Morgen erscheint der zweite DLC für Dark Souls 3 und will das epochale Hardcore-RPG würdevoll beenden. Dazu gibts sehr bald auch eine kleine Review hier auf Nanaone. Warum ich das hier erwähne, obwohl es ja um »Berserk and the Band of the Hawk« geht? Hidetaka Miyasaki, der Mastermind hinter den Souls-Games, ist es großer Fan der Beserk-Mangas und hat einige Elemente davon in seine Kult-Rollenspiele übernommen. Ob er auch Koei’s neue Actionverspielung für PC und PS4 gezockt hat? Er sollte es auf jeden Fall tun.

Alleine durch die Erwähnung von »Koei Tecmo« als Publisher sollte vielen klar sein, was sie hier erwartet: Die japanische Spieleschmiede hat die Welt von Berserk mit dem Gameplay seiner legendären Dynasty Warrior-Reige verknüpft. Damit reiht sich Berserk direkt neben andere Kollaborationen wie Gundam und One Piece ein.

In der Rolle des zunächst noch jungen Söldners Guts erleben wir die Geschichte der Golden-Age-Saga rund um den genannten Helden samt der berüchtigten Bande des Falken (oder einfach auch nur »Die Falken«), denen er sich unfreiwillig anschließt, nach. Nach dem kurzen Tutorial, in dem Guts bereits vollends zum „Berserker“ geworden ist, dreht die Uhr ein paar Zeiger zurück und wir starten mit der Belagerung einer Burg, an deren Ende Guts den Falken begegnet und durch eine Niederlage durch deren Anführer Griffith ihnen auch sogleich beitreten muss. Guts selbst ist eher der Einzelgänger, der mit seinem mächtigen Großschwert Gegnerhorden zermalt, ohne dabei auf ein Schild zurück zugreifen.

Das passt erstaunlich gut zur Gangart von Dynasty Warriors, die dem Gameplay zugrunde liegt. So unterteilt sich die Handlung in viele Einzelmissionen, in denen wir immer ein Schlachtfeld für uns entscheiden müssen. Das machen wir, in dem wir zusammen mit unseren Truppen die Oberhand gewinnen und feindliche Offiziere und Helden abservieren. Dafür gibt es auf den Karten immer unterschiedliche Kampfplätze und Einsatzziele, zwischen denen wir hin- und herwechseln. Das geht zu Beginn noch recht einfach und ohne viel taktisches Denken. Später hingegen müssen wir unsere Einheiten bereits im Strategiebildschirm vorab klug auswählen und auch mit unseren Ressourcen gekonnt umgehen.

Im direkt Gameplay hetzten wir also mit Guts durch das Getümmel und mähen abertausende Feinde um. Immer wieder füllen wir dabei unsere Kraftanzeige, mithilfe derer Guts seinem Ruf ein Berserker (Krieger im Blutrausch) zu sein, mit Bravur nachkommt und mächtige Spezialangriffe zünden kann. Das Highlight jeder Runde sind die Bossgegner, die uns mit ihrer hohen Angriffskraft und dicker Lebensleiste ganz schön auf Trab halten. Während wir es zu Beginn hauptsächlich mit menschlichen Gegnern zu tun bekommen, wechselt sich das Szenario sehr bald und Guts nimmt es mit Dämonen und anderen Geschöpfen aus der Unterwelt auf. Spätestens dann merkt man auch sehr stark, warum Dark Souls-Miyasaki eine Vorliebe für Berserk entwickelt hat.

Die Handlung selbst wird in Form von Texten und Zwischensequenzen erzählt. Besonders cool: Als Filmchen halten Ausschnitte der Golden-Age-Filme her, die optisch schon einiges hermachen. Schade nur, dass Koei anscheinend lediglich die Lizenz für die DVD-Version erworben hat und uns daher die deutlich bessere HD-Qualität fehlt, was im Vergleich zum eigentlich ziemlich scharfen Gameplay schon etwas absurd wirkt.

Zur Freude der Fans hält sich Koei größtenteils auf die Originalstory, wobei viele Nebenhandlungen übersprungen oder ganze Kapitel eingedampft werden. Das macht es zwar für Einsteiger leicht, sich in die Welt von Guts und Co. hineinzudenken, ersetzt die Filme oder Mangas aber in keinem Fall.

Die Vertonung kommt ganz stimmig daher, auch in Sachen Soundtrack darf man zufrieden sein. Für Deutschland wurden sogar extra noch mal die Bildschirmtexte lokalisiert – keine Selbstverständlichkeit bei Koei Tecmo. Auf PC und PS4 läuft das Spiel jeweils in Full-HD und schafft auch locker die konstanten 60fps, die bei so einem Actionspektakel natürlich nicht fehlen dürfen.

Fazit:„Berserk and the Band of the Hawk ist ein gelungener Ableger für alle Fans des Kult-Mangas. Schade ist natürlich, dass die Originalzwischensequenzen nur in DVD-Qualität daherkommen. Dennoch macht das blutige Metzelfest viel Freude und schafft es durch seinen sanften Einstieg auch neue Fans zu begeistern, die weder etwas mit Berserk oder Dynasty Warriors am Hut haben. Für Anime-Liebhaber in jedem Fall ein Muss.“

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Gepostet von am 27.03.2017 | Keine Kommentare

Seit dem 02. Februar 2017 wurde das im vergangenen Jahr veröffentlichte Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm 4 um einen frischen DLC erweitert, der dem Ninjaspektakel einen komplett neuen Story-Modus schenkt. In „Borutos Geschichte“ erleben wir die Story des Films „Boruto: Naruto the Movie“ und erkunden in der Rolle von Narutos Sohn Konohagakure plus Umgebung. Für schlappe 20 Euro ist die Erweiterung „Road to Boruto“ erschwinglich und schenkt dem eher auf Kämpfe und Filmsequenzen beschränktem Grundspiel die Rückkehr zu alten Wurzeln. Hier mein Testbericht dazu.

