Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte

Kapitel 14 –

Kaffee oder te?

Eine Warnung gibt’s gleich mal vorweg: Alleine stehend ist das Kapitel hier ziemlich nutzlos. Mit der te-Form selbst kann man nicht besonders viel anfangen, aber man braucht sie, um zB die Verlaufsform (te iru) oder die Ich-tu’s-für-dich-Form (te ageru/yaru) bilden zu können. Nun gut, völlig sinnlos ist sie auch nicht, aber alles nach der Reihe.

Ah, aber vorher noch eine zweite Warnung: Das Kapitel heute ist ziemlich trocken, langweilig und mit einigen nicht mehr ganz so anfängermäßigen Beispielen gespickt. Alle, die hier nicht lernen wollen, sondern Unterhaltung suchen, können den Tab gleich wieder schließen. Sorry, aber das ist nun mal wichtig :<

 

Fangen wir mit dem langweiligen Teil an: Wie man die te(て)-Form  bildet. (Ja, genau, der „Bedeutungs“-Teil ist ja viiieeel weniger langweilig.)

Zuerst brauchen wir den Wortstamm. Den Wortstamm erhält man, indem man vom infiniten Verb bzw Adjektiv die letzte Silbe weglässt. Das wäre bei einem Verb höchstwahrscheinlich irgendeine Silbe, die ein U enthält, und bei einem Adjektiv eine Silbe mit einem I (oder na). Aus tobu (飛ぶ, fliegen) wird to, aus aruku (歩く, gehen) wird aru, aus takai (高い, hoch) wird taka und aus yasui (安い, billig) wird yasu.

Ab jetzt wird es schwierig. Jetzt trennen sich die Wege von Verb und Adjektiv, denn jede Wortart wird nun anders behandelt.

Aber ohne sich dieses Kapitel durchgelesen zu haben, bringt der nächste Teil gar nix. Lies es. Na los, klick schon. Dew it.

Die te-Form ist bei i-Adjektiven leichter zu bilden. Sobald man den Verbstamm hat, braucht man nur mehr ein -kute hinten dranfügen und man hat das Adjektiv in der Te-Form. Aus atsui (熱い, heiß) wird dann atsukute, aus omoshiroi (面白い, interessant) wird omoshirokute und aus wakai(若い, jung) wird wakakute.
Alle, die dieses Kapitel mit dem Adjektiv ii (いい, gut) mitverfolgen, dürfen sich jetzt getrollt fühlen, denn ii bildet bei der te-Form eine Ausnahme. Das Wörtchen besitzt nämlich noch eine andere Form, die sich yoi nennt. Für die Bildung der te-Form muss man yoi (よい) verwenden, um zu einem sinnvollen Ergebnis zu gelangen. Mal abgesehen davon klingt yokute auch weit besser als ikute.

Bei na-Adjektiven wird die te-Form anders gebildet als bei i-Adjektiven. Den Wortstamm bastelt man sich zusammen, indem man einfach das na hinten weglässt. Nun, in 95% der Fälle steht ohnehin kein na hinten dran, da dieses na technisch gesehen nicht zum Adjektiv selbst gehört. Es ist mehr oder weniger eine Partikel, die man für das Wort selbst nicht braucht. Ist also ein na da, denkt man es sich einfach weg. Wenn man danach noch ein -de hinten dranfügt, hat man erfolgreich die te-Form eines na-Adjektivs gebildet. Shizuka na (静かな, ruhig) wird zu shizuka de, shinsetsu na (親切な, freundlich) zu shinsetsu de und nigiyaka na (賑やかな, beschäftigt) zu nigiyaka de.

Die Bedeutung dieser Worte gibt’s später.

 

Hab ich gesagt, dass die te-Form von Adjektiven leichter zu bilden ist von Verben? Hehehe… MUHAHAHA!!!
Ne, Quatsch, bei Verben ist es nicht sonderlich schwierig, aber hier muss man die Bildungsregeln auswendig lernen.

Wir haben zuerst die Stammform eines Verbs. Danach schauen wir uns den stinknormalen Infinitiv des Verbs an und achten auf die letzte Silbe, denn diese richtet sich dann nach der jeweiligen Te-Form des Verbs.

Endungssilbe te-Form
~su
——-—-—- ~shite
~ku
————— ~ite
~gu
————— ~ide
~u
—————- ~tte
~tsu
————– ~tte
~ru
————— ~te / ~tte
~nu
————— ~nde
~bu
————— ~nde
~mu
————– ~nde

Es existieren leider ein paar Ausnahmen, aber deren Anzahl ist überschaubar und beim Üben kommt man ohnehin früher oder später drauf, wenn man eine te-Form falsch bildet. Wir beschränken uns hier auf die vier häufigsten Ausnahmen. Das wären die beiden unregelmäßigen Verben (suru –> shite; kuru –> kite), iku, das wird zu itte, und da, das wird zu datte.
Ah, stimmt ja, ich hab noch gar nix zu regelmäßigen und unregelmäßigen Verben geschrieben. Nun, dazu gibt es folgende Merkregel: Außer suru und kuru haben alle Verben eine bestimmte Regel, die definiert, wie eine andere Art dieses Verbs gebildet wird (sog. Konjugation, für die Deutschklugscheißer hier). Soll heißen: Für suru und kuru müssen alle Formen auswendig gelernt werden, für den Rest des gesamten Verbwortschatzes der japanischen Sprache nicht, juhu!

Beispiele für Verben in der te-Form:

sagasu (探す, suchen) –> sagashite
kiku (聞く, hören) –> kiite
isogu (急ぐ, sich beeilen) –> isoide (Beeilen muss ich mich übrigens auch, wenn ich das Kapitel noch rechtzeitig fertigschreiben will.)
warau (笑う, lachen) –> waratte
shiru (知る, wissen) –> shitte
tatsu (立つ, stehen) –> tatte
sumu (住む, wohnen) –> sunde
shinu (死ぬ, sterben) –> shinde (Das ist interessanterweise das einzige japanische Verb mit Endung -nu)
asobu (遊ぶ, spielen) –> asonde


 

 

Gut, so bildet man die te-Form. Wie oben bereits erwähnt ist die te-Form alleine recht nutzlos, denn es gibt geschätzte drölftausend Wortverbindungen mit dieser Form, die alle eine eigene Bedeutung haben und die japanische Sprache mit einigen schönen Aussagemöglichkeiten anreichert. Das heißt aber nicht, dass die te-Form alleine gar nichts aussagt.

Bei Adjektiven ist eine einzelne te-Form dazu da, um zwei Eigenschaftswörter mit der Konjunktion „und“ zu verbinden. Dabei schreibt man das erste Adjektiv in der te-Form und das zweite in der infinitiven Form.

