Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte

Kapitel 10 –

Zawa, zawa

 

Yay, heute kommt Praxis! \o/

 

 

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Kaiji ist nicht nur ein unglaublich genialer und intelligenter Anime, er hat auch ein Opening, das man mit sehr wenigen Japanischkenntnissen verstehen kann. In diesem Kapitel schauen wir uns mal die ersten vier Zeilen an und versuchen, den Text zu übersetzen.

 

Zeile 1 kommt sogleich~

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Gut, gehen wir diese Zeile Wort für Wort durch.

 

Mirai (未来) dürfte einigen von euch, die den ganzen Tag nichts besseres zu tun haben als vor dem Kasten zu sitzen (so wie ich), wohl schon ein Begriff sein. Es bedeutet schlicht „Zukunft“ und besteht aus 2 Kanji. Joa, mehr gibt’s dazu nicht zu sagen.

Wa-wa-was zur Hölle heißt wa? Und wieso wird es in Hiragana mit einem ha () geschrieben? Dies und noch viel mehr erfahrt ihr in der nächsten Folge von „Nihongo Extreme Maximum Power Fight Ultra Revenge Of The Particles To The Max!!!“, und außerdem im nächsten Kapitel. Heute tun wir einfach mal so, als würde es das gleiche bedeuten wie ga.

Bokura (僕ら) setzt sich zusammen aus „boku“ und… äh, jo, „ra„. Boku kennen wir schon aus Kapitel 5. Es steht für eine Ich-Anrede für Männer, die ein ruhigeres Leben führen als die ruppigen Kerle, die immer ore sagen. Das ra dahinter macht aus der Anrede den Plural, das heißt, aus einer Anrede für „Ich“ wird „Wir“, aus einer Anrede für „Du“ wird „Ihr“ und aus einer Anrede für „Er/Sie/Es“ wird „Ihr Kerle/Ihr Mödchen/Ihr… Etwaseseses“. Eine neutralere Version für ra wäre tachi (was sicher schon einige von euch gehört haben), aber weil die Boku-Bubi-Brigade ja nicht ganz so weich dastehen will, entscheiden sie sich doch lieber für ra, was schließlich „wir“ bildet. Das no dahinter macht daraus noch ein „uns(er)„, und wir sind pferdich.

Uh, jetzt kommt eine Kombination mit zwei no! Leute, die sich noch an Kapitel 7 erinnern können und von mir nun erfahren, dass te () „Hand“ und naka () „Inneres“ bedeutet, können das sicher übersetzen. Für diejenigen, die nur mehr vage davon wissen: Wir schmeißen zuerst alle Zugehörigkeiten in einen Topf („unsere Hand“ und „Hands Inneres / das Innere der Hand“), rühren es  an einem roten Vollmond dreimal gegen den Uhrzeigersinn und kriegen dann schließlich raus, dass es sich um „Das Innere unserer Hand“ handeln muss.

 

Äh, jo, wo ist das Verb?

Merke: Wenn man im Japanischen kreativ und lyrisch sein will, ist es in Ordnung, auch das Verb wegzulassen, wenn klar ist, was gemeint ist. „Mirai wa bokura no te no naka„, also „Zukunft im Inneren unserer Hand“, was könnte damit wohl gemeint sein? Die Zukunft übergibt sich im Inneren unserer Hand? Die Zukunft schreibt satanische Botschaften im Inneren unserer Hand? Oder befindet sich etwa die Zukunft im Inneren unserer Hand? Die Antwortmöglichkeiten #1 und #2 klingen zwar plausibel, aber die kleine Fee der japanischen Sprache entscheidet sich in diesem Fall doch für „befindet“. Nun zaubern wir das ganze noch ein bisschen in schönes Deutsch um: „Die Zukunft befindet sich in unserer Hand“, und schon haben wir die erste Zeile übersetzt.

 

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Dare ist das Fragewort für eine Person, also „Wer„, und die Fragepartikel ka macht ein „Irgendjemand“ daraus… Nun, das sparen wir uns für das übernächste Kapitel auf. Ka ist zu klein für ein eigenes Kapitel, aber zu groß für nen Exkurs. Ignoriert es einfach und merkt euch, dass dare ka „Irgendjemand“ heißt. Dahinter steht jetzt noch ein no, was das Wort in den Genitiv versetzt („Irgendjemandes„).

Ruuru (ルール) – oder für die Imaishi-aner unter euch: RRRRRRRRUUUUUUUUUUURRUU – ist ein Katakana-Wort und kommt aus dem Englischen. Ihr habt es wahrscheinlich schon erraten, es bedeutet „Regeln„. Dahinter kommt wieder das wa, was wir ausschließlich in diesem Kapitel mit ga ersetzen sollen, und das Wörtchen iranai (要らない). Es kommt von iru (要る) und bedeutet „brauchen„, aber die Endung „nai“ nach Verben und Adjektiven steht immer für die VerNAInung des Wortes. Iru bedeutet zwar „brauchen“, aber „iranai“ heißt demzufolge „nicht brauchen„. Kommt auch alles noch genauer.

Dare ka no ruuru wa iranai – „Irgendjemandes Regeln nicht brauchen“. Wir können das zur Verschönerung jetzt einen Passivsatz draus basteln, aber nachdem in der vorigen Zeile von „Wir“ gesprochen wird, können wir auch hier davon ausgehen, dass der Satz „Wir brauchen irgendjemandes Regeln nicht“ heißt. (Denkt nicht zu viel darüber nach, warum wir das Subjekt jetzt geändert haben, obwohl doch ein wa hinter dare ka no ruuru steht. Wie gesagt, wa ist nun mal nicht mit ga gleichzusetzen, aber das wird beim nächsten Mal erklärt. Es ist ein recht heikles Thema, das bestimmt ein ganzes Kapitel in Anspruch nehmen wird.)

