Fansubben wie ein Vorgesetzter
Teil 2: Timing
Nachdem naich euch in der letzten Ausgabe bereits erklärt hat, wie ihr einen Anime aus der Originalsprache (Englisch) in die Zielsprache (Germanisch) übersetzt, kommt hier nun der Leitfaden für die Timer eurer Gruppe.
Als Timer trägt man große Verantwortung, denn man ist die Person, die nach der Übersetzung zum ersten Mal das Script anfasst und es zusammen mit Videomaterial bearbeitet. Ein einziger Fehltritt kann böse Konsequenzen nach sich ziehen:
Aber woher soll das Videomaterial kommen? Vom Encoder? Ach was, viel zu umständlich! Würdet ihr erst darauf warten, dass der Encoder sich dazu bequemt, eine Raw rauszusuchen, haben schon zehn andere Gruppen vor euch die Folge releast, was eure Gruppe weitgehend wertlos machen würde. Ihr wollt als erste Gruppe releasen, was bedeutet, dass der Timer entscheidet, welche Raw verwendet wird!
Da du Timer bist, ist es nicht deine Aufgabe, nach einer qualitativ möglichst hochwertigen Raw zu suchen, du nimmst einfach die Erstbeste, die meisten Leecher merken den Unterschied ohnehin nicht (und sollte sich doch jemand über die Qualität beschweren, macht ihr es wie jede anständige Gruppe und löscht seinen Kommentar und/oder bannt ihn aus dem IRC-Channel). Gehe folgendermaßen vor:
1. Öffne deinen Browser.
2. Gib „nyaa.eu“ in die Adresszeile ein.
3. Gib in die Suchmaske den Titel des Anime sowie die Episodennummer ein, z.B. „dakara boku wa h ga dekinai 02“.
Das Ergebnis sieht dann in etwa so aus:
Um möglichst schnell an die Raw ranzukommen, sollten ausreichend Seeder vorhanden sein (mind. 10). In dem Fall haben wir Glück, bereits beim ersten Suchergebnis seeden 17 Leute. Also: Torrentclient anwerfen und ab geht’s! (Solltet ihr dennoch auf Qualität wert legen, dann sortiert die Suchergebnisse einfach nach „Size“. Denn jedes Kind weiß: Je größer die Datei, desto besser die Bildqualität! In dem Fall würde das an unserem Ergebnis nichts ändern, denn Tekerurrdurr hat bei dieser Folge auch die größte Datei, also die beste Qualität. Die Spanier wissen halt, wie der Hase läuft.)
Wenn ihr die Raw geladen habt, dann ladet ihr zuerst einmal das Script vom Übersetzer in Aegisub und anschließend die Raw über Video > Öffne Video sowie deren Audiospur über Audio > Öffne Audio von Video. Da im Script nun noch das Timing der Engsub-Gruppe drin ist, müsst ihr es evtl. noch auf die Raw anpassen, falls die Sponsorenads nicht entfernt wurden. Markiert dazu einfach den Teil nach den Sponsorenads, geht auf Timing > Timing verschieben, gebt 240 Frames Forward an und ab geht’s. Sponsorenads sind in der Regel 240 Frames lang, Abweichungen kann es natürlich geben, aber drauf geschissen, das fällt sowieso niemandem auf.
Optionale Masteraufgabe: Echte Timing-Profis orientieren sich an Industriestandards. Deshalb solltet ihr zwischen allen aneinandergrenzenden Zeilen eine Lücke bestehend aus genau 2 Frames lassen. Das ist aber sehr zeitaufwendig und nur absolut qualitätsorientierten Ubertimern zu empfehlen.
Damit wäre das Timing auch schon abgeschlossen. Wenn ihr Pech habt, enthält eure Raw noch ausländische Untertitel als Hardsub. Aber auch das ist kein Problem, denn das ASS-Format bietet auch dafür eine Lösung: Geht auf Subtitle > Styling-Manager und setzt bei jedem Style einen Haken bei „Opaque box“. Das sieht dann am Ende so aus:
Perfekt! Das Timing ist abgeschlossen, also ab mit dem Script zum Editor und ihr habt euch jetzt nach dieser Tortur erst mal eine Pause verdient.
Gepostet von Gebbi am 19.07.2012 | 34 Kommentare
Fansubben wie ein Vorgesetzter
Teil 1: Trans
Viele von euch haben sich sicher schon mal gefragt: Was tut der kleine naich eigentlich immer, wenn er sagt, er würde einen Anime transen? Die richtige Antwort lautet: prokrastinieren. Wenn er aber mal wirklich einen produktiven Tag hat und tatsächlich an einem Anime arbeitet, dann transt er meistens. Transen ist so ein blödes Wort, das sich irgendwelche deutschen Fansubber mal ausgedacht haben, um kuhl zu wirken, und haben das englische „translate“ (also „übersetzen“) germanisiert. Das ist der Hauptberuf vom kleinen naich bei NanaOne, und hier zeig ich euch mal, wie er das eigentlich macht.
So manche Mitglieder bei NanaOne, die sich ebenfalls Transer schimpfen, verwenden zum Übersetzen eines Anime eine recht billig zusammengekleisterte Softwarelösung für die Untertitelerstellung, genannt „Aegisub“. Naich, ein echter Kerl, wie er ist, schreibt seine Fansubs natürlich nur in einem Hexeditor, aber da mich mein nicht vorhandener Verlag dazu zwingt, dieses Tutorial auf Basis von Aeigsub aufzubauen, bleibt mir nichts anderes übrig. Runterladen kann man das Programm hier.
