Endlich ein „echtes“ Pokémon-Spiel für die Heimkonsole, diesen Wunsch hegen die Fans der Taschenmonster schon seit den N64-Zeiten. Nintendo hatte dazu in der Vergangenheit auch schon einige Andeutungen gemacht. Mit Pokémon: Let’s Go Pikachu und Evoli ist es nun endlich soweit, oder? Naja, nicht wirklich. Schon kurz nach Enthüllung war klar, dass uns mit dem Switch-Release nicht die ersehnte 8. Generation erreicht, sondern eher eine Zeitreise in die ersten Tage des Franchise. Damals, als sich Pokémon gerade zum weltweiten Phänomen entwickelte und auch im deutschen TV ankam, da erschien mit der „Gelben Edition“ ein Ableger, der besonders für die Fans des Animes interessant war – konnte man doch hier endlich zusammen mit seinem Kumpel Pikachu die Welt bereisen, und der allerbeste Pokémon-Trainer werden. Der Clou: Genau wie in der beliebten TV-Serie war Pikachu viel mehr als nur ein Pokémon, es war von Anfang an unser Freund und Begleiter.

Pokémon: Let’s Go Pikachu und Evoli greifen das sehr gut auf und drehen die Uhr einige Jahre zurück: Ich bereise die Kanto-Region, bezwinge die acht Arena-Leiter, sammle alle 151 Pokémon und nehme es daneben noch mit dem gefährlichen Team Rocket – stilecht mitsamt Jessy, James, Mauzi und Giovanni – auf. Pokémon: Let’s Go orientiert sich dabei fast komplett an der Story von Pokémon Gelb und lässt mich zu Beginn gerade mal entscheiden, ob ich ein Mädchen oder einen Jungen spielen will. Mein Rivale, natürlich der Enkel von Professor Eich, ist diesmal allerdings kein fieser Rüpel, sondern unverschämt nett und zudem hier und da ein ziemlicher Döskopp.

Die wohl stärkste Neuerung im Spiel ist das auf Pokémon Go beruhende Fang-Prinzip: Anstatt ein Pokémon im Kampf zu schwächen und zum Schluss mein Glück mit dem Pokéball zu probieren, benutze ich diesmal meinen Joycon, um den Wurf quasi aus dem Handgelenk zu schütteln. Ein vorheriger Kampf ist nicht mehr nötig, dafür muss ich das gewünschte Pokémon in vielen Fällen zunächst mit etwas Obst milde stimmen und darauf achten, dass der Wurf besonders präzise ist. Wenn selbst das nicht mehr hilft, muss ein stärkerer Pokéball her. Bälle-Nachschub besorge ich mir bei Händlern in den größeren Städten, oder finde sie als Beute in der Spielwelt. Besiegte Trainer übergeben mir neben einer Hand voll Pokédollar ebenfalls oft auch ein paar Bälle. Richtig gehört: Unsere Pokémon sind natürlich nicht nur zum Bestaunen da, sondern müssen auch in Duellen antreten. Ob gegen andere Trainer, die mächtigen Arena-Leiter oder das gemeine Team Rocket. An jeder Ecke warten Kämpfe auf mich. Ganz klassisch im Stil eines J-RPGs – also rundenbasiert.

Damit hätten wir das beste aus beiden Welten, denn um ehrlich zu sein fand ich früher die Zufallsbegegnungen mit den Pokémon auf die Dauer ziemlich nervig. Zum zehnten Mal gegen wildes Ratzfratz zu kämpfen machte einfach keinen Spaß. Hier ist Pokémon: Let’s Go wunderbar erfrischend, zumal ich die Pokémon in meiner Umgebung immer sehe und damit auch entscheiden kann, ob ich einen Fangversuch starte. Die Pokémon fallen außerdem unterschiedlich stark aus, manche haben sogar noch einen besonderen Status.

In den Kämpfen gilt: Jeder Trainer kann bis zu sechs Pokémon in der Tasche haben, die jeweils vier Attacken beherrschen. Der Teufel liegt hier im Detail: Pokémon unterschiedlicher Elemente (Luft, Wasser, Elektro, Feuer usw.) reagieren unterschiedlich stark aufeinander, dazu kommen neben vielen Offensiv- auch Defensiv-Fähigkeiten sowie Stärkungs- und Schwächungs-Angriffe. Das J-RPG-Konzept kennen Fans schon seit der ersten Stunde und lieben seine taktische Tiefe. Diese kann Pokémon: Let’s Go allerdings im Early- und Midgame nicht richtig ausspielen, da der Schwierigkeitsgrad unterdurchschnittlich gering ausfällt. Zu Deutsch: Wer nicht gerade zum ersten Mal einen Controller in der Hand hält, wird große Teile der Story kaum Probleme haben.

Vor allem die beiden Flagship-Pokémon Pikachu und Evoli sind schon von Beginn an ziemlich stark und bekommen zudem noch unheimliche mächtige Spezialattacken. Da dauert ein Kampf oft keine drei Runden. Natürlich kann man den Schwierigkeitsgrad dadurch erhöhen, in dem man schwächere Pokémon bevorzugt oder nach einer der beliebten Fan-Challenges spielt, doch hier wäre es nicht schlecht gewesen, wenn Game Freak die Balance-Kurve eher in Richtung Anspruch geschoben hätte.

Es wird sehr schnell klar, wer die eigentliche Zielgruppe des Spiels ist: Die Fans von Pokémon Go, die Nintendo mit diesem Spiel an die Switch führen will. Auch für Nostalgiker, die mit Pokémon: Let’s Go noch mal in ihre Kindheit zurück wollen, ist dieser Ableger sehr geeignet. Immerhin gilt die Kanto-Generation bis heute als die beliebteste. Hardcore-Fans hingegen werden dem anspruchslosen Spiel schnell überdrüssig und müssen sich mit der Hoffnung auf das Post-Game über Wasser halten. Nach dem regulären Ende warten nämlich einige toughe Herausforderungen. Zunächst mal das PvP gegen Spieler aus der ganzen Welt – entweder 1-gegen-1 oder im 2-gegen-2. Hier komme ich je nach Gegner mit meinen Standard-Pokémon nur bedingt weit und muss damit beginnen, mit ein wirklich starkes Team aufzubauen. Im PvE tauchen zudem noch die Meister-Trainer auf, die ebenfalls besonders starke Pokémon ins Rennen schicken und dann gibt es natürlich noch die allumfassende Quest, wirkliches jedes der 151 Pokémon zu sammeln. Zwar ist das alles im direkten Vergleich mit Pokémon Sonne und Mond natürlich etwas dürftig, aber wie schon angemerkt ist Pokémon: Let’s Go weniger DAS nächste große Pokémon-Spiel, als mehr ein Weg, neue Fans langsam an das Franchise zu führen. Als jemand, der in den letzten Jahren kaum ein Pokémon-Spiel in der Hand hatte, habe ich super viel Spaß mit Let’s Go, gerade weil es mich nicht erschlägt.

