Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte

Kapitel 28-

Stop – Kanji Time! 3

 

<魔法少女になりたい!>とゲッビが呼んだ。

<Mahou shoujo ni naritai!> to Gebbi ga yonda.

 

Uh, heute gleich 5 Kanji auf einmal! Motiviert bin ich zwar nicht, aber mal sehen, wo mich die Erklärung diesmal hinführt.


Fangen wir doch gleich mit der „Magie“ an. Magie, Zauberei und Hexerei galten auch in einem shinto-buddhistischen Land wie Japan als Häresie, und obwohl es in Übersee zwar keine echten neuzeitlichen Hexenverbrennungen gab, so macht es sich doch in der Schrift bemerktbar, dass man Magie nicht ganz so toll fand wie 12-jährige Harry Potter-Fans heutzutage.

Vergesst diesen Absatz wieder, denn ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie die Japaner damals zu Zauberei standen. Vermutlich waren sie wohl eingeraucht, als sie das Kanji erfanden, denn es setzt sich zusammen aus (Hanf) und (großes Ungeheuer oder Gespenst). Nun gut, natürlich ist hier der Textilhanf gemeint, aber man kann ja schließlich auch Cannabis sativa für andere Zwecke missbrauchen.

Ach, Drogenwitze sind schon lang nicht mehr lustig und ich bin schlecht darin, also geb ich lieber gleich auf. Stellt euch doch mal vor, ihr geht durch einen finsteren Wald mitten in Japan, und plötzlich steht ein riesiges Monster mit drei Köpfen, sechs Armen, zwölf Beinen und siebzehn Augen vor euch! Ich bin ja grundsätzlich nicht abergläubisch und gehe auch nicht davon aus, dass mir so etwas mal passieren könnte, aber wenn ich auf einmal so einem Vieh gegenüberstehe, würde ich vermutlich erst mal starr dastehen (und meine Sinne werden betäubt, wie beim Hanf rauchen) und hoffen, dass es mich nicht bemerkt. bezeichnet daher ein fürchterliches Monster oder ein böses Wesen, dass eure Lungen fressen und mit euren Nieren Frisbee spielen will.


Jetzt wird’s naturwissenschaftlich! besteht aus einem arg verkrüppelten (Wasser) auf der linken Seite und einem viel schöneren (weggehen, verlassen) auf der rechten. 

Der ferne Osten hatte ja im 17. Jahrhundert noch keinen Kontakt zur westlichen Welt, darum wusste dort auch niemand, was da alles vorging. Keine Entdeckung Amerikas, keine Wiener Türkenbelagerung , nicht mal von der Verallgemeinerung der klassischen Mechanik durch Sir Isaac Newton hat man irgendwas gehört. Doch das brauchten sie gar nicht, denn die Chinesen und Japaner haben bereits Jahrhunderte zuvor entdeckt, dass „Dinge auf den Boden fallen“, wofür der gesamte Westen ja erst auf einen Apfel warten musste, der vom Baum fiel, um auch zu dieser Feststellung zu kommen.

Betrachtet man nämlich das -Kanji, fällt einem auf, dass das Wasser-Kanji links den Eindruck macht, als würde es vom Weggehen-Kanji rechts hinunterfließen. Stellen wir uns dann blöd und sagen, dass das rechte Kanji aussieht wie ein Berg, dann wissen wir, dass das Wasser wohl diesen Berg hinunterfließt („verlässt“), was widerum auf die Entdeckung der Gravitation schließen lässt, was widerum auf eine hohe Intelligenz des Ostens schließen lässt, was widerum auf eine niedrige Intelligenz des Westens schließen lässt. Das soll uns jetzt aber nicht weiter stören.

Fakt ist jedenfalls, dass die Gravitation ein Gesetz der Natur ist, daher bedeutet „Gesetz“.

魔法 ist dann also das „Ungeheuergesetz“. Und an welches Gesetz müssen sich Monster grundsätzlich halten? Richtig, an die Gesetze der Magie.


少女 ist ein sehr einfaches Wort, daher hier die Erklärung im Schnelldurchlauf:

ist grundsätzlich mal ein „klein“. Stimmt aber eigentlich nicht, denn „klein“ kommt eher von . Dann hat man sich aber gedacht: „Hm, es ist noch nicht deutlich genug erkennbar, dass das ‚klein‘ heißen soll!“ und hat einen kleinen Strich (丿) hinzugefügt. Der einzige Bedeutungsunterschied zu diesen zwei Kanji ist, dass zusätzlich noch „wenig“ bedeuten kann. 丿 ist eine Art „Wortverstärkungsstrich“ (aber kein eigenständiges Kanji!). Fragt mich nicht, was das ganze soll, Kanji sind auch mir zu komplex.

ist ein reines Piktogramm. Es soll eine gelenkige Frau im Profil darstellen, auch wenn ich selbst noch viel Fantasie brauche, um etwas zu erkennen, aber ich hätte so etwas damals bei der Erfindung dieses Kanji wahrscheinlich noch undeutlicher gezeichnet.

少女 ist aber keine Kleinfrau, sondern einfach eine junge Frau, oder kurz: Ein Mädchen.


Bleibt uns noch das , aber das ist aus zwei sehr einfachen Kanji aufgebaut. Links haben wir unser beliebtes (und überbenutztes) (Mund) und rechts ein (Ausruf). Streng genommen besteht auch aus mehreren Teilen (Na ja, streng genommen besteht so ziemlich jedes Kanji hier, das ich erklärt hab, noch aus mehreren Teilen), aber das wird ja bloß eine Merkhilfe. 

Na, was gibt’s jetzt noch groß zu erklären? , was könnte das wohl anderes sein als „Papierchromatographie“?
Oder „rufen„, das könnte es vielleicht auch sein…

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Gepostet von am 22.07.2012 | 11 Kommentare

 

Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte

Kapitel 27-

Kanji-Tastatur für Arme

Wer nicht genug Geld, Platz und/oder Geduld hat, sich so eine wundervolle Tastatur anzueignen, für den dürfte die altbekannte Sprachschema-Leiste ein Segen sein. Wer bereits ein japanisches Tastaturlayout auf seinem Windows-PC installiert hat, darf sich freuen, alle anderen müssen sich in die Ecke stellen und schämen, und danach die folgenden Schritte ausführen. (Ja, ich bin so dreist und gehe mal davon aus, dass ihr alle Windows Vista oder höher auf euren Rechnern habt. Für Linux und Mac gibt’s keinen Support von mir. Für Linux müsstet ihr nämlich für den Installationsprozess den Kernel 17 Male neu kompilieren und für Mac ein Update um 19,99$ bezahlen, aber so reich bin ich nicht.)