Nach der Installation von Aegisub wären wir eigentlich schon mit allen Vorbereitungen fertig! Nun, eigentlich, denn uns fehlt natürlich noch etwas Essentielles beim Erstellen eines Untertitels für einen Anime, und das ist natürlich der Anime selbst!
Die Auswahl eines Anime ist aber nicht so schwer. Grundsätzlich eignet sich jeder Anime, aber besonders für Anfänger sind Serien mit kurzen Dialogen und einfacher Sprache (zB: Bakemonogatari, Katanagatari) am besten. Wichtig ist auf jeden Fall, dass man den Anime nicht sehr gerne mag, denn beim Übersetzen kommt dann immer die meiste Freude auf!
Nun kommt schon die nächste Frage auf uns zu: Von welcher englischen Subgruppe holen wir uns die Vorlage, von der wir übersetzen können? Nun, allgemein sind natürlich Gruppen wie Hadena besonders zu empfehlen, aber als Nachschlagewerk für Fansubgruppen bietet sich auch MyAnimeList an, die ausnahmslos alle Fansubgruppen zu jedem Anime gelistet und bewertet hat. Als Beispiel soll uns aber mal die aktuelle Serie Muv-Luv Alternative: Total Eclipse dienen, bei dessen Folge 1 Hadena besonders gute Arbeit geleistet hat. Wir navigieren also auf die Internetseite www.hadena-subs.com …
… und suchen uns dort in der „Search Site“-Box die erste Folge von Muv-Luv heraus. Ist die Folge dann heruntergeladen, können wir uns ans Werk machen!
Gut, starten wir zuerst mal unser geliebtes Agisub. Bevor wir uns nach dem Ladevorgang aber von den kompliziert aussehenden Buttons und Schiebereglern abschrecken lassen, tun wir gleich mal drei Dinge:
1) Geht auf Datei | Öffnen und sucht euch die Datei, die ihr gerade von der Hadena-Homepage herutergeladen habt. Wenn ihr nach dem Ladevorgang gefragt werdet, ob ihr die asozialen Dateien laden wollt, klickt auf „Nein“.
2) Klickt jetzt auf Video | Öffne Video und sucht euch dieselbe Datei heraus, um nachher eine schöne Videovorschau zu bekommen.
3) Schließlich müssen wir noch unseren Sound einschalten! Geht dazu auf Audio | Öffne Audio von Video und wartet wieder einige Sekunden.
Jetzt müsste Aigsup ungefähr so aussehen:
Scrollen wir mal ein bisschen im Skript herum! Die ersten 33 Zeilen sind Zeilen, die als Hinweise für das Typesetting gelten. Diese Zeilen kann und sollte man auch ignorieren, denn was geht den Übersetzer schließlich die Übersetzung von Types an?
Bis Zeile 91 sehen wir tatsächlich in den Sub eingebaute Types, aber auch diese lassen wir links liegen, immerhin sind wir Übersetzer und keine Typer. Wir machen uns jetzt an die Übersetzung von gesprochenen Texten ran, beginnend mit Zeile 92!
Uh, was sehen wir denn da direkt bei Zeile 92? Da hat Hadena doch tatsächlich die Jahreszahl unübersetzt lassen! Da wir hier aber deutschsprachige Subs und keine Untertitel für Algebragenies erstellen wollen, ändern wir diese Todsünde schleunigst um in „Neuntzehnhunndertsechsundsibzig„. Tja, damit sind wir aber noch nicht fertig! Unsere scharfen Augen und ausgereiften Japanischkenntnisse teilen uns mit, dass in dem Bild noch mehr steht, als nur die Jahreszahl, nämlich das chinesische Zeichen für „Jahr„! Wenn wir vor dem Wort „Neuhnzehnhunderdsecksunsiebsig“ noch ein „Jahr“ davorschreiben, ist die Zeile bereits fertig!
Uh, die nächsten beiden Zeilen ergeben ja schon einen echten Satz!
„Mankind made first contact with an extraterrestrial life form that we had earlier identified on Mars.“
Es wird wohl Zeit, euch den tollen Google Übersetzer vorzustellen. Glaubt mir, es gibt keine bessere Methode, einen Anime zu übersetzen, als den Google Übersetzer zu benutzen, auch wenn der manchmal so seine Macken hat, aber zu denen kommen wir später noch.Geben wir nun diesen komplizierten englischen Satz in den Google Übersetzer ein und übersetzen ihn auf Deutsch, kommt Folgendes raus:
„Die Menschheit hat ersten Kontakt mit einer außerirdischen Lebensform, die wir früher auf dem Mars identifiziert hatten.“
Das ist schon eine nette Übersetzung, allerding sind es Kleinigkeiten, die diesen Satz nicht Fansub-konform machen. Hier eine kurze Liste von Problemen, die wir beseitigen müssen:
- Google Übersetzer hat den Artikel „Die“ an den Anfang des Satzes gestellt. Das ist nicht originalgetreu, darum gehört er weg.
- „Made“ übersetzt man nicht mit „hat„, daher muss es „machte“ heißen.
- „Außerirdisch“ entspricht nicht den Fremdwortstandards von Hadena und unseren hohen Ansprüchen, daher ändern wir es auf „extraterrestrisch„.
- „Life form“ ist im englischen Original klar auseinandergeschrieben, während der Google Übersetzer dieses Wort zusammengesetzt hat. Das ist natürlich ein Fehler, es muss „Lebens Form“ heißen.
- Das „hatten“ und „identifiziert“ wurde aus irgendeinem Grund an das Ende des Satzes gestellt. Natürlich ist „die wir hatten früher identifiziert“ korrekt.