Wirklich cool ist dazu noch der lokale Koop-Modus, der nach Lust und Laune zu jeder Zeit aktiviert werden kann und es einem zweiten Spieler ermöglicht, die Kontrolle über einen eigenen Charakter zu übernehmen. Zwar ist dieser nur ein Dummy, der keine eigenen Aktionen durchführen oder Pokémon besitzen kann (für die Kämpfe nimmt der Mitspieler immer das zweite Pokémon aus dem Team), bringt dem Ganzen aber etwas mehr Dynamik. Vor allem beim Fangen, wenn gut abgestimmte Kombowürfe einen besonders starken und hübsch animierten Fangversuch auslösen. Allerdings leidet der ohnehin schon niedrige Schwierigkeitsgrad noch mal unter der doppelten Power, da die Spielwelt sich dem nicht anpasst und man plötzlich zu zweit gegen einen Trainer kämpft, was nicht nur unfair klingt, sondern auch unfair ist.

Ein besonderes Gadget ist der Pokéball Plus, der für rund 40 Euro extra erworben werden kann. Dieser dient nicht nur als besonders stylischer Joycon, sondern kann auch für weitere Funktionen genutzt werden. Ich kann zum Beispiel ein Pokémon in den Ball laden, das ich dann auch außerhalb des Spiels mit mir herumtrage. Je nach gelaufenen Kilometern bekommt es dann Erfahrungspunkte. Nach rund 10.000 Schritten zum Beispiel war unser Level 5 Piepi dann Level 25. Eine gute Möglichkeit also, ein bestimmtes Pokémon zu leveln. Zwar könnte ich das System auch einfach austricksen und den Pokéball Plus einfach in der Hand pendeln, aber das muss dann wohl jeder für sich selbst entscheiden. Weiter kann der Pokéball Plus auch mit Pokémon Go verknüpft werden und dient hier als Erweiterung, ähnlich dem Pokémon Go Plus. Als schmackhaftes Bonbon enthält jeder Pokéball Plus ein Mew. Der Spezial-Controller ist ein deutliches Highlight von Pokémon: Let’s Go und das vereinfachte Aufleveln bei Schrittzähler will ich gar nicht mehr missen.

Aber auch ohne Pokéball Plus kann ich Pokémon: Let’s Go mit Pokémon Go verknüpfen und in der ehemaligen Safari Zone (die jetzt GO-Park heißt) Pokémon zwischen den beiden Spielen tauschen oder kleinere Quests in Pokémon Go lösen. Hier wird noch mal deutlich klar, dass vor allem die Spieler von Niantics Mobilegame angesprochen werden sollen. 

Rein technisch fällt Pokémon: Let’s Go okay aus. Die Größe der Spielwelt, die sich fast komplett am GameBoy-Original orientiert, ist mittelmäßig – man hat sie halt schnell durchreist. Zwar ist sie abwechslungsreich gestaltet, doch ein wenig mehr Raffinesse hätte dem Ganzen schon gut getan. Besonders die starren Figuren mit ihren oft wiederkehrenden Outfits fallen hier negativ auf. Zwar haben all die Gören, Käfersammler, Gentleman und Knirpse jetzt einen Vornamen, sehen aber ansonsten komplett gleich aus. Auch in den Kämpfen wären ein paar mehr Animationen schön gewesen – das hatte seiner Zeit schon Pokémon Stadium besser hinbekommen. Auflösung und Sound-Qualität gehen aber klar, auch an der Performance gibt es nichts zu meckern. Es ist eben alles etwas übersichtlich.

Fazit

Das liest sich nun teilweise etwas ernüchternd und ja, Pokémon Let’s Go ist bei Weitem nicht das erhoffte große Pokémon Rollenspiel für die Switch, auf das viele Fans schon lange warten. Hier hatte Nintendo zum Glück bereits bestätigt, dass es 2019 mehr Infos zur kommenden Generation geben wird. Für Zwischendurch und um nochmal in Nostalgie zu schwelgen, taugt Let’s Go aber auf jeden Fall. Vor allem das händische Fangen ist sehr motivierend und die Online-Duelle bringen ordentlich Pepp mit – auch wenn erweiterte Features der späteren Spiele keine Verwendung fanden und das Kampfsystem daher eher rudimentär ausfällt. Der Trip zurück nach Kanto, mit den lieb gewonnenen Figuren und dem Gefühl zurück in die Kindheit zu reisen, hat auf jeden Fall Spaß gemacht. Ich meine, wie cool war es, mal wieder auf der MS Anne zu sein oder die Siegerstraße zu erobern? Klar, es fehlt an vielem und vor allem am Anspruch, aber dennoch zeigt Pokémon: Let’s Go dass es mehr denn je Zeit für den Einzug von Pokémon auf der großen Heimkonsole ist.

 

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Gepostet von am 23.11.2018 | Keine Kommentare

Als ich vor einer Weile schon davon hörte, dass es ein Spiel geben soll, in dem ich ein Café leite und einen kleinen Drachen großziehe, dachte ich: „Das muss ich spielen“. Also habe ich Little Dragons Café, diese von Aksys Games und Toybox Inc. entwickelte, digital gewordene Niedlichkeit, für euch getestet.

Als Fan von Havest Moon sprach mich natürlich der Aspekt des Café-Leitens genauso an, wie der Publisher Rising Star, der vielen sicherlich von genau dieser Spielereihe bekannt sein dürfte. Noch viel wichtiger war aber der kleine Drache, den man ja schon in ersten Ankündigungsbildern gesehen hat.

Ist der Drache (hier noch in der ersten Wachstumsstufe) nicht süß? Sieht der Zechpreller sicher anders

Aber von vorn: In Little Dragons Café übernehme ich die Rolle eines Zwillings, wahlweise Junge oder Mädchen, der jeweils andere Zwilling bleibt als NPC im Spiel. Noch ist von einem Drachen nichts zu sehen, aber unsere Mutter lässt uns schon ordentlich mithelfen im Café. So lernen wir die Grundlagen des Spiels: Zutaten sammeln und Kochen. Doch dann, oh Schreck, fällt unsere Mutter in einen tiefen Schlaf und will beim besten Willen nicht aufwachen. Aus dem Nichts taucht ein alter Mann auf, der von uns Papi genannt werden möchte und klärt uns über eine Besonderheit unserer Mutter auf und darüber, dass sie nur wieder aufwachen wird, wenn wir einen kleinen Drachen großziehen. Klingt total logisch, machen wir so.

