Manga-Vorstellung: Blame! Master Edition, Band 1

Manga Cult, das neue Label vom Verlag Cross Cult, bekannt für deutsche Veröffentlichungen von Comics wie The Walking Dead oder auch Avatar: Der Herr der Elemente, hat dieses Jahr seine Pforten eröffnet. Schon in der ersten Minute posaunte er lautstark heraus, was für große Ziele er hat. Die ersten zwei großen Lizenzen von Manga Cult waren die Master Edition von Blame! sowie von Basilisk. Nicht nur, dass beide Titel in der normalen Ausgabe schon seit längerer Zeit aufgrund von zu geringer Nachfrage nicht mehr erhältlich sind und deswegen eine Lizenz einer Neuauflage recht mutig ist – nein – die Aufmachung sollte auch noch gigantisch werden. Hardcover, hochwertiges Papier, und mit einer Höhe von geschlagenen 26,1 cm! Das Ganze für einen wirklich sehr happigen Sammlerpreis von 28,00 €. Lohnt sich das in Deutschland? Gibt es sie noch, die Hardcore-Sammler, die auf düstere, brutale Seinen-Titel stehen? Ja! Die gibt es noch! Der Ansturm im Comic-Forum war enorm. Jede Menge Leute lobten Manga Cult für sein Vorhaben. Nun sind ein paar Monate nach der Ankündigung vergangen; am 11. Oktober kam nun endlich der erste Band von Blame! in der Master Edition heraus. Hält der Verlag wirklich, was er versprochen hat? Finden wir es heraus!

Doch halt … Ich hätte es beinahe vergessen: Bevor es mit dem Review losgeht, möchte ich noch einmal kurz Tsutomu Nihei, den Autor und Zeichner von Blame!, vorstellen: Bevor er mit dem Manga-Zeichnen begann, studierte er Architektur. Diese Fähigkeiten nutzt er wirklich äußerst geschickt in all seinen Werken. Sein Debüt feierte Nihei mit dem Prototyp des hier vorgestellten Mangas Blame!. Diese Kurzgeschichte trägt den Namen BLAME und wurde 1996 in Kodanshas Magazin Afternoon publiziert. Durch die große Beliebtheit wurde im darauffolgenden Jahr die Serie Blame! von ihm begonnen. 2003 vollendete er seine erste Serie mit dem 10. Band und hinterließ etwas, was man als nichts anderes als einen Klassiker bezeichnen könnte. Nach Blame! zeichnete er noch weitere Mangas in einem ähnlichen Setting, wie zum Beispiel das Prequel von Blame! NOiSE oder auch BioMega. Knights of Sidonia müsste durch die Netflix-Animeserie die von ihm zweitbekannteste Serie sein. Sein aktuellstes Werk hört auf den Namen Aposimz – Land der Puppen und läuft seit 2016 in Kodanshas Young Magazine. Bis auf die zuletzt genannte Serie, dessen Lizenz sich mittlerweile ebenfalls Manga Cult geschnappt hat, wurden alle Mangas bereits von Egmont Manga in Deutschland veröffentlicht. Leider sind die meisten Bände kaum mehr zu finden, weil sie nicht nachgedruckt wurden.

Genau wie Knights of Sidonia wurde Blame! als Anime von Polygon Pictures animiert und auf Netflix veröffentlicht. Es gibt schon ältere Anime-Ableger, aber diese sind allesamt sehr unbeliebt und adaptieren jeweils nur einen Bruchteil der Geschichte.

In der Master Edition von Blame! wurden die 10 Original-Bände in 6 zusammengefasst.