Vista / Win7-Benutzer gehen in der Systemsteuerung auf „Region und Sprache“. Unter dem Reiter „Tastaturen und Sprachen“ muss auf „Tastaturen ändern…“ geklickt werden. Im neuen Fenster wählt man dann „Hinzufügen“. Nun muss Japanisch herausgesucht werden und ein Haken bei Microsoft IME gemacht werden. Die restlichen Fenster sind noch mit OK zu bestätigen.

Nach diesen Vorbereitungen geht’s ans Testen. Am besten wird da ein einfacher Texteditor geöffnet (Editor, Notepad++, Wasweißichwriter). Das ist nötig, denn die Eingabemethode von Windows ist immer auf ein einzelnes Programm gerichtet, also sobald der Texteditor geschlossen wird oder einfach nur gerade keinen Fokus hat, stellt sich das Betriebssystem wieder auf das ursprüngliche Layout um. Nach dem Öffnen des Programms sollte auf magische Weise ein DE-Symbol in der Taskleiste (irgendwo unten, links neben der Windows-Uhr) erscheinen. Klickt darauf und wählt „Sprachleiste Wiederherstellen“ bzw. „Sprachleiste Anzeigen“ aus. Die Sprachschema-Leiste sollte jetzt irgendwo am oberen Bildschirmrand angezeigt werden. Mit ihr wählt ihr statt DE – Deutsch JP – Japanisch aus. Und huch – plötzlich verwandelt sich der ganze PC in einen Japaner und begrüßt dich aus den Lautsprechern mit einem lauten Konnichi wa!
Nein, tut er nicht, aber die Leiste hat jetzt ein paar neue Buttons bekommen.

Schauen wir mal, was das Ding so drauf hat. Mit dem Pinsel mit dem roten Fleck kann man das eigentliche Tastaturschema auswählen. Standardmäßig sollte da Microsoft-IME angehakt sein, sodass wir später die Möglichkeit haben, transkribierten Text in Kana und Kanji umzuwandeln. Befindet sich stattdessen an der Stelle kein Pinsel und roter Fleck, sondern ein Miniaturbild einer grauen Tastatur, dann ist Japanisch als Tastaturschema ausgewählt; das sollte schleunigst auf Microsoft-IME geändert werden!
Ab dem nächsten Button wird’s interessant. Mit dem schmalen, weißen A kann man die Eingabemethode auswählen. Als Standard ist normalerweise „Half-width Alphanumeric“ ausgewählt, also wandelt der Computer keine lateinischen Buchstaben um. Wählt man jedoch „Hiragana“ oder „Full-width Katakana“ aus und schreib danach einige Buchstaben, verwandeln sich die Buchstaben auf magische Weise in die gewünschten Kana-Zeichen. Hexerei!
Als Alternative gibt’s auch noch „Half-width Katakana“, also nur halb so breite Katakana-Zeichen, und „Full-width Alphanumeric“, also lateinische Buchstaben und Zahlen mit voller Breite. Denn Sinn soll sich jeder selbst suchen.
Ab jetzt wird’s jedoch etwas komplizierter.
Nehmen wir mal an, wir wollen das Wort hiyashiame (ein süßer, kalter Tee aus Japan) schreiben. Das hiyashiame, das wir meinen, schreibt man 冷やし飴 (wörtlich: Kaltes Bonbon. Welcher Idiot denkt sich überhaupt solche Bezeichnungen aus?).
 
Kein Problem, denken wir uns. Wir wechseln zuerst auf „Hiragana“ und schreiben dann die Zeichen einfach wie Rōmaji hinein. H-I-Y-A-S-H-I-A-M-E. Um die Kana-Eingabe in Kanji zu verwandeln, drückt man die Leertaste, schaut sich die Kanji-Schreibung an und wählt mit den Pfeiltasten nach oben und unten die richtige Schreibung aus, und mit den Pfeiltasten nach links und rechts einen anderen Teil der Kanji. Der aktive Teil ist immer fett unterstrichen. Ist man fertig, drückt man Enter.

Hm, wenn man hiyashiame wirklich Buchstabe für Buchstabe eingibt und danach die Leertaste drückt, erscheint 日差し飴. Das ist definitiv die falsche Schreibung, also drücken wir die Leertaste und schauen uns mit den Pfeiltasten um.

Sieht nicht so aus, als wären die gesuchten Zeichen dabei.
Und jetzt?
 
Tja, ratet mal, was das Problem war. Die Microsoft-IME-Eingabe setzt eine amerikanische Tastatur voraus. Wer das deutsche Tastaturlayout gewohnt ist und schon einmal Probleme mit der Tastatur hatte, weil sie amerikanisch-englisch eingestellt war, der weiß was ich meine. Bei einer amerikanischen Tastatur sind die Buchstaben Z und Y vertauscht. Gibt man somit nach deutschsprachigem Denken hiyashiame ein, dann erkennt das Microsoft-IME das Wort als hizashiame, was dann nicht mehr „kaltes Bonbon“ heißt sondern „Sonnenlichtbonbon“. Hört sich zwar lecker an, ergibt aber keinen Sinn.

Gut, wenn man also bei erneuter Eingabe die Tasten für Y und Z vertauscht, dürfte es klappen und der PC müsste nach dem Druck der Leertaste 冷やし雨 vorschlagen. Das ist fast richtig, nur ame steht nicht als „Bonbon“ sondern als „Regen“ da. Gut, das heißt, wir müssen das Zeichen markieren und dann ein anderes Kanji auswählen. Momentan ist hiyashi fett unterstrichen, also drücken wir einmal die Pfeiltaste nach rechts und lassen den fetten Strich zum ame rüberwandern. Jetzt müssen wir noch einmal die Leertaste drücken und uns erscheint wieder die Liste zum Auswählen des Kanji. Bei mir ist das richtige Kanji direkt an zweiter Stelle, also schon direkt ausgewählt. Wäre es an einer anderen Stelle, müsste ich mit den Pfeiltasten nach oben und nach unten dorthin navigieren. Haben wir das richtige Kanji ausgewählt, dann ist das Wort komplett richtig geschrieben und wir können Enter drücken, um das Schreibung-auswählen zu beenden.

Ein kleiner Hinweis noch: Das Chouon (ー), das man manchmal bei Vokalverlängerungen bei Katakana braucht (zB bei Koohii (コーヒー), kann auf einer westlichen Tastatur mit der Fragezeichen-Taste eingegeben werden.

