Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte
Kapitel 21 –
Hier? Dort? Da drüben? WO?!
Ja, es musste diesmal leider wieder ein vorgefertigtes Kapitel werden, aber ich hab grad ärgste Prüfungszeit in der Schule und werde gleichzeitig mit Fansub-Aufgaben zugemüllt wie noch nie zuvor. Sorry, mehr schaff ich leider nicht 🙁
„This cake is delicious!“
„That cake is delicious!“
Wer im Englischunterricht gut aufgepasst hat, der weiß, was der Unterschied zwischen den beiden Sätzen ist. Beide Male ist der Kuchen lecker, aber beim ersten Satz meinen wir einen Kuchen, der sich relativ in der Nähe des Sprechers befindet, und beim zweiten Satz ist der Kuchen weiter weg. Klingt komisch, ist aber so. Im Deutschen gibt es diese örtliche und zeitliche Unterscheidung auch (dieses und jenes), aber das ist heutzutage jedem wurscht. Jenes ist am aussterben.
Japanisch ist dabei alles andere als locker! Wenn ihr glaubt, zwei Wörter für räumliche und zeitliche Unterscheidung reichen schon, dann schaut euch erst mal das Japanische an! Die haben drei Worte dafür, und die beziehen sich nicht nur auf den Sprecher selbst, sondern auch auf den gottverdammten Angesprochenen! RAGE!!!111
Es nennt sich das KO-SO-A-DO-System. Zumindest hab ich es so benannt. Ob das System wirklich so heißt, weiß ich nicht (wahrscheinlich hat es überhaupt keinen Namen), aber so merkt man sich die Bedeutung leicht.
Ich schubs euch dann mal gleich ins kalte Wasser:
Vorsilben:
Ko (こ) bezeichnet etwas, das sich in der Nähe des Sprechers befindet.
So (そ) bezeichnet etwas, das sich in der Nähe des Angesprochenen befindet.
A (あ) bezeichnet etwas, das sich weder in der Nähe des Sprechers noch des Angesprochenen befindet.
Do (ど) bezeichnet das jeweilige Fragewort.
Nachsilben:
Mit no (の) wird ein Nomen angesprochen.
Mit re (れ) wird auf ein Nomen gezeigt, ohne es anzusprechen.
Mit ko (こ) bzw. mit soko (そこ) bezeichnet man einen Ort.
Mit chira (ちら) bzw mit cchi (っち) bezeichnet man einen Ort, eine Richtung, eine Person oder einen Gegenstand.
Mit nna (んな) bezeichnet man Beschaffenheit von etwas.
Hää? Ja, genau das denkt ihr euch sicher alle.
Verbindet man eine Vorsilbe mit einer Nachsilbe, erhält man ein auf die Aussage zugeschnittenes Wort. Kono bedeutet „diese/r/s bei mir„, sono „diese/r/s bei dir„, usw. Verstanden?
Ach was, ich mach einfach mit ein paar Beispielen weiter, damit alles komplett klar wird:
- Kono Bleistift ist abgebrochen.
Damit will ich also sagen, dass der Bleistift, der sich beim Sprecher (also bei mir) befindet (vermutlich halte ich ihn in der Hand), abgebrochen ist.
- Sono Bleistift ist auch kaputt.
Jetzt meine ich den Bleistift des Angesprochenen (wahrscheinlich mein Schulfreund).
- Meinst du, Oswald-Dietmar hat ano tollen Bleistiftspitzer noch?
Der Bleistiftspitzer befindet sich weder in der Nähe des Sprechers noch des Angesprochenen, also verwendet man hier ano.
- Kore ist meine kleine Wohnung.
Alles mit re hinten dran kann man gut mit den Artikeln „der“, „die“ und „das“ übersetzen. In dem Fall geht es um die Wohnung, in der der Sprecher wohl gerade sitzt. Übrigens könnte ich natürlich genauso gut sagen „Kono kleine Wohnung gehört mir.“
- Sore ist deine prachtvolle Villa.
Neidisch schaut der Sprecher auf das riesige Haus nebenan, während er mit seinem Nachbarn telefoniert.
- Are sind große und starke Yakuza-Mitglieder, die dein Haus liebend gerne ein bisschen „umdekorieren“ möchten.
Aus einer Seitenstraße sieht man schon eine Horde von Gehsteigpanzern, die nicht allzu freundlich aussehen.