- Der Mars als Planet ist viel zu langweilig für unseren hochwertigen Sub. Ändern wir es um in „Beteigeuze„.
- Schlussendlich ist dieser Satz noch nicht japanophil genug, darum geben wir noch ein ansprechendes Suffix hinzu. In unserem Fall wäre „~nyaa (=^・ェ・^=) 仲良し(*・∀・)/♡\(・∀・*)だよ“ sehr passend.
Damit wäre unser Endergebnis:
„Menschheit machte ersten Kontak mit einer extraterrestrischen Lebens Form, die wir hatten früher identifiziert auf Beteigeuze ~nyaa (=^・ェ・^=) 仲良し(*・∀・)/♡\(・∀・*)だよ.“
Wundervoll! Dieser Vorgang wird jetzt wiederholt, bis wir bei der letzten Zeile angekommen sind, und schon haben wir eine perfekte Übersetzung!
Hier noch ein paar allgemeine Tipps für alle, die sich mal stolz „Transer“ nennen wollen:
- Man kann nie zu viele unübersetzte Worte in einem Sub haben! Wenn der Satz heißen würde „Ich liebe dich“, was hält euch dann davon ab, einfach „Suzuki-san wa Toyota-kun no koto ga suki desu“ zu schreiben?
- Euch gefällt eine Anrede nicht? Kein Problem! So wird aus Honda-san gleich mal ein Honda-kun oder ein Honda-onii-kun-dono-sama, sogar ein Honda-hurf-käse-dampfschiff ist möglich! Das ist wahre freie Übersetzung!
- Nicht vergessen: Ihr seid stets schlauer als der undankbare Leecher, der sich euer Release ansieht. Macht regelmäßig zu verwirrend klingenden Begriffen Notizen (zB: „Schon gewusst? Suzuki ist nicht nur der Name dieses Mädchens, es ist auch eine Automarke!“) und gebt sie eurem Typer, der sich dann darum kümmert.
- Niemals den Humor verlieren! Ihr könnt jederzeit eine Zeile dazwischenfügen und eure Leecher etwas ärgern, indem ihr sie mit Peniswitzen überhäuft und mit schlimmen Beleidigungen beschimpft. Eure Leecher werden euch lieben!
- Ihr könnt auch eurem Timer einen lustigen Streich spielen, indem ihr die Zeilen wahllos durcheinanderwürfelt! So muss er sie wieder manuell zusammensetzen und hat wahre Freude bei der Arbeit!
- Seid kreativ mit euren Begriffen! Warum „Rot“ schreiben, wenn euch die Farbe „Blau“ viel besser gefällt? Wieso einen Anime in Amerika spielen lassen, wenn doch Japan das tollste Land auf Erden ist? Und warum muss der Hauptcharakter ein einfacher Soldat sein, wenn er doch auch als Laser-Roboter-Ubermensch seine Gegner vernichten kann? Die Handlung muss keinen Sinn ergeben, nur die Übersetzung zählt!
Am Ende speichern wir noch unser Dokument via Datei | Speichere Untertitel und geben die Datei direkt unserem Timer weiter.
Herzlichen Glückwunsch, ihr habt soeben erfolgreich und gut getranst!
Gepostet von naich am 18.07.2012 | 30 Kommentare
Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte
Kapitel 27-
Kanji-Tastatur für Arme
Wer nicht genug Geld, Platz und/oder Geduld hat, sich so eine wundervolle Tastatur anzueignen, für den dürfte die altbekannte Sprachschema-Leiste ein Segen sein. Wer bereits ein japanisches Tastaturlayout auf seinem Windows-PC installiert hat, darf sich freuen, alle anderen müssen sich in die Ecke stellen und schämen, und danach die folgenden Schritte ausführen. (Ja, ich bin so dreist und gehe mal davon aus, dass ihr alle Windows Vista oder höher auf euren Rechnern habt. Für Linux und Mac gibt’s keinen Support von mir. Für Linux müsstet ihr nämlich für den Installationsprozess den Kernel 17 Male neu kompilieren und für Mac ein Update um 19,99$ bezahlen, aber so reich bin ich nicht.)
Vista / Win7-Benutzer gehen in der Systemsteuerung auf „Region und Sprache“. Unter dem Reiter „Tastaturen und Sprachen“ muss auf „Tastaturen ändern…“ geklickt werden. Im neuen Fenster wählt man dann „Hinzufügen“. Nun muss Japanisch herausgesucht werden und ein Haken bei Microsoft IME gemacht werden. Die restlichen Fenster sind noch mit OK zu bestätigen.
Nach diesen Vorbereitungen geht’s ans Testen. Am besten wird da ein einfacher Texteditor geöffnet (Editor, Notepad++, Wasweißichwriter). Das ist nötig, denn die Eingabemethode von Windows ist immer auf ein einzelnes Programm gerichtet, also sobald der Texteditor geschlossen wird oder einfach nur gerade keinen Fokus hat, stellt sich das Betriebssystem wieder auf das ursprüngliche Layout um. Nach dem Öffnen des Programms sollte auf magische Weise ein DE-Symbol in der Taskleiste (irgendwo unten, links neben der Windows-Uhr) erscheinen. Klickt darauf und wählt „Sprachleiste Wiederherstellen“ bzw. „Sprachleiste Anzeigen“ aus. Die Sprachschema-Leiste sollte jetzt irgendwo am oberen Bildschirmrand angezeigt werden. Mit ihr wählt ihr statt DE – Deutsch JP – Japanisch aus. Und huch – plötzlich verwandelt sich der ganze PC in einen Japaner und begrüßt dich aus den Lautsprechern mit einem lauten Konnichi wa!