Viele Jahre sind seit dem fulminanten Finale von Ultimate Ninja Storm 4 vergangen und so langsam nährt sich Boruto der legendären Chunin-Prüfung. Anders als Naruto, der elternlos aufgewachsen ist, leidet er unter dem Job seines Vaters. Naruto – mittlerweile Hokage – hat kaum Zeit für die Familie, was zu einem angeschlagenen Verhältnis zwischen Vater und Sohn führt. Als Sasuke, in dessen Rolle wir gleich zu Beginn der Handlung einen Kampf gegen eine neue Bedrohung – in form zweier Ninjas – absolvieren, in das Leben von Boruto tritt, empfindet dieser sofort Ehrfurcht und wünscht sich sein Schüler zu werden. Um Sasuke seine Kraft zu demonstrieren, lässt sich Boruto darauf ein, Testperson für ein neues Ninjawerkzeug zu werden, mit dem sogar ein Genin hochrangige Jutsus ausführen kann. Als obendrauf die beiden geheimnisvollen Ninjas, die bereits gegen Sasuke angetreten sind, auf den Plan treten und sich den neunschwänzigen Fuchs Kurama schnappen wollen, wird die Sache interessant.

Wir übernehmen im DLC die Rolle von Boruto und können uns, wie schon im Abenteuermodus des Hauptspiels, nahezu frei durch Konoha und Umgebung bewegen. Neben der Haupthandlung warten dabei noch viele Nebencharaktere und Sidequests darauf, von uns abgegrast zu werden. Damit gibt sich die Erweiterung spielerisch um einiges dynamischer als das Hauptspiel, denn wir erleben hier nicht nur die gewohnt packenden Kämpfe sowie die gut erzählte (und diesmal komplett in Ingame-Grafik aufgemachte) Story, sondern werden selbst ein Teil der lebendigen Spielwelt. Das passt sehr gut und erinnert an die Vorzüge von Ultimate Ninja Storm 3 – das für mich nach wie vor das Highlight der ganzen Serie ist. Road to Boruto spielt sich wieder mehr wie ein solides RPG, als ein reines Prügelspiel. Es macht unwahrscheinlich viel Spaß, sich abseits der Haupthandlung zu bewegen und mit den Bewohnern der Stadt zu interagieren. Dass es das im Hauptspiel nicht gab, lag natürlich daran, dass das letzte Drittel der Shippuden-Story fast nur noch aus dem vierten Ninjakrieg und dem Kampf gegen Madara Uchiha bestand. Trotzdem gab es dem Gesamtbild der Serie eine gewisse Inkonsistenz, denn so lagerte alle Rollenspiel-Elemente in den Abenteuermodus aus, der für sich selbst gesehen eher unspannend war. Road to Boruto punktet hier einfach durch sein Gesamtpaket, wobei der Umfang der Story der des Hauptspiels natürlich weit unterlegen ist. Dafür spielt es sich rund und wie aus einem Guss.

In Sachen Aufmachung wird dem Fan erneut alles geboten, was Entwickler CyberConnect 2 im Repertoire hat. Das Effektfeuerwerk während der heftigen Kämpfe kann sich mehr als sehen lassen und die animierten Zwischensequenzen sind mal wieder der Hammer. Die Inszenierung der Story ist mehr als gelungen und wirklich mitreißend.

Weitere Inhalte des DLC sind vor allem spielbare Charaktere, neue Kostüme, Kampfarenen und frische Spezialfähigkeiten. Der Hauptaugenmerk liegt deutlich auf der Story rund um Boruto. Für knapp 19.99€ ist das aber auch reichlich. Wer jetzt neu in Ultimate Ninja Storm 4 einsteigen will, kann sich zudem für rund 50€ das Komplettpaket inklusive Hauptspiel und DLC zulegen.

Für mich als Fan der Ultimate Ninja Storm Reihe ist Road to Boruto quasi das Sahnehäubchen auf der ohnehin schon sehr leckeren Torte.

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Gepostet von am 05.02.2017 | Keine Kommentare

Was für Square Enix Final Fantasy, ist für Bandai Namco die Tales of-Serie. Seit 1995 hat der japanische Spielepublisher (damals noch unter Namco) insgesamt 17 Titel seiner JRPG-Reihe veröffentlicht. In Japan genießen die Spiele einen ähnlich hohen Stellenwert wie der Kollege von Square Enix, hierzulande wird der Hype mit jedem Ableger langsam größer. Tales of Berseria erschien nun knapp zwei Jahre nach dem letzten Teil und entführt uns in die religiös-fanatische Welt von Mitgand, in der die kirchlichen Exorzisten gegen Dämonen und Andersdenkende kämpfen.

Zwischen den Fronten übernehmen wir die Steuerung der jungen Velvet, die durch eine Intrige zunächst ihren Bruder und kurz darauf auch einen Teil ihrer Menschlichkeit verloren hat. Der schmerzliche Verlust zeichnet sie stark, dass wir daraufhin keine gutmütige Heldin, sondern einen verbitterten Racheengel verkörpern. Velvet ist ein Halbdämon und hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit aller Gewalt gegen ihre Peiniger vorzugehen. Damit schafft sie einen wunderbaren Kontrast zum direkten Vorgänger Tales of Zestiria, da wir praktisch eine Antiheldin lenken und Velvet durch ihre Kaltschnäuzigkeit dem Spiel eine gewisse Würze gibt. Obwohl Story und Charaktere mit der gewohnten Selbstironie auftauchen, was dem Mix die übliche leichte Verdaulichkeit gibt.