Okay, die ersten beiden waren noch einfach. Jetzt treffen wir aber auf die erste Ausnahme. Koko bedeutet zwar „Hier, bei mir“ und soko „Hier, bei dir“, aber nun funkt uns die kleine Fee der japanischen Grammatik dazwischen – ako gibt es nicht, stattdessen heißt es asoko, mit der Bedeutung „Dort, wo sich keiner von uns beiden befindet“.
Das müsste jetzt klar sein.
Beispiele sind was für Weicheier!
Weiter geht’s.
Im Gegensatz zu manchen Wörtern wie ryuuguunootohimenomotoyuinokirihazushi (Ja, alter Gag, ich weiß) sind die Worte kochira, sochira und achira natürlich für normalsterbliche Japaner viel zu lang, also hat man sich entschlossen, sie auf kocchi, socchi und acchi umzubenennen. Was im Nachhinein gesehen ziemlich sinnlos war, weil die Versionen mit –chira trotzdem noch nicht ausgestorben sind, aber was soll’s. Verwendet werden beide Varianten, aber -cchi ist umgangssprachlicher.
Kocchi, socchi und acchi bezeichnen eine Richtung, einen Ort oder eine Person bzw einen Gegenstand.
- Socchi liegt der Weg zum Schokobananenkönig.
Hier ist die Richtung gemeint. Der Weg zum Schokobananenkönig ist auf der Straße, auf der du gerade stehst.
- Kocchi sieht man schon den Turm des bösen Tobleronus!
Jetzt meint man den Ort. Da, wo ich hinzeige, ist der Turm des bösen Tobleronus.
- Acchi liegt der geheime Schlüssel für die Zuckerwatte-Gärten.
Nun ist ein Gegenstand gemeint. Dort hinten liegt der geheime Schlüssel für die Zuckerwatte-Gärten.
Das waren übrigens nur Beispiele. Natürlich kann man mit socchi auch einen Ort oder einen Gegenstand ansprechen, mit kocchi eine Richtung oder einen Gegenstand und mit acchi eine Richtung oder einen Ort. Außerdem kann (und sollte) man mit kochira, sochira und achira auch Personen ansprechen („Der hier ist Hinz“, „Der dort ist Kunz“,…). Jede andere hier genannte Variante, etwas anzusprechen (zB koko), sollte nicht für Personen verwendet werden, sonst kommt der große, böse Wolf und frisst euch auf. Außerdem gilt es als unhöflich.
Oh, und -cchi bzw. -chira funktioniert auch für Alternativen. „Entscheide dich. Kochira ist das Tor zum Himmel, sochira das Tor zum Heimatplaneten der untoten Zwergschimpansen.“
Fehlen noch konna, sonna und anna. Alle drei haben eine gewisse Sonderbedeutung, denn sie haben eigentlich nichts mit Orten oder Richtungen zu tun. Sie zeigen die Beschaffenheit einer Sache an. Wörtlich übersetzt bedeuten sie „So(lch) ein…“, da sie von „kono/sono/ano you na“ kommen.
- Konna Kuchen mit so vielen Schokostückchen gibt’s nur bei Lidl!
Konna zeigt an, dass der Gegenstand bereits beim Sprecher selbst ist.
- Sonna Eisstil könnte unserer wertvollen Eisstil-Sammlung noch fehlen.
Mit sonna drückt man aus, dass sich der Gegenstand beim Angesprochenen befindet.
- Anna Japanischkurs-Buch würde mir nur wertvolle Gehirnzellen wegbrennen.
Anna ist kein Vorname, sondern meint ein Ding, das sich weder beim Sprecher noch beim Angesprochenen befindet, wie üblich.
Gut, damit wären wir am Ende des KO-SO-A-DO-Systems angelangt…
…
Und natürlich hab ich noch eine Kleinigkeit vergessen. Ko, so und a sind jetzt verständlich, aber was ist mit do?
Zum Glück ist do schnell erklärt. Do bildet immer das Fragewort.
Dono –> Welcher Gegenstand?
Dore –> Welches?
Doko –> Wo?
Dochira / Docchi –> Wo? bzw Welches? bzw In welcher Richtung?
Donna –> Was für eine Art von Gegenstand?
So, das war’s jetzt aber. Keine Sorge, das KO-SO-A-DO-System geht schnell in Fleisch und Blut über und ist sehr logisch aufgebaut. Viel Spaß beim Lernen!
