Der NanaOne-Japanischkurs, Kapitel 34
Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte
Kapitel 34-
Oh ehrenwerter Herr Professor Doktor Samurai!
Diesmal, mein lieber Japanisch-Lernender, geht es um japanische Anredesuffixe. Es sind Suffixe, weil sie, im Gegensatz zur deutschen Sprache, immer an das Ende des Namens kommen. Weil es für Japaner viel zu wenige und zu unkomplizierte Anreden gibt (obwohl wir Mitteleuropäer eigentlich eh mit verflucht vielen Anreden… äh, verflucht sind), erfanden sie bei einer beschwingten Saufnacht etwa zwei Millionen Anredeformen, von denen heute noch einige wichtig sind und im Alltag gebraucht werden. Japanisch ist doch eine tolle Sprache!
-san さん
Entspricht in vielen Fällen dem deutschen Herr/Frau, allerdings nicht immer. Höfliche Japaner reden auch ihre besten Freunde mit -san an. Grundsätzlich ist es eine neutrale Anrede, die bei fremden Personen höflich rüberkommt, aber auch unter Bekannten genutzt wird.
-kun くん
-kun ist was für kleine Jungs. Ernsthaft, -kun wird für männliche Kinder und Jugendliche benutzt, und grundsätzlich darf jeder diese Bezeichnung benutzen – außer anderen Jungs, denn sich untereinander mit -kun anzusprechen ist total uncoll. Außerdem werden in Firmen und Betrieben die Neuzugänge mit wenig Erfahrung oft mit -kun angesprochen, allerdings gilt das hier auch für Mädchen.
-chan ちゃん
Diese Anrede ist eine allgemeine Verniedlichung von Dingen und Personen, ähnlich dem deutschen -lein oder -chen. Üblicherweise werden weibliche Kinder und Jugendliche so angesprochen, aber auch männliche Kleinkinder werden manchmal -chan genannt. Es ist auch möglich, dass man männliche Kinder und Jugendliche mit -chan anspricht, aber dann hat man entweder ein sehr inniges Verhältnis mit ihnen oder man hat sich diesen Kurs nicht durchgelesen und versteht den Unterschied nicht.
-sama 様
-sama wird wie -san benutzt, allerdings mit dem Unterschied, dass -sama schon sehr höflich ist. Wenn man selbst einen niedrigen gesellschaftlichen Status besitzt (zB ein normaler Depp vom Dienst ist) und man mit einer viel höher gestellten Person sprechen will (zB Geschäftsführer einer großen Firma), spricht man ihn mit -sama an. Außerdem sind in Japan die Kunden wirklich noch König, denn auch als Kunde in einem Geschäft wird man überall mit -sama angesprochen (o-kyaku-sama – Werter Kunde).
-sensei 先生
Wir wir aus japanischen Samuraifilmen kennen, bezeichnet -sensei einen Meister. Und zwar Meister in so ziemlich jedem Gebiet, solange es entweder im Kampfsport ist oder man jahrelang zur Schule gegangen ist. Egal ob Lehrer, Arzt oder Politiker, jede gebildete Person ist ein -sensei. (Vorsicht, damit sind nicht echte Professoren gemeint, das wäre dann ein 教授 (kyouju)) . Außerdem darf -sensei auch alleine stehen (Sensei), genauso wie im Deutschen.
-senpai / -sempai 先輩
(-senpai und -sempai sind dasselbe, nur ist die Schreibweise von der Art der Transkription abhängig.)
Mit -senpai bzw. -sempai werden Leute angesprochen, die schon länger als man selbst in einem Betrieb, in einer Schule oder in einem Verein sind. In der Schule sind das dann Mitschüler, die in eine höhere Schulstufe gehen. Genau wie -sensei kann es auch alleine stehen.
-hakase 博士
Ein Hakase ist jemand, der sich tatsächlich hart einen Doktortitel erarbeitet hat. Wie Sensei und Senpai kann es auch alleine stehen.
(Scroll ruhig weiter, hier gibt’s nirgendwo eine Guttenberg-Anspielung.)
-dono 殿
-dono ist heute nur noch höchstens beim Militär gebräuchlich, aber früher hat man damit auch Fürsten (daimyou) und allgemein Höhergestellte geehrt. Höflichkeitstechnisch steht es also ziemlich weit oben.
-shachou 社長 / -kachou 課長 /-buchou 部長 /-gichou 議長
-shachou ist der Präsident einer Firma, -kachou ist ein Sektionsleiter, -buchou ist ein Abteilungsleiter und ein -gichou ist ein Vorsitzender. Alle vier Anreden können wieder alleine stehen.
<keine Anrede> なし
Man kann natürlich auch überhaupt nur den Namen nennen und keine Anredeform benutzen, aber das ist ziemlich unhöflich gegenüber einer fremden Person. Freunde und Verwandte kann man aber ohne Weiteres auch so anreden, Verwandte dabei meistens mit dem Vornamen, und Freunde je nach „Freundschaftsgrad“ mit dem Nachnamen oder dem Vornamen.
So, das war noch der normale Teil, jetzt folgen ein paar unkonventionellere Anreden, die ich zusammengekratzt habe.