Das Kampfsystem ist auch in diesem Teil wieder Halb-Rundenbasiert. Zwar finden die Auseinandersetzungen nicht im direkten Spielfluss, sondern instanziert, statt, laufen dafür aber in Echtzeit und sind verdammt fetzig. Velvet selbst ist eine Nahkampf-Maschine, die entweder auf Martial Arts oder ihre ausfahrbare Klinge zurückgreift. Dabei steuern wir ihre Angriffe per Tastenkombinationen, mit denen wir etliche Combos lostreten und auch Superattacken starten können. Die Charaktere unserer sich während der rund 50 Stunden Spielzeit ausbauenden Gruppe beherrschen jeweils eigene Fähigkeiten und Waffenspezifikationen. Wir haben zwar während der Kämpfe keinen direkten Einfluss auf die Steuerung unserer Kumpanen, können aber ihre Taktiken und Ausrüstung anpassen.

Ein Hauptbestandteil der Kämpfe ist das Seelen-Management. Unsere Angriffe verbrauchen Seelenpunkte, die sich während des Kampfes regenerieren. Je nach Stärke der Attacke sind die Kosten dafür unterschiedlich groß. Ebenso ist das, gerade in Bosskämpfen elementare, Blocken abhängig von den Seelen. Je nach Schwierigkeitsgrad macht dies die Auseinandersetzungen unterschiedlich kniffelig – wobei dieser auch während des Spielens jederzeit angepasst werden kann. Bestimmte Gegenstände sind allerdings nur dem hohen Schwierigkeitsgrad zugeordnet.

Die Welt bereisen wir per Schiff und ja, es hat schon etwas von One Piece wenn man als Pirat die üppige Spielwelt besegelt. Diese steckt voller Nebenaufgaben, die sich zur linearen Hauptstory gesellen. Ein altes / neues Element ist das Kochen, das ihr dazu benutzen könnt, eure Charaktere mit unterschiedlichen Boni zu versehen.

Im Gegensatz zur technisch aufpolierten Final Fantasy-Reihe orientieren sich die Tales-Spiele ganz klassisch am Anime-Setting. Im Gegensatz zum Vorgänger ist die Spielwelt diesmal wesentlich detailreicher gestaltet und überzeugt durch eine Vielzahl unterschiedlicher Gebiete und einer sehr ansehnlichen Farbenpracht. Auf eurer Reise begegnet ihr super vielen Charakteren und könnt mit den meisten sogar interagieren. Dabei setzt das Spiel an wichtigen Stellen auf vertone Dialoge. Eine deutsche Sprachausgabe gibt es leider nur in Textform. Eine schöne Neuerung sind die Dialogbäume, welche die eher starren Unterhaltungen auflockern und gut ins Gesamtbild passen. Das kann voll animierte Dialoge zwar nicht ersetzen, erweißt sich aber als passender Ersatz.

Wie schon Tales of Zestiria erschien auch Tales of Berseria, neben PS4, für Steam. Die PC-Version, die nur digital erhältlich ist, bietet technisch allerdings keine nennenswerten Vorteile. Auch auf den Konsolen läuft Berseria in 1080p und 60fps.

Tales of Berseria ist ein Spiel für gestandene JRPG-Fans. Die Story überzeugt durch ihre leichte Düsterheit und viele Nebenaufgaben sorgen für reichlich Spielumfang. Auch das Kampfsystem macht Laune. Allerdings läuft das Gameplay sehr schleppend und mit viel Kleinteiligkeit vor sich hin. Viele Dialoge und ruhige Passagen könnten den Geduldsfaden von eher auf Action orientierten Spielern leicht überdehnen. Wer das Genre oder Animes liebt, sollte sich davon aber nicht abschrecken lassen.

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Gepostet von am 31.01.2017 | 5 Kommentare

Mit Resident Evil 7 will Capcom nicht nur einen neuen Ableger seiner wohlgenährten Zombiesau auf die Menschheit hetzen, sondern den Genreveteran auch mit frischem Wind zu alter Größe aufblasen. Während sich die Reihe in der Vergangenheit immer weiter vom Gedanken des Survival-Horrors weg, und hin zum Shooter-Gemetzel, entwickelt hat, fordern viele Fans schon lange die Rückkehr zu alten Tugenden. Kein Wunder also, dass die komplette Marketingsstrategie für den siebten Teil auf dem Motto „Back to the Roots; Zurück zum Ursprung“ aufbaut. Große Worte, die Capcom nicht zum ersten Mal in den Mund nimmt. Ob wir diesmal wirklich mit einem „echten Resident Evil“ rechnen können, habe ich für euch ausprobiert. Lest nun meine Kritik zu Resident Evil 7: Biohazard.

Es läuft nicht gerade gut für Ethan Winters: Vor drei Jahren verschwand seine Frau Mia spurlos während eines „Babysitter-Jobs“, nur damit ihn die Totgeglaubte jetzt per mysteriöser E-Mail darum bitten kann, sie doch noch zu retten. Dem Gedanken, seiner geliebten Frau vielleicht doch noch mal zu begegnen, oder zumindest mehr über ihr Verschwinden zu erfahren, folgend, macht er sich auf den Weg ins sumpfige Louisiana; genauer gesagt zur Farm der Familie Baker. Ethan erreicht die nach außen verlassen wirkende Farm mit Auto und stellt schon sehr bald fest, dass es hinter den modrigen Bretterverschlägen mehr Leben gibt, als ihm eigentlich lieb ist.