Gepostet von naich am 03.06.2012 | 5 Kommentare
Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte
Kapitel 20 –
[Hier beliebiges Wortspiel mit Google einfügen]
Was, schon wieder Sonntag? Schon wieder ein neues Kapitel? Mir geht irgendwie die Motivation aus, weil sowieso nie jemand mitliest. Wenn DU aber jemand bist, der diesen Text hier liest, schreib „Herbert“ in die Kommentare und bekomme von mir einen Daumen nach oben.
Die obere Leiste (offensichtlicherweise) vertikal dargestellt:
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FAQ:
F: Das war fol ferwirrent! Was hat mir dieses Kapitel gebracht?
A: Dass du nun mit Rikaichan, Wadoku oder J-Talk den Text, der auf Google steht, selbstständig übersetzen kannst.
F: Das ist ja fol unnötik! Da hätte ich doch gleich auf Google.jp schauen können!
A: Bist du denn dem Kapitel gefolgt und hast selbst auf Google.jp nachgesehen, wie es dir die nette Dame angewiesen hat?
F: …
A: Na also, jetzt kennst du den Grund.
Gepostet von naich am 27.05.2012 | 30 Kommentare
Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte
Kapitel 19 –
FARBULOUS!
Okay, mal wieder ein kurzes Kapitel, da es nicht viel zu beschreiben gibt. Es folgt eine kurze Wortliste, die ihr auswendig lernen müsst und ihr jederzeit herunterrattern können müsst. Wenn ich am Sonntag um 2 Uhr morgens bei eurer Haustür anläute und frage: „Welche Farben gibt es in der japanischen Sprache?“, dann müsst ihr das folgendermaßen beantworten:
Rot – aka 赤
Blau – ao 青
Grün – midori(-iro) 緑(色)
Gelb – ki-iro 黄色
Orange – orenji-iro オレンジ色
Braun – cha-iro 茶色
Schwarz – kuro 黒
Weiß – shiro 白
Violett – murasaki-iro 紫色
Pink / Rosarot – pinku ピンク
Grau – hai-iro / guree 灰色 / グレー
Okay, anscheinend gibt es doch wieder ein bisschen mehr zu sagen.
Zuerst die einfachen Dinge. Auffallend ist, dass manche Farben ein -iro hinten dranstehen haben. Was das bedeutet kann man sich einfach ausmalen. (Haha, „ausmalen“…) Das midori von midori-iro bedeutet „Laub“, das cha von cha-iro bedeutet „Tee“, und das murasaki von murasaki-iro bezeichnet eine violette Art von Steinsamen. Na, klingelt’s?
Iro bedeutet „Farbe„. Strenggenommen müsste es dann „Laub-färbig“, „Tee-färbig“ und „Lithospermum Purpurocaeruleum-färbig“ heißen, aber einfach „Grün“, „Braun“ und „Lila“ einzusetzen reicht uns auch. Und übrigens: Die Bindestriche zwischen der Farbe und dem iro hab ich nur gemacht, um eben dieses iro hervorzuheben, man muss sie also nicht hinschreiben.
Die oben genannten Farben sind außerdem allesamt Nomen. Jap, genau. Alle japanische Farben sind Substantive – mit Ausnahme der folgenden Wörter:
Rot – akai 赤い
Blau – aoi 青い
Gelb – ki-iroi 黄色い
Braun – cha-iroi 茶色い
Schwarz – kuroi 黒い
Weiß – shiroi 白い
Bei den sechs Farben reicht es einfach, ein i hinten dranzusetzen, und schon verwandeln sich die Nomen auf mystische Weise in Adjektive. Wahnsinn.
Möchte man die Farben als Nomen benutzen, sollte man aber unbedingt ein no verwenden!
Kleine Trivia am Schluss: Ao heißt eigentlich gar nicht Blau, sondern Cyan. Darum sind die grün Ampeln in Japan auch nicht midori, sondern ao. Für den Himmel, das Meer und Ampeln wird gleichermaßen ao verwendet. Das liegt daran, dass man früher nur vier Wörter für Farben im Japanischen kannte (Schwarz, Weiß, Rot und Blau) und man ao für grundsätzlich alles benutzte, was irgendwie trist aussah (z.B. auch Grau).