Hm, der Satz klingt immer noch seltsam. Jetzt ist Logik gefragt! „Nicht von Jemandem“ impliziert, dass man aus einer beliebigen Menge von Menschen etwas nicht haben will. Dabei ist es völlig irrelevant, wie groß die Anzahl der Menschen ist, denn man will es sowieso von keinem haben will. Na, klingelt’s?

zk;nn (Zu kompliziert, nicht nachgedacht): „Nicht von Jemandem“ hat dieselbe Bedeutung wie „Von niemandem“, aber nachdem es das Wort im Japanischen nicht gibt, nimmt man halt diese Umschreibung her. Damit wäre der Satz „Wir brauchen von niemandem Regeln“.

 

Okay, auf zu Zeile 3, aber das kriegt ihr sicher selbst hin. Brutipp: Moraru (モラル) heißt „Moralen“.

 

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Und auf zum Endspurt: Gakkou (学校) bedeutet „Schule“ und juku () bezeichnet die in Japan ansässige Nachhilfeorganisation.

Jetzt steht da aber irgendein komisches „mo – mo„. Wenn die Partikel „mo“ alleine steht, heißt sie schlicht „auch„, haben wir sie aber im Doppelpack wie in dieser Zeile stehen, übersetzt man es man besten mit „sowohl – als auch„. Damit wären wir bei „Sowohl Schule als auch Juku“. Das funktioniert übrigens auch mit drei oder mehr „mo“s, das heißt dann halt „sowohl – als auch – als auch – als auch…

„Sowohl Schule als auch Juku nicht brauchen.“ Mit dem „Wir“ von vorhin und einem Fünkchen Logikverständnis, wie wir es vorhin hatten (was ich euch aber jetzt ersparen werde), wird daraus „Wir brauchen weder die Schule noch die Juku.“

 

Puh, die andere Hälfte des Openings kommt irgendwann, sobald die Detailfragen hier in darauffolgenden Kapiteln geklärt sind.

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Gepostet von am 11.03.2012 | 8 Kommentare

 

Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte

Kapitel 9 –

Kanji ante portas

 

 

Das ist ein Kanji. Es bedeutet „Liebe“, wird alleinstehen „ai“ gelesen und ist eines von 2136 Kanji, die in neun Jahren Unterricht an japanischen Schulen gelehrt werden. Außerdem ist es ein beliebtes Beispielkanji, um außenstehende Leute erst mal vom Kanji-Lernen abzuschrecken.

Ohne jetzt den gesamten Text von Kapitel 1 zu zitieren: Kanji wurden etwa im ersten Jahrhundert vom Land der Mitte geklaut, modifiziert, zerstückelt, vereinfacht, verkompliziert und umbenannt und sind auch heute noch die wohl wichtigste Schrift des Landes der aufgehenden Sonne. Der Grund dafür (und daher auch der Grund, warum Kana oder Romaji niemals Kanji verdrängen werden) ist, dass die japanische Sprache eigentlich sehr arm an Silben ist. Egal, was einem ein Japaner vorplappert, es besteht ja doch nur einigen der paar Silben, die dem japanischen Völkchen zur Verfügung steht. Das bedeutet aber auch gleichzeitig, dass es sehr viele Homonyme in der japanischen Sprache gibt; also haben die Sprache einen riesigen Haufen Wörter, die zwar gleich ausgesprochen werden, aber eine jeweils andere Bedeutung besitzen. (Das gibt’s ja auch im Deutschen. Eine „Bank“ könnte zum Beispiel eine nette Sitzgelegenheit oder aber eine fieses Geldinstitution beschreiben.) Hier kommen aber Kanji ins Spiel: Ein Kanji besitzt immer eine fixe Bedeutung, die unabhängig von der Aussprache ist.

Es gibt da zum Beispiel die beiden Kanji und . Beide werden „kiru“ ausgesprochen, aber Kanji #1 bedeutet „schneiden“, während Kanji #2 eher in Richtung „(Kleidung) tragen“ geht. So kann man in der Schriftsprache immer unterscheiden, ob das süße Mädchen ihren Rock tatsächlich anhat oder irgendein komischer Kauz ihr das Kleidungsstück mit einer Schere herunterschneidet. Ja, war ein seltsames Beispiel, ich weiß.

 

Kanji werden für die meisten Substantive und Wortstämme von Verben und Adjektiven verwendet. 聞く (kiku, hören), 見る (miru, sehen) und 味わう (ajiwau, schmecken) sind alles Verben und beginnen mit einem Kanji, während (oto, Geräusch), (hikari, Licht) und (aji, Geschmack) reine Nomen bilden.

„MOOOOOOMENT! Die Kanji vom letzten Verb und von letzten Nomen sehen sich verdammt ähnlich! Sie könnten sogar vollkommen gleich sein! SIE KÖNNTEN EIN UND DASSELBE KANJI SEIN!!!!111“

Arr, ihr Kanji-Piraten, da habt ihr sogarrr völlig recht! Euer Käpt’n Naichbart sagt, dass es schlussendlich nur auf die Kana dahinter ankommt, ob das Kanji als Verrrrb, Adjektiv oder als Substantiv verwendet wird! Aberrrr der Klabautermann hat die Kanji verflucht! Manche Kanji ändern sogar ihre Lesung, wenn die Kana oder Kanji dahinter anders sind! 便る (sich auf etw. verlassen) sprechen echte Seemänner wie ich „tayoru“ aus, aber 便利 heißt auf diesem Kahn „benri„! Das „tayo“ wird also plötzlich zu einem „ben„, bei Neptuns Barte!

 

Das war jetzt bloß eine oberflächliche Einführung zu Lesungen. Detailierter gibt’s das alles im nachfolgenden Fragenkatalog erklärt:

  • Was ist eigentlich eine „Lesung“?

