Der NanaOne-Japanischkurs, Kapitel 54

 

Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte

Kapitel 54-

Peter ist noch immer dick

 

Zwei Wochen lang haben wir jetzt schon Peter als dick beschimpft. Neun von zehn Beteiligten fanden das immer sehr lustig, doch dann musste gestern ausgerechnet Peter selbst wütend herausrufen, dass wir doch gar nichts anderes sagen können als „Peter ist dick“. Schlagfertig wollten wir antworten: „Klar können wir!“, doch dann ist uns eingefallen, dass er ja eigentlich recht hat. Mehr als „Peter ist dick“ kriegen wir tatsächlich nicht heraus. Diese Unverschämtheit muss gerächt werden! Hat dieser Peter noch nie was von Höflichkeit gehört?

Wie heißt es in der Datenbanktechnik so schön? „Redundanz schafft Sicherheit!“ Deswegen werden wir den Satz „Peter ist dick“ nun so weit ausbauen, dass er redundant wird, damit wir mit Sicherheit sagen können, dass Peter sich beleidigt fühlt. Ich rede davon, dass wir im Satz dem Substantiv ein Attribut mitgeben. Und damit es auch schön redundant wird, heißt unser Beispielsatz einfach mal „Der dicke Peter ist dick“.

Jeder, der in der Hauptschule nicht pünktlich zu jeder Deutschstunde halblaut zu sägen begonnen hat, muss wissen, was ein grammatisches Attribut ist. Darum werde ich jetzt auch sicher nicht erklären, dass ein Attribut ein Adjektiv ist, das einem Nomen beigefügt wird und ebendieses genauer beschreibt, zB „alte Hütte“, „rostige Axt“ oder „blutverschmierter Waldboden“. (Streng genommen kann ein Attribut auch einer Menge Wortarten beigefügt werden, aber mit der Definition müssen wir jetzt mal auskommen.)

Einem i-Adjektiv ist dieser ganze Attribut-Kram völlig wurscht, setzt sich vor das Nomen und klebt wie ein Kaugummi daran fest, ohne irgendein Wort dazwischenzulassen. Soll heißen: i-Adjektive brauchen, um als Attribut zu gelten, weder flektiert werden noch benötigen sie eine verwirrende Endung. Man setzt sie einfach in ihrer Grundform vors Substantiv und fertsch. Anders als im Deutschen, bei dem wir sogar das verdammten Genus berücksichtigen müssen. Aber dass Deutsch stinkt, muss ich ja bei einem Haufen Japanisch-Enthusiasten, die ich als mein Lesepublikum bezeichne, nicht betonen. >impliziert jemand liest noch mit
Es ist übrigens egal, ob das Adjektiv in der Vergangenheit oder in der Negation steht.

Na-Adjektive sind nicht ganz so stur, verlangen aber unbedingt ihren Lieblingsteddy, wenn sie sich vor das Nomen stellen wollen. Und dieser Lieblingsteddy heißt . Moment, dann sind sie ja eigentlich doch stur… Egal, die Metapher war sowieso affig. Na-Adjektive haben jedenfalls noch ein zwischen dem Nomen und… nun, dem Adjektiv selbst stehen. Dass na-Adjektive nach diesem  benannt wurden, ist natürlich völlig absurd und unglaublich weit hergeholt. Aber Vorsicht: dieses brauche ich nicht mehr, wenn ich (wegen einer Vergangenheits- oder Verneinungsform) schon ein dahintersetze! Das hat den linguistischen Grund, dass eigentlich nur die Attributivform von ist und… Egal, das wird zu tiefgreifend.

Beispieltabelle, fick ja!