Und ja, ich weiß, dass ich vorgefertigte Kapitel verwende, aber verklagt mich doch, wenn ihr könnt!!!111
Gepostet von naich am 20.05.2012 | 12 Kommentare
Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte
Kapitel 18 –
WAT
Hm, von welchem Unsinn über die Wunder und Leiden der japanischen Linguistik kann ich euch heute was erzählen? Ich bin ganz ehrlich: Ich hab für heute rein gar nix geplant und schreibe gerade irgendwie vor mich hin. Mal gucken, was steht denn in meinem kleinen Notfall-Pläne-für-Japanischkurse-Büchlein so alles drin? Hm, schon wieder Partikeln? Ne, da gibt’s nicht wirklich was Interessantes zu erzählen. Das heißt, es gibt natürlich haufenweise Interessantes darüber zu erzählen, aber nichts, worüber ich jetzt groß was schreiben will. Hm, Gebbi shinkei ni sawaru mich im Hintergrund schon wieder mit irgendwelchen unlustigen Suchergebnissen bei der Google-Bildersuche mit „Black Rock Shooter“. Funktioniert natürlich wieder nur mit der doitsu no Domain, nicht mit der oosutoria no. Hm, wie ist das o-tenki eigentlich gerade? Ich sitz zwar nicht im chikashitsu, krieg aber trotzdem irgendwie gar nicht mit, was soto gerade vorgeht. Vermutlich hab ich aber wegen des ganzen akuten einfach die Aufmerksamkeit verloren. Apropos Aufmerksamkeit – irgendwie hab ich gerade keine, während ich den Text hier schreibe.
Ach, verdammt, es ist schon Viertel nach Sechs, das Kapitel hätte vor juu go fun fertig sein sollen! Ich frag mich, warum ich mir überhaupt noch die Mühe mache, was zu schreiben. Liegt wahrscheinlich an meiner schrecklichen taida, aber ich denke, man kann es mir nicht verübeln. Schließlich bin ich noch ein hart hataraku Schüler, der am Sonntag einfach seine Ruhe haben und von solchen Sachen wie „Muttertag“ eigentlich gar nichts wissen will. Nicht falsch verstehen, ich hab nix gegen den Muttertag, aber muss der Tag ausgerechnet immer an einen nichiyoubi fallen? Ich will ausschlafen, verdammt! Dieses blöde okurimono-Suchen jedes Jahr ist ja nervig genug, aber dann kriegt man nicht mal genug Schlaf, um seiner liebsten Mami ein ordentliches asagohan zu servieren. Was ich damit sagen will: Wir wollten ihr heute Morgen um halb Acht ein leckeres medamayaki zubereiten, welches wir nach ewigem hin und her schließlich kaputtgebraten haben. Ja, ein verdammtes medamayaki. Keine Ahnung, wie wir das geschafft haben, aber eine kuroi Färbung und eine korikori Beschaffenheit schienen nicht dem richtigen Endergebnis dieses Gerichts zu entsprechen. Man kann es sich etwa wie einen überdimensionalen Kartoffelchip vorstellen. Bloß geschmeckt hat’s nicht wirklich. Die ganze Situation erinnerte mich irgendwie an eine Szene aus den Simpsons, in der Homer eine Schüssel gyuunyuu anbrennen lässt. Das wär doch mal was für den Muttertag! Yakikoohii!
Jetzt sitze ich hier, ich armer Tor, und prokrastiniere als wie zuvor. Das soll hier doch kein Blog werden, sondern ein omoshiroi Kapitel über die japanische Sprache. Wenn mir nicht bald was kangaetsuku, kann ich das Projekt ja gleich wieder abbrechen. Wer yomu sich denn schon gern einen langweiligen Text eines langweiligen Kerls durch? Hab ich mir mein Headsetzt jetzt umsonst katta? Ich mein, ja, vielleicht kommen mir solche doofen Ideen meistens nur unter der shawaa, aber hin und wieder kommt mir doch ein Einfall, den ich auch im Nachhinein betrachtet nicht ganz so doof finde. Erstens hab ich mir vor ein paar Tagen nen Minecraft-Server gemietet und will den Multiplayer jetzt voll ausnutzen, und zweitens hab ich kokorozasu, meine engelsgleiche Stimme im Internet zu veröffentlichen, unter anderem im Japanischkurs.
Was, schon über go hyaku Wörter? Ach, ich pfeif jetzt drauf! Nameru mich am o-shiri!