Eine Lesung beschreibt eine Art, wie man ein Kanji aussprechen kann.

 

  • Was sind Kun-Lesungen und On-Lesungen?

Als die Japaner damals von ihrem Feldzug aus China zurückkamen, um die chinesischen Hànzì zu raubmordkopieren, wurden ihre Chefs sauer: Die chinesische Aussprache der Zeichen passte überhaupt nicht in das strenge Schema des japanischen Silbensystems! Prompt setzten sich die armen Kerle an ihre Tische und überlegten sich für jedes Kanji mindestens eine völlig eigenständige Lesung: Die Kun-Lesung. Das gefiel den Chefs aber immer noch nicht. Die Lesungen sollen sich gefälligst an den chinesischen Originalen orientieren! Um ihre Bosse nicht weiterhin zu verärgern, schrieben die Japaner eine zweite Art, ein Kanji zu lesen: Die On-Lesung. Um die beiden Lesungen nicht zu verwechseln, kritzelten sie auf ihre Kanji-Kärtchen die Kun-Lesung in Hiragana und die On-Lesung in Katakana.

Man nennt die Kun-Lesung daher auch oft „rein-japanische Lesung“ und die On-Lesung „sino-japanische Lesung“. Ach, und bevor ich es vergesse: Statt „Lesung“ sagt man im Japanischen „yomi„, also „kun-yomi“ bzw. „kun’yomi“ oder „on-yomi“ bzw. „on’yomi„.

  • Wie viele Lesungen kann ein Kanji haben?

Mindestens eine, maximal unendlich. Es gibt einige Kanji, die es im Chinesischen gar nicht gibt, das heißt, dass sie rein in Japan erfunden wurden (sog. kokuji) und daher keine On-Lesung haben können, die sich am chinesischen Original orientiert. Umgekehrt gibt es auch Kanji, für die die Japaner zu faul waren, eine Kun-Lesung zu erfinden; die haben dann bloß eine On-Lesung.

Ein Kanji hat zudem oft nicht nur eine Kun-Lesung und eine On-Lesung. wird zum Beispiel je nach Kontext und Kana dahinter entweder „fun“ (bitte japanisch lesen, nicht englisch) oder „wakaru“ Kun-gelesen, also „Minute“ oder „verstehen“.

Tja, was hab ich oben gesagt? Ein Kanji besitzt jeweils genau eine Bedeutung? Ätsch, reingefallen. Ein Kanji besitzt jeweils mindestens eine Bedeutung, die man je nach Kontext und Kana des Textes herausfiltern muss. Klingt total kompliziert, es ist aber eigentlich immer logisch, was gemeint ist.

  • Was ist eine Yutou-Lesung und eine Juubako-Lesung?

Ob man ein Kanji On oder Kun liest, bestimmt meistens ein anderes Kanji, das dahinter steht. (Steht ein Kanji allerdings völlig alleine, wird es fast immer Kun gelesen.) Falls nun eine Kanji-Kombination auftritt, bei der das erste Kanji Kun und das zweite On gelesen wird, nennt man diese Lesung „Yutou-Lesung“. Ein einfaches Beispiel dazu wäre 鶏肉, also Hühnerfleisch. Das erste Kanji wird Kun „tori“ gelesen, das zweite On „niku„. Umgekehrt gibt es auch Juubako-Lesungen, bei denen das erste Kanji On und das zweite Kun gelesen wird, zB bei 今日 (kyou, heute).

  • Gibt es sonst noch was zu Lesungen zu erklären?

Ja, jede Menge, aber dabei können wir’s belassen. Für die ersten paar Hundert Kanji reicht dieses Wissen völlig aus.

  • Wieso zum Teufel mussten diese paar Fragen ausgerechnet in einem „Fragenkatalog“ beantwortet werden?

 

 

 

 

 

 

 

So, zum Abschluss noch eine beruhigende Information: Kanji sind keine wirr zusammenhängenden Abfolgen von Strichen und seltsamen Linien, sondern sind selbst einem bestimmten System untergeordnet. Dieses System bedient sich an sogenannten Radikalen. Nein, das hat nichts mit Politik zu tun, sondern mit bestimmten Bauteilen, aus denen ein Kanji aufgebaut werden kann, von denen es momentan 227 gibt. Sie besitzen eine fest vorgelegte Strichreihenfolge (die ist wichtig!) und werden auch zum Teil als eigene Kanji behandelt, die ebenfalls Kun- und On-Lesungen haben. Soll heißen: Wenn man sich diese 227 Zeichen merkt, braucht man sich für die restlichen Kanji nur noch die Reihenfolge und Position der Radikale merken, und schon kann man alle Zeichen schreiben!

Brotipp: Keine gute Idee. Wenn man Kanji auf die „herkömmliche“ Methode lernt, merkt man sich die Radikale ohnehin gleich mit und vermeidet es daher gleich, sich diese lästigen paar Striche anzuschauen. Lernt lieber mit Flashkarten.

(uchi, daheim/drin) ist ein nettes Beispiel für zwei Radikale, die miteinander kombiniert wurden. Es besteht aus und ,wobei letzteres nicht zu den Jouyou-Kanji zählt und daher kaum in Verwendung ist. Höchstens als Namenskanji kann es mal vorkommen – Was uns zum deprimierenden Abschluss des Abschlusses führt: Namenskanji.