Grundform Attributive Verwendung
太い (futoi; dick)  太い犬 (futoi inu; dicker Hund)
新しい (atarashii; neu) 新しいパソコン (atarashii pasokon; neuer PC)
眠い (nemui; müde) 眠くない著作者 (nemukunai chosakusha; nicht müder Autor)
赤い (akai; rot) 赤かったСССР (akakatta CCCP; rot (kommunistisch) gewesene UdSSR)
静か (shizuka; still) 静かではない風 (shizuka de wa nai kaze; nicht leiser Wind)
不条理 (fujouri; unsinnig) 不条理な社会 (fujouri na shakai, absurde Gesellschaft; Ich hab Gesellschaftskritik in meinem Text, bin ich jetzt cool?)
美味 (bimi; lecker) 美味だった猫焼き (bimi datta oyaki; lecker gegrillt gewesene Katze)
完全 (kanzen; vollständig) 完全な真空 (kanzen na shinkuu; absolutes Vakuum; Das ist laut Wikipedia ein polnisches Buch. The more you know.)

Wie lautet also nun der schönste Satz der Welt? 太いペーターは太いんだ. Der dicke Peter ist dick. Genial.

Leider scheint es, als müssten wir uns nun von diesem Satz verabschieden, weil die adverbiale Form von „dick“ auf die prädikative Form von „dick“ irgendwie nicht passt. „Der dicke Peter ist dick dick“ klingt halt etwas seltsam. Da ich aber gerne noch Adjektive in Adverbform erklären möchte, müssen wir auf einen intelligenteren Beispielsatz zurückgreifen. Zum Beispiel: „Der dicke Peter ist außergewöhnlich dick.“

Okay, Adverbien sind etwas komplizierter als Attribute, darum ein kurzer Exkurs: Adverbien beschreiben eine Situation oder ein Wort in einem Satz genauer. Im Gegensatz zum Attribut steht ein Adverb aber nicht direkt vor dem Nomen, sondern kann mitten im Satz auftauchen. Im Englischen erkennt man ein Adverb relativ gut, indem man darauf achtet, ob hinter einem Adjektiv die Endung ~ly steht, aber im Deutschen geht das nur mit wenigen Worten und zB den Endungen ~erweise, ~lich oder ~halb. Aber das ist alles eigentlich ziemlich unwichtig, weil wir uns hier auf japanische Adverbien konzentieren wollen, die sich auf Verben beziehen und von Adjektiven abgeleitet sind. „Er geht schnell einkaufen“, „Mama hat gut gekocht“ oder „Schnuffi bellt laut“ wären Beispiele dafür. Man muss sich nur die altbekannte „Wie?“-Frage stellen: Wie geht er einkaufen? Schnell. Wie kocht Mama? Gut. Wie bellt Schnuffi? So nervtötend, dass ich gleich die Motorsäge aus dem Schuppen hole.

Natürlich nicht für den Hund, obwohl der etwas gruselig ist, sondern für die i-Adjektive. Die müssen wir mit der Motorsäge nämlich genau zwischen Adjektivstamm und zerteilen, sodass wir an das blutige Ende des Stammes ein transplantieren können. Dann klebt man mit etwas Panzertape dahinter noch das entsprechende Verb dran und wir können sagen: Herzlichen Glückwunsch, die Adverb-OP war ein voller Erfolg. Bei na-Adjektiven funktioniert die Methode genauso, nur dass wir das mit einem ersetzen müssen. Aber vorher die Motorsäge desinfizieren!

Grundform Adverbiale Verwendung
早い (hayai; schnell) 早く歩きます (hayaku arukimasu; schnell gehen)
安い (yasui; günstig) 安く買い物しない (yasuku kaimono shinai; nicht günstig einkaufen)
正しい (tadashii; korrekt) 正しく理解する (tadashiku rikai suru; korrekt verstehen)

汚い (kitanai, schmutzig)

汚くなる (kitanaku naru; schmutzig werden)
非常 (hijou; extrem) 非常に飢える (hijou ni ueru; extrem hungrig sein)
陽気 (youki; fröhlich) 陽気に出刃を研ぎ澄ます (youki ni deba wo togisumasu; fröhlich das Messer schärfen)
嗜虐的 (shigyakuteki; sadistisch)
餌食を嗜虐的に笑いかける (ejiki wo shigyakuteki ni waraikakeru; das Opfer sadistisch angrinsen)
汗みずく (ase mizuku; schweißgebadet) 汗みずくに目が覚めた (ase mizuku ni me ga sameta; schweißgebadet aufgewacht sein)

Man kann hier recht gut erkennen, dass die Vergangenheits-/Verneinungsfunktion vom Verb übernommen wird, nicht mehr vom Adjektiv. Seien wir froh, sonst gäbs vermutlich noch irgendeine seltsame Adjektivendung, die sich keine Sau merken kann.