 

ookikute kirei (大きくてきれい) –> groß und schön
omoshirokute yasui (面白くて安い) –> interessant und billig
warukute takai (悪くて高い) –> schlecht und teuer

Außerdem kann die te-Form bei einem Adjektiv ein „und“ bilden, was in manchen Fällen in eine kausale Formumgewandelt werden kann („sodass“, „also“,…). Mal gucken, ob die Leute mit diesen schwierigeren Beispielen schon was anfangen können:

ご飯は不味くて、食べない。
Gohan wa mazukute, tabenai.

„Das Essen schmeckt nicht und ich esse es nicht.“
oder
„Das Essen schmeckt nicht, deswegen esse ich es nicht.“

今日は寒くて、暑いセーターを着る。
Kyou wa samukute, atsui seetaa wo kiru.

„Heute war es kalt und ich habe mir einen warmen Pullover angezogen.“
oder
„Heute war es kalt, also habe ich mir einen warmen Pullover angezogen.“

学生はまじめで、毎日勉強をする。
Gakusei wa majimede, mainichi benkyou wo suru.
„Die Studenten sind fleißig und lernen täglich.“

Beim Verb gibt die te-Form eine zeitliche Abfolge wieder. (Ich tue etwas und dann tue ich noch etwas.)

tabete nomu (食べて飲む) –> Essen und dann trinken
nete yomu (寝て読む) –> Schlafen und dann lesen

In einem Satz hat man ziemlich große Interpretationsfreiheit, wenn eine te-Form des Verbs vorkommt. Manchmal kann eine Ursache genannt werden („daher“, „deshalb“), manchmal ist es als Partizip schön zu lesen („Etwas tuend mache ich noch etwas“), und manchmal kann es einfach nur eine langweilige Konjunktion sein. („Ich tue etwas und du tust etwas anderes.“)

内へ帰って、寝る。
Uchi he kaette, neru.

„Ich komme nach Hause und gehe schlafen.“

風邪を引いて、内にいる。
Kaze wo hiite, uchi ni iru.

„Ich habe eine Erkältung und deswegen bleibe ich zu Hause.“

私は買い物をして、彼女は料理をする。
Watashi wa kaimono wo shite, kanojo wa ryouri wo suru.

„Ich kaufe ein und sie kocht.“

歩いて町を見る。
Aruite machi wo miru.

„Zu Fuß gehend erkunde ich die Stadt.“

(Persönlich würde ich dieses grammatikalische Konstrukt auf diese Arten nicht verwenden, weil es etwas Schöneres gibt („kara“, die „-nagara-„Endung,…), aber es ist auch nicht falsch, die te-Form dafür herzunehmen.)

 

Zu guter Letzt bildet die te-Form bei Verben eine Art Aufforderung oder leichten Befehl.

kiite (聞いて) –> Hör!
asonde (遊んで) –> Spiel!
tonde (飛んで) –> Flieg!

Mit diversen Vokabeln für „Bitte“ kann man aus einem brutalen shinde! („Stirb!“)(Vorsicht, „shine“ ist noch härter, aber keine te-Form) auch ein lieblich klingendes, höfliches shinde kudasai („Bitte stirb!“) machen. Ob die höfliche Variante bei diesem Wort überzeugender klingt, ist eine andere Frage.

 

Jep, die te-Form alleine ist ziemlich langweilig (Genau wie dieses Kapitel. Bin gespannt, wie viele Leute das lesen werden). Es gibt wunderbare Zusammensetzungen aus der te-Form und einen anderen Wort, das die japanische Sprache eine schöne Grammatik verleiht, aber das kommt erst in einem anderen Kapitel. Ich bin mir sicher, dass sie noch irgendwo auf meiner meterlangen Liste stehen.

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Gepostet von am 08.04.2012 | 6 Kommentare

Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte

Kapitel 13 –

Seltsames Kapitel in ungewohnter Schriftsprache durch naichs zermatschtes Gehirn, weil sein Tag verdammt lang war (genau wie diese Überschrift)!

 

1. April? Aprilscherze sind Humbug, ich mach lieber ein ernsthaftes Kapitel.

 

Manchmal kommt es mir so vor, als hätte die japanische Sprache keine eigene Grammatik. Ich meine, es ist zwar sprachwissenschaftlich und historisch mehr oder weniger bewiesen, dass das Japanische, wie es in traditioneller Form existiert, höchstens vom nördlicheren Reich der Mitte und vom westlichen Land der Morgenstille beeinflusst wurde und grundsätzlich nichts mit den sonstigen Sprachen der Erde zu tun hat, aber manche Grammatikbausteine wirken, als wären sie beinahe exakt aus einer anderen (europäischen) Sprache kopiert worden. Das Gefühl hab ich zum Beispiel bei der Verlaufsform von Verben.

Verlaufsform? Hä? Ich wil Japanisch lernen und nicht Doitsch, das kan ich eh schohn!
Wenn du das so siehst, dann hab ich gute Nachrichten für dich. Es gibt zwar eine Verlaufsform im Deutschen, aber mal abgesehen von der grammatikalischen Definition im offiziellen Duden und einer praktischen Anwendung in ein paar Dialekten und in der Umgangssprache existiert sie de facto nicht. Tja, jetzt sollte man halt wissen, was diese Verlaufsform überhaupt ist.

Machen wir doch einen kleinen Ausflug in die englische Sprache für diejenigen, die mit dieser Sprache nicht vertraut sind…
Ja, okay, ich geb’s ja zu. Mein alter Lehrer erfand einen schönen Ausdruck für das, was ich gerade tue: ZTT. Zeit-Totschlag-Taktik. Nun, dann gehe ich einfach mal davon aus, dass jeder hier weiß, wozu es die ing-Form im Englischen gibt und was der Unterschied von „I eat“ zu „I am eating“ ist. Denn das grammatikalische Konstrukt, das mithilfe einer „to be“-Form und der ing-Form eines Verbs gebildet wird, nennt man Verlaufsform. Es geht also darum, dass nicht nur etwas „passiert“, sondern dass gerade jetzt, zu genau diesem Zeitpunkt, etwas „passierend ist“.

Nun, wie gesagt, im Deutschen gibt es dieses Gebilde auch, aber es werden die verschiedenen Aussagen nicht so stark voneinander unterschieden. „Ich bin am essen“ / „Ich bin essend“ heißt eindeutig, dass ich in diesem Moment etwas esse, aber „Ich esse“ ist einfach viel geläufiger und muss nicht bedeuten, dass ich gerade zu diesem Zeitpunkt etwas esse.

Soviel zum Thema, dass ich keine Zeit mehr schinden wollte… Egal, ab jetzt wird’s interessant.

Ich weiß nicht, wie sie es gemacht haben, aber die Japaner haben wohl diese Konzept von irgendwem abgeschaut und es direkt in ihre eigene Sprache copypasta’d, wobei sie zum Glück noch die Formatierung und die Kopfzeile geändert haben, damit der Lehrer nicht draufkommt. Soll heißen: Die beiden Worte bedeuten zwar dasselbe, aber die ing-Form im Englischen entspricht komplett der te iru-Form im Japanischen.