Manchmal wollen wir aber gar keine Konvertierung in Kanji haben. ばか (baka) zum Beispiel besitzt auch eine Kanji-Schreibung (馬鹿), die aber niemand benutzt, weil es kaum Homonyme für baka gibt und eine Kanji-Schreibung wenig Sinn haben würde. Dazu können wir entweder das Wort buchstabieren und sofort Enter drücken (also nicht vorher die Leertaste drücken), oder wir wählen beim dritten Button der Sprachschema-Leiste (dem uber-kompliziert ausschauenden Kanji) „No Conversion“ aus. Dann wird nichts in Kanji konvertiert und alles bleibt in Kana-Schreibung. Als Alternative kann die Konvertierung auch für Namen („Bias for names“) oder Umgangssprache („Bias for speech“) optimiert werden, aber das sind dann Kleinigkeiten.

 
Der nächste Button ist das sogenannte IME-Pad.
Windoof ist oft gar nicht so doof wie man glaubt, denn immerhin haben die Japanischkenner unter den Microsoftlern ein Programm entwickelt, das aus einer Kanji-Zeichnung das Kanji in Textform erkennen kann. Klickt man auf den Button, erscheint wie aus dem Nichts ein neues Fenster.
An sich ist es sehr einfach und intuitiv. Auf der großen Zeichenfläche links kann mit der Maus das Kanji nachgemalt werden und rechts erscheinen dann die erkannten Zeichen, von denen möglicherweise eines das richtige ist. Die Strichreihenfolge ist beim Zeichnen egal (sogar die Anzahl der Striche ist dem Programm oft wurscht), aber wenn man sie zufällig kennt und das Zeichen richtig malt, bekommt man meistens bessere Ergebnisse geliefert.

Will man Kanji zeichnen, sind eigentlich nur die vier Buttons wichtig:

Recog Ein Klick darauf lässt das IME-Pad die Kanji automatisch erkennen. Sollte immer aktiviert sein!
Revert Das ist der allseits bekannte Rückgängig-Knopf. Immer und überall wichtig.
Clear Löscht die Zeichenfläche und alle Ergebnisse.
Toggle Wechselt zwischen der normalen Ansicht und der speziellen Ansicht, die einige Details zu erkannten Kanji anzeigt.
 
Am linken Rand gibt es noch die Möglichkeit eines Index aller Zeichen, einer Auflistung nach Strichzahl und einer Auflistung nach Radikalen, aber das ist für das reine Abzeichnen von Kanji eher weniger von Bedeutung. Der Rest des Programms ist unwichtig und lässt sich mit der Sprachschema-Leiste selbst viel schneller lösen.

Wenn ein Kanji gefunden wurde, braucht man nur mehr darauf zu klicken und das Zeichen erscheint im Texteditor.

Alle, die jetzt enttäuscht sind, dass das Kapitel keine Computerprogramme verrät, die aus Bildern automatisch japanische Zeichen erkennen, sollten aber den Kopf nicht hängen lassen – Texterkennungsprogramme („OCR“) für asiatische Zeichensätze gibt es, aber die kommen irgendwann später mal dran.

Das kleine Köfferchen rechts neben dem IME-Pad beinhaltet einige Tools. Es gibt ein benutzerdefiniertes Wörterbuch für japanische Worte, eine Hilfe-Funktion, einen weiteren Verweis auf das IME-Pad und unter „Properties“ ein dickes Fenster voller Einstellungsmöglichkeiten, um Microsoft-IME optimal anzupassen. Damit darf sich jeder gerne selbst rumspielen, ich will hier keinen Computerkurs machen.

Der letzte Button, der blaue Kreis mit dem weißen Fragezeichen drin, ist die Hilfefunktion. Langweilig.

Danach gibt es noch zwei kleine Schrift-Buttons, die vielleicht nicht nützlich, aber interessant sein könnten. „CAPS“ ist eine Softwarelösung für das Aktivieren und Deaktivieren der Capslock-Taste (diesem LÄSTIGEN DING über der linken Shift-Taste). Die deutsprachige Softwarelokalisierung von Microsoft hat die Taste auch so schön/hässlich mit „Feststelltaste“ übersetzt. Wie gesagt, der Button ist nicht nützlich, aber vielleicht interessant.

Der Schrift-Button darunter mit Namen „KANA“ ist für diejenigen, die sich in der Zukunft vielleicht einmal eine echte japanische Kana-Tastatur anschaffen wollen, bestimmt sogar sehr nützlich. Es teilt jedem Buchstaben auf der Tastatur genau ein Kana zu. So kann man mit einem einzigen Tastendruck gleich ein ganzes Kana schreiben und muss es nicht in Rōmaji ausformulieren.

Natürlich ist die Microsoft IME nicht die einzige japanische Eingabemethode, die es gibt. Zu erwähnen ist noch die Baidu-IME, die neben dem Zeug, das Micro$oft schon bietet, noch mit einem riesigen Haufen unnötigem Zusatz-Crap kommt, aber gleichzeitig auch eine etwas größere Kanji-Datenbank für das Pad beinhaltet. Außerdem halte ich die Kanji-Erkennung für etwas besser. Schreiben werde ich nichts mehr dazu, aber wer will, kann sich dieses kleine englische Tutorial-Video auf Youtube anschauen. (Wer die ersten paar Zeilen auf Japanisch versteht, kriegt von mir persönlich einen Daumen!)
 
Was für ein humorloses Kapitel heute. Aber keine Sorge – nächstes Mal wird es noch langweiliger.

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Gepostet von am 15.07.2012 | 15 Kommentare

 

Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte

Kapitel 26-

Ahrten fon Werbehn

Gehen wir doch mal ein bisschen näher auf dieses seltsame grammatikalische Konstrukt namens Verb ein.

 

Das, was ich in Kapitel 14 alles über Verben erzählt habe, ist eigentlich nur die halbe Wahrheit. Gut, ich erzähle ja in fast jedem Kapitel nur die halbe Wahrheit, um die Themen einfach zu halten, aber japanische Verben sind nun mal etwas komplexer, als ich in Kapitel 14 erklärt hab.

Es gibt da zum einen mal die Verben, die selbst der größte Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte, konjugieren kann. Jeder hier kennt wahrscheinlich das Wort 食べる (taberu). Ich benutze es dann, wenn ich gerade mein leckeres Schweinsschnitzel mit Petersilienkartoffeln runterschlucke (also „essen“). Wenn ich mit diesem Schnitzel aber irgendwann mal fertig bin, dann „habe“ ich es gegessen, also sollten wir das 食べる irgendwie in die Vergangenheit bringen. Und wie machen wir das? Indem wir das abschneiden und ein drankleben (食べた). So haben wir dieses Verb in die Vergangenheit gesetzt und es heißt nun „gegessen“. Das funktioniert mit allen Verben so! Aus 見る (miru, sehen) wird 見た, aus 着る (kiru, tragen (Kleidung)) wird 着た und so weiter und so fort. Das geht natürlich auch mit anderen Konjugationen, zB der te-Form (食べて, 見て, 着て), aber das kennen wir ja schon von Kapitel 14.