Nein, tut er nicht, aber die Leiste hat jetzt ein paar neue Buttons bekommen.

Als Alternative gibt’s auch noch „Half-width Katakana“, also nur halb so breite Katakana-Zeichen, und „Full-width Alphanumeric“, also lateinische Buchstaben und Zahlen mit voller Breite. Denn Sinn soll sich jeder selbst suchen.
Nehmen wir mal an, wir wollen das Wort hiyashiame (ein süßer, kalter Tee aus Japan) schreiben. Das hiyashiame, das wir meinen, schreibt man 冷やし飴 (wörtlich: Kaltes Bonbon. Welcher Idiot denkt sich überhaupt solche Bezeichnungen aus?).
Hm, wenn man hiyashiame wirklich Buchstabe für Buchstabe eingibt und danach die Leertaste drückt, erscheint 日差し飴. Das ist definitiv die falsche Schreibung, also drücken wir die Leertaste und schauen uns mit den Pfeiltasten um.

Und jetzt?
Gut, wenn man also bei erneuter Eingabe die Tasten für Y und Z vertauscht, dürfte es klappen und der PC müsste nach dem Druck der Leertaste 冷やし雨 vorschlagen. Das ist fast richtig, nur ame steht nicht als „Bonbon“ sondern als „Regen“ da. Gut, das heißt, wir müssen das Zeichen markieren und dann ein anderes Kanji auswählen. Momentan ist hiyashi fett unterstrichen, also drücken wir einmal die Pfeiltaste nach rechts und lassen den fetten Strich zum ame rüberwandern. Jetzt müssen wir noch einmal die Leertaste drücken und uns erscheint wieder die Liste zum Auswählen des Kanji. Bei mir ist das richtige Kanji direkt an zweiter Stelle, also schon direkt ausgewählt. Wäre es an einer anderen Stelle, müsste ich mit den Pfeiltasten nach oben und nach unten dorthin navigieren. Haben wir das richtige Kanji ausgewählt, dann ist das Wort komplett richtig geschrieben und wir können Enter drücken, um das Schreibung-auswählen zu beenden.
Ein kleiner Hinweis noch: Das Chouon (ー), das man manchmal bei Vokalverlängerungen bei Katakana braucht (zB bei Koohii (コーヒー), kann auf einer westlichen Tastatur mit der Fragezeichen-Taste eingegeben werden.
Manchmal wollen wir aber gar keine Konvertierung in Kanji haben. ばか (baka) zum Beispiel besitzt auch eine Kanji-Schreibung (馬鹿), die aber niemand benutzt, weil es kaum Homonyme für baka gibt und eine Kanji-Schreibung wenig Sinn haben würde. Dazu können wir entweder das Wort buchstabieren und sofort Enter drücken (also nicht vorher die Leertaste drücken), oder wir wählen beim dritten Button der Sprachschema-Leiste (dem uber-kompliziert ausschauenden Kanji) „No Conversion“ aus. Dann wird nichts in Kanji konvertiert und alles bleibt in Kana-Schreibung. Als Alternative kann die Konvertierung auch für Namen („Bias for names“) oder Umgangssprache („Bias for speech“) optimiert werden, aber das sind dann Kleinigkeiten.
Windoof ist oft gar nicht so doof wie man glaubt, denn immerhin haben die Japanischkenner unter den Microsoftlern ein Programm entwickelt, das aus einer Kanji-Zeichnung das Kanji in Textform erkennen kann. Klickt man auf den Button, erscheint wie aus dem Nichts ein neues Fenster.
Will man Kanji zeichnen, sind eigentlich nur die vier Buttons wichtig:
Recog | Ein Klick darauf lässt das IME-Pad die Kanji automatisch erkennen. Sollte immer aktiviert sein! |
Revert | Das ist der allseits bekannte Rückgängig-Knopf. Immer und überall wichtig. |
Clear | Löscht die Zeichenfläche und alle Ergebnisse. |
Toggle | Wechselt zwischen der normalen Ansicht und der speziellen Ansicht, die einige Details zu erkannten Kanji anzeigt. |
Wenn ein Kanji gefunden wurde, braucht man nur mehr darauf zu klicken und das Zeichen erscheint im Texteditor.
Alle, die jetzt enttäuscht sind, dass das Kapitel keine Computerprogramme verrät, die aus Bildern automatisch japanische Zeichen erkennen, sollten aber den Kopf nicht hängen lassen – Texterkennungsprogramme („OCR“) für asiatische Zeichensätze gibt es, aber die kommen irgendwann später mal dran.
Der letzte Button, der blaue Kreis mit dem weißen Fragezeichen drin, ist die Hilfefunktion. Langweilig.
Danach gibt es noch zwei kleine Schrift-Buttons, die vielleicht nicht nützlich, aber interessant sein könnten. „CAPS“ ist eine Softwarelösung für das Aktivieren und Deaktivieren der Capslock-Taste (diesem LÄSTIGEN DING über der linken Shift-Taste). Die deutsprachige Softwarelokalisierung von Microsoft hat die Taste auch so schön/hässlich mit „Feststelltaste“ übersetzt. Wie gesagt, der Button ist nicht nützlich, aber vielleicht interessant.