Die Bakers sind eine lustige kleine Sippe, mit ganz besonderen Vorlieben: Papa Jack zerstückelt Besucher gerne mit diversen Gartenwerkzeugen, Mama Margruite serviert zum Abendessen am liebsten vergammelte Eingeweide und Sohnemann Lucas hat seine große Freude daran, sadistische Spielchen mit den Gästen zu treiben. Die Bakers bieten alles, was abgefahrene Horrorklischees im Repertoire haben. Die Schlächter-Familie schließt Ethan sogleich in ihr Herz und lädt ihn sogar ungewollt zum Abendessen ein. Danach eskaliert die Situation aber und der Überlebenshorror beginnt.

Auf seiner Suche nach Mia, der Wahrheit über ihr Verschwinden und schließlich auch nach einer Möglichkeit zur Flucht vor den Bakers hilft ihm die mysteriöse Zoe, die Ethan per Telefon immer wieder mit Hinweisen unter die Arme greift und sein virtuelles Alter Ego durch die rund neun Stunden andauernde Kampagne lenkt. Hauptschauplatz des Spektakels ist das weitläufige Anwesen der Familie – samt Nebengebäuden, verwinkeltem Gruselkeller, überwuchertem Garten und einem Sumpf.

Capcom schickt uns hier auf eine Gratwanderung zwischen allerlei modernen Ansätzen, was vor allem die Inszenierung und die Steuerung angeht, und dem Feeling der früheren Resi-Spiele. Wir rätseln uns also in Ego-Perspektive durchs Areal, lösen allerhand Rätsel, sammeln Heilkräuter sowie andere nützliche Gegenstände, nehmen es mit den Bewohnern der Farm auf und kommen dabei allmählich den Geheimnissen der blutrünstigen Familie auf die Spur. Allerdings geht der Story zum Ende hin ein wenig die Puste aus und Capcom kommt doch nicht so ganz drum herum, uns durch eine kurze Schießbude zu schicken und die Spielzeit damit noch ein wenig zu strecken.

Der Schwierigkeitsgrad ist etwas durchwachsen geraten. Auf „Leicht“ ist das Spiel teilweise zu einfach und keine Herausforderung. Viele Autosaves, unendliche Speichermöglichkeiten mit dem Kassettenrekorder und schwächliche Gegner machen das Durchspielen zu einer Kaffeefahrt. Auf „Normal“ wird die Sache etwas spannender, weil einem das Spiel vor allem weniger Speichermöglichkeiten an die Hand gibt. Allerdings sind die Gegner dann auch wiederum so stark, dass man hier und da leicht verzweifeln könnte. Richtig interessant wird es dann mit „Irrenhaus“, den man entweder per Vorbestellerboni oder nach einmaligem Durchspielen erhält. Hier verzichtet das Spiel komplett auf Autosaves, Speichern geht – wie im Klassiker – nur noch durch Kassetten, die man im Spielverlauf findet. Dazu kommen wesentlich stärkere Gegner sowie eine verminderte Anzahl Munition und Heilmöglichkeiten. Das reizt vor allem Hardcore-Survival-Fans.

Resi 7 spielt sich solide und grundlegend wie aus einem Guss. Die Entwickler haben eine ideale Balance zwischen actionreichen Shooter-Strecken, nervenaufreibender Atmosphäre und ruhigen Passagen, in denen wir das Anwesen erkunden und uns den Rätseln widmen, geschaffen. Gerade weil uns das Spiel nicht – wie etwa Genrekollege Outlast – ohne Verschnaufpause durch die Handlung hetzt, haben wir viel Zeit einen Blick aufs Detail zu werfen. Und der lohnt sich wirklich, denn überall gibt es versteckte Hinweise oder Referenzen zu finden. Wir hier im Turbogang die Credits erreichen will, verpasst mitunter die wahren Highlights.

Der Mix aus Akte X und Texas Chainsaw Massacre ist wunderbar gruselig, wenn auch nicht zu stark auf Terror und mehr in Richtung Nervenkitzel orientiert. Der Horror kommt wie so oft nicht aus dem Tatsächlichem, sondern aus dem Vielleicht. Was lauert hinter der nächsten Tür? War da nicht gerade ein Rascheln im Gang hinter mir? Warum ist es hier plötzlich so dunkel!? Vor allem die Optik macht dabei viel her, womit nicht zwingend die Grafik gemeint ist, die auf der PS4 zwar in 1080p/60 daherkommt, dafür aber oft schwache Texturen bietet. Gemeint sind damit die düsteren Kulissen, das Spiel mit Licht und Dunkelheit sowie der überdurchschnittlich hohe und höchst wahrscheinlich nur knapp an der Indizierung vorbeigerauschte Gewaltgrad. Resident Evil 7 ist streckenweise eine wahre Blutschlacht, in der abgetrennte Körperteile noch das Harmloseste sind.

Akustisch punktet Resi 7 mit einem tollen deutschen Sprechercast, wobei nach Belieben natürlich auch auf Englisch umgestellt werden kann. Ansonsten macht der Sound wenig her. Das passt zwar gut zur Atmosphäre, aber bis auf ein eingängiges Titellied hat der Soundtrack recht wenig zu bieten.

