Aufguss oder frischer Wind? Pokémon Ultramond
Als die beiden neuen Titel des Pokémon Universums das erste Mal angekündigt wurden, dachten viele von uns, wir hören nicht richtig. An die bestehenden Titel ein „Ultra“ hängen und das nicht einmal ein Jahr nach der Veröffentlichung der „Originale“, was soll dabei schon herauskommen, außer ein warmer Aufguss? Wir haben Pokémon Ultramond für euch getestet – beziehen uns im Text natürlich aber auf beide Varianten.
Startet man das Spiel, erlebt man auch zuerst ein Déjà-vu. Optisch hat sich auf Alola nichts verändert, Design und Grafik sehen aus, wie in Pokémon Mond. Trotzdem sticht uns schon kurz nach dem Starten des Spiels eine der auffälligsten Neuerungen ins Auge: Die beiden außerirdisch wirkenden Ultraforscher Mirin und Cyonir, deren Namen wir natürlich erst später im Spiel erfahren.
Wer wirklich in Ultramond Neues erleben will, muss aber trotzdem ein wenig Geduld mitbringen, denn auch wenn zur Inselwanderung und der bekannten Story noch das Ultraforschungsteam mit der Geschichte um Necrozma hinzukommt – ein ganz neues Spielgefühl kommt hier nicht auf. Die Prüfungen sind weitestgehend gleich geblieben, mit ein paar Änderungen. Zum Beispiel könnt ihr während der Prüfung im Schattendschungel nicht mehr frei herumlaufen, sondern werdet für jede Zutat an einen bestimmten Punkt gebracht.
Die Geschichte um Necrozma und das Ultraforschungsteam beginnt zwar interessant, bleibt im Ganzen aber eher flach und endet schließlich damit, dass ihr besagtes Pokémon müde auf dem Berg sitzend findet. Auch der Sprung durch die Ultrapforte bringt euch nicht in wilde neue Welten, die zu erforschen wären. Ultrametropolis beherbergt genau zwei NPCs und einen großen Turm, der Rest der Stadt ist nicht erkundbar. Immerhin erhaltet ihr hier Venicro – eine von vier neuen fangbaren Ultrabestien. Solltet ihr durch das Sammeln von Ernergiekugeln sehr weit entfernte Abzweigungen aus dem Ultropfortentunnel nehmen, trefft ihr in kleinen Weltabschnitten immerhin auf zum Teil seltene Pokémon.
Wenn ihr allerdings die Inselwanderung und die anschließende Pokémon-Liga hinter euch habt, nimmt das Spiel noch mal fahrt auf. So trefft ihr auf Team Rainbow Rocket, das von Giovanni angeführt wird, der die Schurkenorganisation schon zu Zeiten von Blau und Rot leitete. Im Gepäck haben sie dabei auch noch Team Aqua, Team Magma und weitere klassische Gegenspieler aus alten Pokémon-Teilen. Des Weiteren gibt es viele legendäre Pokémon aus den alten Spielen zu fangen – jeweils in Ultramond andere als in Ultrasonne und umgekehrt. Viel mehr wollen wir aber jetzt noch nicht verraten, allerdings finden wir es schade, dass diese doch recht großen Neuerungen erst im Late-Game aufkommen – da habt ihr je nach Spielweise schon locker 20 oder mehr Stunden auf der Uhr.
Natürlich gibt es auch kleinere Neuerungen während der Haupt-Story. So könnt ihr golden glitzernde Herschersticker sammeln, welche an verschiedensten Orten zu finden sind und die ihr bei einer braun gebrannten Urlaubsversion von Professor Eich gegen Herscher-Pokémon eintauschen könnt. Wem es zu langweilig ist, auf Glurak mit PokéMobil, oder mit Booten von Insel zu Insel, zu reisen, der schwingt sich kurzerhand auf ein Mantax und surft einfach rüber, wobei man Sprünge ausführen und Highscores setzen kann. Der Alolafotoclub sorgt derweil dafür, dass ihr immer nette Erinnerungsbilder mit euren Poké-Partnern schießen könnt – mit verschiedenen Posen und Hintergründen, die schönsten könnt ihr dann speichern.
Diese Änderungen führen aber natürlich nicht zu einem wirklich neuen Spiel. Wer Pokémon Sonne und Mond bereits gespielt hat, wird zwar immer wieder kleinere Neurungen erleben, kann über den Kauf allerdings ruhig ein zweites Mal nachdenken, denn so wirklich lohnen sich Pokémon Ultramond und Ultrasonne nicht, wenn man den Vorgänger bereits kennt. Wer allerdings noch gar kein, oder schon lange kein, Pokémon-Spiel in der Hand hatte, der kann ruhig zugreifen, den trotz allem sind diese letzten beiden Teile der Reihe so umfänglich wie kein Teil zuvor. Natürlich werden sicher auch alle Enthusiasten zuschlagen, die sich keinen Teil entgehen lassen wollen und sicherlich auch ihren Spaß haben.
„Pokémon Ultrasonne und Ultramond bilden einen runden Abschluss der 7. Generation und ist ein gutes Komplettpaket. Allerdings sind die Neuerungen zu wenig, um sich bewusst von den Grundspielen abzuheben. Wer einfach nur Spaß mit der Inselwanderung haben will, dem reichen Sonne und Mond weiterhin voll aus. Wem es nach mehr dürstet oder er bisher noch gar keinen Kontakt mit den beiden Spielen hatte, holt sich natürlich direkt die Ultra-Versionen.“
Datum: 01.01.2018
Kategorien: Blog, Gaming-Reviews, Nintendo