Papi ist übrigens nicht nur ein seltsamer Alter, er ist auch ein Magier, der uns neue Rezepte zusammenzaubert, wenn wir ihm vier Teile davon bringen und an bestimmten Stellen im Spiel unser kleines Haus erweitert, damit wir nicht nur Speis und Trank, sondern auch ein Bett für unsere Gäste anbieten können. Das ist wichtig für die weitere Geschichte, denn reichen am Anfang noch die Zimmer bei uns im ersten Stock, um neue Freund unterzubringen, die uns im Café helfen, so brauchen wir später etwa mehr Platz. Nach und nach besucht uns immer eine mehr oder weniger verlorene Gestalt und zieht so lange bei uns ein, bis sie mit unserer Hilfe ihre Probleme gelöst hat und ein spezielles Essen von uns bekommen hat.

Das gesammte Café-Personal beratschlagt über einen schweren Fall. Natürlich ist unser kleiner Drache immer dabei.

Auf der Karte stehen natürlich nicht nur die Spezialgerichte unserer geschichtsschreibenden Gäste. Vor allem durch das auffinden von Rezeptteilen, die uns Papi zusammenfügt, bekommen wir neues Material für unsere Speisekarte und um unseren Drachen zu füttern – der muss nämlich ordentlich essen, um zu wachsen, und sogar seine Farbe kann mit entsprechendem Essen beeinflusst werden. Aber auch die anderen Mitarbeiter kommen hin und wieder auf eine neue Rezeptideen. So füllen wir nach und nach unsere Speisekarte und – mit steigendem guten Ruf – auch die Bäuche von immer mehr Gästen mit gutem Essen.

Dafür benötigen wir natürlich Zutaten, die wir überall auf der Insel sammeln können. Die Abschnitte schalten sich mit fortschreitender Geschichte immer weiter frei. Leider tun sie das in der Regel kommentarlos. Ich denke mehr als einmal beim Spielen „War der Durchgang vorher noch nicht da oder habe ich ihn nur nicht gesehen?“. Nur wenn ich Teile der Insel mit den wachsenden Fähigkeiten meines wachsenden Drachens freischalte, kann ich sicher sein, dass sie neu sind. Natürlich kann man nach gängiger Videospiellogik sagen, wenn ein Geschichtsabschnitt geschafft ist, ist auch ein neuer Abschnitt der Insel begehbar. Nur welcher das ist, das muss ich erst herausfinden. Allerdings komme ich in einigen Momenten gar nicht so weit, da ich schnell nach Hause zurück muss, da mein Personal gerade faulenzt. Zum Glück gibt es eine Schnellreisefunktion zurück, nur leider nicht auf den Rest der Insel, das macht die Unzuverlässigkeit des Personals manchmal etwas nervig.

Manchmal verrutschen auch die Sprechblasen, die Aussage oben gehört sicher nicht zu dem großen Orc, Luccola. Eher zu der Hexe im Vordergrund.

Vor allem in der Welt außerhalb des Cafés zeigen sich die kleinen Schwächen von Little Dragons Café. Zum Beispiel gibt es einige Clipping-Fehler, die dafür sorgen, dass ihr beim Springen oder Laufen an einer Kante hängen bleibt. Auch die Steuerung ist leider etwas unsauber, was ebenfalls dazu führt, dass man irgendwo festhängt, oder dass man immer wieder wieder falsche Aktionen startet zum Beispiel anfängt zu kochen, statt mit dem Koch hinter dem Herd zu reden – weil er gerade nicht gut drauf ist, was zu schlechtem Essen führen kann. Außerdem laden, wenn ihr im freien unterwegs seid, die Texturen nur langsam nach, sodass ihr im ferneren Hintergrund meist einen grauen Schleier, statt der sonst im Spiel üblichen hübschen Zeichenoptik, seht. Zudem läuft das Spiel leider auch etwas ruckelig.

Zuweilen hakt es auch bei der Übersetzung, so sprechen Gäste im Café manchmal Englisch oder Französisch mit euch.

Eine seltsame Farbe für eine Pflaume.

Kann man mit diesen Problemen leben, erwartet einen aber ein wirklich putziges Spielerlebnis mit dem kleinen Drachen und den vielen verschiedenen und teilweise abgefahrenen Charakteren, die uns im Café besuchen oder hier arbeiten. Wer also schon immer Gastronom in einer Fantasywelt leiten, mit einer Teller-werfenden Kellnerin zusammenarbeiten oder einen metrosexuellen Orc mit Leidenschaft und Stil den Kochlöffel schwingen sehen wollte, ist hier genau richtig. Die Optik erinnert an ein gezeichnetes Kinderbuch, dabei spielt sich aber alles in einer 3D-Welt ab. Auch der Soundtrack ist einfach aber sehr passend für dieses freundliche Spiel.

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Gepostet von am 28.10.2018 | Keine Kommentare

Wer sie kennt, der liebt sie: Die „alten“ Rollenspiele auf den 16Bit-Konsolen. Wir erinnern uns gern an die Gruppen aus drei oder vier Freunden, die loszogen um die Welt zu retten. In Octopath Traveler, dem neuen Rollenspiel für die Nintendo Switch aus dem Hause Square Enix, retten wir nicht gleich die ganze Welt sondern rücken für unsere Mitstreiter zuerst einmal ihre eigen Welt zurecht.

In Octopath Traveler, ziehen wir ebenfalls mit acht Charakteren…Moment, Acht? Ja genau, gleich mit acht Freunden können wir die Welt von Orsterra erkunden. Wir müssen uns nur am Anfang des Spiels für eine Hauptfigur entscheiden, alle anderen stoßen nach und nach zu unserem Team. Da wir uns in der Welt vollkommen frei bewegen können, dürfen wir auch selbst entscheiden, wen wir wann aufsammeln.

Dazu bietet uns Orsterra jede Menge Möglichkeiten, da wir selbst entscheiden, wo und mit wem wir die Reise beginnen wollen. Wir haben uns für Cyrus entschieden. Damit starten wir unsere Geschichte im Flachland in der Stadt Atlasdamm, die für ihre Universität und die Gelehrten bekannt ist. Ein verschwundener, alter Foliant aus der Bibliothek weckt unser Interesse und auf Grund einer Intrige sind wir gezwungen die Stadt zu verlassen und unter dem Deckmantel einer Forschungsreise begeben wir uns auf die Suche nach dem Buch. Ab jetzt entscheiden wir selbst, in welche Richtung wir weiter wandern wollen. Gehen wir ins Waldland, um Jägerin H’aanit in unsere Gruppe zu holen oder reisen wir Richtung Frostland, um Klerikerin Ophilia zu besuchen? Oder doch erst ins Klippenland, nach Kammbruch, um das nächste Kapitel von Cyrus‘ Geschichte anzufangen? Orsterra zeigt sich hierbei so vielfältig wie seine Bewohner und bietet mit unterschiedlichen Bereichen, wie dem Küstenland, dem Sonnenland und vielen anderen jede Menge Orte und Städte, deren Bewohner wir kennen lernen können. So kommt auf der Reise auf jeden Fall keine Eintönigkeit auf.