Gepostet von naich am 13.05.2012 | 10 Kommentare
Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte
Kapitel 17 –
Himmelarschundzwirn!
Das wird sicher ein lustiges Kapitel. Allerdings lasse ich die „wirklich“ schmutzigen Wörter aus dem Spiel und nenne hier nur Schimpfwörter, die für echte Beleidigungen oder als Fluch benutzt werden. Worte wie manko, kintama oder fakku kann man auch aus diversen Anime lernen.
Allerdings sollte man mit diesen Worten im echten Leben aufpassen. Also, dass man keine fremden Leute beleidigen sollte ist klar, aber im Gegensatz zur deutschen oder englischen Sprache gibt es im höflichen Japanischen viel weniger solcher vulgären Worte. Sagt man bei uns zu einer älteren Dame „alte Hexe“, dann ist das zwar verdammt unhöflich, aber in Japan eine Frau mit dem Pendant onibaba anzusprechen wird schon fast als echter Rufmord angesehen. Seid also vorsichtig mit den folgenden Worten! Moralapostel Ende.
Fangen wir mit den Grundlagen des Beschimpfens an. Baka und aho (bzw. ahou, beides ist richtig) kennen wohl die meisten. Beides bedeutet „Dummkopf“ oder „Trottel“. Wo liegt also der Unterschied?
Nirgends. Tendentiell wird baka zwar eher in Ostjapan benutzt, und aho in Westjapan, aber beides bedeutet das Gleiche und jeder Japaner kennt beide Worte.
Übrigens kann man baka noch mit yarou (Kerl) ergänzen; das lässt das Wort stärker klingen.
Will man sich beim Beleidigen auf das weibliche Geschlecht spezialisieren, kann man ama sagen. Es enspricht etwa dem deutschen Wörtchen „Miststück“ und klingt auch im Japanischen ziemlich hart. Schon sehr ironisch, dass ama früher „Nonne“ bedeutete.
Dieselbe Bedeutung hat auch yariman, allerdings ist das weit nicht so gebräuchlich und auch noch um einiges härter als ama.
Wie oben schon erwähnt gibt es auch ein Schimpfwort für ältere Frauen, nämlich onibaba. Es setzt sich zusammen aus oni, also einem japanischen Dämon, und baba, was „Hexe“ bedeutet. „Monsterhexe“ bzw Deutsch-typischer „alte Hexe“ kommt onibaba schon sehr nahe.
Besonders hässliche Frauen heißen busu. Das ist ziemlich ungehobelt und wird auch ausschließlich auf Frauen angewandt.
Keine Sorge, die Männer kriegen auch noch was ab – sogar ein paar Wörtchen mehr als die Frauen. Da wäre mal das gute alte buta yarou, was man sogar wortwörtlich übersetzen kann – „Saukerl“.
Noch schlimmer als das ist kuso yarou, welches man ebenfalls wörtlich übersetzen kann und auf Deutsch „Scheißkerl“ heißt.
Apropos yarou – Vorhin meinte ich doch, dass yarou „Kerl“ bedeutet, stimmt’s? Nun, im Japanischen kann das auch auf Frauen angewandt werden; ebenso wie yatsu, was dieselbe Bedeutung hat. Allerdings werden buta yarou und kuso yarou als feste Phrasen angesehen und nur für Männer benutzt.
Homosexuelle werden leider nicht nur hier diskriminiert, auch in Japan werden Männer mit okama oder dem internationalen homo beleidigt, anstatt Schwule damit neutral zu bezeichnen. Auch über den großen Teich geschafft hat es gei, also die japanische Version des englischen „gay“. Alle drei Worte werden als Beleidigung für Männer benutzt, also ist es egal, welcher Sexualität man angehört. Natürlich kann man die Wörter auch wertneutral einsetzen.
Ein besonders interessantes Wort für (oder gegen) Männer ist sodaigomi. Es heißt eigentlich bloß „Sperrmüll“, bezeichnet aber frech einen Ehemann. Was genau am Ehemann mit „Sperrmüll“ gemeint ist, überlasse ich eurer Fantasie.
In Anime, in denen die Kamera manchmal unter den Rock der Mädchen-Schuluniform fährt, hört man manchmal sukebe, also „Lüstling“. Meistens wird das Wort laut und mitsamt einem schrillen „kyaaa!“ ausgerufen.