Aufmachung

Wow. Das beschreibt es wohl am besten. Das ist wohl der hochwertigste Manga, den ich jemals in meinen Händen halten durfte. Beginnen wir mit dem Offensichtlichsten: Blame! ist gigantisch! Mit einer Höhe von 26,1 cm und einer Breite von 16,4 cm lässt er jegliche „Sonderausgaben“ von anderen Verlagen im Regen stehen. Die Größe ist aber noch nicht alles. Die Reihe kommt im Hardcoverformat. Dabei ist die Bindung wirklich extrem sauber. Cover und Rückseite sind sehr straff und innen sieht man keinerlei Rückstände vom Kleber. Man braucht sich auch keinerlei Gedanken drüber zu machen, dass die Verbindung zwischen Cover bzw. Rückseite und dem Buchinneren bricht. Diese ist nämlich sehr stabil. Darauf ankommen lassen sollte man es aber nicht. Die Beschichtung ist eine Mischung aus rau, matt und glänzend. Recht schwer zu beschreiben, fühlt sich aber sehr hochwertig an. Das Papier ist sehr dick, matt und schneeweiß. Darauf kommen die Zeichnungen besonders gut zur Geltung!

Das Cover wird vom Hauptcharakter Killy in einem hochdetailierten Anzug geziert. Hinter ihm steht in Großbuchstaben der Name des Mangas „BLAME!“ geschrieben. Links von ihm sind neben für uns unverständliche Zeichen und eine Angabe, wo man diesen Manga zu öffnen hat, auch die Nummer des Bandes in einer Art roten Mosaik-Umrandung platziert. Rechts von ihm steht der Titel der Ausgabe „Master Edition“ und als Anspielung auf die Geschichte von Blame! „TŌA SCHWERINDUSTRIE MANGA PRODUKTION“. Ganz oben über dem Logo steht noch der Name des Künstlers. Manga Cult wollte das Original-Cover so wenig wie möglich verändern. Sie haben fast alle japanischen Zeichen stehen lassen und nicht mal ihr eigenes Logo platziert. Das wiederum findet man auf dem Buchrücken:

Die Seitenansicht von Killy ist in der Form nur in der deutschen Ausgabe auf dem Buchrücken. Das passt meines Erachtens nach wirklich gut dort hin.

Auf der Rückseite sieht man Killy von hinten. Über seinem Kopf steht der wohlverdiente Satz „Das Science-Fiction Meisterwerk“. Das Logo von Manga Cult ist rechts unten etwas abseits angebracht und der Barcode ist schön in das ansonsten durchgehend rechteckige Hintergrundmuster eingearbeitet. Einen Klappentext gibt es nicht, der ist auch wirklich nicht nötig.

Im letzten Drittel findet man ein paar Farbseiten, die auf demselben Papier gedruckt wurden wie die Schwarz-Weiß-Seiten. Ein paar mehr Farbseiten hätte es ruhig sein können, aber laut Manga Cult hätte das dazu geführt, dass der Preis ins unermessliche gestiegen wäre. Auf der jeweiligen Hinterseite des Covers und der Rückseite ist noch einmal Killy von der Seitansicht zu sehen. Natürlich in Farbe.

Als Extra in der Erstauflage gibt es eine nette Charakter-Karte vom Hauptcharakter Killy mit einigen Infos zu ihm auf der Rückseite. Auf der Vorderseite ist die Zeichnung vom Cover zu sehen. Oben rechts in der Ecke ist das Logo von Manga Cult mit einer silberglänzenden Prägung.

Deutsche und japanische Ausgabe im direkten Vergleich:

Inhalt

Puh, wie soll man am besten die Story von Blame! beschreiben? Ich versuche es mal: Die Geschichte handelt von einem sehr schweigsamen, jungen Mann, der sich Killy nennt. Nur ausgestattet mit einer Art Gravitationsstrahler, kämpft er sich durch die Cyberpunk-Welt von Blame!. Auf der Suche nach den sogenannten Netzwerk-Genen durchquert er dabei unterschiedliche „Level“ mit verschieden Gebilden. Mal wirkt alles wie eine riesige Industriehalle, dann durchstreift er Schluchten mit gigantischen von der Decke ragenden „Hochhäusern“ und kurz darauf ist er in engen Gassen, durch die sich lange Rohre ziehen. Die ganze Welt ist wie eine Halle ohne Himmel und Erde aufgebaut. Er trifft während seiner Reise auf Feinde, die ihm allesamt an den Kragen wollen, und Freunde, die ihm dabei helfen, die Netzwerk-Gene zu finden. Neben den Menschen gibt es auch Rassen, die an Cyborgs oder Droiden erinnern. Selbst menschenähnliche Wesen, die andere Eigenschaften wie z. B. eine viel höhere Körpergröße besitzen, trifft er dabei.