Endlich haben wir’s zum Kapitelthema geschafft, juhu!

Nun, es gab natürlich einen Grund, warum die Einführung so lange wurde. Ich als Verfasser dieses Kapitels hab das Problem, dass es kaum was zur te iru-Form zu sagen gibt, weil sie ziemlich einfach ist – das ist natürlich positiv für euch hier, weil man sie sich schnell einprägen kann, aber versetzt euch doch mal in meine Lage…
Nein, versetzt euch nicht in meine Lage, ich sollte mich endlich mal konzentrieren und euch die te iru-Form erklären!

Ich kann nicht glauben, dass ich all das später veröffentlichen werde…

Okay, einatmen, außatmen… Puh, jetzt sollte es wieder gehen.
Ich probier die Erklärung jetzt in schnellerer Geschwindigkeit, damit ich das endlich hinter mir habe.
Ich präsentiere feierlich: Die Schritt-für-Schritt-Anweisung, um die te-iru-Form eines Verbes zu bilden! Freude, Jubel, Wahnsinn!

Schritt 1: Bilde die te-Form des Verbes, indem du sie dir aus dem Internet googelst oder dieses uralte DOS-Programm (mit DOSBox) verwendest. Was genau das ist, erkläre ich im nächsten Kapitel.
Schritt 2: Füge ein iru hinten dran.
Schritt 3: ???
Schritt 4: Verlaufsform! Und Profit!

aruku –> aruite –> aruite iru
taberu –> tabete –> tabete iru
asobu –> asonde –> asonde iru

Für die ganz Faulen gibt’s noch eine Kurzform, bei der das i einfach ausgelassen wird.

yomu –> yonde –> yonderu
nomu –> nonde –> nonderu
warau –> waratte –> waratteru

Aber Achtung, die Verlaufsform impliziert keine Zeit! Das kann bei einigen Verben dann problematisch werden. „Futotte iru“ („Fett werden“) kann zum Beispiel sowohl progressiv („Ich nehme gerade zu“) oder als Zustand interpretiert werden. („Ich bin fett (, weil ich zugenommen habe).“)

 

Und so, meine Damen und Herren, kann man eine recht einfache Sache völlig konfus und ohne System erklären und somit seine Leser ärgern.

Außerdem muss ich jetzt nächstes Mal was zur te-Form schreiben, was bedeutet, dass ich wieder ein vorgefertigtes Kapitel hernehmen kann! :3

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Gepostet von am 01.04.2012 | 15 Kommentare

Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte

Kapitel 12 –

Hä?

Hinsetzen, kurzes Kapitel lesen, Fragen bilden können, sich freuen.

 

Wir Deutsch-Muttersprachler haben es ja nicht leicht. Vier Fälle, sechs verschiedene Zeiten, Änderungen von Satzstellungen und Präfixe, Suffixe, Affixe und Wasweißichnochfürfixe bis zum Geht-nicht-mehr.

„Den Keks esse ich jetzt.“
Das ist ein relativ einfacher, deutscher Satz. Der Fragesatz dazu lautet ganz simpel:
„Esse ich den Keks jetzt?“

„Pah, von wegen simpel. Wer zum Teufel hat sich diese verdammte Grammatikregel einfallen lassen? Ich mein, schau doch mal, der Satz hat sich doch grundsätzlich gar nicht verändert, nur das Fragezeichen hinten ist neu. Wieso zur Hölle muss da die Hälfte des Satzes völlig umgebastelt werden, nur damit wir daraus eine Frage bauen können? Warum muss Esse plötzlich am Anfang stehen? Ist das Prädikat nicht normalerweise an zweiter Stelle? Stattdessen bekommt das ich anscheinend plötzlich Beine und läuft an die zweite Stelle, sodass das arme den Keks nach vorne verschoben wird, während jetzt von der ganzen Situation überhaupt nichts mitbekommt. Und aus heiterem Himmel kommt auch noch ein Fragezeichen angeflogen und stellt sich dreist vor den ganzen Satz!!! WAS ZUR HÖLLE SOLL DAS ALLES?!“

Das hat sich die kleine Fee der japanischen Grammatik wohl gedacht, als sie einen Blick auf die deutsche Sprache geworfen hat. Zum Glück hat sie aber vorgesorgt und in die japanische Sprache die Partikel ka () eingeführt.

Ka verzichtet auf solchen Wahnsinn wie die oben genannte Änderung der Satzstellung und dient als eine Art gesprochenes Fragezeichen.

 

クッキーを食べる。
Kukkii wo taberu.
Ich esse den Keks.

Der Beispielsatz ist auch im Japanischen sehr einfach. Will man daraus nun einen Fragesatz machen, schmeißt man einfach ein ka dahinter und alle sind zufrieden.

クッキーを食べるか。
Kukkii wo taberu ka?
Esse ich den Keks? Oder etwa nicht? Mann, ich hab Hunger, gib schon her!

(Ob man in der Kanji-/Kana-Schreibung ein Fragezeichen oder ein 。setzt, ist in keiner Transkription eindeutig definiert. Man kann es sich also aussuchen. Ebenso kann die Umschreibung entweder mit einem Fragezeichen oder einem normalen Punkt enden. Wichtig ist das ka am Ende des Satzes.)

So einfach ist das.

 

Ka kann man auch dazu verwenden, um ein „Irgend“ aus einem Fragewort zu machen. Jetzt kennt sich bestimmt jeder aus, was ich meine!
Es ist aber gar nicht schwierig. Aus „dare“ (Wer) und ka wird „Irgendwer“, aus „nani“ (Was) und ka wird „Irgendwas“ und „doko“ (Wo) und ka wird „Irgendwo“. Das funktioniert mit alles Fragewörtern, die ihr kennt und nicht kennt.

 

Warum man aber ka ständig in Kombination mit desu (also „desu ka“) hört? Das liegt daran, dass viele Sätze auf desu enden würden, wenn der Satz keine Frage wäre.

これはゾンビです
Kore wa Zombie (Zonbi) desu.
Das ist ein Zombie.

これはゾンビですか。
Kore wa Zombie (Zonbi) desu ka?
Ist das ein Zombie?

 

Es gibt auch Alternative für ka. Ein gesitteter Japaner bei Freunden würde zum Beispiel für die Satzabschlusspartikel auch „no“ verwenden. (Vorsicht, dieses no hat nichts mit der Genitivpartikel zu tun!) Es gibt auch noch dai und kai, die dieselbe Bedeutung haben, aber viel rauer klingen als ein normales ka. Man hört das Wörtchen übrigens auch hin und wieder von Yakuza-Bossen...