Wer eine Herausforderung sucht, kann auch versuchen die Reise mit nur einem Charakter zu unternehmen, allerdings lohnt es sich die anderen sieben einzusammeln, da wir jede Geschichte jedes einzelnen erleben können, was wir definitiv auch wollen. Treffen wir einen neuen Gefährten in seinem Heimatort, können wir uns entscheiden ob wir seine Geschichte beginnen wollen oder vorerst weiterziehen. Entscheiden wir uns für den neuen Gefährten, schlüpfen wir in seine Rolle und erleben eine Art kurzzeitige Solokampagne, an deren Ende er/sie sich uns auf unserer Reise anschließt. Die anderen Kumpane sind hierbei eher Nebendarsteller, die bis auf kurze Zwischensequenzen (in denen beispielsweise Händlerin Tressa vorschlägt ein Kind mit Süßigkeiten zu bestechen, anstatt mit ihm zu reden) wenig oder gar nicht zu bemerken sind. Die Motive könnten dabei unterschiedlicher kaum sein: So reißt sich die Tänzerin Primrose aus prekären, nennen wir es „Arbeitsverhältnissen“, los, um die Mörder ihres Vaters zu suchen, Händlerin Tressa möchte wiederum die Welt bereisen, um besser in ihrem Fach zu werden und Jägerin H’aanit sucht ihren Lehrer, der auf der Jagt nach einem besonders starken Monster verschwunden ist. So haben wir einen bunten Mix aus acht Geschichten, die mal düster und mal fröhlicher sind, was die freundlicheren Handlungsstränge keineswegs schwach wirken lässt – dafür das gesamte Spiel abwechslungsreicher macht, denn einfach nur acht verschiedene Vatermörder suchen wäre sicherlich auch nicht besonders spannend.

Auch außerhalb der Geschichten ist es gut eine abwechslungsreiche Truppe beieinander zu haben, da jeder Charakter über eine so genannte Wegefähigkeit verfügt. So kann Cyrus durch das Studieren seiner Mitmenschen einiges über sie herausfinden, oder Ritter Olberic beinahe jeden den er trifft zum Duell fordern. Für jede Wegefähigkeit gibt es eine noble und eine schurkenhafte Variante: Während Olberic edel zum Duell fordert, provoziert Jägerin H’aanit ihr Gegenüber um einen Kampf vom Zaun zu brechen. Ebenso finden es die Bewohner von Orsterra angenehmer, wenn sie vertrauensvoll Apotheker Alfyn alles über sich erzählen, als wenn sie von Cyrus mit scharfem Blick durchleuchtet werden. Edle Wegefähigkeiten werden immer gelingen, während schurkische Ansinnen zuweilen fehlschlagen und euren Ruf in der Stadt verschlechtern können, aber keine Sorge, gegen eine Gebühr legt der Wirt jedes Gasthauses bei den Bewohnern ein Gutes Wort für euch ein.

Wegefähigkeiten braucht ihr vor allem, um in den Geschichten der einzelnen Gruppenmitglieder voran zu kommen, aber auch um die zahlreichen Nebenaufgaben zu bewältigen. Wenn wir zum Beispiel einer Dame in Nöten helfen, reicht es aus, wenn Olberic oder H’aanit dem Unhold ordentlich die Visage polieren. Doch so leicht ist es nicht immer. Teilweise lösen sich manche Nebenaufgaben erst viel später im Spiel, wenn wir im Fall einer mysteriösen Leiche erst einige Städte später den richtigen NPC finden und diesen davon überzeugen müssen, mit uns zu kommen. Hier sind dann wiederum Ophilia oder Primrose die Helden der Wahl – insofern sie schon Teil der Gruppe sind. Manchmal wird es direkt etwas knifflig, wenn wir überlegen, welche Wegefähigkeit uns in einer Nebenaufgabe weiter hilft.

Haben wir den Anfang unserer Geschichte(n) gespielt, begeben wir uns in die frei begehbare Welt von Orsterra. Wir wandern hier nicht auf einer Oberweltkarte von Ort zu Ort, sondern bewegen uns durch Abschnitte, in denen wir uns auf vorgegebenen Pfaden bewegen, wohin auch immer wir wollen. Dabei gibt es auch Verwinkelungen, in denen sich zum Beispiel Schatztruhen verstecken, von denen manche nur mit dem Dieb Therion zu öffnen sind.

Natürlich finden wir nicht nur Schatztruhen auf unserer Reise. Unser Weg ist gespickt von zufälligen Monsterbegegnungen, die wir in schöner Rollenspielmanier, in rundenbasierten Kämpfen bestreiten. Auch hier macht es euch das Spiel nicht leicht (Dark-Souls-Referenzen bei Bedarf bitte hier einfügen). Nicht einmal in den ersten Kämpfen reicht es aus, einfach auf ein Monster einzuschlagen und bei den Bossen am Ende der einzelnen Kapitel schon gar nicht. Jeder Charakter ist mit einer Klasse (in Octopath Traveler Laufbahn genannt) und damit auch bestimmten Stärken und Fähigkeiten ausgestattet. So nutzt Ritter Olberic Schwerter und Lanzen, während der Gelehrte Cyrus auf Magie setzt. Mit Hilfe von gut versteckten Tempeln, kann jeder Charakter auch eine Zweitlaufbahn einschlagen. So könnt ihr verschiedene Klassen kombinieren. So ist die Kombination aus Apotheker und Kleriker der ultimative Heiler und Unterstützer, während ein Jäger-Ritter einen großen Schadensaustoß bedeutet sowie auch die Bandbreite der nutzbaren Waffen auf diese Art vergrößert. Jeder Gegner hat verschiedene Schwächen aus Elementen und Waffen, die es herauszufinden und zu nutzen gilt.

Mit jeder Kampfrunde erhalten alle Mitstreiter einen Boostpunkt, der eingesetzt werden kann, um Zauber zu verstärken oder mit einer physischen Waffe mehrfach zuzuschlagen. Allerdings will sorgfältig geplant sein, wann ihr wie viele Boostpunkte einsetzt, um sie nicht zu früh in den Kampf zu werfen. Allerdings könnt ihr in einer Runde maximal drei Punkte auf einmal einsetzen, spart euch also nicht (im schlimmsten Falle) zu Tode. Da ihr am oberen Bildschirmrand seht, wer als nächstes angreifen wird, könnt ihr eure Züge immerhin schon im Voraus planen.