Also: 太いぺーたーは例外的に太いんだ. Der dicke Peter ist außergewöhnlich dick. Eine kreativere Beleidigung für einen beleibten Menschen kann’s echt nicht mehr geben.

Es gibt noch eine zweite Form von Adverbien, aber die ist heute nicht das Thema und daher brauch ich auch nix mehr zu schreiben. Huzzah!

Autor:
Datum: 08.07.2014
Kategorien: Blog, NanaOne-Japanischkurs

  1. 1 | mo

    10/10 So macht lernen doch mal Spaß XD

  2. 2 | Schnitzelschale

    Ein neuer Artikel zum Thema: Wie beleidige ich meine dicken Freunde auf japanisch.

  3. 3 | Zockerfreak

    Cool, es geht wieder weiter mit dem Kurs, danke. ^^

    Ob man jetzt somit auch dicke Mutter Witze ins Japanische übersezen kann?! 😀

    Deine Mutter ist so Fett, … ^^

  4. 4 | naich

    Vierter! ヽ( ゚ヮ・)ノ

  5. 5 | Drekelmann

    (Streng genommen kann ein Attribut auch einer Menge Wortarten beigefügt werden, aber mit der Definition müssen wir jetzt mal auskommen.)

    Und streng genommen muss ein Attribut auch kein Adjektiv sein: sterbender Waldschrat (Partizip), fünf Millionen Juden (Zahlwort), mein Kampf (Possessivpronomen)…

    I-Adjektiven ist dieser ganze Attribut-Kram völlig wurscht, setzt sich vor das Nomen

    Der Satzbau kommt mir seltsam vor: „I-Adjektiven … setzt …“ – besser: „… völlig wurscht, sie setzen …“ oder „Einem I-Adjektiv …“.

    weder flektiert werden

    „brauchen“ braucht ein „zu“ (siehe hier), zumindest habe ich nie was Gegenteiliges gehört.

    den verdammten Genus

    Genus ist doch ein Neutrum… http://www.duden.de/rechtschreibung/Genus

    einem Haufen Japanisch-Enthusiasten, das

    Kongruenz: „Haufen …, der“ oder „Enthusiasten, die“.

    >impliziert jemand liest noch mit

    Wenn man ganz pingelig sein will: „impliziert, jemand“…

    静かな風ではない

    美味な猫焼きだった

    Das ist doch schon ein ganzer Satz, und das war nicht Sinn der Tabelle, oder?

    absolutes Vakuum; Das ist laut Wikipedia ein polnisches Buch.

    Oder der Absolute Raum. Der stammt von Newton.

    太いペーターは太いだ

    Du meinst wohl 「太いペーターは太いだ」, oder? (Betrifft auch 「太いぺーたーは例外的に太いだ」.)

    Du kleine Hure, ich werde dir alles wegnehmen, was dir lieb ist und dich in ewiges Leid stürzen

    Bitte ein Komma am Ende des Relativsatzes.

    Tut mir leid, dass ich diesmal so viel rumzumäkeln habe, den Artikel zu lesen macht nach wie vor sehr viel Spaß!

    (Nebenbei bemerkt gibt es wohl in Deutschland nicht mehr viele Hauptschulen… Was nicht heißt, dass es nicht mehr viele Hauptschüler gibt… vor allem ehemalige.)

    • 6 | naich

      Der Satzbau kommt mir seltsam vor: “I-Adjektiven … setzt …” – besser: “… völlig wurscht, sie setzen …” oder “Einem I-Adjektiv …”.

      Genus ist doch ein Neutrum…

      Kongruenz: “Haufen …, der” oder “Enthusiasten, die”.

      Bitte ein Komma am Ende des Relativsatzes.