Der Schrift-Button darunter mit Namen „KANA“ ist für diejenigen, die sich in der Zukunft vielleicht einmal eine echte japanische Kana-Tastatur anschaffen wollen, bestimmt sogar sehr nützlich. Es teilt jedem Buchstaben auf der Tastatur genau ein Kana zu. So kann man mit einem einzigen Tastendruck gleich ein ganzes Kana schreiben und muss es nicht in Rōmaji ausformulieren.
Gepostet von naich am 15.07.2012 | 15 Kommentare
Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte
Kapitel 26-
Ahrten fon Werbehn
Gehen wir doch mal ein bisschen näher auf dieses seltsame grammatikalische Konstrukt namens Verb ein.
Das, was ich in Kapitel 14 alles über Verben erzählt habe, ist eigentlich nur die halbe Wahrheit. Gut, ich erzähle ja in fast jedem Kapitel nur die halbe Wahrheit, um die Themen einfach zu halten, aber japanische Verben sind nun mal etwas komplexer, als ich in Kapitel 14 erklärt hab.
Es gibt da zum einen mal die Verben, die selbst der größte Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte, konjugieren kann. Jeder hier kennt wahrscheinlich das Wort 食べる (taberu). Ich benutze es dann, wenn ich gerade mein leckeres Schweinsschnitzel mit Petersilienkartoffeln runterschlucke (also „essen“). Wenn ich mit diesem Schnitzel aber irgendwann mal fertig bin, dann „habe“ ich es gegessen, also sollten wir das 食べる irgendwie in die Vergangenheit bringen. Und wie machen wir das? Indem wir das る abschneiden und ein た drankleben (食べた). So haben wir dieses Verb in die Vergangenheit gesetzt und es heißt nun „gegessen“. Das funktioniert mit allen Verben so! Aus 見る (miru, sehen) wird 見た, aus 着る (kiru, tragen (Kleidung)) wird 着た und so weiter und so fort. Das geht natürlich auch mit anderen Konjugationen, zB der te-Form (食べて, 見て, 着て), aber das kennen wir ja schon von Kapitel 14.
Lolnein, es funktioniert natürlich nicht mit allen japanischen Verben, sonst könnte ja noch jemand auf die Idee kommen, die Sprache wäre einfach. Es geht nur bei Verben, die ein ~iru oder ~eru hinten dranstehen haben. (Und selbst da nicht alle, aber das können wir mal vernachlässigen.) Das Ganze lässt sich nämlich so lange anwenden, bis wir zB bei 聞く (kiku, hören) ankommen. Was schneiden wir hier ab?
Hier schneiden wir gar nichts ab, hier stecken wir das Verb und die Konjugation in einen Mixer und rühren mal kräftig durch. Heraus kommt dann keine komplette Sprachvergewaltigung, aber es ist dennoch etwas einfacher, die Konjugationen dieses Verbs einfach auswendig zu lernen, anstatt diese Formen jedes Mal selbst im Kopf zu bilden. Weil ich aber so fies bin (und ich noch ein bisschen Text für dieses Kapitel brauche), gibt’s hier eine kurze Anleitung zum Bilden dieser Konjugationen:
Verbform | Einstufig | Fünfstufig |
Verneinungsform | る weg + ~ない | a-Reihe + ~ない |
Höflicher Infinitiv | る weg + ~ます | i-Reihe + ~ます |
Wunsch | る weg + ~たい | i-Reihe + ~たい |
Konditionalform | る weg + ~れば | e-Reihe + ~ば |
Befehlsform | る weg + ~ろ oder ~よ | e-Reihe |
Absichtsform („Let’s do!“) | る weg + ~よう | o-Reihe + ~う |
WAT.
Nein, wirklich, WAT.
Okay, ganz von vorne.
Die oben genannten Verben, die auf ~iru oder ~eru enden, heißen einstufig, weil es in der Kana-Tabelle nur beim る notwendig ist, es zu verändern. Alle Verben, die kein ~iru oder ~eru hinten dranstehen haben, heißen fünfstufig, weil man die volle Höhe einer Kana-Tabelle ausnutzen muss, um es zu konjugieren (also a, i, u, e und o, nach Adam Riese wären das fünf Möglichkeiten). Wollen wir nun das Verb 見る verneinen, schauen wir zuerst mal, was wir überhaupt für ein Verb haben. Es endet auf ~iru, ist also höchstwahrscheinlich ein einstufiges Verb. Dann schauen wir in meiner Superspecialawesome-Tabelle nach und gucken, was wir tun müssen, um es richtig zu konjugieren. Laut dieser Tabelle müssen wir das る weglassen (見, das ist der sogenannte Wortstamm) und ein ない dranhängen, damit kämen wir auf 見ない. Das ist auch richtig und funktioniert eigentlich immer so. Eigentlich. Denn es gibt noch eine große Ausnahme, zu der ich später komme.
Weil ich Tabellen so hübsch finde, gibt’s mal die volle Liste aller von mir genannten Konjugationen mit dem fünfstufigen Verb 聞く.
Verbform | きく |
Neutraler Infinitiv | 聞く |
Verneinungsform | 聞かない |
Höflicher Infinitiv | 聞きます |
Wunsch | 聞きたい |
Konditionalform | 聞けば |
Befehlsform | 聞け |
Absichtsform („Let’s do!“) | 聞こう |
Ganz genau, ich such mir einfach das passende Hiragana und ersetze damit das く. Das funktioniert mit allen fünfstufigen Verben so, egal ob sie auf く oder す oder つ oder wasweißichgebbismutterstinktnachkalbsleberwursthurfderp enden.