Ihr glaubt, die etwas über 2100 Kanji sind schrecklich? Dann macht euch auf die Inkarnation eurer schlimmsten Albträume gefasst. Namenskanji sind das absolut Grausamste, was die japanische Schrift zu bieten hat. Sie haben nicht immer eine Bedeutung, dafür mehrere Lesungen, die aber nie eindeutig zuordenbar sind. Die Animecharaktere, die beim Vorstellen ihre Namen mit anderen Kanji-Lesungen erklären, machen das nicht zum Spaß! Man weiß sonst wirklich nicht, wie man den Namen schreiben soll. Jetzt stellt euch aber mal vor, diese Kanji müssen alle auswendig gelernt werden, und fast alle Namenskanji sind verdammt kompliziert zu schreiben! Man kann sich keine Eselsbrücke bilden und sich nicht mal eine Bedeutung merken, weil es schlicht keine gibt! Man kann nur hoffen, dass man nie jemanden trifft, der dieses Kanji im Namen trägt.

 

Wenn Gebbi bis nächstes Mal endlich meine Arbeitsvideodatei enkodiert hat, gibt’s nächste Woche vielleicht sogar mal wieder ein Video. Falls nicht: Hier ein kleiner Stein, den ihr auf ihn schmeißen könnt, damit er schneller arbeitet:

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Gepostet von am 04.03.2012 | 10 Kommentare

Black Rock Shooter #02 (Projektseite)
HD (720p): Torrent | DDL | XDCC #827

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Gepostet von am 02.03.2012 | 31 Kommentare

 

Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte

Kapitel 8 –

Wie Klein-naich Japanisch gelernt hat

 

Na gut, da hast du dein Kapitel.

 

Es war einmal, in einem gar nicht allzu fernen Land, vor gar nicht allzu lange Zeit, ein kleiner naich. Der kleine naich war ein großer Fan eines gewissen nach dem Schall benannten Maskottchen einer Videospielfirma, welches sogar einige eigene Serien spendiert bekam, die der kleine naich natürlich regelmäßig im Fernsehen mit deutscher Synchronisation ansah. Eines Tages jedoch – oh Schreck! – wurde die Serie abgesetzt, und der kleine naich wurde ganz traurig, bis er vor Verzweiflung im weltweiten Computernetzwerk die Möglichkeit fand, sich weitere Folgen der Serie im Originalton digital anzusehen, was ihn aber etwas stutzig machte. Originalton? Mit Untertitel? Sprechen die vom industriereichsten Inselstaat der Welt nicht irgendeine komische fernöstliche Sprache, die ganz kompliziert ist? Zögernd machte er sich an die erste Folge ran, war aber sofort begeistert, wie toll das funktionierte. Er wusste zwar nicht, was die da eigentlich sagen, aber er vertraute einfach auf die Untertitel und alles war paletti.

Schließlich war die Serie auch irgendwann einmal zu Ende, und obwohl der kleine naich immer noch ein großer Fan war, so war er doch recht zufrieden mit dem Ausgang der Serie. Etwas ließ ihn jedoch nicht los: Was zum Teufel haben die ganzen Charaktere da eigentlich gesagt? Er musste es wissen und ließ sich nicht davon abhalten, es herauszufinden – allerdings war er leider nur auf das weltweite Computernetzwerk beschränkt. Online-Enzyklopedien, Hilfsseiten und spezielle Foren waren zwar eine nette Sache, aber er musste aus der Masse von Informationen einen richtigen Start finden. Schließlich entschied er sich für ein lustiges Buch von einem deutschsprachigen Gelehrten, der ihn für die nächsten paar Wochen unterhalten sollte.

 

Einige Wochen später hatte der kleine naich die Grundregeln intus. Er konnte schon einfache Sätze bilden und konnte ein paar Zeichen erkennen, die er im weltweiten Computernetzwerk zufällig aufgeschnappt hatte. Außerdem fing er an, sich langsam für fernöstliche Animationskunst zu interessieren und hatte daher genug Gelegenheit, sein Wissen bei untertitelten Intro-Musikstücken zu trainieren. Irgendwann traf er aber auf Intros, die keine für ihn lesbare Umschrift hatten; er wollte aber trotzdem wissen, was sie bedeuteten! Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als Silbenschrift Nummer 1 und Silbenschrift Nummer 2 auswendig zu lernen und schreiben zu können. Das dauerte aufgrund seiner Faulheit etwas länger als geplant, aber schließlich konnte er sogar schon zwei sehr wichtige Schriften erkennen.

 

Der kleine naich war jetzt an einem Punkt angelangt, an dem er sich nicht mehr selbst weiterhelfen konnte. Er brauchte neue Unterlagen, aus denen er lernen konnte, und schließlich fand er in den Weiten des weltweiten Computernetzwerkes frei verfügbare Dokumente von Gelehrten aus einem fernen Land, mit denen er viel weiter kam, als es durch reines Suchen im Computernetzwerk möglich wäre. Gleichzeitig übte er dieses Wissen wieder mit fernöstlichen Animationen, was auch sehr gut funktionierte.

Unglücklicherweise waren einige Regeln dieser Dokumente bereits veraltet, was vieles, was in den Dokumenten als „Ausnahmeregel“ gekennzeichnet war, ungültig machte. Der kleine naich wurde stutzig – wie sollte er diese Sprache jemals verstehen, wenn es keine vollständigen, aktuellen und übersichtlichen Schriften und Texte darüber gab? Eine Stimme wurde in ihm laut: Er brauchte Hilfe zu individuellen Fragen, und zwar bei echten Gelerten und beim fernöstlichen Volk. Das funktionierte im weltweiten Computernetzwerk natürlich ausgezeichnet, denn über digitale Sofortnachrichtentechnik konnten ihm diese Gelehrten und Einwohner des fernen Ostens seine speziellen Fragen sehr genau beantworten. Zum Abschluss seiner Reise, die zum Ziel hatte, Unterlagen zu finden, stieß der kleine naich noch auf eine tolle Kartensammlung, um schließlich auch den Rest der Sprache abzudecken.