Lolnein, es funktioniert natürlich nicht mit allen japanischen Verben, sonst könnte ja noch jemand auf die Idee kommen, die Sprache wäre einfach. Es geht nur bei Verben, die ein ~iru oder ~eru hinten dranstehen haben. (Und selbst da nicht alle, aber das können wir mal vernachlässigen.) Das Ganze lässt sich nämlich so lange anwenden, bis wir zB bei 聞く (kiku, hören) ankommen. Was schneiden wir hier ab?

Hier schneiden wir gar nichts ab, hier stecken wir das Verb und die Konjugation in einen Mixer und rühren mal kräftig durch. Heraus kommt dann keine komplette Sprachvergewaltigung, aber es ist dennoch etwas einfacher, die Konjugationen dieses Verbs einfach auswendig zu lernen, anstatt diese Formen jedes Mal selbst im Kopf zu bilden. Weil ich aber so fies bin (und ich noch ein bisschen Text für dieses Kapitel brauche), gibt’s hier eine kurze Anleitung zum Bilden dieser Konjugationen:

 

Verbform Einstufig Fünfstufig
Verneinungsform weg + ~ない a-Reihe + ~ない
Höflicher Infinitiv weg + ~ます i-Reihe + ~ます
Wunsch weg + ~たい i-Reihe + ~たい
Konditionalform weg + ~れば e-Reihe + ~
Befehlsform weg + ~ oder ~ e-Reihe
Absichtsform („Let’s do!“) weg + ~よう o-Reihe + ~

WAT.
Nein, wirklich, WAT.
Okay, ganz von vorne.

Die oben genannten Verben, die auf ~iru oder ~eru enden, heißen einstufig, weil es in der Kana-Tabelle nur beim notwendig ist, es zu verändern. Alle Verben, die kein ~iru oder ~eru hinten dranstehen haben, heißen fünfstufig, weil man die volle Höhe einer Kana-Tabelle ausnutzen muss, um es zu konjugieren (also a, i, u, e und o, nach Adam Riese wären das fünf Möglichkeiten). Wollen wir nun das Verb 見る verneinen, schauen wir zuerst mal, was wir überhaupt für ein Verb haben. Es endet auf ~iru, ist also höchstwahrscheinlich ein einstufiges Verb. Dann schauen wir in meiner Superspecialawesome-Tabelle nach und gucken, was wir tun müssen, um es richtig zu konjugieren. Laut dieser Tabelle müssen wir das weglassen (, das ist der sogenannte Wortstamm) und ein ない dranhängen, damit kämen wir auf 見ない. Das ist auch richtig und funktioniert eigentlich immer so. Eigentlich. Denn es gibt noch eine große Ausnahme, zu der ich später komme.

Weil ich Tabellen so hübsch finde, gibt’s mal die volle Liste aller von mir genannten Konjugationen mit dem fünfstufigen Verb 聞く.

 

Verbform きく
Neutraler Infinitiv 聞く
Verneinungsform 聞かない
Höflicher Infinitiv 聞きます
Wunsch 聞きたい
Konditionalform 聞けば
Befehlsform 聞け
Absichtsform („Let’s do!“) 聞こう

Ganz genau, ich such mir einfach das passende Hiragana und ersetze damit das . Das funktioniert mit allen fünfstufigen Verben so, egal ob sie auf oder oder oder wasweißichgebbismutterstinktnachkalbsleberwursthurfderp enden.

Ach, übrigens, das waren noch weit nicht alle Verbkonjugationen, die es gibt, aber mit diesen paar haben wir schon mal einen netten Überblick. Es wird nicht mehr komplizierter als das. (Man kann es sich ja auch automatisch mit dem DOS-Programm Tangokikai (bekannt aus Kapitel 13) ausschreiben lassen :3 )

Das… war natürlich Blödsinn, es wird jedes Mal noch komplizierter, wenn ich das sage. Wir haben zwei Infinitivformen, eine Verneinung, eine Wenn-Form, eine Befehlsform und eine Lass-uns-tun-(gnihihi)-Form. (Was diese Formen darstellen sollen, kann sich hoffentlich jeder selbst ausmalen.) Was fehlt uns jetzt noch, um den schönen Überblick vervollständigt zu haben? Die Form, die ich gleich am Anfang genannt habe, die Vergangenheitsform eines Verbs.

Die ist recht doof zu bilden, zumindest für fünfstufige Verben. Einstufige Verben werden wie üblich zusammengeschustert. Man schmeißt das zum Altpapier und klebt an das Überbleibsel ein dran. Für fünfstufige Verben gibt’s wieder eine hübsche Tabelle, weil ich zu faul bin, alles in Prosa erklären zu müssen:

 

Endungssilbe Vergangenheitsform
~ ~した
~ oder ~ ~いた oder ~いだ
~ぶ, ~ oder ~
~んだ
~ , ~ oder ~ ~った

Wenn wir ein schönes Bild von einem einem Vogel zeichnen (書く), dann aber schließlich fertig sind, dann haben wir das Bild gezeichnet (書いた). Wenn jemand anderes dann schamlos dieses Bild kopiert, lustigen Text dazuschreibt und im Internet veröffentlicht, dann können ihn die Leute so lange lesen (読む), bis sie ihn bis zum Schluss gelesen haben (読んだ). Wenn diese Leute dadurch dann lachen (笑う), dann können sie später ihren Freunden davon erzählen, wie sehr sie darüber gelacht haben (笑った).

 

So, keine Lust mehr. Nächstes Mal schauen wir uns noch kurz das hochkomplizierte Thema der Verbtransitivität an, dann heißt’s wieder Kanji ante portas.

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Gepostet von am 08.07.2012 | 33 Kommentare

 

Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte

Kapitel 25-

Stop – Kanji Time! 2

君の事が好きです。

Kimi no koto ga suki desu.

Und erneut gibt’s ein paar Ursprünge und Merkhilfen für einfache Kanji, weil das Thema beim letzten Mal so gut angekommen ist und mir auch Spaß macht.