      Sind alles Schusselfehler, die ich irgendwie ständig mache. Danke schön~

      “brauchen” braucht ein “zu” (siehe hier), zumindest habe ich nie was Gegenteiliges gehört.

      Ich weiß nicht, ob das so im österreichischen Duden steht, aber da hat mir vermutlich mein Dialekt einen Streich gespielt. Sagen darf man es hier ohne „zu“ sehr wohl. Ausgebessert wird’s natürlich trotzdem.

      Wenn man ganz pingelig sein will: “impliziert, jemand”…

      Auf Krautchan achtet auch niemand auf korrekte Kommasetzung, darum ist es mir auch hier egal. :3

      Das ist doch schon ein ganzer Satz, und das war nicht Sinn der Tabelle, oder?

      Aber sonst kann ich meine tolle Geschichte nicht erzählen^^

      Du meinst wohl 「太いペーターは太いんだ」, oder? (Betrifft auch 「太いぺーたーは例外的に太いだ」.)

      Ich muss jetzt zugeben, dass ich mich da wohl etwas zu viel von den Grammatikregeln hab leiten lassen. Ich hatte ursprünglich ein ん drinstehen, weil mir das mein Bauch gesagt hat, habe es aber wenige Minuten nach der Veröffentlichung wieder rauseditiert, weil mir partout kein grammatisches Gesetz einfallen wollte, das das ん legitimiert. Soll heißen: ich formuliere solche Sätze zwar richtig, weiß aber nicht, warum. :ugly:
      Vielleicht kannst du mir eine Regel nennen, sonst recherchier ich morgen, warum ich ein ん brauche. Ist schon spät.

      • 7 | Schnitzelschale

        Auf einer Website auf Rechtschreibfehler hinzuweisen kommt in etwa so rüber, wie wenn man sich meldet, um den Lehrer auf ein vergessenes Komma hinzuweisen.

      • 10 | Frechdachs

        Ich weiß nicht, ob das so im österreichischen Duden steht, aber da hat mir vermutlich mein Dialekt einen Streich gespielt. Sagen darf man es hier ohne “zu” sehr wohl. Ausgebessert wird’s natürlich trotzdem.

        Lass dich nicht immer so verunsichern, naich. :>

        • 11 | naich

          A-Ach, ich bin einfach nur immer zu faul, so was nachzuschlagen ^^

      • 12 | Drekelmann

        Aber sonst kann ich meine tolle Geschichte nicht erzählen^^

        Äh… wieso? 静かではない風 geht doch auch…?

        Ich muss jetzt zugeben, dass ich mich da wohl etwas zu viel von den Grammatikregeln hab leiten lassen. Ich hatte ursprünglich ein ん drinstehen, weil mir das mein Bauch gesagt hat, habe es aber wenige Minuten nach der Veröffentlichung wieder rauseditiert, weil mir partout kein grammatisches Gesetz einfallen wollte, das das ん legitimiert.

        Jetzt bin ich aber irritiert. Der Satz lautet doch:

        太い – dick (ein i-Adjektiv, attributiv)
        ペーターは – Peter (Eigenname, Bezugswort von 太い, Satzthema)
        太い – dick (ein i-Adjektiv, prädikativ)
        だ – Kopula-Grundform

        Aber überall, wo i-Adjektive erklärt werden, liest man sinngemäß: Auf ein i-Adjektiv darf niemals eine Kopula-Grundform (sprich: だ) folgen, weil i-Adjektive ihre eigene Kopula tragen! Das geht erst eine Stufe höflicher, also mit です.

        Und nach allem, was ich bisher gesehen habe – nicht viel, zugegebenermaßen -, wird dieser Umstand in umgangssprachlichem Japanisch dadurch umgangen, dass man den Satz mit dem i-Adjektiv nominalisiert und auf das so gewonnene Nomen das (für Nomen inklusive na-Adjektive zulässige) だ folgen lässt. Und weil es Umgangssprache ist, sagt man natürlich nicht 太いのだ, sondern 太いんだ (wobei ich mir nicht sicher bin, ob es nicht einen Unterschied zwischen のだ und んだ gibt).

