Connichi 2017: Events & Acts

Wenn auch mit etwas Verspätung will ich euch dennoch meinen Einblick zur diesjährigen Connichi schildern. Auch im Jahr 2017 zog Deutschlands größte Anime- und Manga-Convention wieder zahlreiche Fans aus dem ganzen Land zu sich, und das bereits zum 14. Mal.
Was es dort so zu sehen gab, und ob sich die diversen Events gelohnt haben, möchte ich nun einmal unter die Lupe nehmen.

Dass es auf Anime- und Manga-Conventions Verkaufsstände und Cosplayer in Massen gibt, sollte mittlerweile jedem bekannt sein. Deshalb will ich mich dieser Thematik auch nicht weiter widmen. Viel interessanter und abwechslungsreicher sind nämlich die ganzen Live-Acts, Panels, Workshops und sonstigen Events, denen man auf einer Con beiwohnen kann und auch sollte. Hierher rührt schließlich der doch recht hohe Preis für die Tagestickets. 

Ich verbrachte dieses Jahr nur den Samstag auf der Connichi, der Tag, an dem erwartungsgemäß der meiste Trubel herrscht. Das konnte man auch diesmal wieder gut beobachten. Die Gänge waren prall gefüllt und der Cosplay-Garten quoll über mit all den bunten Kostümen. Karneval ist ein Scheißdreck dagegen (auch wenn man sich dort so manche Verkleidung besser schöntrinken kann).

Als erster großer Tagesordnungspunkt stand der Auftritt von Shinji Schneider an, ein Comedian aus der Anime- und Gaming-Szene, welchen ich bereits des Öfteren auf der Connichi und der Chiisaicon sehen durfte. Er unterhielt das Publikum mit Geschichten über Rollenspiele, seinen Animekonsum und diverse andere „nerdige“ Themen. Seine vorigen Programme hatten vor allem den Fokus auf Animes und seinen Alltag, doch diesmal schien er sich verstärkt dem Gaming-Aspekt seines Lebens zu widmen. Es wurde sich über die Dummheit von NPCs sowie die Fragwürdigkeit von Quests in MMOs lustig gemacht, und auch darüber wie schwer es früher doch manchmal war, seinen Spielefortschritt zu speichern. Alles in allem ein ganz witziger Auftritt, wenn es mich auch nicht unbedingt von den Socken gehauen hat. Shinji Schneider ist ein Comedian, den man sich gern mal geben kann, aber nach ein bis zwei Auftritten hat man auch das Gefühl, man hat genug gesehen. Da er jedoch meines Wissens der einzige Komiker in der gesamten Anime- und Gaming-Szene ist, sollte man ruhig mal einen Blick in einen seiner Auftritt wagen. Es lohnt sich.

Die Zeit bis zum großen Konzert des Abends verbrachte ich in diversen anderen Veranstaltungen. Ich schaute mir die Siegerehrung des Cosplay-Wettbewerbs an oder probierte ein Crushed Ice auf dem Matsuri, welches auch dieses Jahr einige Köstlichkeiten und Mini-Spiele bereithielt, die man aus diversen Anime-Sommerfesten kennt.

Das Q&A Cosplay als Business weckte ebenfalls mein Interesse, also setzte ich mich in den Gesellschaftssaal, um den beiden Cosplayern hinter Lightning Cosplay zu lauschen. Diese schilderten anfangs recht allgemein ihre Erfahrungen mit der Selbstständigkeit im Cosplay-Bereich. Lightning selbst wurde beispielsweise auf der Connichi von diversen Leuten entdeckt, welche künftig ihre Auftragsgeber sein sollten. Sie verwies auch auf die Patenschaft von myCostumes, welche der Shop jedes Jahr anbietet. Hierüber können viele engagierte Cosplayer versuchen, einen Schritt in die Professionalität zu gehen. Sie wies jedoch auch daraufhin, wie viel Arbeit das Ganze – wie jede selbstständige Tätigkeit – mit sich bringt. Hierbei sind auch Social-Media-Auftritte unabdingbar. Das meiste Geld lässt sich momentan aber wohl in der Spielebranche machen, da hier große Publisher oft Cosplayer für ihre Events buchen.