 

君 –> kimi

Kimi besteht aus und , aber – Trolololo – ist selbst auch eine Zusammensetzung aus zwei Radikalen, nämlich und einem stark veränderten . Weil wir uns aber auf das kimi konzentrieren wollen, gibt’s diese Bedeutung nur im Schnelldurchlauf, also:

  • –> „von oben nach unten“
  • 又 –> „etwas tun“

tut also etwas von oben nach unten, es verbindet die obere Welt mit der unteren, es „bringt den Himmel mit der Erde in Harmonie“. Natürlich denke ich da automatisch an… einen Politiker! Ja,  bezeichnet einen altertümlichen Herrscher über japanisches Land. Dieses „Harmonie“-Gefasel von mir eben ist aber trotzdem nicht unwichtig, denn es beschreibt die Bedeutung von kimi. Nein, tut es eigentlich nicht wirklich, denn die Bedeutung von kimi hat sich über die Jahre hinweg ein wenig verändert. in Kombination mit (also „Mund“) bezeichnet jemanden, der im feudalen Japan das Maul aufreißen konnte und Himmel und Erde in Verbindung bringen konnte, aber auch gleichzeitig das Recht dazu hatte. Wenn ich im alten Japan also jemanden mit angesprochen hätte, dann war das vermutlich der Fürst (aka Daimyou, also mein Lehensherr) des Gebietes, in dem ich lebte. Heutzutage ist es eigentlich umgekehrt. Wenn ich heute jemanden mit ansprechen würde, dann ist das jemand, der mir zumindest gleichgestellt ist, oder halt irgendein Untergeordneter oder Untermensch. Oder ein Tier oder Gegenstand, das geht auch, aber es würde vermutlich seltsam rüberkommen, wenn ich plötzlich anfangen würde, mit meinem Kugelschreiber zu sprechen.


事 –> koto

Müsste ich ein Piktogramm vom Wort „Ding“ aufzeichnen, würde vermutlich auch so etwas wie dabei herauskommen. Ich kritzle einfach irgendwas hin und sag, das ist ein „Ding“. Koto hat aber tatsächlich eine Bedeutung, die  – oh Überraschung – mal wieder aus dem japanischen Feudalismus stammt.

besteht eigentlich nur aus einem einzigen Radikal, nämlich aus einem modifizierten („Hand“). „Aber da isd nohc ein Fiehreck in dem Kanji du Folidioht!“ – Ja, ja, wir kennen das Prozedere, natürlich fehlt da noch was. Das Viereck da drin ist aber dennoch kein Radikal, sondern eine Art phonetische Komponente, die das Wort, die Bedeutung und die Aussprache verändert. Keine Sorge, zum Kanjilernen kann man solche Details vernachlässigen. Das Wichtige ist jedenfalls, dass dieses komische Viereck dennoch eine eigenständige Bedeutung besitzt, es beschreibt nämlich ein Bambusrohr. Damals, als alles noch besser war und sogar mein seniler Rechnungswesenlehrer noch jung war, hatten japanische Beamte so eine seltsame Konstruktion aus einem Bambusrohr, die sie als Rechenmaschine benutzten. Ja, das Ding funktionierte ganz gut, sogar so gut, dass man es routinemäßig überall verwendete und alles damit zählte und berechnete, was nur ging. Da wir aber seit kurzem wissen, dass „koto“ eigentlich nur immaterielles Zeug bezeichnet, passt die Bedeutung „Mit der Bambusrechenmaschine eine routinemäßige Sache machen“ eigentlich ganz gut. Äh, ja, das steht natürlich dafür, dass der werte Beamte mit den Händen an der Maschine rumwerkt.


好 –> suki

Die ersten beiden Kanji waren zugegebenerweise nicht so offensichtlich zu verstehen, dafür ist wirklich einfach, weil selbst die Radikale fast unverändert für dieses Kanji verwendet wurde. Auf der linken Seite haben wir die dünne Version von („Frau“) und auf der rechten Seite eine ebenfalls leicht abgespeckte Variante von („Kind“). Ich weiß gar nicht, was ich da noch groß erklären muss, aber natürlich war (und ist) es auch in Japan Tradition, dass der starke Mann die Kohle und das Futter ins Haus bringt und die Frau sich um die kleinen Früchtchen kümmern und dem Mann ein Sandwich machen muss. Da ist es ganz logisch, dass die Mama die kleinen Frechdachse sehr lieb hat, und umgekehrt ebenfalls. Das sieht man doch im Kanji, wie süß die Mami den kleinen Timmi umarmt! Ja, heißt „mögen“ oder „lieben“.

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Gepostet von am 01.07.2012 | 22 Kommentare

 

Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte

Kapitel 24-

Koto und Mono, die 1. (von wahrscheinlich nur 1)

Meh, eigentlich wollte ich dieses Kapitel wieder copypasten, aber mein alter Text ist irgendwie nicht mehr auf dem aktuellen Stand meines Wissens… Das heißt aber nicht, dass ich ihn nicht kopieren werde. Das heißt nur, dass ich für Kapitel 25 wohl die Fortsetzung schreiben muss, und das bedeutet wieder Arbeit…


Wenn man als Schüler vor einer Schularbeit im Fach Deutsch sitzt und man gerade einen Satz schreiben will, der aussagen soll, dass man gerne Briefmarken sammelt, kann man folgenden Satz schreiben:
Mein Hobby ist das briefmarken Sammeln.

„Halt!“ rufen da sofort die Rechtschreibnazis. „Briefmarkensammeln“ schreibt man zusammen und groß! Aber das ist uns bei der Deutsch-Schularbeit nicht ganz klar und wir sind uns unsicher, wie man das Wort schreibt, also schummeln wir uns einfach drum herum.
Mein Hobby ist es, Briefmarken zu sammeln.

Und die Moral von der Geschicht? Substantivierung ist Silber, Cheaten ist Gold.

Im Japanischen braucht man sich bei Groß- und Kleinschreibung keine Sorgen zu machen. Ob man ein Wort zusammen oder auseinander schreibt, kann einem Japaner auch herzlich egal sein. Und überhaupt kümmert ihn der ganze Substantivierungs-Kram kein Stück, denn er schmeißt einfach koto hinter das Verb im Infinitiv und schon hat es sich in ein Nomen verwandelt. Bäm!

私の言ってることを信じて!
Watashi no itteru koto wo shinjite!
Glaub mir, was ich sage!

Ein einfacher Satz für den Anfang.

Itteru ist normalerweise ein Verb in der te iru-Form. Das heißt, dass es eigentlich nicht mit watashi no verbunden werden kann, da no nur Nomen mit Nomen verknüpfen kann und nicht Nomen + Verb.
Jetzt taucht da aber plötzlich ein wildes koto auf. Zuerst setzt es „Fusion“ ein, aber die Attacke ging leider daneben. Itteru versuchte danach zu flüchten, aber koto hat ihm leider den Weg versperrt. Schließlich reichte die sehr effektive Attacke „Substantivierung“ von koto aus, um itteru mit einem Schlag zu besiegen. Was dann passierte kann niemand sagen, denn itteru hat die Hälfte seiner Nihongo-Dollar verloren und wurde ohnmächtig…

Koto sagt einfach: „Das Verb, das vor mir steht, wird ein Nomen.“ Und das funktioniert auch. Watashi no itteru koto kann man also in schlechtem, aber grammatikalisch richtigem Deutsch mit „Das von mir Gesagte“ übersetzen. Schaut man sich den Rest des Satzes an (shinjite, „glauben“), so kommt man aber auf die schönere Übersetzung „Glaub mir, was ich sage!“

 

Ein weiteres Beispiel? Okay, mal überlegen… Ah, ich hab was Kreatives.