        Zusammenfassung: Nach allem, was ich weiß, ist i-Adjektiv + だ falsch, man könnte den Satz entweder durch Weglassen des だ korrigieren (soviel ich weiß, die „weiche“ Variante) oder durch Hinzufügen einer Nominalisierung (んだ, die „verstärkende“ Variante, was bei Beleidigungen ja durchaus gewollt sein könnte).

        Ich bin allerdings etwas verwundert, dass du von dieser Regel noch nie etwas gehört haben könntest, ich hatte den Eindruck, die würde man überall finden, wo i-Adjektive erklärt werden…

        Auf einer Website auf Rechtschreibfehler hinzuweisen kommt in etwa so rüber, wie wenn man sich meldet, um den Lehrer auf ein vergessenes Komma hinzuweisen.

        Auf einer Webseite auf Rechtschreibfehler hinzuweisen, ist vor allem, als wollte man der Hydra mit ’ner Nagelschere beikommen. Aber bei naich mach ich’s trotzdem, weil ich zu wissen glaube, dass er da auch Wert drauf legt…

        • 13 | naich

          Äh… wieso? 静かではない風 geht doch auch…?

          Äh, ups, sorry, falscher Satz :x

          dass man den Satz mit dem i-Adjektiv nominalisiert und auf das so gewonnene Nomen das (für Nomen inklusive na-Adjektive zulässige) だ folgen lässt.

          Das ist mir klar, aber mir fehlt irgendwie eine Erklärung, warum nach einem i-Adjektiv kein だ folgen darf. Schließlich macht eine korrekte Kopula aus dem Adjektiv ein Prädikatsadjektiv, das dem Subjekt zugewiesen wird. Wie gesagt, ich nominalisiere solche Wörter aus dem Bauch heraus, weiß aber nicht, wieso diese Regel Anwendung findet.

          (wobei ich mir nicht sicher bin, ob es nicht einen Unterschied zwischen のだ und んだ gibt).

          Das ist afaik nur mit Mundfaulheit verbunden.

          • 14 | naich

            Hm, vielleicht bin ich ja auf der richtigen Spur. Möglicherweise ist es ALLEN Adjektiven grundsätzlich verboten, eine Kopula zur Verbindung zum Subjekt zu benutzen, aber während na-Adjektive die prädikative Form von だ benötigt, um sie als Prädikat zu verwenden (was erklären würde, warum sie, um als Attribut zu gelten, die attributive Form von だ (also な) benötigen), stehen i-Adjektive bereits in ihrer Grundform in der Prädikativform.

            Wenn das stimmt, frage ich mich nur noch: Was ist dann die Grundform von na-Adjektiven? Ein Nomen?

          • 15 | immu

            Ja, die Spur ist schon richtig.

            i-Adjektive (japanisch 形容詞) fungieren selbst als Prädikat, sind also so was wie Verben. Deswegen hat da das だ nichts verloren. In der höflichen Form darf です da auch nur stehen, weil es in dem Kontext _keine_ Kopula sondern ein reiner Höflichkeitsmarker ist.

            na-Adjektive (japanisch 形容動詞) sind im Prinzip verkrüppelte Substantive, ums mal etwas überspitzt zu formulieren. Dieses ominöse な, das man da anhängt, um ein anderes Substantiv damit zu modifizieren, ist nichts weiter als die 連体形 von だ (zumindest kannst du das im modernen Japanisch so analysieren, geschichtlich gesehen kommt な von なり (連体形 von なる), was wiederum von der noch älteren Kopula にあり kommt… whatever, schau dir Klassisches Japanisch an, wenn dich das interessiert). Das ist insofern interessant, als dass sonst bei so gut wie allen Verben im modernen Japanisch die 連体形 und die 終止形 identisch sind…

            Darüber hinaus hat Japanisch übrigens noch einige andere Wortarten, die attributiv verwendet werden können. Prinzipiell können normale Substantive (名詞) attributiv verwendet werden, indem man の verwendet (eh klar, das hast du glaube ich auch schon irgendwann mal erwähnt in diesem Kurs hier).