 

Gut, fehlt eigentlich nur mehr mo, dann geht’s weiter mit der zweiten Hälfte des Openings. \o/

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Gepostet von am 25.03.2012 | 6 Kommentare

 

Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte

Kapitel 11 –

Waga Waga

Okay, gleich mal eine Warnung: Folgendes Thema ist langweilig, komliziert und hat viel Text, weil es recht schwierig zu erklären ist, aber es ist verdammt wichtig und sollte verstanden werden, wenn man die Sprache verstehen und sprechen möchte. Der Unterschied zwischen wa und ga ist wohl das absolute Lieblingsthema aller Leute, die anderen Menschen und Klingonen Japanisch beibringen möchten. Das große Problem bei den Erklärungen dazu ist eigentlich, dass man selber kaum versteht, warum man in Satz 1 jetzt wa und in Satz 2 ga einsetzt. Es liegt rein im Sprachgefühl. Die redegewandtesten Japaner können es nicht erklären, und es gibt teilweise hundertseitige Bücher über den Unterschied dieser beiden Partikel (kein Witz) und man versteht oft nach mehrmaligem Durchlesen dieser Bücher noch immer Bahnhof und Bushaltestelle.

Fangen wir mal von vorne an…

 

Und zwar mit dem leichteren Wort, nämlich ga. Ga () markiert ein Subjekt. Ich wiederhole jetzt noch mal das, was wir eigentlich schon gelernt haben, um mit besserem Verständnis weiterzugehen.

Wenn ich sage „Ich gehe über die Straße„, dann bin „Ich“ das Subjekt, weil es das ist, worauf sich das Prädikat („gehen“) bezieht. Würde ich sagen „Peter geht über die Straße“ würde sich das Prädikat „gehen“ auf Peter beziehen, bei „Oswald-Dietmar geht über die Straße“ auf Oswald-Dietmar usw. Es geht also immer darum, dass mit irgendetwas oder irgendjemandem etwas geschieht. Und dieses „Irgendetwas“ oder dieser „Irgendjemand“ ist das Subjekt. Klar so weit?

Gut, denn hinter diesem Subjekt muss ein ga stehen. (Umgangssprachlich kann man das ga auch weglassen, wenn der Satz kurz und klar genug ist.)

Beispiele:

狼が怖いです。
Ookami ga kowai desu.

Der Wolf ist furchteinflößend.

鳥さんがバカです。
Tori-san ga baka desu.

Herr Vogel hat ’nen Vogel.

Das sind alles Beispiele für sinnvolle Anwendungen von ga. Aber Vorsicht! Diese Sätze sind alle in einem speziellen Sinn gemeint, den man in der deutschen Übersetzung nicht rauslesen kann. Das liegt allerdings nicht daran, dass ich zu blöd bin bin, meine eigenen japanischen Sätze richtig zu übersetzen, sondern dass die deutsche Sprache schlichtweg kein Konstrukt kennt, welches den Satz eindeutig markieren könnte. Schauen wir uns aber zunächst wa an.

 

Wa (geschrieben in Hiragana wie ha < >, aber gesprochen wie wa < >,  warum auch immer) markiert das Thema eines Satzes. Es zeigt den Teil an, über den ich reden möchte, kann also in vielen Fällen das ga ersetzen, da das Satzthema oft gleichzeitig das Subjekt ist. Deswegen kann man es auch oft lehrbuch-mäßig mit „Was <Thema> betrifft“ übersetzen. Nicht verstanden? Hätte mich auch gewundert.

Satz <1>:
ゆかりさんはビールを飲む。

Yukari-san wa biiru wo nomu.
Yukari-san trinkt Bier.

Das ist nicht schwer zu verstehen. Wir machen eine Aussage über Yukari-san, also ist sie das Thema des Satzes, Bier ist ein Objekt (Ich bin kein Biertrinker, aber „Bier ist ein Objekt“ klingt doch irgendwie falsch…) und sie trinkt es. Thema/Subjekt – Objekt – Prädikat, was für ein wunderschöner japanischer Satz mit korrekter Satzreihenfolge. Dafür sollte ich nen Orden bekommen.

Gemeinerweise gibt es aber in der gemeinen japanischen Sprache ein gemeines Satzkonstrukt, das die Bedeutung umkrempelt.

Satz <2>:
ゆかりさんがビールは飲む。
Yukari-san ga biiru wa nomu.
Yukari-san trinkt Bier.

Und bevor die ersten wieder zu schreien beginnen: „Mensch, hassu gar kaine Ahnung von Japanisch oda was ey? Die doitsche Übasetzung is doch genau dieselbe wie vorhea, ey!“
Halt’s Maul und hör zu.

 

Die deutsche Übersetzung ist deswegen gleich, weil – wie oben schon erwähnt – es in der deutschen Sprache keine Möglichkeit gibt, den Satz so zu markieren, wie er im Japanischen gemeint ist. In Satz <1> reden wir von Yukari-san, in Satz <2> von Bier. Je nach der Stellung des wa ist also ein anderer Teil des Satzes das eigentliche Thema. Satz <1> könnte also ein Fragesatz wie „Was trinkt Yukari-san?“ vorgehen, Satz <2> eher so etwas wie „Wer trinkt Bier?“. Es geht also rein darum, über was gesprochen wird. Dabei müssen gar nicht immer Fragesätze davorstehen.

Übrigens können wir bei Satz <2> nicht sagen „Yukari-san wo biiru wa nomu„, sonst könnten wir alle in Sowjetrussland landen. („Yukari-san wird vom Bier getrunken“). Sehr wohl funktionieren würde „Yukari-san wa biiru wo nomu„, aber dann wäre nicht eindeutig ersichtlich, dass wir speziell Yukari-san meinen, die Bier trinkt, und das ist bei einem identifizierenden Namen wie Yukari-san ziemlich sinnlos. Es wäre zwar ein grammatikalisch korrekter Satz, aber er würde etwa dieselbe Aussagekraft wie „Ich Baum Kartoffel fliegen groß Früchtekuchen“ haben.

 

Die gesprochene deutsche Sprache hat zum Glück eine Art Indikator, wann man wa und wann man ga sagen sollte. Sprecht einfach mal laut und deutlich den Satz „Yukari-san trinkt Bier“ aus. Normalerweise ist da das „Yukari-san“ etwas höher in der Tonlage, welche dann gegen Ende des Satzes langsam tiefer wird. Das ist die normale Aussprache, wenn man eine Satzaussage tätigen will.
Jetzt denkt euch aber einfach mal die Frage „Wer trinkt Bier?“ davor und versucht den obigen Satz nochmal so zu sagen, sodass er eine Antwort auf die Frage darstellt.