 

Was geschah danach? Nun, später sollte der kleine naich einer großartigen Untertitelungs-Genossenschaft beitreten, die ihm vieles von seinem Wissen abverlangten, weil er anscheinend der einzige war, den die Sprache interessierte.

 

Fazit: Man kann Japanisch durch reines Animeschauen nicht lernen, aber üben. Ein paar Links zum Lernen gab’s oben schon, hier kommt der Rest:

Wikipedia-Kategorie: Japanische Sprache (englische Variante) Wie jeder Artikel auf Wikipedia sind auch diese nicht immer 100%ig akkurat, reichen aber für grundsätzliche Infos völlig aus.

 

sci.lang.japan FAQ (englisch)

Japanisch-FAQ einer alten Usenet-Newsgroup; Kaum Basiswissen, dafür viele Antworten zu Detailfragen

 

Denshi Jisho

Riesiges Kanji-Lexikon mit Strichreihenfolgen und Auflistung der Radikale zum jeweiligen Kanji

 

Yuki no Monogatari (englisch)

Kleines modernes japanisches Märchen für Japanisch-Lernende; Hat auch Videos und eine einfache englische Übersetzung dabei.
Kitsunekko Große Sammlung von japanischen CCs (Closed Captions, also Untertitel für Hörgeschädigte) für Animeserien im japanischen Fernsehen. Tolle Möglichkeit, um Japanisch mit seiner Lieblingsserie zu lernen 😉

 

Das Wiener Japanologie-Forum

Zwar wird wahrscheinlich keiner von euch Deutschen in Wien studieren wollen, aber die Community ist toll und bei Fragen immer hilfsbereit 🙂

Tabibito

Blog von einem deutschen Kerl, der in Japan eine Familie gegründet hat. Nicht immer relevant für Sprach-Fokussierte, aber für kurioses Japanischwissen immer wieder nett.
Wadoku Natürlich fehlt in dieser Liste noch ein riesiges Japanisch-Deutsch- / Deutsch-Japanisch-Wörterbuch.
Dareka Oshiete English (englisch) Toter Blog eines Japaners, der Englisch lernen wollte. Die Archive kann man immer noch durchstöbern und in lateinischer Umschrift sein Japanisch üben.
Japanese Stories (englisch) Japanische Volksmärchen und Kindergeschichten in Kana und sehr, sehr einfachen Kanji und mit leichter englischer Übersetzung

 

Nächstes Mal geht’s wieder „normal“ weiter.

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Gepostet von am 26.02.2012 | 11 Kommentare

Und somit wird auch hier auf NanaOne unsere beliebte Blogserie „Trinken mit Genuss“ gestartet. Heute schauen wir uns eine Variante des schwarzen Felsschießer-Kaffees an. Sie wird umgangssprachlich auch „Folge 1“ genannt, ist aber besonders durch die Kreation „OVA“ bekannt geworden. Folge 1 ist als Prototyp der späteren Folgen reich an milchigem Moe und süßen Mödchen und sollte daher mit Bedacht getrunken werden, da andere Kreationen der Kaffee-Serie als besonders bitter gelten und nicht für alle anspruchsvollen Genießer geeignet sind.
Nichtsdestotrotz ist diese Sorte ein netter Einstieg in diese Kaffeereihe und ist außerdem achverdammtnochmalhieristblackrockshooterfolge1vielspaß

Black Rock Shooter #01  (Projektseite)
HD (720p):  Torrent  |  DDL  |  XDCC #826

Nachtrag von Gebbi, um Rumgeheule in den Kommentaren vorzubeugen: Ja, die Datei ist über 600 MB groß und das trotz Hi10P, handelt mit S. Der Animu braucht so viel Bitrate, denn im Gegensatz zu allen anderen Gruppen haben wir uns mal wieder dazu entschieden, den Grain als künstlerisches Stilmittel beizubehalten und nicht plattzufiltern, um Bitrate zu sparen (Resultat wäre nämlich ein ekelhaft matschiges Bild gewesen, wovon ihr euch gerne bei allen anderen Gruppen, die diesen Anime subben, ob Deutsch oder Englisch, überzeugen könnt). Hinzu kommen detaillierte CGI-Szenen, die ohnehin viel Bitrate fressen.

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Gepostet von am 23.02.2012 | 26 Kommentare

 

Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte

Kapitel 7 –

Oh no!

 

Weil der doofe Gebbi sich weigert, heute noch die Videos zu enkodieren, die ich für dieses Kapitel brauche, gibt’s heute leider wieder eins ohne Videos. Und jetzt schnappt euch einen Stein und werft ihn auf Gebbi.

 

Nichtsdestotrotz schauen wir uns heute quasi etwas Praxis an. Es geht heute um

 

 

Dieses hübsche, kleine Hiragana mit der Bezeichnung „NO“ ist meistens das erste, das sich die Animefans merken. Es ist kurz, einfach und kommt in hunderttausenden Animetiteln vor. Irgendwann muss man einfach mal darauf stoßen.

Alle, die Englisch, Spanisch, Italienisch oder Klingonisch beherrschen und NO immer mit einer Verneinung assoziieren, dürfen jetzt traurig den Kopf hängen lassen, denn das japanische NO ist etwas viel Schlimmeres als das – es ist eine Partikel, die den Genitiv (zweiter Fall) eines Nomens anzeigt.

Der Genitiv hat im Deutschen immer irgendwie ein „des“ oder ein „der“ vorne dranhängen. Des Todes, der Berge, des Hauses, der Tiere… und wundersamerweise auch „des Sebastian(s)“, denn diese „des/der“-Konstrukte lassen sich auch mit Namen bilden. Hauen wir jetzt noch ein anderes Nomen davor („Taschentuch des Sebastian“), merken wir plötzlich, dass unser Sebastian etwas besitzt, nämlich ein Taschentuch. Und so kann man wunderschön im Japanischen einen Besitz anzeigen, denn das NO übernimmt die Rolle von „des/der. „Taschentuch NO Sebastian“, super einfach.