Am Ende eines Kampfes bekommen alle aktiven Mitglieder der Gruppe Erfahrungspunkte und Laufbahnpunkte, die für einen Levelaufstieg sorgen, beziehungsweise für neue Fähigkeiten eurer Laufbahn(en) eingesetzt werden. Leider schließt das Charaktere aus, die ihr nicht aktiv in eurer Gruppe dabei habt oder die am Ende des Kampfes kampfunfähig sind. Das führt dazu, dass oft ein oder mehrere Mitglieder eurer Gruppe im Level etwas hinterher hängen, aber das lässt sich in den Griff bekommen, indem ihr mit einem Nachzügler und ein paar höher leveligen Mitstreitern ein paar Monster jagen geht.

Wenn ihr mit Laufbahnpunkten neue Fähigkeiten freischaltet, bekommt ihr ebenfalls einige Hilfsfähigkeiten dazu, die sich danach richten welche Laufbahnen ihr mit einem Charakter eingeschlagen habt. Zum Beispiel könnt ihr eure Beute steigern, wenn ihr Gegner im Kampf ausraubt.

Wenn wir auf unserem Weg nicht gerade Monstern in die Krallen laufen, können wir die wunderschöne Landschaft genießen, die trotz der für heutige Zeiten relativ einfachen Grafik nahezu wie gemalt aussieht. Abgerundet durch einen herrlichen Soundtrack kommt eine wunderbare Stimmung auf.

Fazit: Abwechslungsreiche Geschichten und Umgebungen lassen uns schnell die Zeit vergessen. Die tolle Optik und fesselnden Erzählungen in Octopath Traveler sorgen dafür, dass wir das Spiel am liebsten gar nicht mehr weg gelegt hätten, weil wir immer wissen wollten, wie es weiter geht und was uns in der nächsten Stadt erwartet. Auch in den Nebenaufgaben kann man sich verlieren, während man überlegt, auf welchem Wege man dem Bittsteller helfen und gleichzeitig die eigene Reisekasse aufbessern kann. Rundum macht uns Octopath Traveler viel Spaß und wird es auch allen Freunden von guten Geschichten in pixeliger Optik.

Ob es an Octopath Traveler auch etwas zu bemängeln gibt? Manchmal reden die Charaktere einfach zu viel. Die Geschichten sind wunderschön erzählt, was natürlich vor allem an den Dialogen und den wahlweise englischen oder japanischen Tonspuren liegt, die die Stimmung des Spiels stark vertiefen, aber unter uns: Manchmal denkt man, es geht weiter in der Action und dann wird doch weiter geredet. Außerdem nerven manchmal im Vordergrund herumstehende Bäume, die es zuweilen etwas schwierig machen, den Weg zu erkennen. Mehr gibt es aber auch nicht zu meckern und für Fans von japanischen RPGs ist Octopath Traveler auf jeden Falle ein Pflichtkauf, zumindest sofern ihr im Besitz einer Nintendo Switch seid.

 

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Gepostet von am 12.08.2018 | Keine Kommentare

Als die beiden neuen Titel des Pokémon Universums das erste Mal angekündigt wurden, dachten viele von uns, wir hören nicht richtig. An die bestehenden Titel ein „Ultra“ hängen und das nicht einmal ein Jahr nach der Veröffentlichung der „Originale“, was soll dabei schon herauskommen, außer ein warmer Aufguss? Wir haben Pokémon Ultramond für euch getestet – beziehen uns im Text natürlich aber auf beide Varianten.

Startet man das Spiel, erlebt man auch zuerst ein Déjà-vu. Optisch hat sich auf Alola nichts verändert, Design und Grafik sehen aus, wie in Pokémon Mond. Trotzdem sticht uns schon kurz nach dem Starten des Spiels eine der auffälligsten Neuerungen ins Auge: Die beiden außerirdisch wirkenden Ultraforscher Mirin und Cyonir, deren Namen wir natürlich erst später im Spiel erfahren.

Wer wirklich in Ultramond Neues erleben will, muss aber trotzdem ein wenig Geduld mitbringen, denn auch wenn zur Inselwanderung und der bekannten Story noch das Ultraforschungsteam mit der Geschichte um Necrozma hinzukommt – ein ganz neues Spielgefühl kommt hier nicht auf. Die Prüfungen sind weitestgehend gleich geblieben, mit ein paar Änderungen. Zum Beispiel könnt ihr während der Prüfung im Schattendschungel nicht mehr frei herumlaufen, sondern werdet für jede Zutat an einen bestimmten Punkt gebracht.

Die Geschichte um Necrozma und das Ultraforschungsteam beginnt zwar interessant, bleibt im Ganzen aber eher flach und endet schließlich damit, dass ihr besagtes Pokémon müde auf dem Berg sitzend findet. Auch der Sprung durch die Ultrapforte bringt euch nicht in wilde neue Welten, die zu erforschen wären. Ultrametropolis beherbergt genau zwei NPCs und einen großen Turm, der Rest der Stadt ist nicht erkundbar. Immerhin erhaltet ihr hier Venicro – eine von vier neuen fangbaren Ultrabestien. Solltet ihr durch das Sammeln von Ernergiekugeln sehr weit entfernte Abzweigungen aus dem Ultropfortentunnel nehmen, trefft ihr in kleinen Weltabschnitten immerhin auf zum Teil seltene Pokémon.

Wenn ihr allerdings die Inselwanderung und die anschließende Pokémon-Liga hinter euch habt, nimmt das Spiel noch mal fahrt auf. So trefft ihr auf Team Rainbow Rocket, das von Giovanni angeführt wird, der die Schurkenorganisation schon zu Zeiten von Blau und Rot leitete. Im Gepäck haben sie dabei auch noch Team Aqua, Team Magma und weitere klassische Gegenspieler aus alten Pokémon-Teilen. Des Weiteren gibt es viele legendäre Pokémon aus den alten Spielen zu fangen – jeweils in Ultramond andere als in Ultrasonne und umgekehrt. Viel mehr wollen wir aber jetzt noch nicht verraten, allerdings finden wir es schade, dass diese doch recht großen Neuerungen erst im Late-Game aufkommen – da habt ihr je nach Spielweise schon locker 20 oder mehr Stunden auf der Uhr.