Bemerkt? Die Lautstärke und besonders die Intonation erhöhen sich beim Wort „Yukari-san“ gewaltig, denn immerhin wollen wir den Fragensteller darauf aufmerksam machen, dass eben Yukari-san Bier trinkt und nicht etwa Peter oder Oswald-Dietmar. Das zeigt uns, dass hinter „Yukari-san“ ein ga hin muss, sonst könnte jemand die Antwort falsch verstehen. Dasselbe Phänomen lässt sich auch bei der Frage „Was trinkt Yukari-san?“ feststellen. Dabei fällt die Intonation auf „Bier“, weil wir ja klar machen müssen, dass sie Bier trinkt und nichts Anderes. Oh ja, das Wunder der deutschen Sprache!

Manchmal funktioniert es auch, wenn wir im Deutschen für wa ein „ein(er/es)“ und für ga ein „der/die/das“ hinsetzen. So wird klar, dass man bei wa immer eine Allgemeinheit und bei ga immer etwas Spezielles meint. Dabei wird aber auch Folgendes bewusst: Wa markiert immer eine alte Information. Wir wissen bereits, dass es bei „Wer trinkt Bier?“ um Bier geht, also markieren wir in „Yukari-san trinkt Bier“ Bier mit einem wa. Dagegen markiert ga eine neue Information, also etwas, das im Gespräch erst neu hinzukommt. Bei „Wer trinkt Bier?“ wissen wir nicht, wer das Gesöff runterschluckt, also wäre diese Person (also Yukari-san) im Antwortsatz „Yukari-san trinkt Bier“ eine neue Information. Darum wird Yukari-san mit ga markiert.

 

Der Unterschied von wa und ga ist wirklich schwer zu verstehen und noch schwerer zu erklären. Ich ertappe mich oft selbst dabei, mich zu fragen, warum zum Teufel ich da gerade wa verwendet habe und nicht ga oder umgekehrt. Man hat es irgendwann im Sprachgefühl und schert sich keinen Dreck mehr um solche Regeln wie „alte und neue Information“ und den Kram.


Hm, ach was, mir fällt kein guter Abschluss des Kapitels ein. Viel Spaß beim Lernen. o/

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Gepostet von am 18.03.2012 | 17 Kommentare

 

Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte

Kapitel 10 –

Zawa, zawa

 

Yay, heute kommt Praxis! \o/

 

 

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Kaiji ist nicht nur ein unglaublich genialer und intelligenter Anime, er hat auch ein Opening, das man mit sehr wenigen Japanischkenntnissen verstehen kann. In diesem Kapitel schauen wir uns mal die ersten vier Zeilen an und versuchen, den Text zu übersetzen.

 

Zeile 1 kommt sogleich~

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Gut, gehen wir diese Zeile Wort für Wort durch.

 

Mirai (未来) dürfte einigen von euch, die den ganzen Tag nichts besseres zu tun haben als vor dem Kasten zu sitzen (so wie ich), wohl schon ein Begriff sein. Es bedeutet schlicht „Zukunft“ und besteht aus 2 Kanji. Joa, mehr gibt’s dazu nicht zu sagen.

Wa-wa-was zur Hölle heißt wa? Und wieso wird es in Hiragana mit einem ha () geschrieben? Dies und noch viel mehr erfahrt ihr in der nächsten Folge von „Nihongo Extreme Maximum Power Fight Ultra Revenge Of The Particles To The Max!!!“, und außerdem im nächsten Kapitel. Heute tun wir einfach mal so, als würde es das gleiche bedeuten wie ga.

Bokura (僕ら) setzt sich zusammen aus „boku“ und… äh, jo, „ra„. Boku kennen wir schon aus Kapitel 5. Es steht für eine Ich-Anrede für Männer, die ein ruhigeres Leben führen als die ruppigen Kerle, die immer ore sagen. Das ra dahinter macht aus der Anrede den Plural, das heißt, aus einer Anrede für „Ich“ wird „Wir“, aus einer Anrede für „Du“ wird „Ihr“ und aus einer Anrede für „Er/Sie/Es“ wird „Ihr Kerle/Ihr Mödchen/Ihr… Etwaseseses“. Eine neutralere Version für ra wäre tachi (was sicher schon einige von euch gehört haben), aber weil die Boku-Bubi-Brigade ja nicht ganz so weich dastehen will, entscheiden sie sich doch lieber für ra, was schließlich „wir“ bildet. Das no dahinter macht daraus noch ein „uns(er)„, und wir sind pferdich.

Uh, jetzt kommt eine Kombination mit zwei no! Leute, die sich noch an Kapitel 7 erinnern können und von mir nun erfahren, dass te () „Hand“ und naka () „Inneres“ bedeutet, können das sicher übersetzen. Für diejenigen, die nur mehr vage davon wissen: Wir schmeißen zuerst alle Zugehörigkeiten in einen Topf („unsere Hand“ und „Hands Inneres / das Innere der Hand“), rühren es  an einem roten Vollmond dreimal gegen den Uhrzeigersinn und kriegen dann schließlich raus, dass es sich um „Das Innere unserer Hand“ handeln muss.

 

Äh, jo, wo ist das Verb?

Merke: Wenn man im Japanischen kreativ und lyrisch sein will, ist es in Ordnung, auch das Verb wegzulassen, wenn klar ist, was gemeint ist. „Mirai wa bokura no te no naka„, also „Zukunft im Inneren unserer Hand“, was könnte damit wohl gemeint sein? Die Zukunft übergibt sich im Inneren unserer Hand? Die Zukunft schreibt satanische Botschaften im Inneren unserer Hand? Oder befindet sich etwa die Zukunft im Inneren unserer Hand? Die Antwortmöglichkeiten #1 und #2 klingen zwar plausibel, aber die kleine Fee der japanischen Sprache entscheidet sich in diesem Fall doch für „befindet“. Nun zaubern wir das ganze noch ein bisschen in schönes Deutsch um: „Die Zukunft befindet sich in unserer Hand“, und schon haben wir die erste Zeile übersetzt.

 

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Dare ist das Fragewort für eine Person, also „Wer„, und die Fragepartikel ka macht ein „Irgendjemand“ daraus… Nun, das sparen wir uns für das übernächste Kapitel auf. Ka ist zu klein für ein eigenes Kapitel, aber zu groß für nen Exkurs. Ignoriert es einfach und merkt euch, dass dare ka „Irgendjemand“ heißt. Dahinter steht jetzt noch ein no, was das Wort in den Genitiv versetzt („Irgendjemandes„).

Ruuru (ルール) – oder für die Imaishi-aner unter euch: RRRRRRRRUUUUUUUUUUURRUU – ist ein Katakana-Wort und kommt aus dem Englischen. Ihr habt es wahrscheinlich schon erraten, es bedeutet „Regeln„. Dahinter kommt wieder das wa, was wir ausschließlich in diesem Kapitel mit ga ersetzen sollen, und das Wörtchen iranai (要らない). Es kommt von iru (要る) und bedeutet „brauchen„, aber die Endung „nai“ nach Verben und Adjektiven steht immer für die VerNAInung des Wortes. Iru bedeutet zwar „brauchen“, aber „iranai“ heißt demzufolge „nicht brauchen„. Kommt auch alles noch genauer.