            Und dann gibts auch noch die 連体詞/rentaishi/“Adnomen“. Das sind spezielle Wörter (oft entartete Verben/Adjektive oä.), die NUR attributiv, also nicht prädikativ, verwendet werden können. Ein Beispiel dafür wäre etwa 大きな (ja, das ist _kein_ na-Adjektiv 😉 ) oder auch いわゆる.

            Also ja, zusammengefasst: Nach i-Adjektiven NIE だ, weil schon ein Prädikat. Nach na-Adjektiven am Ende eines Satzes IMMER eine Kopula, weil es sonst kein vollständiger Satz ist (naja, zumindest theoretisch, umgangssprachlich wird das nicht so genau genommen).

        • 16 | nano

          Ich hab das grad nur überflogen, aber ich versteh nicht, wo hier der Unterschied zwischen „desu“ und „da“ ist. In meinen Augen ist das das gleiche, nur das eine mehr das andere weniger höflich. (Mit linguistischen Erklärungen hat man bei mir an der Uni sehr gegeizt …)

          • 17 | naich

            Ne, „desu“ und „da“ sind zwar eigentlich dasselbe Wort in verschiedenen Wortarten, werden aber anders verwendet. Bei Zustandsverben darfst du zB kein „da“ verwenden, „desu“ aber schon.

          • 18 | Drekelmann

            mir fehlt irgendwie eine Erklärung, warum nach einem i-Adjektiv kein だ folgen darf

            Mir auch. Und ebenso bzgl. des Folgenden:

            Ich hab das grad nur überflogen, aber ich versteh nicht, wo hier der Unterschied zwischen “desu” und “da” ist.

            Ich weiß auch nicht, wieso です andere „Befugnisse“ hat als だ – das hat man auch mir nie hinreichend erklärt -, ich habe seinerzeit die Erklärung akzeptiert, dass だ nur nach na-Adjektiven und Substantiven verwendet werden darf, です hingegen auch nach i-Adjektiven. Wäre schön, wenn jetzt mal Toto oder jemand Sonstiges vorbeikommen könnte, der Ahnung davon hat.

            Wenn ich recht drüber nachdenke, könnte man aber auch sagen, dass jedes i-Adjektiv seine eigene Kopula mit sich führt: 太−い, wobei dieses い eine der vielen unerklärten Nebenformen von である ist. Keine Ahnung, ob das stimmt, aber es würde einiges erklären:

            い → いです im Höflichen,
            い → くない bei der Verneinung usw.

            Da Substantive und na-Adjektive so ein い nicht mit sich führen, brauchen sie eine Extra-Kopula: だ, eine andere Nebenform von である. Das würde wunderbar zu deiner Theorie passen, dann wären nämlich alle attributiven Verwendungen von Adjektiven einfach nur verkappte Relativsätze, bei denen die Kopula das Relativsatzprädikat ist:

            太いペーター „futo i Peetaa“, „Peter, der dick ist“, ハンサムなペーター „hansamu na Peetaa“, „Peter, der stattlich ist“, usw.

            Das würde Sinn ergeben, aber – wie gesagt – ich habe keine Ahnung, ob das stimmt.

            Bei Zustandsverben darfst du zB kein “da” verwenden, “desu” aber schon.

            Habe ich noch nie gesehen, wie meinst du das? ペーターは太鼓腹があるです? Das kommt mir komisch vor…

          • 19 | naich

            Wenn ich recht drüber nachdenke, könnte man aber auch sagen, dass jedes i-Adjektiv seine eigene Kopula mit sich führt: 太−い, wobei dieses い eine der vielen unerklärten Nebenformen von である ist. Keine Ahnung, ob das stimmt, aber es würde einiges erklären:

            い → いです im Höflichen,
            い → くない bei der Verneinung usw.

            Da Substantive und na-Adjektive so ein い nicht mit sich führen, brauchen sie eine Extra-Kopula: だ, eine andere Nebenform von である. Das würde wunderbar zu deiner Theorie passen, dann wären nämlich alle attributiven Verwendungen von Adjektiven einfach nur verkappte Relativsätze, bei denen die Kopula das Relativsatzprädikat ist:

            太いペーター “futo i Peetaa”, “Peter, der dick ist”, ハンサムなペーター “hansamu na Peetaa”, “Peter, der stattlich ist”, usw.