Am Anfang der Geschichte kann man wirklich nur sehr schwer dem Storyverlauf folgen. Man wird mitten ins Geschehen geworfen und versteht erst gegen Ende des ersten Bandes, was eigentlich Sache ist. Im ersten Band trifft Killy auf einige freundlich gesinnte Leute, mit denen er ein Stück reist, doch nach kurzer Zeit verliert er sie wieder, weil irgendwelche fremden Wesen ihm an die Kehle wollen. In der Mitte des Bandes trifft er auf eine Gruppe von Menschen, die sehnsüchtig auf das Erscheinen von Killy gewartet haben, da sie ihn für einen Arzt hielten. Doch Killy besitzt lediglich die Möglichkeit, Roboter mit einem Gerät zu deaktivieren, das diverse Codes von sich gibt. Schon kurz darauf kommen wieder Feinde, die Killy umbringen wollen, wobei ein Teil der Gruppe dabei ausgelöscht wird. Dieses Schicksal verfolgt ihn den gesamten ersten Band lang, bis er gegen Ende auf Leute trifft, die wissen, wo er Informationen über die Netzwerk-Gene erhalten kann. Er wird von ihnen mit in die naheliegende Metropole mitgenommen, in denen es angeblich Genforscher geben soll. Doch dort sieht er etwas, was ihm gar nicht gefällt …

Sprache

Blame! ist wirklich sehr textarm. Der Großteil der Geschichte wird durch Bilder erzählt. Entsprechend ist es recht schwer, die allgemeine Übersetzung zu bewerten. Fehler sind mir beim Lesen keine aufgefallen und der vorhandene Text hat immer gut zu den jeweiligen Charakteren gepasst. Man hat sich dafür entschieden, bei allen in Romaji bleibenden Wörtern Zirkumflexe bei entsprechenden Vokalen zu verwenden. Das sieht nicht wirklich sonderlich schön aus und die meisten Japanologen bevorzugen auch lieber die Schreibung mit Makrons, aber wie ich erfahren habe, war das ein Kompromiss aufgrund der verwendeten Schriftart.

Zeichnungen

Die Zeichnungen von Blame! sind wohl eines der größten Argumente neben des grandiosen Settings, sich diese Serie zuzulegen. Niheis schroffer und düsterer Stil ist unbeschreiblich grauenerregend. Seine Charaktere strotzen nur so vor Hoffnungslosigkeit und Trauer. Die Gebilde sind so voller Detailreichtum und unendlicher Weite, was diese Welt so extrem interessant macht. Man wird förmlich hineingezogen. So eine Welt sieht man nicht in jedem Manga. Seine Linienführung ist sehr gerade, aber keineswegs mit Lineal gezogen. Anfangs sind besonders die Gesichter sehr steif, doch das ändert sich sehr schnell und der Stil wird immer prägnanter und besser. Ab und zu wechselt der Stil von hauptsächlich schraffierten Zeichnungen zu aus schwarzen Flächen bestehenden Hintergründen und Lebewesen. Selbst das ist immer perfekt in Szene gesetzt.

Nihei liebt es, seine Welt auf komplette Seiten ohne Panelbegrenzung zu packen. Wenn er Panel zeichnet, dann sind sie oftmals sehr groß und gerade angeordnet. Die Kreaturen sind besonders kreativ und grauenerregend zugleich. Jede Rasse hat ihre eigenen, spezifischen Merkmale und überzeugt durch unverbrauchte Eigenschaften.

Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass Nihei einen sehr passenden Stil für dystopische Welten kreiert hat. Durch sein Architekturstudium ist er in der Lage, die verschiedenen Umgebungen nahezu perfekt darzustellen. Er ist wahrlich ein Meister der visuellen Sprache.