Bei Kindern sieht die Sache etwas humaner aus. Wir können im Deutschen „Biest“, „Balg“, „Gör“ oder „Bengel“ sagen, aber im Japanischen konzentriert sich die geballte Schlagkraft all dieser Wörter in gaki. Na gut, so schlimm ist gaki nicht, aber als besonders verzogenes japanisches Kind kann man das schon als Beleidigung auffassen.
Gendarmen und Polizisten bekommen auch ihre eigene Bezeichnung. Besonders im nördlichen Land der drei deutschsprachigen Staaten hört man zwielichtige und raubeinige Typen diese netten Beamten mit „Bullen“ beschimpfen, was ja die beiden Alpenländer höflicherweise nicht tun. Die haben andere Beschimpfungen für Polizisten. („Kiwara oida!“)
In Japan beleidigt man diese Leute mit deka. Das heißt eigentlich nur „Detektiv“, zählt aber zur Vulgärsprache.
Menschen mit etwas mehr Körpermasse als nötig kann man mit debu ansprechen. Es bedeutet „fett“, wird aber als Substantiv verwendet.
Hat man mal nicht eine Person vor sich und will einfach Gott und die Welt verfluchen, kann man das mit chikushou, kuso oder kusottare. Wenn jemand chikushou schreit, weil der Hund mal wieder über das Stromkabel gestolpert ist, oder jemand kusottare flucht, weil die Sandkastenfreundin mit dem doofen Nick ausgeht, dann kann man das als spontanes „Dscheiße!“ interpretieren. Kuso ist die Kurzform von kusottare, die man verwendet, wenn man so schlecht drauf ist, dass man nicht mal mehr richtig fluchen will.
Die weichere Version von „Scheiße“ ist „passiert“. Oh Gott, was für ein schlechtes Wortspiel.
Denn das Verb „passieren“ heißt auf japanisch shimau, und die Vergangenheitsform davon ist shimatta. Wenn man einen gravierenden Fehler gemacht hat, sagt man shimatta, was ungefähr dem deutschen „Verdammt“ entspricht. Dabei heißt shimatta wirklich nur „passiert“ und wird auch nur je nach Intonation als Fluch oder als neutrales Wort benutzt. Diese Japaner…
Ein witziges Wort, das ich vor einiger Zeit mal im Internet entdeckt habe, ist kuso meshi, wörtlich „Stinkender Reis“. Damit meint man „Knastfutter“, also das Essen, das man hinter schwedischen Gardinen von den netten Beamten von vorhin bekommt.
Manchmal hat man nicht nur eine Person vor sich, sondern ein ganzes Rudel voller lästiger Unruhestifter. Will man auf sie verweisen, sagt man renchuu, was in etwa „Pack“ oder „Gesindel“ bedeutet. Hat man aber einen Haufen kleiner Bengel und einen Haufen Yakuza-Mitglieder vor sich und will aber nur die Knirpse ansprechen, kann man hinter das gaki auch ein -ra dranhängen, um aus dem gaki den Plural zu machen (gakira).
Ich muss zum Schluss noch mal auf yatsu zurückkommen.
Yatsu ist eigentlich eine ziemlich schwache Beleidigung. „Kerl“ ist im Deutschen ja auch kein wirkliches Schimpfwort, eher eine unhöfliche Variante von „Mann“. Das geht im Japanischen so weit, dass mit yatsu sogar auf Gegenstände verwiesen wird. „Mein Goldring ist der teure yatsu“ oder „Von allen Hündchen ist das der niedlichste yatsu“ sind umgangssprachlich völlig korrekte Sätze. Es kommt immer auf die Betonung an.
Ach, und als kleinen Bonus für gewisse Leute hier, von denen ich weiß, dass sie das Kapitel lesen werden: Chinko bedeutet „Penis“ und manko bezeichnet die Vagina. GNIHIHIHI~
Aber nein, ehrlich, verwendet besonders letzteres nicht, es ist ein verflucht schlimmes Wort.
Gepostet von naich am 06.05.2012 | 5 Kommentare
Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte
Kapitel 16 –
Mo und Mo
Mit einer Stunde (und einer Woche *hust*) Verspätung gibt’s endlich das neue Kapitel:
Die Partikel mo hört man eigentlich nicht so oft in gesprochenen Sätzen, was wohl daran liegt, dass man es eigentlich nur dann braucht, wenn man „auch“ sagen will.
Gut, das war’s eigentlich schon wieder, denn recht viel mehr gibt es zu mo gar nicht zu erzählen.