私の趣味は切手を集めることです。

 

Watashi no shumi wa kitte wo atsumeru koto desu.
Mein Hobby ist es, Briefmarken zu sammeln.

Watashi no shumi wa –> Mein Hobby betreffend
kitte wo atsumeru koto desu –> das Briefmarkensammeln.

Dasselbe funktioniert auch mit der Partikel no, aber nur, solange das zu nominalisierende Verb nicht im letzten Satzteil steht.

オスワルドさんはティナちゃんのチチを見るのが好きです。
Oswald-san wa Tina-chan no chichi wo miru no ga suki desu.
Oswald-san schaut gerne auf Tina-chans Brüste.

Koto kann aber noch viel mehr als das. Koto kann vor allem auch Adverbien und andere Nomen nominalisieren, falls das irgendwie Sinn ergibt. Nein, es gibt nun mal auch Nomen, die nichts Konkretes, sondern eher Immaterielles darstellen. (zB „Zeit“, „Alles“ usw.) Hier kann man koto einsetzen, muss man aber nicht.

ロリがいなくなるとゲッビが寂しいのは当然のことだ。
Rori ga inakunaru to Gebbi ga samishii no wa touzen no koto da.
Wenn die Lolis verschwinden, ist es doch nur logisch, dass Gebbi einsam wird.

Hm, ich muss zugeben, das war jetzt kein einfacher Satz. Machen wir’s schrittweise im Schnelldurchlauf:

  • Rori ga inakunaru to –> Wenn die Lolis verschwinden
  • Gebbi ga samishii –> Gebbi ist einsam
  • no wa –> macht aus dem „Gebbi ga samishii“ ein Substantiv und macht es zum Thema des Satzes (darauf wird sich das „inakunaru to“ also beziehen)
  • touzen no koto da –> ist etwas Logisches

Hätte ich hier kein no koto eingesetzt, müsste die Übersetzung nicht „ist etwas Logisches“, sondern „ist logisch“ lauten. Hm, blöderweise hab ich eigentlich letzteres geschrieben, aber da sieht man mal wieder, wie unwichtig / unsinnig eine wörtliche Übersetzung aus dem Japanischen sein kann.

Die letzte, größere Bedeutung macht „Anrede no koto“ aus. Ich hab keine Lust mehr, mir noch was Lustiges zu überlegen, darum erklär ich’s lieber nüchtern: Diese Form von koto setzt man ein, wenn Gefühle und Emotionen im Spiel sind und ich ein konkretes „Ziel“ dieser Emotionen habe.

ベルナデットのことが好きです。
Bernadette no koto ga suki desu.
Ich mag Bernadette.

Man muss hier kein no koto einsetzen, kann man aber, und es wirkt etwas höflicher und – gerade in Situationen wie diesen, einer echten Liebeserklärung – auch ein wenig zurückhaltender.


 

 

Es gibt neben koto auch noch mono. Während koto sich auf immaterielle Dinge und Umstände bezieht, heißt mono wirklich Eins-zu-Eins „Ding“. Nicht falsch verstehen, auch koto bedeutet „Ding“, aber mono meint anfassbare Objekte des Alltags.

 

 

 

 

Beispiele:

大きいな物 –> ookii na mono –> etwas Großes („ein großes Ding“)
危ない物 –> abunai mono –> etwas Gefährliches („ein gefährliches Ding“)
緑の物 –> midori no mono –> etwas Grünes („ein grünes Ding“)
ワニっぽい物 –> wani ppoi mono –> etwas Krokodil-artiges („ein Krokodil-artiges Ding“)

 

(Meine unkreativen Beispiele stammen von hier.)

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Gepostet von am 24.06.2012 | 32 Kommentare

 

Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte

Kapitel 23 –

Stop – Kanji Time!

私の名前はナイチです。

Schon gut genug Kana und Kanji gelernt, um diesen Satz (ohne irgendwo nachzuschauen) lesen zu können? Nicht? Sehr gut, denn heute werden die drei Kanji, die in diesem Satz vorkommen, schön erklärt.

Gut, grammatikalisch brauch ich da hoffentlich nicht mehr viel zu erklären, wenn ich sage, dass da in hässlicher Umschrift „Watashi no namae wa naichi desu“ steht. Mir geht es aber eher darum, dass ihr euch die Kanji mit ein paar Lernhilfen merkt.


 

私 –> watashi

Es hat schon seinen Grund, warum das Klischee eines Japaners als ein disziplinierter, gruppenorientierter Arbeiter beschrieben wird. Japan hatte es in der Vergangenheit nie sonderlich leicht. Ständig irgendwelche Naturkatastrophen, unzählige Kriege mit den Chinesen (na ja, zwei) und viele Hungersnöte zwangen die Dörfer, zusammenzuhalten und alles miteinander zu teilen, was sie hatten – zumindest ihre Nahrung. Wieso ich euch das erzähle? Weil watashi genau diese Eigenschaft verkörpert. Watashi besteht aus zwei Radikalen, und .

ist sehr einfach, da dieses Kanji ja eigentlich nur ein Bild von dem ist, was es darstellen soll (sog. Piktogramm). Und was wäre das? Ein dreibeiniger Kerl mit einem flachen Schädel? Die Abfahrt Wien-Westbahnhof aus der Vogelperspektive? Nun, eigentlich ist es eher eine Reispflanze bzw. irgendeine Getreideart halt. Irgendwas, was man anbauen kann, Hergott, ich bin kein Bauer oder Botaniker.

ist kein Angelhaken oder Spinnenbein, es soll einen Oberkörper und einen Arm darstellen, der mit dem Finger einer Hand auf sich selbst zeigt. Die Bedeutung lautet daher „Selbst“.

… oder so würde meine Erklärung dazu lauten, wenn dieses Kanji nicht eigentlich ursprünglich in China einen Pflug darstellen sollte, aber über die Jahrhunderte hat sich dennoch aus irgendeinem Grund  in Japan die Bedeutung „Besitz“ oder „Selbst“ eingebürgert. So was nennt man übrigens Lehnbedeutung.

Schlussendlich kehren wir zurück zu . Da haben wir nun eine Reispflanze und einen Kerl, der auf sich selbst zeigt. Was heißt das? (Jedenfalls bestimmt nicht „Selbstreis“.) Es heißt, dass Herr Yamada mal wieder seine Ernte zur Verfügung stellen muss und der arme Herr Kawaguchi sich seinen Anteil holt. Und da dieser Anteil wohl nun seinen einzigen Existenzbeweis darstellt, darf er sich ab nun selbst mit  (aka „Ich“) ansprechen.