Ach, übrigens, das waren noch weit nicht alle Verbkonjugationen, die es gibt, aber mit diesen paar haben wir schon mal einen netten Überblick. Es wird nicht mehr komplizierter als das. (Man kann es sich ja auch automatisch mit dem DOS-Programm Tangokikai (bekannt aus Kapitel 13) ausschreiben lassen :3 )
Das… war natürlich Blödsinn, es wird jedes Mal noch komplizierter, wenn ich das sage. Wir haben zwei Infinitivformen, eine Verneinung, eine Wenn-Form, eine Befehlsform und eine Lass-uns-tun-(gnihihi)-Form. (Was diese Formen darstellen sollen, kann sich hoffentlich jeder selbst ausmalen.) Was fehlt uns jetzt noch, um den schönen Überblick vervollständigt zu haben? Die Form, die ich gleich am Anfang genannt habe, die Vergangenheitsform eines Verbs.
Die ist recht doof zu bilden, zumindest für fünfstufige Verben. Einstufige Verben werden wie üblich zusammengeschustert. Man schmeißt das る zum Altpapier und klebt an das Überbleibsel ein た dran. Für fünfstufige Verben gibt’s wieder eine hübsche Tabelle, weil ich zu faul bin, alles in Prosa erklären zu müssen:
Endungssilbe | Vergangenheitsform |
~す | ~した |
~く oder ~ぐ | ~いた oder ~いだ |
~ぶ, ~む oder ~ぬ |
~んだ |
~う , ~つ oder ~る | ~った |
Wenn wir ein schönes Bild von einem einem Vogel zeichnen (書く), dann aber schließlich fertig sind, dann haben wir das Bild gezeichnet (書いた). Wenn jemand anderes dann schamlos dieses Bild kopiert, lustigen Text dazuschreibt und im Internet veröffentlicht, dann können ihn die Leute so lange lesen (読む), bis sie ihn bis zum Schluss gelesen haben (読んだ). Wenn diese Leute dadurch dann lachen (笑う), dann können sie später ihren Freunden davon erzählen, wie sehr sie darüber gelacht haben (笑った).
So, keine Lust mehr. Nächstes Mal schauen wir uns noch kurz das hochkomplizierte Thema der Verbtransitivität an, dann heißt’s wieder Kanji ante portas.
Gepostet von naich am 08.07.2012 | 33 Kommentare
Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte
Kapitel 25-
Stop – Kanji Time! 2
君の事が好きです。
Kimi no koto ga suki desu.
Und erneut gibt’s ein paar Ursprünge und Merkhilfen für einfache Kanji, weil das Thema beim letzten Mal so gut angekommen ist und mir auch Spaß macht.
君 –> kimi
Kimi besteht aus 尹 und 口, aber – Trolololo – 尹 ist selbst auch eine Zusammensetzung aus zwei Radikalen, nämlich 丨und einem stark veränderten 又. Weil wir uns aber auf das kimi konzentrieren wollen, gibt’s diese Bedeutung nur im Schnelldurchlauf, also:
- 丨 –> „von oben nach unten“
- 又 –> „etwas tun“
尹 tut also etwas von oben nach unten, es verbindet die obere Welt mit der unteren, es „bringt den Himmel mit der Erde in Harmonie“. Natürlich denke ich da automatisch an… einen Politiker! Ja, 尹 bezeichnet einen altertümlichen Herrscher über japanisches Land. Dieses „Harmonie“-Gefasel von mir eben ist aber trotzdem nicht unwichtig, denn es beschreibt die Bedeutung von kimi. Nein, tut es eigentlich nicht wirklich, denn die Bedeutung von kimi hat sich über die Jahre hinweg ein wenig verändert. 尹 in Kombination mit 口 (also „Mund“) bezeichnet jemanden, der im feudalen Japan das Maul aufreißen konnte und Himmel und Erde in Verbindung bringen konnte, aber auch gleichzeitig das Recht dazu hatte. Wenn ich im alten Japan also jemanden mit 君 angesprochen hätte, dann war das vermutlich der Fürst (aka Daimyou, also mein Lehensherr) des Gebietes, in dem ich lebte. Heutzutage ist es eigentlich umgekehrt. Wenn ich heute jemanden mit 君 ansprechen würde, dann ist das jemand, der mir zumindest gleichgestellt ist, oder halt irgendein Untergeordneter oder Untermensch. Oder ein Tier oder Gegenstand, das geht auch, aber es würde vermutlich seltsam rüberkommen, wenn ich plötzlich anfangen würde, mit meinem Kugelschreiber zu sprechen.
事 –> koto
Müsste ich ein Piktogramm vom Wort „Ding“ aufzeichnen, würde vermutlich auch so etwas wie 事 dabei herauskommen. Ich kritzle einfach irgendwas hin und sag, das ist ein „Ding“. Koto hat aber tatsächlich eine Bedeutung, die – oh Überraschung – mal wieder aus dem japanischen Feudalismus stammt.
事 besteht eigentlich nur aus einem einzigen Radikal, nämlich aus einem modifizierten 手 („Hand“). „Aber da isd nohc ein Fiehreck in dem Kanji du Folidioht!“ – Ja, ja, wir kennen das Prozedere, natürlich fehlt da noch was. Das Viereck da drin ist aber dennoch kein Radikal, sondern eine Art phonetische Komponente, die das Wort, die Bedeutung und die Aussprache verändert. Keine Sorge, zum Kanjilernen kann man solche Details vernachlässigen. Das Wichtige ist jedenfalls, dass dieses komische Viereck dennoch eine eigenständige Bedeutung besitzt, es beschreibt nämlich ein Bambusrohr. Damals, als alles noch besser war und sogar mein seniler Rechnungswesenlehrer noch jung war, hatten japanische Beamte so eine seltsame Konstruktion aus einem Bambusrohr, die sie als Rechenmaschine benutzten. Ja, das Ding funktionierte ganz gut, sogar so gut, dass man es routinemäßig überall verwendete und alles damit zählte und berechnete, was nur ging. Da wir aber seit kurzem wissen, dass „koto“ eigentlich nur immaterielles Zeug bezeichnet, passt die Bedeutung „Mit der Bambusrechenmaschine eine routinemäßige Sache machen“ eigentlich ganz gut. Äh, ja, das 手 steht natürlich dafür, dass der werte Beamte mit den Händen an der Maschine rumwerkt.