Natürlich gibt es auch kleinere Neuerungen während der Haupt-Story. So könnt ihr golden glitzernde Herschersticker sammeln, welche an verschiedensten Orten zu finden sind und die ihr bei einer braun gebrannten Urlaubsversion von Professor Eich gegen Herscher-Pokémon eintauschen könnt. Wem es zu langweilig ist, auf Glurak mit PokéMobil, oder mit Booten von Insel zu Insel, zu reisen, der schwingt sich kurzerhand auf ein Mantax und surft einfach rüber, wobei man Sprünge ausführen und Highscores setzen kann. Der Alolafotoclub sorgt derweil dafür, dass ihr immer nette Erinnerungsbilder mit euren Poké-Partnern schießen könnt – mit verschiedenen Posen und Hintergründen, die schönsten könnt ihr dann speichern.

Diese Änderungen führen aber natürlich nicht zu einem wirklich neuen Spiel. Wer Pokémon Sonne und Mond bereits gespielt hat, wird zwar immer wieder kleinere Neurungen erleben, kann über den Kauf allerdings ruhig ein zweites Mal nachdenken, denn so wirklich lohnen sich Pokémon Ultramond und Ultrasonne nicht, wenn man den Vorgänger bereits kennt. Wer allerdings noch gar kein, oder schon lange kein, Pokémon-Spiel in der Hand hatte, der kann ruhig zugreifen, den trotz allem sind diese letzten beiden Teile der Reihe so umfänglich wie kein Teil zuvor. Natürlich werden sicher auch alle Enthusiasten zuschlagen, die sich keinen Teil entgehen lassen wollen und sicherlich auch ihren Spaß haben.

„Pokémon Ultrasonne und Ultramond bilden einen runden Abschluss der 7. Generation und ist ein gutes Komplettpaket. Allerdings sind die Neuerungen zu wenig, um sich bewusst von den Grundspielen abzuheben. Wer einfach nur Spaß mit der Inselwanderung haben will, dem reichen Sonne und Mond weiterhin voll aus. Wem es nach mehr dürstet oder er bisher noch gar keinen Kontakt mit den beiden Spielen hatte, holt sich natürlich direkt die Ultra-Versionen.“

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Gepostet von am 01.01.2018 | Keine Kommentare

Okay, ich gebe es zu: Ich habe Xenoblade Chronicles für Nintendo Wii nicht gespielt. Ein Fauxpas, ich weiß. Ebenso habe ich das Remake, das später für den New 3DS erschienen ist, bisher nicht angerührt. Mein erster Kontakt mit der Serie war vor zwei Jahren, zum Release von Xenoblade Chronicles X für die Wii U, und ich hatte mich sogar schon sehr gefreut. Alleine die Mecha-Komponente wäre ja eigentlich voll mein Ding gewesen. Leider hatte mich das Spiel auf meinem Weg zur ersten Kampfmaschine (die man nach rund 10-20 Stunden Spielzeit bekommt) verloren. Es war mir einfach alles zu langatmig. Aus diesem Grund stand ich Xenoblade Chronicles 2 lange Zeit skeptisch gegenüber und habe wirklich mit mir gehadert, ob ich mich am neuen J-RPG von Monolith und Nintendo versuchen sollte. Zum Glück tat ich es!

Ehrlich gesagt habe ich keinen Schimmer, in welchem Zusammenhang die Spiele zueinander stehen. Die Xeno-Serie besteht ja schon ein paar Jahre (»Xenogears« erschien 1998 noch für die PlayStation) und viele Teile sind hierzulande gar nicht veröffentlicht worden. In Xenoblade Chronicles 2 zumindest übernehmen wir, anders als im Vorgänger „X“, die Kontrolle über den Jungen „Rex“, der sich als Bergungstaucher zusammen mit einem großen Drachen, auf dem er auch wohnt, ein karges Auskommen sichert. Sein Weggefährte ist ein sogenannter Titan, von denen es nur noch wenige auf der Welt gibt. Dieser Umstand ist gleichzeitig auch der Kern der Handlung, denn umringt vom großen Wolkenmeer, sind die Titanen der einzige Lebensraum, der den Bewohnern von Alrest (so heißt die Spielwelt) geblieben ist. Das Aussterben der Giganten bedroht daher das Leben in der Welt von Xenoblade Chronicles 2.

Nach einem kurzen Tutorial, das mit brillantem Showdown die eigentlich Story einleitet, mache ich mich zusammen mit der Klinge „Pyra“ auf die Suche nach dem legendären „Elysium“ – einer Art Paradies über dem Weltenbaum, der im Zentrum des Wolkenmeeres steht. Um diese Reise strickt sich eine gut inszenierte Story, die so manche Wendung bereithält und mit vielen Charakteren aufwartet. Die komplett in Ingame-Grafik gehaltenen Zwischensequenzen sind ein Fest für Anime-Fans, denn die Entwickler haben nicht an den nötigen Effektgewittern gespart.

Die so genannten Klingen übernehmen einen weiteren wichtigen Aspekt des Gameplays. Sie sind eine Mischung aus Begleiter und Waffe, mit der ich gegen Feinde ins Feld ziehe. Pyra zum Beispiel ist sehr mächtig und steht euch aus Story-Gründen immer zur Seite. Neben ihr gibt es aber noch viele andere, darunter auch sehr seltene, Klingen, die gleichzeitig euren Spieltyp beeinflussen. Grob gesagt unterscheidet die Klinge ob ihr Tank seid, viel Schaden austeilt oder eher eure Gruppe mit Heilung unterstützt.

Wo „X“ mich noch als Entdecker in eine unbekannte Welt schickte, mir gefühlt 200 Skills an die Hand gab und ich permanent vom Umfang der Spielwelt erschlagen war, geht es Chronicles 2 deutlich ruhiger an. Ich lerne alles von der Pike auf. Nur was ich gerade brauche oder neu entdecke wird mir direkt ausgiebig erklärt – der Rest folgt dann später. Das hat zur Folge, dass ich mich in die riesengroße Spielwelt und vor allem in das ausufernde Kampfsystem viel besser einarbeiten kann. Gerade die Kämpfe sind nämlich gar nicht mal so simpel. Anfangs noch eher ruhig und fast schon zu langsam, werden sie im Laufe der rund 60 bis 80 Stunden Spielzeit immer größer und schwerer. Das genaue Timing meiner Skills sowie gute Vorbereitung sind hier der Schlüssel zum Erfolg.