Dare ka no ruuru wa iranai – „Irgendjemandes Regeln nicht brauchen“. Wir können das zur Verschönerung jetzt einen Passivsatz draus basteln, aber nachdem in der vorigen Zeile von „Wir“ gesprochen wird, können wir auch hier davon ausgehen, dass der Satz „Wir brauchen irgendjemandes Regeln nicht“ heißt. (Denkt nicht zu viel darüber nach, warum wir das Subjekt jetzt geändert haben, obwohl doch ein wa hinter dare ka no ruuru steht. Wie gesagt, wa ist nun mal nicht mit ga gleichzusetzen, aber das wird beim nächsten Mal erklärt. Es ist ein recht heikles Thema, das bestimmt ein ganzes Kapitel in Anspruch nehmen wird.)

Hm, der Satz klingt immer noch seltsam. Jetzt ist Logik gefragt! „Nicht von Jemandem“ impliziert, dass man aus einer beliebigen Menge von Menschen etwas nicht haben will. Dabei ist es völlig irrelevant, wie groß die Anzahl der Menschen ist, denn man will es sowieso von keinem haben will. Na, klingelt’s?

zk;nn (Zu kompliziert, nicht nachgedacht): „Nicht von Jemandem“ hat dieselbe Bedeutung wie „Von niemandem“, aber nachdem es das Wort im Japanischen nicht gibt, nimmt man halt diese Umschreibung her. Damit wäre der Satz „Wir brauchen von niemandem Regeln“.

 

Okay, auf zu Zeile 3, aber das kriegt ihr sicher selbst hin. Brutipp: Moraru (モラル) heißt „Moralen“.

 

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Und auf zum Endspurt: Gakkou (学校) bedeutet „Schule“ und juku () bezeichnet die in Japan ansässige Nachhilfeorganisation.

Jetzt steht da aber irgendein komisches „mo – mo„. Wenn die Partikel „mo“ alleine steht, heißt sie schlicht „auch„, haben wir sie aber im Doppelpack wie in dieser Zeile stehen, übersetzt man es man besten mit „sowohl – als auch„. Damit wären wir bei „Sowohl Schule als auch Juku“. Das funktioniert übrigens auch mit drei oder mehr „mo“s, das heißt dann halt „sowohl – als auch – als auch – als auch…

„Sowohl Schule als auch Juku nicht brauchen.“ Mit dem „Wir“ von vorhin und einem Fünkchen Logikverständnis, wie wir es vorhin hatten (was ich euch aber jetzt ersparen werde), wird daraus „Wir brauchen weder die Schule noch die Juku.“

 

Puh, die andere Hälfte des Openings kommt irgendwann, sobald die Detailfragen hier in darauffolgenden Kapiteln geklärt sind.

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Gepostet von am 11.03.2012 | 8 Kommentare

 

Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte

Kapitel 9 –

Kanji ante portas

 

 

Das ist ein Kanji. Es bedeutet „Liebe“, wird alleinstehen „ai“ gelesen und ist eines von 2136 Kanji, die in neun Jahren Unterricht an japanischen Schulen gelehrt werden. Außerdem ist es ein beliebtes Beispielkanji, um außenstehende Leute erst mal vom Kanji-Lernen abzuschrecken.

Ohne jetzt den gesamten Text von Kapitel 1 zu zitieren: Kanji wurden etwa im ersten Jahrhundert vom Land der Mitte geklaut, modifiziert, zerstückelt, vereinfacht, verkompliziert und umbenannt und sind auch heute noch die wohl wichtigste Schrift des Landes der aufgehenden Sonne. Der Grund dafür (und daher auch der Grund, warum Kana oder Romaji niemals Kanji verdrängen werden) ist, dass die japanische Sprache eigentlich sehr arm an Silben ist. Egal, was einem ein Japaner vorplappert, es besteht ja doch nur einigen der paar Silben, die dem japanischen Völkchen zur Verfügung steht. Das bedeutet aber auch gleichzeitig, dass es sehr viele Homonyme in der japanischen Sprache gibt; also haben die Sprache einen riesigen Haufen Wörter, die zwar gleich ausgesprochen werden, aber eine jeweils andere Bedeutung besitzen. (Das gibt’s ja auch im Deutschen. Eine „Bank“ könnte zum Beispiel eine nette Sitzgelegenheit oder aber eine fieses Geldinstitution beschreiben.) Hier kommen aber Kanji ins Spiel: Ein Kanji besitzt immer eine fixe Bedeutung, die unabhängig von der Aussprache ist.

Es gibt da zum Beispiel die beiden Kanji und . Beide werden „kiru“ ausgesprochen, aber Kanji #1 bedeutet „schneiden“, während Kanji #2 eher in Richtung „(Kleidung) tragen“ geht. So kann man in der Schriftsprache immer unterscheiden, ob das süße Mädchen ihren Rock tatsächlich anhat oder irgendein komischer Kauz ihr das Kleidungsstück mit einer Schere herunterschneidet. Ja, war ein seltsames Beispiel, ich weiß.

 

Kanji werden für die meisten Substantive und Wortstämme von Verben und Adjektiven verwendet. 聞く (kiku, hören), 見る (miru, sehen) und 味わう (ajiwau, schmecken) sind alles Verben und beginnen mit einem Kanji, während (oto, Geräusch), (hikari, Licht) und (aji, Geschmack) reine Nomen bilden.

„MOOOOOOMENT! Die Kanji vom letzten Verb und von letzten Nomen sehen sich verdammt ähnlich! Sie könnten sogar vollkommen gleich sein! SIE KÖNNTEN EIN UND DASSELBE KANJI SEIN!!!!111“

Arr, ihr Kanji-Piraten, da habt ihr sogarrr völlig recht! Euer Käpt’n Naichbart sagt, dass es schlussendlich nur auf die Kana dahinter ankommt, ob das Kanji als Verrrrb, Adjektiv oder als Substantiv verwendet wird! Aberrrr der Klabautermann hat die Kanji verflucht! Manche Kanji ändern sogar ihre Lesung, wenn die Kana oder Kanji dahinter anders sind! 便る (sich auf etw. verlassen) sprechen echte Seemänner wie ich „tayoru“ aus, aber 便利 heißt auf diesem Kahn „benri„! Das „tayo“ wird also plötzlich zu einem „ben„, bei Neptuns Barte!

 

Das war jetzt bloß eine oberflächliche Einführung zu Lesungen. Detailierter gibt’s das alles im nachfolgenden Fragenkatalog erklärt:

  • Was ist eigentlich eine „Lesung“?