            Dann sind wir wohl etwa zum selben Ergebnis gekommen. Aber das sind halt alles nur Spekulationen, ich habe keine Ahnung, ob wir damit richtig liegen. Toto scheint hier nicht mehr vorbeizuschauen und nano hatte das Thema wohl auch nicht ausführlich genug. Ich muss mich wohl noch etwas im Internet umsehen.

            Habe ich noch nie gesehen, wie meinst du das? ペーターは太鼓腹があるです? Das kommt mir komisch vor…

            Diese Info hab ich aus dem Kopula-Artikel auf Wikipedia. Vielleicht hab ich das auch falsch interpretiert. Jetzt, da ich den Artikel ein zweites Mal lese, denke ich sogar, dass sich das „stative verb“ rein auf i-Adjektive bezieht, die mittels eingebauter Kopula schon quasi als Verb fungieren. Wenn ich recht habe, hat das Wikipedia aber ziemlich doof formuliert.

          • 20 | nano

            Auf deine Frage, ob die Grundform von Na-Adjektiven Nomen sind: Ja. Deswegen nennt man sie auch nominale Adektive oder so ähnlich.

            Bsp: http://www.wadoku.de/entry/view/9991613
            http://www.wadoku.de/entry/view/6720086

          • 21 | naich

            Auf deine Frage, ob die Grundform von Na-Adjektiven Nomen sind: Ja. Deswegen nennt man sie auch nominale Adektive oder so ähnlich.

            Das bedeutet, allein über die Wortart kann man im Japanischen nicht bestimmen, ob es sich um ein Nomen oder ein nicht-japanisches Adjektiv handelt. So ein Satz ergibt wohl auch nur für einen Japaner Sinn.
            (Wobei man diese Sache wohl „umgehen“ könnte, indem man einfach standardmäßig ein „na“ hinter den Adjektiven dranhängt…)

          • 22 | immu

            (Sorry, kA, wie man hier richtig zitiert.

            „Das würde wunderbar zu deiner Theorie passen, dann wären nämlich alle attributiven Verwendungen von Adjektiven einfach nur verkappte Relativsätze“

            So ist es.

          • 23 | nano

            Was genau meinst du gerade? (Sorry, hab echt nur überflogen xD)

          • 24 | immu

            Das Zitat ist von Drekelmann, aus dem Beitrag um 15:46. Ich musste dir antworten, weil mich das Ding hier irgendwie keine Antworten für Beiträge mit tieferer Verschachtelung schreiben lässt. Sorry für die Verwirrung. 😀

          • 25 | nano

            Und ich meinte naichs Post. ^^‘ Sorry, mein Internet spinnt gerade.

          • 26 | naich

            Ja, scheint, als müsste ich mir mal was einfallen lassen, um Diskussionen hier angenehmer zu gestalten. Oder zumindest den lieben Herrn Webmaster mal ein wenig Feuer unterm Hintern machen, damit die Verschachtelung von Kommentaren tiefer läuft.

            @immu:
            Vielen Dank für die ausführliche Erklärung! Wenigstens jemand, der sich mal auskennt. 😛 Ich denke, ich werde deine Informationen demnächst hier ergänzen.
            „Adnomen“ riecht auch schon nach nach einer kleinen Fortsetzung dieser Artikelreihe…

      • 27 | Drekelmann

        Ach ja, und was ich noch vergessen hatte:

        赤かったCCCP

        Sollte eigentlich besser СССР sein. Sieht genau gleich aus, sind aber andere Unicode-Codepoints, weil kyrillische Schrift. Nur falls dir so was wichtig sein sollte (als EDVler).

  6. 28 | Schnitzelschale

    Bei dem Anime, den ich gerade schaue, sagte jemand ありがとうな、ボッスン。
    Hat das な etwas mit diesem berüchtigten Kansai-Dialekt zu tun, von dem man ab und zu hört, oder gehört das な generell da hin?

