine Partikel, die den Genitiv (zweiter Fall) eines Nomens anzeigt.
Der Genitiv hat im Deutschen immer irgendwie ein „des“ oder ein „der“ vorne dranhängen. Des Todes, der Berge, des Hauses, der Tiere… und wundersamerweise auch „des Sebastian(s)“, denn diese „des/der“-Konstrukte lassen sich auch mit Namen bilden. Hauen wir jetzt noch ein anderes Nomen davor („Taschentuch des Sebastian“), merken wir plötzlich, dass unser Sebastian etwas besitzt, nämlich ein Taschentuch. Und so kann man wunderschön im Japanischen einen Besitz anzeigen, denn das NO übernimmt die Rolle von „des/der“. „Taschentuch NO Sebastian“, super einfach.
Nein… nein, stop… STOP! Hört auf mit euren Luftsprüngen. Japanisch wäre ja nicht Japanisch, würde es nicht unsere deutsche Sprache in einen Mixer schmeißen, nach drei Minuten Durchwirbeln sein NO hinzugeben und dann einen Grammatikkuchen daraus backen. NO ist nämlich so lustig und vertauscht die Reihenfolge des Besitzes!
Im Deutschen würden wir sagen: „Death Note des Light.“
Aber im Japanischen muss es heißen „Light no Death Note“! Das würde dann also unser nettes „Besitz DES Besitzers“ in ein „Besitzer NO Besitz“ umwandeln.
Tja… Glücklicherweise geht das System schnell in Fleisch und Blut über – – wenn man den Trick benutzt, statt des eben gelernten „des/der“ einfach ein „s“ dranzuhängen („Lights Death Note“, „Suzumiya Haruhis Melancholie“, „Bernds Jungfräulichkeit“, etc.). Mit einem „von“ oder „vom“ lässt es sich natürlich auch schön übersetzen. „Fensterbrett vom Nordfenster“, „My Little Pony-Actionfigur von Gebbi“, „Trauben-Nuss-Schokolade von Milka“, etc. (Achtung, da haben wir natürlich wieder die umgekehrte Reihenfolge!)
Personalpronomina (Ich, Du, Er/Sie/Es, Wir, Ihr, Sie, Banane) werden natürlich umgewandelt. „Ichs Haus“ ist grammatikalischer Blödsinn und „Haus des Ich“ schreiben nur Philosophen. Steinscheißer Karl schreibt lieber „Mein Haus“, „Dein Schuh“ oder „Haus von mir„, „Schuh von dir„, etc. Auch das Wörtchen „Wer“ verwandelt sich in Verbindung mit NO in ein „Wessen“, vorausgesetzt, man möchte wirklich wortwörtlich übersetzen. Immerhin kennen wir ja den berühmten Spruch, was dem Genitiv sein Tod ist. (Im Deutschen, wohlgemerkt! Im Japanischen ist der Genitiv weiterhin unglaublich wichtig!)
Wie bei allen Partikeln ist es auch bei NO immer Pflicht, es direkt hinter ein Wort (in diesem Fall ein Nomen) zu setzen; bei NO ist das natürlich immer der Besitzer. Einen Besitz hinten dranzuhängen ist schön, aber nicht zwingend. Auf „Wer NO Münze ist das?“ könnte ich nun brav und langweilig „Das ist Misaka NO Münze“ antworten, oder aber im Coolen-Kidz-Style „Misaka NO!!!“ sagen, weil ja aus dem Kontext heraus ersichtlich ist, dass es um eine von Misakas berüchtigten Münzen geht.
Durch meine freie Übersetzung ist es vielleicht nicht sofort ersichtlich, aber diese Methode ist keineswegs unhöflich.
Man kann auch längere Verknüpfungen mit NO bilden. „Haruko no Bassgitarre no Saite ist gerissen“ wäre mit der bisherigen Methode „Harukos Bassgitarres Saite ist gerissen“, aber das klingt seltsam und ist wahrscheinlich auch falsch. Wenn wir nun logisch auftrennen, welcher Besitzer welchen Besitz hat (Saite von der Bassgitarre, Bassgitarre von Haruko) wird klar, dass es in schönem Deutsch „Die Saite von Harukos Bassgitarre ist gerissen“ heißt. Die beste Strategie ist dabei, von links nach rechts zu gehen, alle Besitze langsam ihren Besitzern zuzuordnen und dann den Satz von rechts nach links auf Deutsch mit „vom/von“ oder „s“ aufschreibt, bis man irgendwann genug Sprachgefühl entwickelt hat, um die Zuordnungen auf einen Blick zu erkennen. Ja, das geht.
