Bericht zur Dokomi 2017
Lange Warteschlangen, schrille Live-Acts und über ein Dutzend Maids: Das ist die Dokomi. NipaH und ich waren auch dieses Jahr für euch vor Ort und haben natürlich wieder höchst kompetent geprüft, was Deutschlands größte Anime- und Manga-Convention so zu bieten hat.
Bereits im Vorhinein ließ sich erahnen, dass in diesem Jahr so einige Änderungen auf die Besucher zukommen. So ist die Location im CCD Congress Center Düsseldorf nun einer sehr weitläufigen Fläche über die östlichen Messehalten 12 bis 16 gewichen. Während man sich im Congress Center noch hie und da die Beine in den Bauch stand aufgrund der doch recht engen Gänge und die um diese sich schlängelnden Warteschlangen, so bot die diesjährige Aufteilung genug Platz, um jedem Teilbereich der Con eine eigene Halle zur Verfügung zu stellen. In der Eingangshalle 15 sammelten sich alle Händler und Publisher, Halle 14 war dem Doujinshi-Bereich und den Gamern vorbehalten, in Halle 13 fand man Bring&Buy, AMV-Beamer sowie ein aufgeblasener Hindernisparcours und Halle 12 war einzig allein Ort der großen Bühne. Hierbei war jede Halle fast so groß wie die Messehalle der Manga-Comic-Convention in Leipzig. Geräumig, doch um zu den jeweiligen Veranstaltungen zu gelangen, musste man schon etwas Fußpuder einpacken. Stau gab es jedoch zu keiner Zeit.
Das Programm der diesjährigen Dokomi wirkte, ich sage es mal ganz unverblümt, auf den ersten Blick recht langweilig. Kaum berühmte jap. Gäste, eher mittelmäßige Live-Acts und auch die Panels und Workshops schienen nun nicht gerade vor Innovation und interessanten Themen zu strotzen. Aus diesem Grund (und auch aufgrund unseres etwas verspäteten Eintreffens) entschieden wir uns am Samstag, nach einem kurzen Abstecher durch die Hallen, einmal direkt zur neu gestalteten Bühne in Halle 12 zu schauen. Hier lief gerade der Cosplay-Wettbewerb, welcher als Qualifier zur Deutschen Cosplay Meisterschaft auf der Connichi im September diente. Neben den üblichen mal mehr mal weniger interessant inszenierten Auftritten, gab es auch Leute, die sich wirklich Mühe gaben. So konnte ein Auftritt von Haruhi und Yuki im Stewardessen-Outfit mit einer abgewandelten und live gesungenen Version des ersten Openings der Melancholie der Haruhi Suzumiya punkten. Dieser erzielte jedoch leider keinen Platz unter den ersten Dreien. Die Gewinner sahen wie folgt aus:
- Platz: Ein Explosionssketch aus Oda Nobuna mit anschließendem Slow-Motion-Abgang.
- Platz: Eine Gesangseinlage mit Charakteren aus Rozen Maiden.
- Platz: Ein Sketch mit anschließender Tanzeinlage aus Die Legende von Korra.
Mit von der Party war ebenfalls wieder der (mittlerweile Stamm-)Moderator Luigi, der einzig Wahre, welcher allmählich Routine in seiner Moderation bekommt.
Weiter ging es schließlich mit dem einzigen Live-Konzert einer japanischen Band: TEMPURA KIDZ. Diese wusste mit ihrem schrillen und abgedrehten Idol-Pop-Mix doch erstaunliche viele Fans an die Bühne zu holen. Vor allem ihr Song LOLLiPOP kam so gut an, dass es direkt eine Zugabe gab.
Anschließend wurde es etwas ruhiger mit SunnySings. Die junge YouTuberin sang ein paar wunderschöne japanische Cover-Songs. Obwohl sie ihre Nervosität nicht verbergen konnte, war das Publikum mitgerissen und voll des Lobes.
Leider war danach das Programm der Dokomi für diesen Tag auch schon so gut wie beendet. Nach 19 Uhr passierte nicht mehr viel und all diejenigen, die die Connichi kennen, wissen, da geht eindeutig noch mehr. Eine AMV-Nacht oder ein etwas erwachseneres Abendprogramm (bspw. mit einem 18+-Fandub-Workshop) hätte hier sicher nicht geschadet. Stattdessen gab es später am Abend noch eine Anime-Disko, welche wir jedoch nicht besuchten. Ich hörte bloß von ein paar Bekannten, dass man dort wohl als Nicht-Vocaloid-Fan keinen Spaß gehabt hätte. Die Masse an Vocaloid-Songs hat dann scheinbar auch einige in den frühen Feierabend getrieben. Also haben wir nichts verpasst.
Am darauffolgenden Sonntag gingen wir dann gleich zu früher Stunde zielgerichtet zu unserem fast schon traditionellen Besuch des Maid Cafés. Dieses wurde etwas abseits der Messe in Halle 16 platziert. Ein wenig unvorteilhaft, meiner Meinung nach, da wir dort zur einen Seite die Aussicht auf eine komplett leere Messehalle und zur anderen Seite den Blick über einen grauen Bunker hatten. Atmosphäre geht anders. Jedoch wirkte das Café diesmal weniger hektisch als vergangenes Jahr. Das lag u.a. auch daran, dass Maids nicht pausenlos zu Fototerminen abgezogen wurden und man scheinbar auch bei der Planung der Kapazitäten besser aufgepasst hat. Uns betreute die bezaubernde Chi, für die dies der zweite „Auftritt“ auf der Dokomi war.