Die ersten beiden Kanji waren zugegebenerweise nicht so offensichtlich zu verstehen, dafür ist 好 wirklich einfach, weil selbst die Radikale fast unverändert für dieses Kanji verwendet wurde. Auf der linken Seite haben wir die dünne Version von 女 („Frau“) und auf der rechten Seite eine ebenfalls leicht abgespeckte Variante von 子 („Kind“). Ich weiß gar nicht, was ich da noch groß erklären muss, aber natürlich war (und ist) es auch in Japan Tradition, dass der starke Mann die Kohle und das Futter ins Haus bringt und die Frau sich um die kleinen Früchtchen kümmern und dem Mann ein Sandwich machen muss. Da ist es ganz logisch, dass die Mama die kleinen Frechdachse sehr lieb hat, und umgekehrt ebenfalls. Das sieht man doch im Kanji, wie süß die Mami den kleinen Timmi umarmt! Ja, 好 heißt „mögen“ oder „lieben“.
Gepostet von naich am 01.07.2012 | 22 Kommentare
Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte
Kapitel 24-
Koto und Mono, die 1. (von wahrscheinlich nur 1)
Meh, eigentlich wollte ich dieses Kapitel wieder copypasten, aber mein alter Text ist irgendwie nicht mehr auf dem aktuellen Stand meines Wissens… Das heißt aber nicht, dass ich ihn nicht kopieren werde. Das heißt nur, dass ich für Kapitel 25 wohl die Fortsetzung schreiben muss, und das bedeutet wieder Arbeit…
Wenn man als Schüler vor einer Schularbeit im Fach Deutsch sitzt und man gerade einen Satz schreiben will, der aussagen soll, dass man gerne Briefmarken sammelt, kann man folgenden Satz schreiben:
Mein Hobby ist das briefmarken Sammeln.
„Halt!“ rufen da sofort die Rechtschreibnazis. „Briefmarkensammeln“ schreibt man zusammen und groß! Aber das ist uns bei der Deutsch-Schularbeit nicht ganz klar und wir sind uns unsicher, wie man das Wort schreibt, also schummeln wir uns einfach drum herum.
Mein Hobby ist es, Briefmarken zu sammeln.
Und die Moral von der Geschicht? Substantivierung ist Silber, Cheaten ist Gold.
Im Japanischen braucht man sich bei Groß- und Kleinschreibung keine Sorgen zu machen. Ob man ein Wort zusammen oder auseinander schreibt, kann einem Japaner auch herzlich egal sein. Und überhaupt kümmert ihn der ganze Substantivierungs-Kram kein Stück, denn er schmeißt einfach koto hinter das Verb im Infinitiv und schon hat es sich in ein Nomen verwandelt. Bäm!
私の言ってることを信じて!
Watashi no itteru koto wo shinjite!
Glaub mir, was ich sage!
Ein einfacher Satz für den Anfang.
Itteru ist normalerweise ein Verb in der te iru-Form. Das heißt, dass es eigentlich nicht mit watashi no verbunden werden kann, da no nur Nomen mit Nomen verknüpfen kann und nicht Nomen + Verb.
Jetzt taucht da aber plötzlich ein wildes koto auf. Zuerst setzt es „Fusion“ ein, aber die Attacke ging leider daneben. Itteru versuchte danach zu flüchten, aber koto hat ihm leider den Weg versperrt. Schließlich reichte die sehr effektive Attacke „Substantivierung“ von koto aus, um itteru mit einem Schlag zu besiegen. Was dann passierte kann niemand sagen, denn itteru hat die Hälfte seiner Nihongo-Dollar verloren und wurde ohnmächtig…
Koto sagt einfach: „Das Verb, das vor mir steht, wird ein Nomen.“ Und das funktioniert auch. Watashi no itteru koto kann man also in schlechtem, aber grammatikalisch richtigem Deutsch mit „Das von mir Gesagte“ übersetzen. Schaut man sich den Rest des Satzes an (shinjite, „glauben“), so kommt man aber auf die schönere Übersetzung „Glaub mir, was ich sage!“
Ein weiteres Beispiel? Okay, mal überlegen… Ah, ich hab was Kreatives.
私の趣味は切手を集めることです。
Watashi no shumi wa kitte wo atsumeru koto desu.
Mein Hobby ist es, Briefmarken zu sammeln.
Watashi no shumi wa –> Mein Hobby betreffend
kitte wo atsumeru koto desu –> das Briefmarkensammeln.
Dasselbe funktioniert auch mit der Partikel no, aber nur, solange das zu nominalisierende Verb nicht im letzten Satzteil steht.
オスワルドさんはティナちゃんのチチを見るのが好きです。
Oswald-san wa Tina-chan no chichi wo miru no ga suki desu.
Oswald-san schaut gerne auf Tina-chans Brüste.