Eine Lesung beschreibt eine Art, wie man ein Kanji aussprechen kann.

 

  • Was sind Kun-Lesungen und On-Lesungen?

Als die Japaner damals von ihrem Feldzug aus China zurückkamen, um die chinesischen Hànzì zu raubmordkopieren, wurden ihre Chefs sauer: Die chinesische Aussprache der Zeichen passte überhaupt nicht in das strenge Schema des japanischen Silbensystems! Prompt setzten sich die armen Kerle an ihre Tische und überlegten sich für jedes Kanji mindestens eine völlig eigenständige Lesung: Die Kun-Lesung. Das gefiel den Chefs aber immer noch nicht. Die Lesungen sollen sich gefälligst an den chinesischen Originalen orientieren! Um ihre Bosse nicht weiterhin zu verärgern, schrieben die Japaner eine zweite Art, ein Kanji zu lesen: Die On-Lesung. Um die beiden Lesungen nicht zu verwechseln, kritzelten sie auf ihre Kanji-Kärtchen die Kun-Lesung in Hiragana und die On-Lesung in Katakana.

Man nennt die Kun-Lesung daher auch oft „rein-japanische Lesung“ und die On-Lesung „sino-japanische Lesung“. Ach, und bevor ich es vergesse: Statt „Lesung“ sagt man im Japanischen „yomi„, also „kun-yomi“ bzw. „kun’yomi“ oder „on-yomi“ bzw. „on’yomi„.

  • Wie viele Lesungen kann ein Kanji haben?

Mindestens eine, maximal unendlich. Es gibt einige Kanji, die es im Chinesischen gar nicht gibt, das heißt, dass sie rein in Japan erfunden wurden (sog. kokuji) und daher keine On-Lesung haben können, die sich am chinesischen Original orientiert. Umgekehrt gibt es auch Kanji, für die die Japaner zu faul waren, eine Kun-Lesung zu erfinden; die haben dann bloß eine On-Lesung.

Ein Kanji hat zudem oft nicht nur eine Kun-Lesung und eine On-Lesung. wird zum Beispiel je nach Kontext und Kana dahinter entweder „fun“ (bitte japanisch lesen, nicht englisch) oder „wakaru“ Kun-gelesen, also „Minute“ oder „verstehen“.

Tja, was hab ich oben gesagt? Ein Kanji besitzt jeweils genau eine Bedeutung? Ätsch, reingefallen. Ein Kanji besitzt jeweils mindestens eine Bedeutung, die man je nach Kontext und Kana des Textes herausfiltern muss. Klingt total kompliziert, es ist aber eigentlich immer logisch, was gemeint ist.

  • Was ist eine Yutou-Lesung und eine Juubako-Lesung?

Ob man ein Kanji On oder Kun liest, bestimmt meistens ein anderes Kanji, das dahinter steht. (Steht ein Kanji allerdings völlig alleine, wird es fast immer Kun gelesen.) Falls nun eine Kanji-Kombination auftritt, bei der das erste Kanji Kun und das zweite On gelesen wird, nennt man diese Lesung „Yutou-Lesung“. Ein einfaches Beispiel dazu wäre 鶏肉, also Hühnerfleisch. Das erste Kanji wird Kun „tori“ gelesen, das zweite On „niku„. Umgekehrt gibt es auch Juubako-Lesungen, bei denen das erste Kanji On und das zweite Kun gelesen wird, zB bei 今日 (kyou, heute).

  • Gibt es sonst noch was zu Lesungen zu erklären?

Ja, jede Menge, aber dabei können wir’s belassen. Für die ersten paar Hundert Kanji reicht dieses Wissen völlig aus.

  • Wieso zum Teufel mussten diese paar Fragen ausgerechnet in einem „Fragenkatalog“ beantwortet werden?

 

 

 

 

 

 

 

So, zum Abschluss noch eine beruhigende Information: Kanji sind keine wirr zusammenhängenden Abfolgen von Strichen und seltsamen Linien, sondern sind selbst einem bestimmten System untergeordnet. Dieses System bedient sich an sogenannten Radikalen. Nein, das hat nichts mit Politik zu tun, sondern mit bestimmten Bauteilen, aus denen ein Kanji aufgebaut werden kann, von denen es momentan 227 gibt. Sie besitzen eine fest vorgelegte Strichreihenfolge (die ist wichtig!) und werden auch zum Teil als eigene Kanji behandelt, die ebenfalls Kun- und On-Lesungen haben. Soll heißen: Wenn man sich diese 227 Zeichen merkt, braucht man sich für die restlichen Kanji nur noch die Reihenfolge und Position der Radikale merken, und schon kann man alle Zeichen schreiben!

Brotipp: Keine gute Idee. Wenn man Kanji auf die „herkömmliche“ Methode lernt, merkt man sich die Radikale ohnehin gleich mit und vermeidet es daher gleich, sich diese lästigen paar Striche anzuschauen. Lernt lieber mit Flashkarten.

(uchi, daheim/drin) ist ein nettes Beispiel für zwei Radikale, die miteinander kombiniert wurden. Es besteht aus und ,wobei letzteres nicht zu den Jouyou-Kanji zählt und daher kaum in Verwendung ist. Höchstens als Namenskanji kann es mal vorkommen – Was uns zum deprimierenden Abschluss des Abschlusses führt: Namenskanji.

Ihr glaubt, die etwas über 2100 Kanji sind schrecklich? Dann macht euch auf die Inkarnation eurer schlimmsten Albträume gefasst. Namenskanji sind das absolut Grausamste, was die japanische Schrift zu bieten hat. Sie haben nicht immer eine Bedeutung, dafür mehrere Lesungen, die aber nie eindeutig zuordenbar sind. Die Animecharaktere, die beim Vorstellen ihre Namen mit anderen Kanji-Lesungen erklären, machen das nicht zum Spaß! Man weiß sonst wirklich nicht, wie man den Namen schreiben soll. Jetzt stellt euch aber mal vor, diese Kanji müssen alle auswendig gelernt werden, und fast alle Namenskanji sind verdammt kompliziert zu schreiben! Man kann sich keine Eselsbrücke bilden und sich nicht mal eine Bedeutung merken, weil es schlicht keine gibt! Man kann nur hoffen, dass man nie jemanden trifft, der dieses Kanji im Namen trägt.

 

Wenn Gebbi bis nächstes Mal endlich meine Arbeitsvideodatei enkodiert hat, gibt’s nächste Woche vielleicht sogar mal wieder ein Video. Falls nicht: Hier ein kleiner Stein, den ihr auf ihn schmeißen könnt, damit er schneller arbeitet:

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Gepostet von am 04.03.2012 | 10 Kommentare

 

Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte

Kapitel 8 –

Wie Klein-naich Japanisch gelernt hat

 

Na gut, da hast du dein Kapitel.