Nein… nein, stop… STOP! Hört auf mit euren Luftsprüngen. Japanisch wäre ja nicht Japanisch, würde es nicht unsere deutsche Sprache in einen Mixer schmeißen, nach drei Minuten Durchwirbeln sein NO hinzugeben und dann einen Grammatikkuchen daraus backen. NO ist nämlich so lustig und vertauscht die Reihenfolge des Besitzes!
Im Deutschen würden wir sagen: „Death Note des Light.“
Aber im Japanischen muss es heißen „Light no Death Note“! Das würde dann also unser nettes „Besitz DES Besitzers“ in ein „Besitzer NO Besitz“ umwandeln.

Tja… Glücklicherweise geht das System schnell in Fleisch und Blut über –  – wenn man den Trick benutzt, statt des eben gelernten „des/der“ einfach ein „s“ dranzuhängen („Lights Death Note“, „Suzumiya Haruhis Melancholie“, „Bernds Jungfräulichkeit“, etc.). Mit einem „von“ oder „vom“ lässt es sich natürlich auch schön übersetzen. „Fensterbrett vom Nordfenster“, „My Little Pony-Actionfigur von Gebbi“, „Trauben-Nuss-Schokolade von Milka“, etc. (Achtung, da haben wir natürlich wieder die umgekehrte Reihenfolge!)

Personalpronomina (Ich, Du, Er/Sie/Es, Wir, Ihr, Sie, Banane) werden natürlich umgewandelt. „Ichs Haus“ ist grammatikalischer Blödsinn und „Haus des Ich“ schreiben nur Philosophen. Steinscheißer Karl schreibt lieber „Mein Haus“, „Dein Schuh“ oder „Haus von mir„, „Schuh von dir„, etc. Auch das Wörtchen „Wer“ verwandelt sich in Verbindung mit NO in ein „Wessen“, vorausgesetzt, man möchte wirklich wortwörtlich übersetzen. Immerhin kennen wir ja den berühmten Spruch, was dem Genitiv sein Tod ist. (Im Deutschen, wohlgemerkt! Im Japanischen ist der Genitiv weiterhin unglaublich wichtig!)

Wie bei allen Partikeln ist es auch bei NO immer Pflicht, es direkt hinter ein Wort (in diesem Fall ein Nomen) zu setzen; bei NO ist das natürlich immer der Besitzer. Einen Besitz hinten dranzuhängen ist schön, aber nicht zwingend. Auf „Wer NO Münze ist das?“ könnte ich nun brav und langweilig „Das ist Misaka NO Münze“ antworten, oder aber im Coolen-Kidz-Style „Misaka NO!!!“ sagen, weil ja aus dem Kontext heraus ersichtlich ist, dass es um eine von Misakas berüchtigten Münzen geht.
Durch meine freie Übersetzung ist es vielleicht nicht sofort ersichtlich, aber diese Methode ist keineswegs unhöflich.

Man kann auch längere Verknüpfungen mit NO bilden. „Haruko no Bassgitarre no Saite ist gerissen“ wäre mit der bisherigen Methode „Harukos Bassgitarres Saite ist gerissen“, aber das klingt seltsam und ist wahrscheinlich auch falsch. Wenn wir nun logisch auftrennen, welcher Besitzer welchen Besitz hat (Saite von der Bassgitarre, Bassgitarre von Haruko) wird klar, dass es in schönem Deutsch „Die Saite von Harukos Bassgitarre ist gerissen“ heißt. Die beste Strategie ist dabei, von links nach rechts zu gehen, alle Besitze langsam ihren Besitzern zuzuordnen und dann den Satz von rechts nach links auf Deutsch mit „vom/von“ oder „s“ aufschreibt, bis man irgendwann genug Sprachgefühl entwickelt hat, um die Zuordnungen auf einen Blick zu erkennen. Ja, das geht.

 

Das Wichtigste an diesem ganzen NO-Unsinn ist aber, dass man es niemals wörtlich übersetzen sollte. Man muss die Bedeutung kennen (Besitzer und Besitz), um einen japanischen Satz mit NO ins Deutsche übertragen zu können. Vielleicht ist das gerade bei dieser Partikel noch nicht immer ersichtlich, aber das sei mal allgemein gesagt, weil ich nicht weiß, wo ich es sonst hinschreiben könnte, es aber dennoch unglaublich wichtig ist: Japanisch ist keine europäische Sprache und sollte niemals wörtlich in eine andere Sprache übersetzt werden, und umgekehrt. (Es sei denn natürlich, es passt zufällig). Was könnte zum Beispiel bei NO passieren? Wenn man sich bloß merkt, dass NO einfach „von“ oder „vom“ heißt, könnte man schnell verwirrt werden, wenn man den Satz „Ich habe das Geschenk von Peter erhalten“ übersetzen will, weil wir hier zwar ein „von“ drinstehen haben, es aber keinen Besitz anzeigt, sondern eher ein Art Anzeige, woher ich etwas habe. „Geschenk NO Peter“ ist daher völliger Unsinn.

Ich kann eigentlich gar nicht oft genug betonen, wie wichtig freie Übersetzungen im Japanischen sind und wie falsch ein ganzer Satz plötzlich werden kann, wenn man ihn wortwörtlich übertragen möchte, aber damit belasse ich’s hier. Das Thema kommt sowieso wieder in den nächsten 9001 Grammatik-Kapiteln.