Das Wichtigste an diesem ganzen NO-Unsinn ist aber, dass man es niemals wörtlich übersetzen sollte. Man muss die Bedeutung kennen (Besitzer und Besitz), um einen japanischen Satz mit NO ins Deutsche übertragen zu können. Vielleicht ist das gerade bei dieser Partikel noch nicht immer ersichtlich, aber das sei mal allgemein gesagt, weil ich nicht weiß, wo ich es sonst hinschreiben könnte, es aber dennoch unglaublich wichtig ist: Japanisch ist keine europäische Sprache und sollte niemals wörtlich in eine andere Sprache übersetzt werden, und umgekehrt. (Es sei denn natürlich, es passt zufällig). Was könnte zum Beispiel bei NO passieren? Wenn man sich bloß merkt, dass NO einfach „von“ oder „vom“ heißt, könnte man schnell verwirrt werden, wenn man den Satz „Ich habe das Geschenk von Peter erhalten“ übersetzen will, weil wir hier zwar ein „von“ drinstehen haben, es aber keinen Besitz anzeigt, sondern eher ein Art Anzeige, woher ich etwas habe. „Geschenk NO Peter“ ist daher völliger Unsinn.
Ich kann eigentlich gar nicht oft genug betonen, wie wichtig freie Übersetzungen im Japanischen sind und wie falsch ein ganzer Satz plötzlich werden kann, wenn man ihn wortwörtlich übertragen möchte, aber damit belasse ich’s hier. Das Thema kommt sowieso wieder in den nächsten 9001 Grammatik-Kapiteln.
Ach ja, es gibt noch zwei weitere Bedeutungen von NO, aber die sind eher unwichtig. NO kann man auch als Fragepartikel am Satzende oder als generelle Satzabschlusspartikel verwenden – aber dazu komm ich ohnehin noch beim Kapitel über Fragesätze und Satzabschlusspartikel. 😛
Du no Schweiz NO Berg NO Haus NO zweiter Stock NO Hausmädchen NO Schlüpfer ist weiß!
Wer den Satz verstanden hat, hat NO verstanden.
¡ssıǝʍ ʇsı ɹıp uoʌ zıǝʍɥɔs ɹǝp uoʌ ƃɹǝq ɯoʌ snɐɥ ɯoʌ sʞɔoʇs uǝʇıǝʍz sǝp uǝɥɔpäɯsnɐɥ ɯoʌ ɹǝɟdülɥɔs ɹǝp
oder schöner:
¡ssıǝʍ ʇsı zıǝʍɥɔs ɹǝp uı ƃɹǝq ɯǝp ɟnɐ sǝsnɐɥ sǝuıǝp ʞɔoʇs uǝʇıǝʍz ɯoʌ suǝɥɔpäɯsnɐɥ sǝp ɹǝɟdülɥɔs ɹǝp
Datum: 19.02.2012
Kategorien: Blog, NanaOne-Japanischkurs
Link: #4099
Bei den ‚von‘-Beispielen sind aber Besitz und Besitzer wieder andersherum als im Japanischen.
Link: #4100
Jo, war das nicht offensichtlich?^^
Ich schreib eine Anmerkung dazu, damit auch wirklich keine Missverständnisse auftreten.
Link: #4102
Ich war nur verwirrt, weil es direkt bei dem anderen Beispiel mit ’s‘ steht, was ja als Eselsbrücke gedacht war; so ist es eindeutig, supi 😀
Link: #4105
Juchu,
ich habe „no“ verstanden …
und morgen wieder vergessen ^^
PS: Sehr interessante Reihe 🙂
Link: #4106
nnnnnnooooooooooooooooooooooooo~
Link: #4107
Wobei の noch zich andere Funktionen hat, die hier nicht aufgeführt werden :o
Link: #4108
Ach, abgesehen von Fragepartikel und Satzabschluss ist der Rest doch eh unwichtig 😛
Eine Liste von Partikeln und ihren Bedeutungen würd ich aber nur ungern erstellen. Lieber schreib ich das dann als Extrakapitel für Satzabschlüsse und Kombinationen (no ni, no de).
Oder welche „zich andere Funktionen“ meinst du? Dass es Verben nominalisiert? Dass sie mit „na“ auch als Kopula verwendet werden darf? Solche Sachen erwähne ich ohnehin nur nebenbei in zukünftigen Texten.
Link: #4109
彼女とキスをしたのはそれが初めてだった
Gerade die Funktion Sätze zu Nominalisieren, würde ich nicht als unwichtig betrachten.
Dann doch eher den Satzschlusspartikel : o
Deswegen … hoffentlich kommst bald mal zu was interessanten :<
"Ich kann eigentlich gar nicht oft genug betonen, wie wichtig freie Übersetzungen im Japanischen sind und wie falsch ein ganzer Satz plötzlich werden kann, wenn man ihn wortwörtlich übertragen möchte, aber damit belasse ich’s hier. Das Thema kommt sowieso wieder in den nächsten 9001 Grammatik-Kapiteln."