Fazit

Kauft es euch. Wirklich. Blame! ist nicht nur ein Klassiker, der nahezu jeden in den Bann zieht, der auch nur ansatzweise Sci-Fi oder Cyberpunk mag, nein, alleine die Aufmachung schreit schon förmlich danach, einen Platz in jedem Schrank zu ergattern. Manga Cults Hingabe und Liebe, die sie in diese Veröffentlichung gesteckt haben, verdient meinen höchsten Respekt. Der Manga ist ein echter Klassiker, der es wirklich verdient hat, so eine Aufmachung zu bekommen. Die zum Nachdenken anregende Geschichte, die wunderbaren Zeichnungen und diese wunderbar inszenierte Welt ist einfach grandios. Ich hoffe, jemand liest mein recht langes Review überhaupt bis zum Schluss. ¯\_(ツ)_/¯

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Dieses Rezensionsexemplar wurde uns freundlicherweise von Manga Cult zur Verfügung gestellt.

© 2015 Tsutomu Nihei / Kodansha Ltd.
© Manga Cult c/o Amigo Grafik GbR, Ludwigsburg 2017

Editiert von KamiNoWar

Autor:
Datum: 21.10.2017
Kategorien: Blog, Manga Cult, Manga-Reviews

  1. 1 | jude

    Schriftart ist scheiße und SFX Übersetzungen fallen noch zu sehr auf, könnte aber schlimmer sein. Definitiv auf meiner Want Liste (auch wenn ich ein normales (max. mittelgroßes) Format bevorzuge), hab bloß keinen Platz mehr in der Wohnung. Manga stapeln sich bereits in 4 Reihen und stehen vierfach aufeinander. T.T

    • 2 | Nino

      Ich muss ehrlich sagen, dass ich die Schriftart äußerst passend und lesbar finde. Sie hat den Lesefluss für mich keineswegs gestört. Die SFX-Übersetzungen sind eigentlich wie bei jedem Publisher. Darum hat mich das ebenfalls nicht gestört.

  2. 3 | Necessarius48

    Erst einmal danke für das Review, das gibt einen doch einen ganz guten Ersteindruck zu dem neuen Verlag und diesen Werk.
    Ich war bisher sehr hin und hergerissen, ob man es wohl wagen soll sich einen Manga für 28€ von einem neuen Verlag beim Buchhändler zu bestellen, aber ich denke, das man das Risiko eingehen kann.
    Wird es in Zukunft noch mehr Reviews zu den Werken von Manga Cult geben?

    • 4 | Nino

      Ja, wird es. Als nächstes ist Basilisk dran 🙂

  3. 5 | IzumiSena

    Der Manga… wait…
    Das Dorama ist besser!

  4. 7 | djcj

    Erstmal vielen Dank für das Review. Ich hätte da aber eine Frage zu folgendem Satz:
    „Ein paar mehr Farbseiten hätte es ruhig sein können, aber laut Manga Cult hätte das dazu geführt, dass der Preis ins unermessliche gestiegen wäre.“

    Soll das heißen, Seiten die im Original in Farbe waren, sind bei Cult in schwarz-weiß? In Band 1 der Master-Edition von Vertical Comics (USA) sind die 4 Seiten des Ex-Log „Abandonded Nest“ (kommt direkt vor Log 8) in Farbe und die ersten 4 Seiten sind zum Teil in rot (je gleiches Papier wie die s/w-Seiten). Ansonsten habe ich nicht den Eindruck als wären dort weitere Farbseiten in s/w Abgedruckt. Ist das in der Cult-Ausgabe anders?

    • 8 | Nino

      Sie hätten mehr Farbseiten bekommen. Woher die gekommen wären, kann ich dir aber nicht sagen. Eventuell mal bei Manga Cult im Forum fragen. Ich schau mir dann auch mal deine genannten Seiten an, sobald ich zu Hause bin.

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