Die große Frage ist jetzt natürlich, ob Capcom tatsächlich die Rückkehr zu den Wurzeln gelungen ist? Eine Antwort darauf ist gar nicht mal so leicht zu finden. Als Fan der ersten Stunde kann ich mich nicht mit allem identifizieren, was die Entwickler mir vorlegen. Vor allem Hauptfigur Ethan wirkt manchmal etwas zu cool für jemanden, der gerade einen wahrhaftigen Albtraum erlebt. Einem gut ausgebildeten Sondereinsatzkommando wie den S.T.A.R.S. nehme ich das eher ab, als einem Otto-Normalo. Das klingt jetzt aber schlimmer als es ist. Capcom hätte meiner Meinung nach sehr gut damit getan, die Reihe tatsächlich zu rebooten und nicht einfach nur eine Sieben als Suffix an den Namen zu klatschen. So ergibt der neue Teil im Gesamtkontext der Serie wenig Sinn und wirkt eher wie ein (sehr gutes) Sequel. Gut, gerade zum Ende hin erwartet uns eine sehr interessante Wendung, aber letztlich gibt das dem kompletten Bild eine gewisse Inkonsequenz. Wer die „alten Wurzeln“ aber alleine auf Horror und Rätsel festmacht, der wird sich hier bestätigt und befriedigt fühlen – da haben die Entwickler ihr Versprechen gehalten.

Mein Fazit: Die Entscheidung, sich vom dauerhaften Shootern zu entfernen und mehr Fokus auf die Atmosphäre zu legen war mehr als richtig. Resident Evil 7 schafft eine gute Balance zwischen Nervenkitzel, Gehirnanstrengung und Ballerei. Hatte die Serie zuvor ihren Zenit längst überschritten, erhebt sich Resi 7 wie der Phönix aus der Asche. Gerne mehr davon!

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Gepostet von am 24.01.2017 | 2 Kommentare

In der Kürze steckt bekanntlich manchmal auch die Würze und Kürze ist auch ein gutes Stichwort, wenn es um den neuen Dark Souls 3 DLC “Ashes of Ariandel” geht. Dieser ist seit gestern für Konsolen und PC verfügbar und spendiert der Geschichte des Hauptspiels rund drei Stunden neue Inhalte, darunter ein frisches Gebiet (Gemalte Welt Ariandel), neue Ausrüstung und Zauber sowie zwei Bossfights.

Jetzt war es ja in der Vergangenheit immer so, dass vor allem die DLC der Souls-Spiele dem ohnehin schon recht knackigen Grundspiel in Sachen Anspruch eine ordentliche Schippe drauf legten. Gerade “The Old Hunters” für Bloodborne verwies Spieler in die Schranken. Mit Ashes of Ariandel will Entwickler FromSoftware anscheinend etwas Neues probieren, denn der DLC ist diesmal nicht ausschließlich für Late-Game-Helden gemacht und erfordert gerade mal Seelenstufe 80, was ungefähr dem letzten Drittel des Hauptspiels entspricht.

Mittels eines neuen NPCs gelangt ihr in die eisige Welt von Ariandel und sollt dort „das Feuer“ entfachen. Kryptisch wie immer gibt euch auch der DLC nur spärliche Informationen darüber, was euer eigentliches Ziel ist. So wandern wir erstmal recht unbedarft umher und erkunden die Gegend. Mit rund fünf Regionen, die allesamt im düsterkalten Setting eines Hügels angesiedelt sind, ist die Umgebung schnell erforscht. Für den Testlauf war ich mit meinem Level 100 Berserker unterwegs, mit einer auf +5 aufgewerteten Bosswaffe. So ausgerüstet zwingt euch der DLC nur selten in die Ecke, die meiste Zeit behaltet ihr die Oberhand – es sei denn ihr spielt wie eine alte Unterhose.

Was wirklich gut gefällt sind die neuen Gegnertypen wie Feuer zaubernde Bäume, die hünenhaften Ritter aus dem Mühlenforst, wilde Wölfe und zackige Krähen-Assassinen. Auch die Gebiete sind sehr stimmungsvoll gestaltet und ziehen einen gleich in ihren Bann. Leider ist die Geschichte des DLC nicht wirklich ausgefallen und trägt nur wenig zur Hauptstory bei. Bossbegegnungen gibt es wie bereits erwähnt “nur” zwei, wobei einer davon rein optional und auch nicht wirklich anspruchsvoll daherkommt.

Interessanterweise legt Ashes of Ariandel genau im letzten Teil noch mal in Sachen Schwierigkeit zu. Hier hat man als Anfänger oder unterlevelter Spieler einige Probleme und es kommt schnell zu den üblichen „Frust“-Momenten. Zum Glück aber solchen, die Dark Souls am Ende wirklich großartig machen.

Einen gewichtigen Anteil am Umfang des DLC trägt der neue neue organisierte PvP-Modus, die Untoten-Matches. Hier könnt ihr euch mit anderen Spielern in verschiedenen Matchtypen messen. Dabei geht es entweder alleine (im 1-on-1), im Gruppenbrawl oder im Coop zur Sache. Für PvP-Begeisterte wird dies auch der neue Standard werden, um sich mit anderen Spielern zu messen. Hier ist der DLC praktisch Pflichtprogramm.

Was den DLC natürlich unverzichtbar macht, sind die neuen Rüstungen, Waffen und Zauber, mit denen ihr euren Charakter weiter ausbauen könnt. Ebenso bekommt ihr in der Gemalten Welt Ariandel ganze drei Titanitschollen, was für das Aufwerten von Waffen unerlässlich ist. Hier macht es also schon sehr viel Sinn, sich den frischen Inhalt zu geben, falls ihr auf dem Weg zum perfekten Helden bzw. Bösewicht seid. Gerade Pyromanten werden sich über die neue Pyro-Flamme freuen, mit der ihr (nachdem ihr ein paar Gegner getötet habt) eure Estus-Ladungen wieder auffüllen könnt.