 

Ach ja, es gibt noch zwei weitere Bedeutungen von NO, aber die sind eher unwichtig. NO kann man auch als Fragepartikel am Satzende oder als generelle Satzabschlusspartikel verwenden – aber dazu komm ich ohnehin noch beim Kapitel über Fragesätze und Satzabschlusspartikel. 😛

 

Du no Schweiz NO Berg NO Haus NO zweiter Stock NO Hausmädchen NO Schlüpfer ist weiß!
Wer den Satz verstanden hat, hat NO verstanden.

 

 

¡ssıǝʍ ʇsı ɹıp uoʌ zıǝʍɥɔs ɹǝp uoʌ ƃɹǝq ɯoʌ snɐɥ ɯoʌ sʞɔoʇs uǝʇıǝʍz sǝp uǝɥɔpäɯsnɐɥ ɯoʌ ɹǝɟdülɥɔs ɹǝp
oder schöner:
¡ssıǝʍ ʇsı zıǝʍɥɔs ɹǝp uı ƃɹǝq ɯǝp ɟnɐ sǝsnɐɥ sǝuıǝp ʞɔoʇs uǝʇıǝʍz ɯoʌ suǝɥɔpäɯsnɐɥ sǝp ɹǝɟdülɥɔs ɹǝp

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Gepostet von am 19.02.2012 | 18 Kommentare

 

Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte

Kapitel 6 –

Noch mehr Kana-Unsinn zum Auswendiglernen, um die Leser noch mehr zu vergraulen

 

Das ist nun ehrlich das letzte Kapitel, in dem es um Schriftzeichen geht, versprochen! Aber ohne ein bisschen mehr Hintergrundwissen kann man nicht selbstständig weiterlernen, also passt auf.

Seit Kapitel 1 wissen wir, wie man Wörter wie Neko oder Baka in der richtigen Schrift schreibt bzw. was z.B. わたし in lateinischer Schrift bedeutet. Eines Tages gewinnt aber plötzlich unser innerer Weeaboo-Schweinehund die Überhand und wir fangen an, unsere kleine Schwester Klothilde plötzlich „Klo-chan“ zu nennen. Weil wir auch schon so klug sind und uns alle Schriftzeichen aus Kapitel 1 gemerkt haben, versuchen wir, dieses „chan“ mal in Hiragana zu schreiben – aber wir scheitern schon am ersten Zeichen. Wir finden zwar ein „chi„-Zeichen, aber wo zur Hölle versteckt sich das „cha„?

Vor dem selben Problem standen auch die Japaner, als sie die Silbenschrift erfunden haben. Sie hatten bereits 47 Zeichen für jede Silbenschrift hingekritzelt, mussten sie für solche besonderen Laute wirklich noch mehr Zeichen erfinden? „Nein“, sagte Faulbert Faul aus der Faulstraße 12, „wir kombinieren einfach zwei Zeichen und schreiben das zweite Zeichen klein“. Und so wurden die kleinen Kana geboren.

Grundsätzlich nimmt man sich wirklich bloß ein großes Kana und kombiniert es mit einem kleinen Kana, das man hinten dranschreibt. Mögliche Kombinationen sind:

ki + ya –> kya  ( き + ゃ –> きゃ )
ki + yu –> kyu ( き + ゅ –> きゅ )
ki + yo –> kyo ( き + ょ –> きょ )
shi + ya –> sha ( し + ゃ –> しゃ )
shi + yu –> shu  (し + ゅ –> しゅ )
shi + yo –> sho ( し + ょ –> しょ )
chi + ya –> cha ( ち + ゃ –> ちゃ )

Ach, ich hab keine Lust mehr. Hier die Kurzfassung: Man nimmt sich ein KI, SHI, CHI, NI, HI, MI oder ein RI und kombiniert dieses Zeichen mit YA, YU oder YO, um zum Beispiel ein KYA, SHO (nicht „SHYO“!), CHU (nicht „CHYU“!), NYA, HYO, MYU oder ein RYA zu erhalten. Wie würde man dann also „chan“ schreiben?

Richtig: CHI – kleines YA – N (ちゃん).

Ist ja praktisch, so ne Kombinationsmöglichkeit. Hm, was heißt eigentlich „praktisch“ auf Japanisch? „Benri, sagt mein kleines Wörterbuch, das blöderweise keine Kana-Schreibung nebenbei stehen hat, also muss ich’s mir wohl selbst aufschreiben. Uuuuuuuuuuuund wieder tappen wir gleich am Anfang auf eine Falle. Wo ist dieses verdammte „BE„?

Machen wir wieder eine Zeitreise zurück zu den Wurzeln der japanischen Silbenschriften. Die Japaner sitzen gemütlich beim Lagerfeuer und sind kurz davor, ein neues Zeichen für „BE“ zu erfinden, als aus heiterem Himmel Faulberts Schwester Faulina aufspringt und ruft: „Setzen wir über alle H-Zeichen in der Kana-Tabelle einfach zwei kleine Striche ( sog. „dakuten“) und nennen sie dann B-Zeichen!“

 

 

 

 

 

Tjo, und das haben die Japaner dann nicht nur mit H gemacht, sondern auch mit K, S und T.

KA, KI, KU, KE, KO ( か き く け こ ) GA, GI, GU, GE, GO ( が ぎ ぐ げ ご )
SA, SHI, SU, SE, SO ( さ し す せ そ ) ZA, JI, ZU, ZE, ZO ( ざ じ ず ぜ ぞ )
TA, CHI, TSU, TE, TO ( た ち つ て と ) DA, JI, ZU, DE, DO ( だ ぢ づ で ど )
HA, HI, FU, HE, HO ( は ひ ふ へ ほ ) BA, BI, BU, BE, BO ( ば び ぶ べ ぼ )

 

(Jep, die Umschriften, die doppelt vorkommen (JI und ZU) werden gleich ausgesprochen, aber für unterschiedliche Wörter verwendet, also Vorsicht!)