Der Ansatz ist so gut, aber bis dahin müssen wohl alle japanisch können ._.
Link: #4125
Na gut, überzeugt :o
Ich werd’s in Zukunft mal so nebenbei erwähnen 😛
Für diejenigen, die schon so viel können wie du, ist glaub ich der ganze Kurs nicht sonderlich interessant^^“
Link: #4116
Wie viele Leute glauben, nach dem sie diese Artikel gelesen haben, dass sie subben könnten und auch aus dem Japanischen übersetzen?
Link: #4123
Deswegen…
„Das Thema kommt sowieso wieder in den nächsten 9001 Grammatik-Kapiteln.“
Ab Kapitel 20.000 sollte man etwas können ;p
Link: #4124
Hoffentlich nicht viele… Vielleicht sollte ich das wirklich nächsten Sonntag mal erwähnen :o
Link: #4169
Interessant wäre aber auch noch gutes Lernmaterial. Da der Kurs Deutsch ist, wäre wohl auch Deutsches Material interessant.
Auch „wie hat der naich“ japanisch gelernt wäre interessant. „Wie“ verbessert der naich sich… was liest er.
Wie sind die Anfänge …
Im letzten Kurs war glaub auch Kanji Frage, auf die „im nächsten Kurs kommen die ersten“ geantwortet wurde, wenn ich mich nicht irre.
Einzelne lustig geschriebene Kapitel sind interessant zum lesen, aber das wars auch oder?
Wollte gerade nachschauen, was der Ziel des Kurses war, aber wenn ich unter Kategorien auf die 2. Seite des Japanisch Kurses klicke, bekomme ich eine „Die Seite gibt es leider nicht“ page.
http://nanaone.net/category/blog/nanaone-japanischkurs/page/2/
Bei der normalen Suche geht es.
Link: #4170
Die Kategorieseiten sind irgendwie verbuggt, habe bisher nicht rausfinden können, woran das liegt. Wir veröffentlichen demnächst mal ein Inhaltsverzeichnis für den Japanischkurs, dann sollte das Navigieren kein Problem mehr sein.
Link: #4220
Kleines Update: Dank eines spontanen Geistesblitzes hab ich den Fehler gefunden und gefixt. Es sollten nun keine 404-Fehler mehr auf den Kategorieseiten auftauchen :3
Link: #4171
Das wird schwierig, weil ich eigentlich nicht von einer einzigen Quelle aus gelernt habe, und erst recht nicht von einer deutschen^^ Aber ich kann gerne mal ein paar Materialien zusammensuchen, wenn die Allgemeinheit daran interessiert wäre.
Erwischt. Jo, hatte ich auch vor, aber dass ich die Kanji vergessen hab, hab ich erst einen Tag nach der Veröffentlichung entdeckt. Nächstes Mal sind welche dabei, versprochen 😀
Da hab ich mir ehrlich gesagt nicht viele Gedanken darüber gemacht. Ich dachte, joa, die Ideen kommen schon mit der Zeit, aber abgesehen von ein paar Ansätzen war’s das leider auch schon. Vielleicht hast du ja noch ne Idee :3
Ziel des Kurses ist, eine unübliche, ergänzende Einführung in die japanische Sprache zu bekommen. Wird wohl langsam mal Zeit, den Kurs etwas unüblicher und ergänzender zu gestalten^^
Du hast ja im Großen und Ganzen recht, ich bin auch noch nicht unbedingt zufrieden mit dem Kurs, aber ich strenge mich an und denke nach, was noch alles gut in das Kursthema passen könnte.
Link: #4186
Sollte jetzt auch keine große Kritik sein. Finds schon interessant einmal die Woche lesen zu können und dann sogar zu einer festen Zeit.
Am interessantesten wäre es wohl, wenn man aktuell gesubbte Anime nimmt und da Erklärungen rausfischt, aber das wäre sicher auch am aufwendigsten.
Da aber alle wegen Anime hier sind und du die Grammatik schon einmal aus einem Video heraus erklärt hattest, fand ich den Ansatz eigentlich auch mit am besten.
Naja~ 🙂
Link: #4215
Ich glaube das denken die wenigsten – aber der Kurs erklärt genau das was ich über die Japanische Sprache wissen will.
Ein klein wenig das System der Sprache verstehen und grob Satzstrukturen verstehen, das reicht mir schon.^^
Ich danke dir vielmals für die tollen Texte.
PS: „NO“ ist tatsächlich das erste und einzige Hiragana das ich mir gemerkt habe. :3