Ashes of Ariandel übernimmt leider eine der größten Schwächen von Dark Souls 3: Egal wie episch aufgebaut, zeigt sich langsam, dass der Zenit erreicht ist. Es wird nicht mehr besser. Das ist prinzipiell kein Soulsgame-Problem, denn Bloodborne erzeugte dieses Gefühl nicht. So konnte auch der DLC „The Old Hunters“ komplett überzeugen, nachdem das DLC-Triumvirat von Dark Souls 2 eher einen ernüchternden Eindruck hinterließ.

Im großen und ganzen ist der DLC rein vom Umfang her für die knapp 20 Euro, die er regulär kostet, nicht wirklich ausreichend. Für etwas mehr als den doppelten Preis erhält man immerhin das Hauptspiel. Der wirkliche Mehrwert von Ashes of Ariandel sind die Untoten-Matches. Getestet habe ich das leider nicht, weil Dark Souls-PvP nicht wirklich meine Stärke ist. Sollte das bei euch anders sein, sind die Untoten-Matches auf jeden Fall der Hauptgrund den DLC zu kaufen.

 

Das soll jetzt nicht bedeuten, dass der Rest “Dreck” ist, aber drei Stunden Spielzeit sind einfach ziemlich wenig, wenn man den Umfang direkt mit “The Old Hunters” vergleicht. Natürlich werden Bandai Namco und FromSoftware vor allem den PvP-Modus als wichtigen Inhalt hervorheben wollen, aber gerade die Lore-Community hätte sich hier wohl einiges mehr erhofft. Spaß gemacht hat die kurze Zeit aber dennoch und nächstes Jahr steht ja noch mal ein Downloadinhalt an. Bis dahin sollte ich endlich mal NG+ angehen oder Newbies invaden.

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Gepostet von am 26.10.2016 | Keine Kommentare

Während wir heutzutage darüber debatieren, wie man Resident Evil wieder zu alter Größe verhelfen kann und was dem Zombie-Genre mittlerweile fehlt, hatte Capcom 1998 schon die Antwort parat: Resident Evil 2. Ebenfalls für PSX (später auch PC, N64 und GameCube) erschienen, wanderte das Spiel wenige Wochen nach Release auf die Liste B der BPjS und verweilte dort bis 2014. 16 Jahre lang konnte man das Spiel in Deutschland nicht käuflich erwerben. Der Grund: Brutales Killerspiel, oder so.

Der Nachfolger des preisgekrönten PlayStation-Hits nahm die guten Seiten des Erstlings und baute diese logisch aus. Vor allem in Sachen Story und Setting macht dem Abenteuer von Leon S. Kennedy und Claire Redfield so schnell niemand was vor – ich würde Teil 2 sogar als den besten der ganzen Reihe bezeichnen; Shots fired, RE4 halte ich nämlich für spaßigen Schrott.

Schade nur, dass Capcom genau das seiner Zeit nicht verstanden hat – oder sich aus wirtschaftlichen Gründen anders entschied – und schon mit Resident Evil 3: Nemesis eines der wichtigsten Kernelemente aus der Serie schrieb: den Wiederspielwert. Der kommt in Resident Evil 2 dadurch zustande, dass wir (wie in RE1) zwischen zwei Charakteren entscheiden können, die jeder eine eigene Kampagne spielen und beide sich dann am Ende zu einer genialen Story vereinen.

Während wir im ersten Resident Evil zwar auch schon zwischen zwei Figuren – damals Chris Redfield und Jill Valentine – wählen konnten, hatten beide einen festen Durchlauf, der sich in Nebencharakteren, Rästeln, Itempositionen und (einige wenige) Handlungsorte unterschied. Doch dabei waren Treffen der beiden Helden nicht eingeplant, der jeweils andere verbrachte die Spielzeit nämlich in einer Zelle. Generell kam die Idee aber gut an, weil so etwas eben den Wiederspielwert stärkt, was nur gut für ein Spiel sein kann.

Das nahmen die Entwickler dann mit in Teil 2, erweiterten das Ganze aber um das A/B-Prinzip. Das zu erklären ist jetzt ziemlich tricky. In RE2 gibt es immer eine einfachere Startgeschichte (die A-Kampagne), in der vor allem Neulinge an das Spiel herangeführt und mit einer überschaubaren Anzahl an Gefahren durchgelotzt werden, während man beim wiederholten Durchspielen mit der jeweils anderen Figur die härtere B-Kampagne spielt. Diese unterschied sich zum einen vor allem durch viele komplett neue Handlungsorte und den bereits erwähnten höhreren Schwierigkeitsgrad. So gab es nicht nur mehr Gegner, sondern auch einen dauerhaften Verfolger („Mr. X“) und mehr Bosskämpfe.

Damit aber nicht genug, die Handlung im Spiel unterschied sich sehr intensiv dadurch, welcher Charakter welche Kampagne spielt. Das machte also vier verschiedene Durchläufe mögliche, die man als Spieler angehen konnte. Kleiner Spoiler am Rande: Claire A und Leon B ist der Weg, den ihr gehen solltet, wenn ihr die „echte“ Handlung, die auch in den Nachfolgern aufgegriffen wird, erleben wollt. Leon A und Claire B ist eine Alternativhandlung, die sich leicht vom Kanon unterscheidet. Verwirrend war hier nur, dass Leon’s Abenteuer auf Disc 1 gespeichert ist und man deswegen in der Regel zuerst die Non-Kanon-Story spielt.

Dieser Kniff war unglaublich gut und ist bis heute selten erreicht. Ein Spiel viermal durchzuspielen und jedes Mal neue Details und Abläufe sehen? Das ist schon stark. Da ist es umso mehr schade, dass Capcom dann in allen Folgetiteln auf einen festen Protagonisten gesetzt hat, der uns höchstens ab und an mal die Steuerung über einen Nebencharakter überlässt. Einzig Resident Evil 6 schaffte es wieder auf ein Mehr-Kampagnen-System zu setzen, wenngleich das auch recht eigenwillig war und nicht diese genialen Überschneidungen aus Resident Evil 2 bot.