Das alles funktioniert natürlich auch wieder mit Kombinationen. Aus GI und einem kleinen YA wird GYA, aus JI und einem kleinen YO wird JO und aus BI und einem kleinen YU wird BYU. Mit diesen Kombinationen mache ich keine Liste oder Tabelle, weil ihr  hier mitdenken sollt. Aus JI und YU wird zum Beispiel nicht JYU, sondern JU!


Frage: Haaalt stopp, da fehlt doch noch was! Wie schreibt man zum Beispiel das PA wie in „pan“ (Brot)?

Antwort: Wieder mit den H-Zeichen.

Frage: Aber sind die H-Zeichen nicht schon für die B-Zeichen zuständig?

Antwort: Nicht, wenn man statt den zwei Strichen einen Kreis hinkritzelt. ( sog. „handakuten“)

So wird aus HA, HI, FU, HE und HO ( は ひ ふ へ ほ )
ein PA, PI, PU, PE und PO ( ぱ ぴ ぷ ぺ ぽ ). So einfach ist das! Jetzt können wir endlich alles in Kana schreiben, was wir wollen!

Nicht.

Uns fehlt noch das sogenannte Sokuon. Das ist ein klein geschriebenes TSU ( っ ), das dazu benutzt wird, um eine Art kurze Sprechpause zu bilden und in der Umschrift einen Doppelkonsonanten bildet. Wollen wir also das Wort „kappa“ (dieses grüne, gurkenfressende Viech aus der japanischen Mythologie) schreiben, brauchen wir so ein kleines TSU, um aus dem einzelnen P ein doppeltes P zu machen. かぱ wäre bloß ein langweiliges „Kapa„, aber wenn wir ein Sokuon dazwischenquetschen –    かっぱ    – wird daraus ein hübsches „Kappa„. Das funktioniert mit Kana aus den Spalten K, S und T.

Man merkt wohl, dass ich keine Lust mehr aufs Schreiben habe, oder? Das liegt daran, dass ich das Thema schon drölftausend Male erklärt hab und mir die Lust darauf vergangen ist – deswegen schauen wir uns jetzt zum Schluss noch schnell an, welche Ausnahmefälle es gibt, die normalerweise nicht in einem 0815-Kurs stehen.

Zum einen haben wir in unseren üblichen Transkriptionen manchmal einen kleinen Strich ( ‚ ) stehen. Das zeigt an, dass es in der Kana-Schreibung keine Kombination gibt, obwohl theoretisch eine gebildet werden könnte. Verwirrt? Gut, ein Beispiel:

kin’youbi“ (Freitag), wie könnte man das schreiben? Machen wir es silbenweise:

  • Zuerst ein KI (  き )
  • Dann eine Kombination mittels NI und einem kleinen YO, sodass wir ein NYO erhalten ( きにょ )
  • Nun nur noch ein U und ein BI, und fertig ist die Sache. ( きにょうび )

Tja, ihr dürft euch jetzt alle getrollt fühlen, denn durch den kleinen Strich in der lateinischen Umschreibung gilt diese Reihenfolge der Schreibung gar nicht. N‘ zeigt an, dass das N alleine stehen muss und es keine Kombination an der Stelle gibt. Machen wir’s diesmal richtig:

  • Erst wieder das KI (  き )
  • Jetzt müssen wir wegen des Strichs ein einzelnes N schreiben ( きん )
  • Der Rest ist eh idiotensicher. YO-U-BI ( きんようび )

     

Okay, das war Punkt 1. Punkt 2 ist um einiges größer, weil zwar für Katakana dieselben Regeln gelten wie für Hiragana (also eigentlich das gesamte bisherige Kapitel), aber Katakana haben wegen ihres Zwanges, ganze fremde Sprachen irgendwie in das japanische Silbensystem zu zwängen, einige zusätzliche Kombinationsmöglichkeiten. Und weil ich keine Lust mehr hab, die irgendwie in Prosatext zu erklären, gibt’s wieder ’ne Liste, hurra!

TE + kleines I ( テ + ィ ) TI ( ティ )
DE + kleines I ( デ + ィ ) DI ( ディ )
TO + kleines U ( ト + ゥ ) TU ( トゥ )
DO + kleines U ( ド + ゥ ) DU ( ドゥ )
SE + kleines I ( セ + ィ ) SI ( セィ )
ZE + kleines I ( ゼ + ィ ) ZI ( ゼィ )
CHI + kleines E ( チ + ェ ) CHE ( チェ )
SHI + kleines E ( シ + ェ ) SHE ( シェ )
JI + kleines E ( ヂ/ジ + ェ ) JE ( ヂェ / ジェ )
U + kleines I ( ウ + ィ ) WI( ウィ )
U + kleines E ( ウ + ェ ) WE ( ウェ )

 

Das sind allerdings keine standardisierten Kombinationsmöglichkeiten, also Angaben ohne Gewehr oder sonstige Schusswaffen.

Noch was zum Schluss: In Katakana werden Vokale üblicherweise nicht mit der zweiten Schreibung des jeweiligen Vokals verdoppelt (also OO schreibt man nicht オオ), sondern mit dem sogenannten „chouon ( ー ). Dobermann wird also nicht etwa ドオベルマン geschrieben,
sondern ドーベルマン. (Aber es wird trotzdem als „dooberuman“ oder „dōberuman“ umschrieben. Transkriptionen, u so silly.)

Gibt’s nach diesem anstrengenden Kapitel noch irgendwas zur japanischen Schrift und zu Transkriptionen zu sagen? Ja, jede Menge sogar, aber mein Versprechen ganz oben im Text breche ich lieber viiieeeel später, wenn es alle vergessen haben 😀

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Gepostet von am 12.02.2012 | 11 Kommentare