 

名 –> na

Die eigentliche Bedeutung vom ersten Radikal erspare ich euch, die ist zu kompliziert (bzw. dafür bin ich selbst zu doof), dafür gehen wir gleich zur tollen Merkregel über:

bedeutet „Abend“ und ist „Mund“. Wenn es also dunkelster „Abend“ ist und ich niemanden mehr sehen kann, muss ich mich „mündlich“ mit anderen Leuten identifizieren, und zwar womit? Mit meinem Namen. heißt daher „Name“.


 

前 –> mae

Ich glaub, hier schauen wir uns die eigentlichen Bedeutungen der einzelnen Radikale auch nicht genau an, stattdessen wieder nur das wirklich Interessante.

Links unten haben wir ein … Das überhaupt nicht so aussieht wie vorhin in „mae“-Kanji. Tatsächlich wurde den Japanern das zu kompliziert zu schreiben und man hat es stark vereinfacht, wie man eben in „mae“ sehen kann. Es bedeutet „Boot“, stellt es euch aber lieber wie ein riesiges Schlachtschiff vor, das an der Küste zum japanischen Hauptland entlangsegelt.

Rechts daneben haben wir , das verglichen mit dem Radikal in „mae“ auch verändert wurde, aber man kann die Ähnlichkeit zumindest noch nachvollziehen. Es bedeutet „Schwert“, denn unser Schlachtschiff „schneidet“ ins warme Salzwasser des japanischen Meeres. Es könnte auch das Schwert des Schiffs sein, aber das wäre natürlich viel zu kompliziert zu merken.

Nun haben wir oben noch ein paar Trampel namens , und zwar wortwörtlich, denn beschreibt bildhaft zwei stehende Füße auf dem Boden. Jep, das Radikal sieht überhaupt nicht mehr originalgetreu aus, aber so hat es sich nun mal über die Jahre hinweg verändert. Was der obere waagrechte Strich im Originalradikal allerdings bedeuten soll, weiß ich auch nicht. Vermutlich hat das Kanji einen Pfeil ins Knie bekommen. (Bitte schlagt mich, ich hab soeben jenen Witz gerissen…)

Was nun schließlich bedeutet, hat der stolze Seemann auf der rechten Seite eigentlich schon erwähnt. Es bedeutet „Matrose“… Unsinn, es bedeutet „vorwärts“, „nach vorne“ oder „vorher“. Möchte man eben gegen fiesen Zombiepiraten in den Krieg ziehen, sollte man sich „vorher“ mit einem gut gebauten Schlachtschiff und einer Mannschaft ausstatten, um danach zum Schlachtfeld „fortschreiten“ zu können.


 

名前 wäre demnach also „Name-vorher“. Ohgottwaskönntedasnurbedeutenichbinsoverwirrt!!!111

Protipp: Vorname.

… wäre jetzt zumindest die logische Zusammensetzung, aber in Japan wird damit der ganze Name bezeichnet. Warum das so ist, wissen wahrscheinlich nur die Mondnazis.

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Gepostet von am 17.06.2012 | 7 Kommentare

 

Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte

Kapitel 22 –

Nicu, Fighto, Catchi!

Erneut ein Kapitel á la Kopierpastete. Jo, sorry, ich hab demnächst phätte Prüfungen und sollte die möglichst bestehen, wenn ich die Klasse schaffen will.


Warum hängt im Japanischen hinter einem englischen Wort manchmal ein „u“, „i“ oder „o“?

Wenn man sich eine der Kana-Tabellen ansieht oder zumindest die Grundsätze des japanischen Silbensystems versteht, kann man erkennen, dass jede Silbe mit einem Vokal (a, i, u, e, o, Baum) aufhört. Würde die englische oder die deutsche Sprache auch so aufgebaut sein, gäbe es bei der Übertragung ins japanische Silbensystem viel weniger Probleme, aber leider besteht unsere Schrift nun mal nicht aus Silben, sondern aus Buchstaben, was uns in der Hinsicht viel mehr Kombinationsmöglichkeiten gibt. Daher müssen die Japaner ein anderssprachiges Wort irgendwie verdrehen und umbiegen und mit L4Z0Rn bearbeiten, sodass es schön ins japanische Silben-Schema passt.

Natürlich gibt es ein System dahinter. Für jemanden mit Muttersprache Deutsch ist das System sogar ziemlich leicht zu kapieren, da sich die Aussprache kaum von der japanischen unterscheidet.

Zuerst müssen wir aber noch verstehen, was es mit der Stärke von japanischen Vokalen auf sich hat. Ja, den Ausdruck habe ich erfunden, aber er beschreibt gut, was damit gemeint ist.

Sie ist auch schnell erklärt. Ein Vokal ist dann schwach, wenn er mit hoher Wahrscheinlichkeit bei der Aussprache sehr leise ausgesprochen oder sogar komplett verschluckt wird. Meistens ist das das U. Wenn eine hilflose Prinzessin vom bösen Graf Blarglfnarf bedroht wird und Hilfe vom heldenhaften Ritter Herbert braucht, dann schreit sie „tasukete“. Dass sie dabei das U komplett verschluckt, liegt nicht daran, dass der Graf sie gerade seine fürchterlichen mechanischen untoten Ninja-Piraten auf den Helden losgelassen hat, sondern dass das U einfach ein sehr schwacher Vokal ist und deswegen sehr oft nicht ausgesprochen wird. Darum hört sich das auch viel eher nach „taskete“ als nach „tas-UH-kete“ an.

Grundsätzlich gilt:
U < I < O < A E

Also U ist der schwächste Vokal, gefolgt von I und O, die jedoch immer noch schwächer sind als A und E. A und E werden eigentlich gar nie verschluckt, O fast nie und I ein bisschen seltener als U.

Nehmen wir mal ein leichtes Beispiel; das englische Wort „nice“. Als erstes müssen wir uns in die Lage eines alten deutschsprachigen Opas hineinversetzen, der in seinem Leben nie Englischunterricht hatte, statt Euro und Cent nur „Oiroh“ und „Tsennt“ kennt und vor seinen Enkeln immer noch mit seinen Kriegsverletzungen von Achtzehnhundertzwölfundsiebzig gegen die Zombieklingonen angibt. Der würde „nice“ nämlich wie „nais“ aussprechen. Jetzt müssen wir silbenweise überprüfen, ob diese Schreibung den japanischen Silben entspricht: NA gibt es, I gibt es auch, aber ein einzelnes S können wir nicht schreiben. Was machen wir da? Ganz einfach, wir suchen uns in der S-Spalte einer Kana-Tabelle das Zeichen aus, das hinten den schwächsten Vokal hat. Das wäre wieder einmal unser beliebtes U, also machen wir aus dem einfachen S ein SU. Ergebnis: NAISU. Da U ein sehr schwacher Vokal ist, wird es hier fast immer komplett ausgelassen; es klingt also trotzdem noch sehr stark nach „nais“.