Im Anschluss daran ging es für uns zur Charakterversteigerung, bei der sich Cosplayer für ein paar Stunden „erkaufen“ lassen konnten (natürlich alles SFW, versteht sich). Der Erlös hieraus geht jedes Jahr an die Dokomi, die damit dann (hoffentlich) ihre Unkosten decken und eine Vielzahl prominenter Gäste einladen können (Edit: Der Facebook-Seite der Dokomi zufolge kommt der Erlös der Fukushima-Stiftung Synergie-Forum Sanriku Fukkou zugute).
Highlight hiervon war die Ersteigerung von 5 Maids aus dem Maid Café für insgesamt zwei Stunden. Diese gingen für sage und schreibe 1.800 € weg. Hierfür haben jedoch sechs Personen ihr Geld zusammenlegen müssen. Aber auch sechs Hosts aus dem ebenfalls wieder präsenten Host Club Café gingen für 260 € an die Frau, wohingegen eine einzelne Hostess aus demselben Café für 360 € versteigert wurde. Doch auch andere Cosplayer boten ihre „Dienste“ an und erzielten damit Preise im Bereich von jeweils 40-80 €.
Aufgrund des auch sonntags – für uns – recht wenig interessanten Programms setzten wir uns spontan in das Panel von Thomas Astruc, dem Creator der CG-Serie Miraculous Ladybug. Er zeigte einige Einblicke in die Produktion der zweiten und dritten Staffel zusammen mit Animatics und Drehbüchern zum Opening und dem bald folgenden Comic. Hier erfuhr der geneigte Fan auch einiges über den Ablauf einer solchen Animationsproduktion. Anschließend konnten die Zuschauer Fragen stellen.
Unsere letzte Haltestelle auf der Convention war schließlich ein Workshop zu klassischer Animation, der mir im Time Table doch noch auffiel. Dieser schien in Zusammenarbeit mit einem anderen Animations-Workshop zu laufen, welcher im Anschluss die Animation mit Open Toonz erklärte. Jedoch wurden uns erst einmal kurz die Abläufe der klassischen Animation, wie man sie von Animes und Cartoons aus den 80er und 90ern kennt, gezeigt und wir durften auch selbst eine kurze Animation in sage und schreibe zwei(!) Frames zeichnen. Unnötig zu erwähnen, dass dies mehr an eine Katze, die durch den Fleischwolf gedreht wurde, erinnerte. Aber es war immerhin animiert!
Fazit
Die Dokomi hat dieses Jahr auf den immer weiter wachsenden Besucheransturm reagiert… mit gemischten Ergebnissen. Ein paar Freunde berichteten, dass Samstagfrüh trotz der vielen einzelnen Schlangen, womit man die Besucher besser verteilen wollte, es nur einen Eingang zur Halle gab, durch den alle Gäste mussten. Hier hätten sicher ein paar mehr Taschenkontrolleure nicht geschadet, zumal in der Halle knapp 10 Eingangsschalter aufgebaut wurden.
Das Gelände war meiner Ansicht nach auch einfach zu groß gewählt. Es gab viele Abschnitte wie die Halle 13, das Maid Café oder auch die große Bühne, die irgendwie abgeschnitten vom Rest wirkten. Ganz zu schweigen davon, dass man bei dem engen Zeitplan, den eine Con nun einmal den Besuchern vorgibt, einfach eine viel zu große Entfernung von einer Location zur nächsten zurücklegen musste. Zeitlich war es jedoch aufgrund der kaum überfüllte Hallen noch machbar.
Am Programm hat uns vor allem gestört, dass es kein wirkliches Highlight gab. Man hat neben ein paar asiatischen Cosplayern keinerlei japanische Größen der Anime- oder Manga-Industrie eingeladen, was bei der Connichi bspw. zum Standardrepertoire gehört. Auch mit Shiena Nishizawa als Live-Act hat man letztes Jahr ein besseres Händchen bewiesen. Hier wirkte der Auftritt vor allem durch den großen Saal im CCD Düsseldorf deutlich ansprechender als eine simple schwarze Bühne ála Leipziger Buchmesse.
Zugutehalten muss man der Dokomi jedoch, dass ihr Workshop-Programm im Grunde sehr abwechslungsreich war (auch wenn uns das Meiste nicht interessierte, da wir vergleichbare Workshops schon dutzende Male besucht haben) und man auch nette Ideen wie den Hindernisparcours, die Itasha-Ausstellung und die AMV-Dauerschleife hatte. Das Ganze wirkte jedoch viel zu verstreut und einfach zufällig hingeworfen, als dass es als Gesamtkonzept einer durchdachten Con zu sehen war.
Alles in allem empfanden wir die Dokomi 2017 eher als ein Downgrade statt einem Upgrade zum Vorjahr. Die Ausweitung auf mehrere Messehallen war sicherlich sinnvoll, wurde aber nicht gut durchdacht. Und ohne die Anwesenheit bekannter nationaler und internationaler Persönlichkeiten aus der Anime- und Manga-Welt wird die Dokomi ihrem Titel als größte Convention Deutschlands nicht gerecht. Wir hoffen hier auf Besserung im nächsten Jahr. Denn gerade die Nähe zur japanischen Popkultur, wie bspw. das immer wieder toll umgesetzte Maid Café, machen diese Convention eigentlich so besuchenswert.
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Vielen Dank an dieser Stelle noch mal an das Team der Dokomi, welches uns mit Tickets für die Convention versorgte.
Datum: 07.06.2017
Kategorien: Blog, Cons und so