…
Ich soll was Ausführlicheres schreiben? Ach, ihr seid gemein, ich will zocken! Wisst ihr was? Ich lass einfach Cirno meine Arbeit erledigen.
Ja ja, schon gut. Erklär den Leuten doch mal, wofür man in deiner komischen Sprache mo verwendet.
…
Du verwechselst da nicht gerade mo mit „Muh“?
Du hast recht, ich bin wahrscheinlich schneller fertig, wenn ich’s selbst erkläre.
Na schön…
Wie gesagt, mo setzt man da ein, wo wir im Deutschen „auch“ sagen würden.
Deine Mutter mo ist fett.
Ich habe nicht nur eine teure Stereoanlage, sondern eine Anbindung zum Stromnetz mo!
Zombies mo sind eine vom Aussterben bedrohte Rasse.
*Seufz*… Ja, Cirno?
Hm, das ist gar keine so blöde Frage. Es stimmt, man kann auch öfter in einem Satz mo sagen, aber das hat keine besondere Bedeutung. Es steht halt für „sowohl, als auch (, als auch, als auch,…)“.
Es gibt ein Zehennagelmuseum in Blödstadt mo in Doofdorf mo.
Paya mo mia mo Shirou mo sind Mädchen.
Mo hat aber auch noch eine andere Bedeutung. Erinnern wir uns zurück an Kapitel 10 (das eh keiner gelesen hat), in dem ich erklärt hab, wie man mit etwas Logikverständnis seltsame Satzkonstruktionen „vereinfachen“ (eher „an die deutsche Sprache anpassen“) kann. Genau dieses Verständnis brauchen wir wieder hier bei mo, denn man verwendet es oft in Kombination mit Fragewörtern.
Schauen wir uns das mal anhand von dare mo an, also „Wer“ und mo.
„>Wer auch<? Ziemlicher Stuss, den du da schreibst, ich hau ab!“
Darfst du gerne, aber guck doch mal, was das logisch heißen könnte: „Wer“ ist im entfernten Sinne eine Menge von Personen, die alle Personen beinhaltet. Ist ja auch irgendwie klar, denn wenn ich ohne Zusammenhang ein „Wer?“ in den Raum werfe, dann möchte ich aus aus allen Personen, die es gibt, eine vielfach kleinere Anzahl von Personen herausfiltern lassen. Kombiniere ich das aber mit „auch“, meine ich damit „auch jede Person“, eliminiere damit aber gleichzeitig den Fragecharakter von „dare“, und übrig bleibt ein logisch umgeformtes „Jeder“.
Hui, naich’scher Überraschungseffekt! Was ich soeben geschrieben habe, war kein völliger Unsinn, aber eine viel zu komplizierte Lehrmethode, um diese Seite von mo zu erklären. Darum die Kurzfassung:
Dare mo –> Jeder
Nani mo –> Alles
Doko (ni) mo –> Überall
etc.
(Wahlweise auch „dare demo, nan demo, doko demo„,…)
Kombiniert man dieses Wissen mit einer verneinenden Aussage, kommt das genaue Gegenteil heraus:
Dare mo ist in Gebbi nicht verliebt. (Niemand)
Ich hab dich gefragt und du hast nani mo nicht gesagt. (Nichts)
Hast du den Schlüssel für den bösen Hexenmeister Kugelschreiberus schon gefunden? – Nein, ich kann ihn doko ni mo nicht finden! (Nirgends)
Gut, das war’s! Alles verstanden?
Bonus-Cirno-Bild, das ich nirgends unterbringen konnte, weil ich ihr nix Böses antun wollte ;_;
Gepostet von naich am 29.04.2012 | 2 Kommentare
Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte
Kapitel 15 –
Peters Abenteuer in Japan
Wieder einmal hat meine schlechte Zeiteinteilung zugeschlagen. Der Kurs wird immer chaotischer und hat nur noch in den einzelnen Kapiteln in sich abgeschlossen Sinn, aber das ist mir egal, momentan ist mir einfach alles zu stressig. Kapitelrecycling für den Gewinn! Ich weiß außerdem nicht, ob ich für nächste Woche was zusammenschreiben kann, denn da bin ich weit weg von all meinen Problemen in diesem Land – und stürze mich in neue Probleme auf Malta. Hurf.
Gepostet von naich am 15.04.2012 | 8 Kommentare