    • 29 | naich

      Nö, das ist das な im zweiten Punkt von hier.
      Kansaiben ist eher bekannt durch seine Intonationsverschiebung und seine nasalierte Aussprache.

      • 30 | Schnitzelschale

        Danke, ich war nur irritiert, weil ich das な bislang nicht nach ありがとう irgendwo gehört hab, und die Sprecherin in dem Anime eine Kansaibe/Kansaianeren/whatever? ist.

      • 31 | Drekelmann

        Kansaiben ist eher bekannt durch seine Intonationsverschiebung und seine nasalierte Aussprache.

        Und, wie ich gehört habe, durch die (gegenüber dem Tokyo-Dialekt) eher „wellenförmige“ Betonung. Oder meintest du das mit „Intonationsverschiebung“?

        • 32 | naich

          Mir fällt bei Kansaiben immer das Wort お箸 ein. Im generischen tokioter Dialekt würde man wohl ˈhashi sagen, aber unten in Osaka wäre haˈshi wohl üblicher. Dass sich der Pitch Accent verschiebt, dürfte aber eine generelle Art sein, wie man japanische Dialekte von der Standardsprache unterscheidet.

        • 33 | Shadol

          Ich fand immer, dass das auffälligste die ganzen -ya sind. Und die -hen. Die Pitchverschiebungen fallen einem gar nicht so schnell auf finde ich. Die -ya’s dagegen bemerkt man meißtens schon im ersten Satz.

  7. 34 | nano

    Ich musste gestern übrigens auch noch ein eine schöne Stelle aus dem Sakamichi no Apollon Opening denken: ハイなスピード

    Hach ja, die Japaner und Fremdsprachen. xD

    • 35 | Schnitzelschale

      Ich habe nicht die geringste Idee, was ハイなスピード bedeuten soll xD

      • 36 | immu

        Hohe Geschwindigkeit. XD

        • 37 | Schnitzelschale

          Ich finde es gerade beim Englischen nervig, dass die Aussprache 1:1 niedergeschrieben ist, und dass man sich eben nicht an der Romaji-Schreibung orientiert. Damit komme ich irgendwie gar nicht klar -.-

          • 38 | Gebbi

            Aber das ist doch der Sinn des japanischen Silbensystems, das gibt nun mal exakt die Aussprache wieder. Wüsste gar nicht, wie man das anders handhaben sollte.

            So kompliziert ist das mit den englischen Begriffen im jap. Silbensystem eigentlich auch gar nicht, wenn man einmal den Dreh raus hat. Zur Übung kannst du dir einfach immer mal irgendein englisches Wort, das du gerade irgendwo siehst, hernehmen und ins jap. Silbensystem umformen. Anschließend prüfst du z.B. über jisho.org nach, ob du’s korrekt übertragen hast.

          • 39 | nano

            Der Punkt hier ist aber, dass es ja eigentlich „high speed“ heißen müsste, die Japaner haben aber nach japanischer Grammatik „high NA speed“ draus gemacht ^^

          • 40 | Schnitzelschale

            Bei Highspeed kann man ja noch irgendwie draufkommen, aber nimmt man mal Beispielsweise „Schnitzelschale“, wird der Name ja bis zur Unkenntlichkeit verwurschtelt.
            チニツイチェルチャレ würde ich im Leben nicht als meinen Nickname erkennen 😀

          • 41 | nano

            So würde man es auch nicht schreiben xD

            Eher シュニッツェルシャーレ

          • 42 | nano

            Problematisch wird es eigentlich nur, wenn aus dem Kontext nicht ersichtlich ist, was für ein Wort gemeint sein soll oder es ein erfundenes Wort ist. (Wie aktuell die Namen der Feinde in Captain Earth <_<)
            Ansonsten lassen sich die meisten Katakana-Wörter auch leicht googlen.

            Vieles lernt man aber auch mit der Erfahrung. ZB, dass die Japaner mit "shiito" halt nicht "sheet" meinen, sondern "seat" xD

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