Ich meine, wer von uns hat nicht jedes Mal in der Waffenkammer überlegt, welches Item er für den zweiten Durchlauf hinterlässt?

2004 stellte Capcom mit der Veröffentlichung von Resident Evil 4 das Konzept der Reihe ohnehin um. Weniger Rätsel, mehr Shooter. Zombies flogen raus, cineastisch Elemente kamen rein. Über die Jahre entwickelte Capcom das Spiel weg vom Survival und hin zur modernen Action, wie sie in verkaufsstarken Reihen wie Gears of War of Call of Duty vorgemacht wurde. Hauptsache irgendwo konnte man etwas explodieren lassen.

Zumindest für die Horror-Fans der Reihe war diese Entwicklung alles andere als gelungen. Kaum verwundlich also, dass Capcom seit Resident Evil 5 alle Teile wieder als „back to the roots“ verkauft. Mit Resident Evil 7 wagt man sich nun auf völlig neues Terrain und versucht auf den Zug rund um Outlast aufzuspringen. Einen wirklichen Lichtblick gibt es aber: Ein Remaster zu Resident Evil 2 ist ebenso in Arbeit und 2017 sollen wir endlich erste konkrete Details erfahren.

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Gepostet von am 21.10.2016 | 5 Kommentare

Knapp eineinhalb Jahre nach dem erfolgreichen Release von Monster Hunter 4 Ultimate erschien mit Monster Hunter Generations (das in Japan bereits November 2015 herauskam und dort Monster Hunter Cross heißt) ein Nachfolger, der weniger eine Weiterführung als mehr ein Best-of der kompletten Spieleserie ist. Seitdem der Erstling im Jahr 2004 für Sonys PlayStation 2 das Licht der Welt erblickte sind rund 15 vollwertige Ableger erschienen – die meisten davon hierzulande für die PSP. Mit Monster Hunter 3 Ultimate wechselte Capcom die Heimatplattform auf die Geräte von Nintendo. Das verärgerte die Fans zunächst, da die eher auf HD-Umsetzungen für die PS Vita gehofft hatten, doch mittlerweile ist diese Entscheidung aber allgemein angenommen wurden.

Bevor ich nun auf die Details des Gameplays eingehe, will ich kurz erklären was Monster Hunter eigentlich ist. Wie der Name schon vermuten lässt geht es in „Monster Hunter“ darum mächtige Untiere zu jagen. Wahlweise mit Schwert, Bogen, Lanze oder Hammer geht es dabei gegen unzählige Monster in die Schlacht. Dabei liegt der Kern zum einen darin, in der örtlichen Jäger-Hierarchie aufzusteigen, und zum anderen darin seine Ausrüstung weiterzuentwickeln. Dafür müssen diverse Ressourcen wie Erze oder Käfer in den jeweiligen Jagdgründen geerntet und Überreste großer Monster beschafft werden. Die beste Ausrüstung bekommt man logischerweise von den gefährlichsten Monstern und um diese zu erreichen darf man sich einmal quer durch die örtliche Fauna schnetzeln. Das klingt zwar simpel, entpuppt sich durch das grindlastige Beschaffen, die minutenlangen Kämpfe und das vielschichtige Aufwertungssystem als echter Zeitfresser. Aber eben einer von der Sorte, die wirklich Spaß macht. In Monster Hunter geht es um Geduld, Frustresistenz, die richtige Taktik und die Liebe zum kleinteiligen Aufwerten seines Charakters.

Nachdem sich Monster Hunter 4 Ultimate als ein echter Meilenstein in der Geschichte der Spielereihe erwies, war die Erwartungshaltung an Generations nun umso größer. Bereits im Vorfeld wurde bekannt, dass Generations keine neue Monstergeneration darstellt, sondern die beliebtesten Gegner der Vergangenheit mitbringt. Wer sich also auf einen Katalog voll frischer Jagdbeute gefreut hat, wird etwas enttäuscht. Aber wirklich nur ein kleines Bisschen, denn Generations steckt dennoch randvoll mit Content. Mit immerhin vier Flagship-Monstern und einer ganzen Reihe neuer Biester (bzw. neuer Unterarten für die bekannten Monster) bietet Generation zumindest etwas frischen Wind für Veteranen.

Der Fokus liegt diesmal aber auf dem veränderten Kampfsystem, das durch vier jederzeit änderbare Klassen sowie die neuen Fähigkeiten daherkommt. Wenngleich nicht unbedingt notwendig (übliches Draufprügeln reicht immer noch für die meisten Gegner aus), habt ihr dadurch einige neue Möglichkeiten eure Leistung im Kampf zu steigern. Besonders nützlich ist dabei der Ausweichen-Skill, der euch (nachdem ihr ihn aufgeladen habt) jeden Angriff eures Gegners umgehen lässt. So zumindest auf dem Papier, denn die sogenannten Hunter Arts erfordern generell sehr viel Präzision und Können. Neulinge werden einige Zeit brauchen, bis sie in der Hitze des Gefechts den nötigen Überblick haben um die punktgenauen Aktionen richtig auszuführen.