-tan たん
Japanische Kleinkinder haben oft Probleme mit dem „ch“ (also auf Deutsch „tsch“)-Laut, und degenerieren dieses arme Geräusch in ein „t“. Es hat also dieselbe Bedeutung wie -chan, nur dass es von einem Kleinkind ausgesprochen wurde.
-hime 姫
Echte Prinzessinnen werden mit -hime angesprochen, auch heute noch. Manchmal verwenden Männer auch -hime für einen dummen Anmachspruch. Meistens haben sie dabei keinen Erfolg.
-chi ち / -cchi /- tchi っち
(Ob -cchi oder -tchi hängt von der Art der Transkription ab.)
Ist ebenso wie -chan eine informelle Anrede für Mädchen und junge Frauen (und selten Männer). Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen.
-chin ちん
Siehe -chi. Meine Erklärungen werden irgendwie immer kürzer.
-tama たま
Anscheinend haben japanische Kleinkinder auch Probleme mit dem „s“-Laut, denn -tama soll eigentlich -sama heißen und hat daher dieselbe Bedeutung.
-chama ちゃま
Mischung aus -chan und -sama. Ist oft schelmisch gemeint und soll wohl niedlich klingen, aber eigentlich klingt das doch bloß dämlich.
-bushi 武士
Loyale und ehrenwerte Samurai und Krieger haben sich die Anrede -bushi verdient. Da es heute keine altertümlichen Krieger und kaum mehr Samurai gibt, wird diese Anrede auch nicht mehr wirklich verwendet.
-yan やん
So wie –san, nur Kansai-Dialekt. Langweilige Erklärung ist langweilig.
-han はん
So wie -san, nur Kansai-Dialekt, oder genauer: Kyouto-Dialekt.
Ich hab mal wieder bestimmt welche vergessen, aber die Kommentarsektion ist ja nicht ohne Grund da~
Datum: 07.10.2012
Kategorien: Blog, NanaOne-Japanischkurs
Link: #8108
„-hime 姫
Echte Prinzessinnen werden mit -hime angesprochen, auch heute noch. Manchmal verwenden Männer auch -hime für einen dummen Anmachspruch. Meistens haben sie dabei keinen Erfolg.“
Hast wohl deine Erfahrungen gemacht 😛
Link: #8110
W-Woher… Äh, n-nein, ich doch nicht! :O
Link: #8113
Welche ich noch gefunden hab sind…
-neechan oder -neesan 姉ちゃん
Wird für die ältere Schwester benutzt
-niichan oder -niisan 兄ちゃん
Wird für den älteren Bruder benutzt
Link: #8114
Nee und Nii zähl ich aber nicht explizit als „Anredesuffixe“, weil sie keinen Titel darstellen. (Ebenso kaa, tou, baa, etc.)
Die kommen in einem späteren Kapitel~
Link: #8119
氏 fehlt noch
Link: #8123
先生 mit „Professor“ zu übersetzen, das habe ich aber anders kennengelernt. „Professor“ ist doch eher 教授 (und kann auch als Suffix verwendet werden), oder?
Link: #8156
Hm, könnte sein, dass das in Deutschland anders ist. „Professor“ ist bei uns in Österreich neben eines Ehrentitels auch ein Beamtentitel für Leute, die in der Bildung arbeiten. Bei uns in der Schule werden alle Lehrer mit „Professor“ angesprochen, egal wie gut er oder sie ausgebildet wurde.
Link: #8284
Na ja, mir ging es eher um die Unterscheidung zwischen 先生 (quasi: großer Meister, Lehrmeister) und 教授 (richtiger Professor, der habilitiert hat oder wenigstens Studenten unterrichtet). Was die Verwendung in Deutschland betrifft, würde ich sagen, dass „Professor“ als Anredetitel für Lehrer zumindest den Harry-Potter-Übersetzern gebräuchlich gewesen zu sein scheint (und zu Heinrich Manns Zeiten noch verwendet wurde: „Professor Unrat“), heute aber allenfalls noch in irgendwelchen Eliteinternats verwendet wird (möchte ich mal annehmen). Ich denke, für deine Liste reicht es, wenn du auch „Meister“ bei 先生 angibst und direkt drunter den 教授 als „richtigen“ Professor anfügst – falls ich deiner Kursführung mit diesem Tipp nicht irgendwie zu nahe trete, immerhin darfst du schreiben, was du willst.
Link: #8297
Okay, mir war nicht bewusst, dass diese Anrede bei euch in Deutschland schon quasi ausgestorben ist.
Vielleicht erwecke ich ja nicht den Anschein, aber ich sehe Kritik eigentlich gerne, sofern sie nicht „Wawawa dein kurs is fol schlächd“ lautet.
Link: #8319
Wie (eher nicht) gesagt, ich kann nicht für ganz Deutschland sprechen. Ich meine mal gelesen zu haben, dass Institute wie Salem noch die Professor-Anrede verwenden, weiß es aber nicht [toller Platz für ein Smiley, weiß bloß nicht, welches], und kann mir generell vorstellen, dass es da ein Nord-Süd-Gefälle geben könnte (wie auch angeblich beim Bildungsgrad, beim Ausländeranteil und diversen anderen Dingen). Ansonsten würde ich die Anredeform in Deutschland durchaus als „ausgestorben“ bezeichnen.
Link: #8320
Hätten wir gleich nachsehen sollen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Professur
Da steht’s alles… 🙂