Ich schaute ebenfalls einmal in die Veranstaltung Eine Einführung in den japanischen Humor hinein. Diese erinnerte fast an einen professionell gehaltenen wissenschaftlichen Vortrag, welcher jedoch durch Videoausschnitte aufgelockert wurde. Der Veranstalter zeigte im Blauen Saal des Kongress-Palais diverse Sketche aus japanischen Serien und setzte dies in Zusammenhang mit der Geschichte des Humors in Japan. Ein durchaus interessant gestalteter Vortrag, welchen ich jedoch aufgrund der Überschneidung mit dem Konzert vorzeitig verlassen musste.

Der Main Act des Abends war dann schließlich der Auftritt der japanischen Metal-Band Mardelas. Diese heizte dem Publikum durch ihre heftigen Gitarrensolos und nicht zuletzt durch die grandiose Stimme der Sängerin gewaltig ein. Kostenlose Ohrstöpsel wurden vor dem Auftritt verteilt, da die Akustik (zumindest direkt vor der Bühne) jedoch gut abgestimmt war, war dies fast nicht nötig. Ich schätze aber die Rücksicht der Veranstalter für ihre Besucher. Dies darf gern Standard bei solchen Konzerten werden. Neu war jedoch, dass man als Zuschauer nicht mehr direkt bis an die Bühne gehen konnte. Knapp 1-2 Meter davor wurde abgesperrt und Sicherheitsleute und Ordner der Connichi behielten alles im Auge. Ich weiß nicht, ob dies eine Reaktion auf vergangene Eskalationen vor der Bühne war. Mir sind hier jedoch seitens der Zuschauer keine Fehlpässe in den vergangenen Jahren bekannt.
Zu guter Letzt konnte sich jeder Fan noch ein Autogramm von den Bandmitgliedern abholen und auch ich bekam ein Foto mit der Frontsängerin.

Den Abschluss des Samstags bildete dann der geschlossene AMV-Wettbewerb. Hier konnte ZEST mal wieder einiges an Jubel einfahren, der glückliche Gewinner war jedoch ceddic, welcher bereits im vergangenen Jahr mit Feldzug Moe den Preis einsacken konnte. Sein AMV namens Polyamorie gewann den ersten Platz. Die Playlist zum AMV-Wettbewerb könnt ihr euch hier ansehen:

Leider war es das dann auch schon für diesen Samstag für mich. Ich hätte mir gern noch weitere Acts wie die J-Pop-Künstlerin Chii Sakurabi angesehen oder noch einige andere interessante Talks besucht. Hier wurde erstmalig mit der Connichi-Couch auch eine Live-Übertragung im Sinne einer Talk Show realisiert. Es ging u.a. um Japan-Blogger, die diversen Show Acts, aber auch über die aktuelle Anime-Season oder den Stand von Anime-Streaming-Dienten in Deutschland. Dies kann jedoch auf dem offiziellen Youtube-Kanal zur Connichi nachgeschaut werden.

Unter den Workshops gab es dann eher weniger Abwechslung. Hier drehte sich wie immer fast alles um Cosplay und wie man als Laie mit gewissen Stoffen und Materialien umgeht. Ein Synchronworkshop wurde ebenfalls abgehalten. Dies ist jedoch mehr oder weniger Standard auf jeder Convention und daher für „Veteranen“ wie mich weniger interessant.

Nichtsdestotrotz konnte die Connichi auch dieses Jahr wieder ein solides Programm mit einigen Highlights bieten. Wenn auch nicht jede Veranstaltung vollends überzeugen kann, so macht das vielfältige Programm doch vieles wett. Eine Convention, die jeder deutsche Anime- und Manga-Fan, der sich als solches bezeichnet, zumindest einmal besucht haben sollte.

Autor:
Datum: 01.11.2017
Kategorien: Blog, Cons und so

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