Ebenfalls neu ist der Pirscher-Modus, der besonders für Sammelquests geeignet ist. Hier übernehmt ihr die Steuerung eines eurer Felyne-Kameraden, was ein komplett neues Gameplay mit sich bringt. Als Felyne-Katze habt ihr unendlich Ausdauer und mehr Plätze in der Tasche. Ihr seid wesentlich schneller unterwegs und geht nicht so schnell auf die Knie (bzw. ihr geht kurz K.O. und steht dann wieder auf). Je nachdem wie gut ihr euren Kameraden über das Spiel hinweg ausgerüstet habt, könnt ihr sogar kleinere Monster töten. Der Pirscher-Modus passt wunderbar ins Spiel und macht obendrauf viel Spaß. Ihr könnt in Katzengestalt sogar an regulären Quests teilnehmen.

Leider wird Generations seinem Vorgänger nicht gerecht was die Story angeht. Okay, die war bei Monster Hunter eh nie von Interesse, aber Monster Hunter 4 hatte es immerhin geschafft eine recht interessante Rahmenhandlung zu erzählen. Gerade die vielen Zwischensequenzen sowie der Progress durch die verschiedenen Dörfer waren sehr angenehm. Generations schafft das leider nicht und verzichtet fast gänzlich auf den atmosphärischen Flair. Das merkt man vor allem dann, wenn man in der Ahnensteppe (dem Jagdgebiet aus MH4) unterwegs ist und das dann mit dem Startgebiet aus Generations vergleicht. Zwar konnte ich von Anfang an alle Dörfer im Spiel bereisen (allesamt aus Vorgängerteilen bekannt), was natürlich ein Fest für Nostalgiker ist, aber eine etwas spannendere Handlung hätte ich mir schon gewünscht.

Dafür gibt es ohne Ende Quests zu erledigen, was einen praktisch für weit über 100 Stunden beschäftigt. Mit dazu kommen die knackigen Onlineränge, diesmal sieben an der Zahl, in denen man gegen die härtesten Monster antritt. Hier fällt nur das Fehlen der G-Ränge auf, die es in den letzten beiden westlichen Ablegern gab. Das wird einige Spieler wundern, fällt aber nicht ins Gewicht. Die oberen High-Ranks sind nämlich auch so schon schwer genug. Es ist eher die Veröffentlichungspolitik von Capcom, die einen glauben macht, dass jedes Monster-Hunter-Spiel einen G-Rank besitzt. Dem ist aber nicht so. In Japan sind die Teile mit dem ausgebauten High-End-Content mit der Endung „G“ markiert, bei uns bekommen sie den Suffix „Ultimate“. Wir hatten bisher einfach nur das Glück, dass Capcom hierzulande bei 3 und 4 immer gleich die G-Version veröffentlicht hat. In Japan müssen sich die Spieler die erweiterte Version nämlich einzeln kaufen (sie erscheint auch immer etwas später). Für Generations ist allerdings bisher noch keine Erweiterung angekündigt, daher ist es sehr gut möglich, dass Capcom als Nächstes Monster Hunter 5 veröffentlicht.

Bisher war Monster Hunter für Neueinsteiger immer erst mal ein Krampf, vor allem was das Beschaffen der Ressourcen anging. Passend dazu lieferte Capcom per kostenlosem DLC ein Starterpaket mit, das einem zu Beginn sehr gut hilft und das Grinding zurückschraubt. Wer schnell die Dörflerbitten vorantreibt dürfte auch mittels Ressourcenfarm rasch in der Lage sein die wichtigsten Gebrauchsgüter automatisiert zu sammeln. Das entschlackt auf jeden Fall das Grinden nachhaltig. Auf der Farm (im Spiel „Kameradenalm“) könnt ihr auch neue Felyne rekrutieren und managen. Zwei Katzen unterstützen euch dann im Kampf, dienen dabei entweder als Tank, Heiler oder Schadensklasse, der Rest kann auf automatisierte Missionen gehen und Materialien sammeln.

Apropos DLC, hier hat Capcom einiges in Planung, vor allem was Outfits angeht. Mit dazu gibt es regelmäßig Eventquests die zusätzliche Inhalte bieten.

Technisch nahm ich im Vergleich zum Vorgänger so gut wie keine Veränderung war, was wohl daran liegt, dass Generations auf derselben Engine läuft. Bedingt durch den 3DS sind auch diesmal keine grafischen Höchstleistungen zu erwarten. Dafür laufen die hektischen Kämpfe ruckelfrei und auch die Ladezeiten sind erträglich. Der Soundtrack ist klasse, vor allem durch die überarbeiteten alten Tracks der vergangenen Spiele. Zu kurz kommen wie gesagt die Zwischensequenzen und auch die Intros der Monster wurden auf das Wesentliche reduziert. Ansonsten gibt es wenig zu meckern.

Fazit: Ein tolles Best-of, aber Monster Hunter 4 war etwas besser

Auch wenn Monster Hunter Generations für mich nicht ganz an die Klasse von Monster Hunter 4 Ultimate heranreicht, ist der neue Ableger auf jeden Fall ein Muss. Das Spiel bietet weit über 100 Stunden Spielspaß und ist trotz dem Best-of-Charakter auch für Veteranen sehr spannend. Gerade die Hunter Arts bringen frischen Wind und in den hohen Rängen wartet Generations mit einigen sehr interessanten Kämpfen auf. Das Spielen als Felyne erleichtert das Ressourcenfarmen, das Fehlen der G-Ränge fällt nicht ins Gewicht und die verschiedenen alte Jagdgebiete und Dörfer geben ein rundes Gesamtbild ab. Schön wäre, wenn Capcom beim nächsten Mal wieder ein Stück weit an der Inszenierung der Solokampagne arbeitet. Trotzdem eine absolute Kaufempfehlung für jeden Fan sowie perfekter Einstieg für Neueinsteiger. Demo spielen ist aber ratsam, da das eigenwillige Gameplay nichts für jedermann ist.

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Gepostet von am 18.07.2016 | Keine Kommentare