 

Es war einmal, in einem gar nicht allzu fernen Land, vor gar nicht allzu lange Zeit, ein kleiner naich. Der kleine naich war ein großer Fan eines gewissen nach dem Schall benannten Maskottchen einer Videospielfirma, welches sogar einige eigene Serien spendiert bekam, die der kleine naich natürlich regelmäßig im Fernsehen mit deutscher Synchronisation ansah. Eines Tages jedoch – oh Schreck! – wurde die Serie abgesetzt, und der kleine naich wurde ganz traurig, bis er vor Verzweiflung im weltweiten Computernetzwerk die Möglichkeit fand, sich weitere Folgen der Serie im Originalton digital anzusehen, was ihn aber etwas stutzig machte. Originalton? Mit Untertitel? Sprechen die vom industriereichsten Inselstaat der Welt nicht irgendeine komische fernöstliche Sprache, die ganz kompliziert ist? Zögernd machte er sich an die erste Folge ran, war aber sofort begeistert, wie toll das funktionierte. Er wusste zwar nicht, was die da eigentlich sagen, aber er vertraute einfach auf die Untertitel und alles war paletti.

Schließlich war die Serie auch irgendwann einmal zu Ende, und obwohl der kleine naich immer noch ein großer Fan war, so war er doch recht zufrieden mit dem Ausgang der Serie. Etwas ließ ihn jedoch nicht los: Was zum Teufel haben die ganzen Charaktere da eigentlich gesagt? Er musste es wissen und ließ sich nicht davon abhalten, es herauszufinden – allerdings war er leider nur auf das weltweite Computernetzwerk beschränkt. Online-Enzyklopedien, Hilfsseiten und spezielle Foren waren zwar eine nette Sache, aber er musste aus der Masse von Informationen einen richtigen Start finden. Schließlich entschied er sich für ein lustiges Buch von einem deutschsprachigen Gelehrten, der ihn für die nächsten paar Wochen unterhalten sollte.

 

Einige Wochen später hatte der kleine naich die Grundregeln intus. Er konnte schon einfache Sätze bilden und konnte ein paar Zeichen erkennen, die er im weltweiten Computernetzwerk zufällig aufgeschnappt hatte. Außerdem fing er an, sich langsam für fernöstliche Animationskunst zu interessieren und hatte daher genug Gelegenheit, sein Wissen bei untertitelten Intro-Musikstücken zu trainieren. Irgendwann traf er aber auf Intros, die keine für ihn lesbare Umschrift hatten; er wollte aber trotzdem wissen, was sie bedeuteten! Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als Silbenschrift Nummer 1 und Silbenschrift Nummer 2 auswendig zu lernen und schreiben zu können. Das dauerte aufgrund seiner Faulheit etwas länger als geplant, aber schließlich konnte er sogar schon zwei sehr wichtige Schriften erkennen.

 

Der kleine naich war jetzt an einem Punkt angelangt, an dem er sich nicht mehr selbst weiterhelfen konnte. Er brauchte neue Unterlagen, aus denen er lernen konnte, und schließlich fand er in den Weiten des weltweiten Computernetzwerkes frei verfügbare Dokumente von Gelehrten aus einem fernen Land, mit denen er viel weiter kam, als es durch reines Suchen im Computernetzwerk möglich wäre. Gleichzeitig übte er dieses Wissen wieder mit fernöstlichen Animationen, was auch sehr gut funktionierte.

Unglücklicherweise waren einige Regeln dieser Dokumente bereits veraltet, was vieles, was in den Dokumenten als „Ausnahmeregel“ gekennzeichnet war, ungültig machte. Der kleine naich wurde stutzig – wie sollte er diese Sprache jemals verstehen, wenn es keine vollständigen, aktuellen und übersichtlichen Schriften und Texte darüber gab? Eine Stimme wurde in ihm laut: Er brauchte Hilfe zu individuellen Fragen, und zwar bei echten Gelerten und beim fernöstlichen Volk. Das funktionierte im weltweiten Computernetzwerk natürlich ausgezeichnet, denn über digitale Sofortnachrichtentechnik konnten ihm diese Gelehrten und Einwohner des fernen Ostens seine speziellen Fragen sehr genau beantworten. Zum Abschluss seiner Reise, die zum Ziel hatte, Unterlagen zu finden, stieß der kleine naich noch auf eine tolle Kartensammlung, um schließlich auch den Rest der Sprache abzudecken.

 

Was geschah danach? Nun, später sollte der kleine naich einer großartigen Untertitelungs-Genossenschaft beitreten, die ihm vieles von seinem Wissen abverlangten, weil er anscheinend der einzige war, den die Sprache interessierte.

 

Fazit: Man kann Japanisch durch reines Animeschauen nicht lernen, aber üben. Ein paar Links zum Lernen gab’s oben schon, hier kommt der Rest:

Wikipedia-Kategorie: Japanische Sprache (englische Variante) Wie jeder Artikel auf Wikipedia sind auch diese nicht immer 100%ig akkurat, reichen aber für grundsätzliche Infos völlig aus.

 

sci.lang.japan FAQ (englisch)

Japanisch-FAQ einer alten Usenet-Newsgroup; Kaum Basiswissen, dafür viele Antworten zu Detailfragen

 

Denshi Jisho

Riesiges Kanji-Lexikon mit Strichreihenfolgen und Auflistung der Radikale zum jeweiligen Kanji

 

Yuki no Monogatari (englisch)

Kleines modernes japanisches Märchen für Japanisch-Lernende; Hat auch Videos und eine einfache englische Übersetzung dabei.
Kitsunekko Große Sammlung von japanischen CCs (Closed Captions, also Untertitel für Hörgeschädigte) für Animeserien im japanischen Fernsehen. Tolle Möglichkeit, um Japanisch mit seiner Lieblingsserie zu lernen 😉

 

Das Wiener Japanologie-Forum

Zwar wird wahrscheinlich keiner von euch Deutschen in Wien studieren wollen, aber die Community ist toll und bei Fragen immer hilfsbereit 🙂

Tabibito

Blog von einem deutschen Kerl, der in Japan eine Familie gegründet hat. Nicht immer relevant für Sprach-Fokussierte, aber für kurioses Japanischwissen immer wieder nett.
Wadoku Natürlich fehlt in dieser Liste noch ein riesiges Japanisch-Deutsch- / Deutsch-Japanisch-Wörterbuch.
Dareka Oshiete English (englisch) Toter Blog eines Japaners, der Englisch lernen wollte. Die Archive kann man immer noch durchstöbern und in lateinischer Umschrift sein Japanisch üben.
Japanese Stories (englisch) Japanische Volksmärchen und Kindergeschichten in Kana und sehr, sehr einfachen Kanji und mit leichter englischer Übersetzung

 

Nächstes Mal geht’s wieder „normal“ weiter.

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Gepostet von am 26.02.2012 | 11 Kommentare

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