 

Gut, dann heben wir das Level mal um eine Stufe. „Fight“ würden wir im Deutschen einfach wie „Fait“ aussprechen („ei“ als deutsche Buchstabenkombination ist nicht erlaubt, man muss immer „ai“ verwenden). Jetzt können wir wieder überprüfen: FA existiert zwar nicht als Kana, kann aber in Katakana mit einer Kombination aus FU (Rangierkerl) und einem kleingeschriebenen A gebildet werden. I dagegen gibt es standardmäßig als einzelnes Zeichen, und das T würde wieder alleine stehen, was es aber nicht darf. Das bedeutet, dass wir wieder in der Tabelle nachschauen müssen, was der schwächste Vokal dafür ist.

Nun, U funktioniert diesmal nicht, denn das würde ein TSU ergeben. Selbst wenn wir das U verschlucken würden, hätten wir immer noch das TS, und das ist sicher weit weg vom Originalwort.

Probieren wir’s mit I. Hm, ein T kombiniert mit einem I ergibt ein CHI, womit wir dasselbe Problem wie beim U haben. Mit verschlucktem I haben wir immer noch ein CH, und „FAICH“ (also „Faitsch“, das hat nichts mit meinem Nicknamen zu tun) klingt absolut nicht nach „Fait“.

Wir haben also nur noch das O übrig. TO würde funktionieren. Unser Endergebnis heißt also „FAITO„. Nun, ich selbst finde zwar, dass man A viel leichter verschlücken könnte als O, aber die Japaner wissen ja schließlich, was sie tun. So wie immer.

 

Okay, einen Grad können wir noch hoch. „Catch“ ist schon schwer zu übertragen, aber fangen wir von vorne an. Auf Deutsch spreche ich es „Kätsch“ aus. Wollen wir das jetzt gleich ins Japanische übersetzen, stehen wir gleich vor einer großen, dicken und phätten Mauer, die sich Umlaut nennt.

Natürlich gibt es kein im japanischen Silbensystem. Gut, dachte sich die kleine Fee der japanischen Sprache, weil ich die deutsche Sprache so toll finde, lasse ich Deutschmuttersprachler ein bisschen cheaten: Statt einem darf man einfach ein KYA schreiben (und kein KE, was phonetisch dem Ganzen viel näher kommen würde, aber ich weiß schon, was ich tue)!

Jup, wir fangen bei „Kätsch“ mit einem KYA an. Niemand weiß, warum man bei dieser Aussprache ein KYA setzt, obwohl doch KE viel näher am Original liegt, aber es ist halt so. Findet euch damit ab, ich musste das auch. Der Unterschied ist, dass man zu mir gesagt hat, Japanisch sei eine logische Sprache…

Gut, jetzt wird’s noch einmal ein bisschen schwieriger. Für „tsch“ brauche ich im Deutschen zwar ganze vier Buchstaben, aber im Japanischen ist das nur ein einziger Laut, und daher auch nur eine einzige Silbe lang. Natürlich spreche ich von der CH-Spalte in der Kana-Tabelle.

Moment, was? Es gibt gar keine CH-Spalte? Ach ja… Dann müssen wir uns wohl mit dem einzigen Zeichen zufrieden geben, das ein CH besitzt: CHI. Schwächer wäre natürlich ein CHU, aber das wäre dann eine Silbenkombination aus CHI und einem kleinen YU, und dann müssten wir schon zwei Zeichen schreiben. Ein einfaches CHI reicht vollkommen für unsere Bedürfnisse.

Um das momentane KYACHI noch ein bisschen authentischer klingen zu lassen, quetschen wir ein kleines TSU zwischen KYA und CHI, damit daraus KYACCHI (bzw. KYATCHI, ist aber dasselbe) wird. Damit machen wir eine kurze Sprechpause zwischen KYA und CHI, damit der T-Laut von CHI ein bisschen härter klingt und das Wort näher ans Original bringt.

 


 

tl;dr:
Hinter „faito“ („fight“) hängt deswegen ein O, weil es – abgesehen vom N – nur Kana im Japanischen gibt, die auf einen Vokal enden. Es existiert also kein einzelnes T. Stattdessen wird es mit einem schwächstmöglichen Vokal kombiniert, in dem Fall mit einem O.

Gut, damit wäre diese Frage mehr als ausgiebig beantwortet. Um aber wirklich alles in das japanische System übertragen zu können (sogar eure Namen! Partyspiel! Yay!), bedarf es noch folgender Regeln:

  • Im Japanischen existiert kein L. Stattdessen wird alles L-ige mit R umschrieben. Ein REIAUTO ist zum Beispiel keine Automarke, sondern die japanische Umschreibung für „Layout“ („Leiaut“). Auch das erfrischende Pool („Puul“) wird einfach zum PUURU verdreht.
  • Bei englischen Worten, die schon vor längerer Zeit ins japanische Vokabelrepertoire aufgenommen wurden, erkennt man außerdem, dass alles, was ursprünglich ein „si“ oder „ti“ hatte, in SHI und CHI verwandelt wurde. Ein Single („Singl“) ist ein SHINGURU und ein Ticket („Tikett“) wird in ein CHIKETTO umgebogen. Bei neueren englischen Wörtern in der japanischen Sprache ist aber ein TI (Katakana-Kombination aus TE und kleinem I), ein TU (TE und kleines U) oder ein SI (SE und kleines I) nichts Ungewöhnliches mehr.
  • Außerdem gibt’s noch das V, das ebenfalls im Japanischen nicht existiert und mit einem B übersetzt wird. Ein Video wird zu einem BIDEO und der Vatikan zum BACHIKAN.
  • Schlussendlich bekommt auch der deutsche „ch“-Laut eine japanische Entsprechung, nämlich mithilfe eines der Zeichen aus der H-Spalte. Die Landeshauptstadt des schönen Bayern heißt in Japan MYUNHEN, und wer mir das nicht glaubt, für den erzähle ich wohl die ganze Zeit MERUHEN.

 

Gut, mit all diesen Informationen sollte es jedem möglich sein, den eigenen Namen auf Japanisch auszusprechen und mit Kana zu schreiben. Daniel wird zu DANIERU, Kerstin wird zu KERUSUCHIN, Alexander wird zu AREKKUSANDAA und Sarah wird zu SARAA. Wer es allerdings schafft, den schwierigen Namen „Karin“ auf Japanisch zu übersetzen, der… hat sich einen Keks verdient.

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Gepostet von am 10.06.2012 | 51 Kommentare

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