Ebenso wie schon im Vorgänger ist die Welt von Alrest riesig und lädt zum Erkunden ein. Jeder Titan bietet dabei sein eigenes Biom. Ob weite Graslandschaften, sanfte Hügel, tiefe Dschungel oder heiße, kluftige Felsen: Die Titanen sind riesig und dynamisch, beherbergen unterschiedliches Leben und belohnen ausdauernde Sucher mit vielerlei geheimen Orten. Dabei punkten die Welten vor allem mit ihrem nicht-linearen Aufbau: Direkt nach dem Tutorial begegnen mir Lebewesen, deren Level meines bei weitem übersteigt. Mit etwas Glück sind sie friedfertig, andernfalls nehme ich lieber die Beine in die Hand oder segne das Zeitliche. Ich liebe so etwas ehrlich gesagt sehr. Dieses Gefühl, dass ich noch mal zurückkehren muss, um zuvor nicht erforschte Bereiche endlich in Angriff nehmen zu können.

Obwohl Nintendos Hybrid nicht mit der Power der PlayStation 4 Pro oder der Xbox One X mithalten kann, präsentiert Monolith eine wirklich eindrucksvolle Grafik – mit vielen Details, einer lebendigen Umgebung und satten Farben. Der Wechsel hin zum Anime-Stil tat dem Spiel sehr gut und macht schon beim Zuschauen Spaß. Ebenso freut es das Fan-Herz, dass neben der englischen Tonspur auch die japanische (nach kostenlosem Download) zur Verfügung steht. Das passt einfach besser ins Bild. Nur bei der Auflösung muss ich meckern: 720p im Heimkonsolen-Modus, kein HD für unterwegs. Die Kollegen von Digital Foundry haben herausgefunden, dass das Spiel mobil teilweise nur mit 342p läuft. Bestenfalls kommt es mit maximal 552p trotzdem noch nicht mal in HD-Reichweite. Ein guter Schärfefilter macht zwar vieles wett, aber die enorme Größe der Spielwelt zeigt, dass hier entweder Grenzen erreicht oder noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft wurden. So oder so bietet Chronicles 2, von technischer Seite aus, das aktuell wohl schwächste Unterwegs-Erlebnis.

Obgleich seiner Echtzeit-Kämpfe sieht sich Chronicles 2 aber als standfestes J-RPG und das muss dem Spieler auch bewusst sein. Viele Dialoge, manchmal träger Story-Fortschritt und ein Übermaß an – oft simplen – Quests sind ebenso Teil des Ganzen, wie die schön inszenierte Haupthandlung und die vielen coolen Charaktere. Ein gewisser Hang zum Japanischen ist aber eine deutliche Voraussetzung für das Spiel. Immerhin braucht man die Vorgänger nicht gespielt zu haben, um von Anfang an voll in Xenoblade Chronicles 2 einzusteigen.

„Xenoblade Chronicles 2 erreicht mit Leichtigkeit den Titel „Bestes J-RPG 2017″ und verzaubert seine Spieler mit einer wunderschönen Spielwelt, vielen interessanten Charakteren und einer spannenden Handlung. Aber nicht nur die ausgefallenen Kämpfe, sondern auch das Erkunden der einzelnen Titanen oder die Jagd nach den besten Klingen, machen einen großen Anteil des Spielgefühls aus.“

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Gepostet von am 01.01.2018 | Keine Kommentare

Wer vor 14 Jahren bereits einen Game Boy Advance besaß, für den wird »Mario und Luigi: Superstar Saga« kein neuer Titel sein. Doch das Remake des ersten „Mario und Luigi“-Spiels kommt nicht allein, es hat den Spielmodus „Schergen-Saga: Findet Bowser!“ mit dabei.  

Für alle, die das Spiel bereits kennen ist vor allem eines augenfällig: die Grafik hat sich enorm verändert. War das Original von 2003 noch eher flach, dürfen Mario und Luigi jetzt in runder 3D-Optik durch das Bohnenland ziehen. Warum Bohnenland? Nun fangen wir nochmal von vorn an:

Im Schloss des Pilzkönigreiches empfängt Prinzessin Peach einen Botschafter aus dem Bohnenland, der sich ziemlich schnell als böse Schurkin Lugmilla, mit ihrem Helferlein Krankfried, herausstellt, die der Prinzessin die Stimme stehlen und durch explodierende Symbole ersetzen. Sofort wird Mario zu Hilfe geholt, der durch einen kleinen Unfall Luigi direkt mit im Schlepptau hat – im wahrsten Sinne des Wortes. Unterstützt durch Bowser, der nun um der Stabilität seine Festung fürchtet, fliegen wir zur Verfolgung der üblen Schurken los. Allerdings stürzt unser fliegendes Vehikel ab und wir landen direkt im Bohnenland – beziehungsweise an dessen Grenze. Hier treffen wir auch auf die ersten Gegner, die wir in rundenbasierten Kämpfen erledigen. Dabei setzen wir natürlich hauptsächlich Sprünge, und später auch Hämmer, ein.

Da es sich hier nicht um ein Jump’n Run, sondern ein Rollenspiel handelt, prügeln wir uns natürlich nicht nur mit Gegner herum. Hin und wieder kitzelt auch ein Rätsel an unseren Hirnzellen, wobei es hier nicht wirklich ernsthaft schwer wird. Mehr als unsere Denkmuskulatur müssen dafür unsere Lachmuskeln anstrengen. Ob mit witzigen Dialogen oder ins Absurde gehenden Rätsellösungen; wenn wir zum Beispiel Mario zu einem Wasserballon aufblähen und mit einem kräftigen Sprung von Luigi entleeren müssen. Vor allem aber Marios Berühmtheit beziehungsweise Luigis Mangel an ebenjener sorgen in Gesprächen mit den Einwohnern immer wieder für Schmunzler oder kleine Lacher.

Ebenfalls Rollenspieltypisch müssen wir uns auch um unsere Ausrüstung kümmern. Natürlich finden Mario und Luigi weder Zauberstäbe noch Plattenrüstungen. Dafür verbessern wir unsere Werte mit Latzhosen und Orden.

Beim anfänglichen Absturz unseres Flugvehikels haben sich allerdings nicht nur Mario und Luigi ein paar blaue Flecken zugezogen. Auch der Inhalt des Schiffes, in Form von Bowser, den Koopalingen und den an Board befindlichen Schergen, hat sich über das Bohnenland verteilt. Hier kommen wir zum Kernthema unseres Tests, dem Zusatzmodus „Bowsers Schergen“.

Als kleiner Gumba erwachen wir irgendwo im Bohnenland, ohne Orientierung und ohne Führung. Nachdem wir auf ein paar andere Gumbas treffen, werden wir mal eben zum Kommandanten erklärt – denn unsere Artgenossen haben darauf keine Lust. So ziehen wir los und rekrutieren nach und nach weitere Schergen und sogar Koopalinge, um Bowser zu retten. Die Kämpfe funktionieren hierbei nach dem Schere-Stein-Papier-Prinzip. Leider können wir als Spieler nicht allzu sehr in eben diese eingreifen. Vor dem Gefecht bekommen wir auf der Oberweltkarte angezeigt, welche Gegner uns erwarten – damit können wir unsere Kampftruppe so effektiv wie möglich gestalten.

Sind wir dann im Kampf, bleiben uns nicht mehr, außer ein paar Stör- oder Unterstüzungsaktionen, um ins Geschehen einzugreifen. Die Story gestaltet sich sehr witzig, da wir auch immer wieder auf Figuren aus dem Hauptspiel treffen und unter den Schergen natürlich nicht immer Einigkeit herrscht, aber auch sehr linear. Der Ablauf ist dabei immer gleich: In den verschiedenen Abschnitten Müssen nacheinander alle Schlachten bestritten werden, um weiterziehen zu können. Als Scherge auf die Suche nach Bowser zu gehen, ist zwar allemal ein witziger Zeitvertreib, wenn man grad eine Pause von der Geschwisterliebe zwischen Mario und Luigi braucht, als eigenständiges Spiel wäre das allerdings leider zu wenig. 

»Mario und Luigi Superstar Saga« ist eine Freude für Fans von Mario Rollenspielen. Egal, ob ihr den Urvater der Mario-und-Luigi-Reihe zum ersten Mal in den Händen haltet oder nur euren Game Boy Advance verlegt habt, ihr werdet mit diesem witzigen Rollenspiel auf jeden Fall euren Spaß haben. Bis auf die stark modernisierte Grafik werden sich Veteranen hier direkt heimisch fühlen. Der Zusatzmodus »Schergensaga – findet Bowser« ist eine schöne Ergänzung, um das Spiel aus Sicht der Gegner zu erleben.

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Gepostet von am 23.10.2017 | Keine Kommentare

Mit „Layton’s Mystery Journey: Katrielle und die Verschwörung der Millionäre“ erfreut Level-5 in diesem Herbst Freunde der Layton- Spiele nach langer Zeit mit einem neuen Titel. Wie der Name schon verrät, werden wir allerdings diesmal ohne den guten Professor und seinen treuen Lehrling Luke auskommen müssen. Damit es aber in der Familie bleibt, begleiten wir seine Tochter Katrielle bei der Eröffnung ihres eigenen Detektivbüros. Allein muss die Gute trotzdem nicht ermitteln, denn ihr Assistent Ernest, der mit seiner Verliebtheit in Katrielle für etwas Romantik sorgt, und der sprechende Hund Sherl (O.C. Khomes), der am Anfang des Spiels mit Gedächtnisverlust in unsere Detektei kommt, stehen unserer Protagonistin zur Seite. Auch alte Bekannte sind wieder dabei, so treffen wir zum Beispiel wieder auf Schnurrbert, der uns zuverlässig mit Rätseln versorgt und auch Oma Enygma ist in einer kleinen Nebenrolle dabei.

Anders als ihr Vater, der streng Logik und Zusammenhängen folgt, hört Katrielle gern auf Bauchgefühl und Instinkt. Auf diese Weise löst sie ihre Fälle auf manchmal überraschenden Wegen, zum Beispiel indem sie in eine Konditorei einkehrt, statt sich auf die Lösung des Falles zu konzentrieren. Leider folgen auch einige Rätsel diesem Prinzip, sodass manche Lösungen einen beinahe an Fangfragen erinnern oder so simpel sind, dass man sie gar nicht in Betracht zieht. Beispiel gefällig? Wieviele Stellen einer Uhr muss man berühren, um die Zeiger auf Mitternacht zu bringen? Die Antwort lautet: Keinen, denn das macht die Uhr von allein (keine Sorge, dies ist eines der ersten Rätsel). Natürlich warten auch die üblichen Puzzle, Labyrinthe, Matherätsel und logischen Kopfnüsse auf uns.

Bei der Steuerung setzt Level- 5 weiterhin auf die Bewegung mittels Stylus. So erkunden wir mittels des Touchscreens die Umgebung und bewegen uns, indem wir Pfeile auf der Berührungsempfindlichen Hälfte des 3DS berühren.

Auch bei der Erzählweise hat sich nicht viel geändert. In jeder Szene gibt es lange Dialoge die an wichtigen Stellen auch Deutsch vertont sind, ebenso wie die Zwischensequenzen im Anime-Stil. Die Filmsequenzen halten sich aber leider in Grenzen, sodass es vor allem viel zu lesen gibt. Aber die langen Dialoge lohnen sich, denn sie geben der Geschichte sowie den Charakteren Tiefe und lockern die Story auf. Vor allem Sherls sarkastische bis zynische Zwischenrufe lassen den Spieler des Öfteren schmunzeln oder auch lachen, da der Gute nicht von allen Menschen verstanden werden kann, nimmt er auch kein Blatt vor den Mund beziehungsweise die Hundeschnauze.

Eine umfassende Story gibt es allerdings nicht. Das Spiel unterteilt sich in 12 Kapitel, die je einem Fall entsprechen. Die Geschichten sind alle spannend und unterhaltsam, auch wenn der Täter hier und da recht schnell offensichtlich wird. Jedoch bleibt ein großes umfassendes Mysterium, wie wir es aus dem Abenteuern von Katriell’s Vater gewohnt sind, aus. 

Im bekannten Koffer erwarten uns diesmal drei Minispiele. Zum einen müssen wir ausgewählten Charakteren ein vier-Gänge-Menü kredenzen, oder im nächsten Spiel einkaufsfreudige Kunden so durch unseren Laden zu lotsen, dass sie möglichst alles kaufen. Im dritten Spiel müsst ihr Sherl helfen, den Ausgang aus dem Hundezwinger zu finden. Auch neue Kleider für Katrielle und Einrichtung für das Detektivbüro lassen sich im Koffer freischalten, wenn ihr die entsprechenden Münzen gefunden beziehungsweise erhalten habt.

„Layton’s Mystery Journey: Katrielle und die Verschwörung der Millionäre“ ist trotz der Abwesenheit des Professors ein gelungenes Rätselabenteuer, in Familientradition fortgesetzt von Katrielle – wenn auch nicht als Professorin, so doch als begeisterte Detektivin. Spieler ohne Interesse an langen und witzigen Dialogen sind hier natürlich nicht so gut aufgehoben, denn wer das Spiel voll-umfänglich genießen will, kommt um viel Lesearbeit nicht herum. Wer allerdings den Stil der Reihe mag, gern Rätsel löst, sich von den manchmal schwer durchschaubaren Aufgaben nicht in die Flucht schlagen lässt und gern in in eine Geschichte eintaucht, die London zu einer schönen Kleinstadt immer Wiederkehrender Freunde macht, ist hier genau richtig.

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Gepostet von am 15.10.2017 | Keine Kommentare