Koto kann aber noch viel mehr als das. Koto kann vor allem auch Adverbien und andere Nomen nominalisieren, falls das irgendwie Sinn ergibt. Nein, es gibt nun mal auch Nomen, die nichts Konkretes, sondern eher Immaterielles darstellen. (zB „Zeit“, „Alles“ usw.) Hier kann man koto einsetzen, muss man aber nicht.
ロリがいなくなるとゲッビが寂しいのは当然のことだ。
Rori ga inakunaru to Gebbi ga samishii no wa touzen no koto da.
Wenn die Lolis verschwinden, ist es doch nur logisch, dass Gebbi einsam wird.
Hm, ich muss zugeben, das war jetzt kein einfacher Satz. Machen wir’s schrittweise im Schnelldurchlauf:
- Rori ga inakunaru to –> Wenn die Lolis verschwinden
- Gebbi ga samishii –> Gebbi ist einsam
- no wa –> macht aus dem „Gebbi ga samishii“ ein Substantiv und macht es zum Thema des Satzes (darauf wird sich das „inakunaru to“ also beziehen)
- touzen no koto da –> ist etwas Logisches
Hätte ich hier kein no koto eingesetzt, müsste die Übersetzung nicht „ist etwas Logisches“, sondern „ist logisch“ lauten. Hm, blöderweise hab ich eigentlich letzteres geschrieben, aber da sieht man mal wieder, wie unwichtig / unsinnig eine wörtliche Übersetzung aus dem Japanischen sein kann.
Die letzte, größere Bedeutung macht „Anrede no koto“ aus. Ich hab keine Lust mehr, mir noch was Lustiges zu überlegen, darum erklär ich’s lieber nüchtern: Diese Form von koto setzt man ein, wenn Gefühle und Emotionen im Spiel sind und ich ein konkretes „Ziel“ dieser Emotionen habe.
ベルナデットのことが好きです。
Bernadette no koto ga suki desu.
Ich mag Bernadette.
Man muss hier kein no koto einsetzen, kann man aber, und es wirkt etwas höflicher und – gerade in Situationen wie diesen, einer echten Liebeserklärung – auch ein wenig zurückhaltender.
Es gibt neben koto auch noch mono. Während koto sich auf immaterielle Dinge und Umstände bezieht, heißt mono wirklich Eins-zu-Eins „Ding“. Nicht falsch verstehen, auch koto bedeutet „Ding“, aber mono meint anfassbare Objekte des Alltags.
Beispiele:
大きいな物 –> ookii na mono –> etwas Großes („ein großes Ding“)
危ない物 –> abunai mono –> etwas Gefährliches („ein gefährliches Ding“)
緑の物 –> midori no mono –> etwas Grünes („ein grünes Ding“)
ワニっぽい物 –> wani ppoi mono –> etwas Krokodil-artiges („ein Krokodil-artiges Ding“)
(Meine unkreativen Beispiele stammen von hier.)
Gepostet von naich am 24.06.2012 | 32 Kommentare
Japanisch für den allergrößten Volltrottel, der sich niemals fortpflanzen sollte
Kapitel 23 –
Stop – Kanji Time!
私の名前はナイチです。
Schon gut genug Kana und Kanji gelernt, um diesen Satz (ohne irgendwo nachzuschauen) lesen zu können? Nicht? Sehr gut, denn heute werden die drei Kanji, die in diesem Satz vorkommen, schön erklärt.
Gut, grammatikalisch brauch ich da hoffentlich nicht mehr viel zu erklären, wenn ich sage, dass da in hässlicher Umschrift „Watashi no namae wa naichi desu“ steht. Mir geht es aber eher darum, dass ihr euch die Kanji mit ein paar Lernhilfen merkt.
私 –> watashi
Es hat schon seinen Grund, warum das Klischee eines Japaners als ein disziplinierter, gruppenorientierter Arbeiter beschrieben wird. Japan hatte es in der Vergangenheit nie sonderlich leicht. Ständig irgendwelche Naturkatastrophen, unzählige Kriege mit den Chinesen (na ja, zwei) und viele Hungersnöte zwangen die Dörfer, zusammenzuhalten und alles miteinander zu teilen, was sie hatten – zumindest ihre Nahrung. Wieso ich euch das erzähle? Weil watashi genau diese Eigenschaft verkörpert. Watashi besteht aus zwei Radikalen, 禾 und 厶.
禾 ist sehr einfach, da dieses Kanji ja eigentlich nur ein Bild von dem ist, was es darstellen soll (sog. Piktogramm). Und was wäre das? Ein dreibeiniger Kerl mit einem flachen Schädel? Die Abfahrt Wien-Westbahnhof aus der Vogelperspektive? Nun, eigentlich ist es eher eine Reispflanze bzw. irgendeine Getreideart halt. Irgendwas, was man anbauen kann, Hergott, ich bin kein Bauer oder Botaniker.
厶ist kein Angelhaken oder Spinnenbein, es soll einen Oberkörper und einen Arm darstellen, der mit dem Finger einer Hand auf sich selbst zeigt. Die Bedeutung lautet daher „Selbst“.
… oder so würde meine Erklärung dazu lauten, wenn dieses Kanji nicht eigentlich ursprünglich in China einen Pflug darstellen sollte, aber über die Jahrhunderte hat sich dennoch aus irgendeinem Grund in Japan die Bedeutung „Besitz“ oder „Selbst“ eingebürgert. So was nennt man übrigens Lehnbedeutung.
Schlussendlich kehren wir zurück zu 私. Da haben wir nun eine Reispflanze und einen Kerl, der auf sich selbst zeigt. Was heißt das? (Jedenfalls bestimmt nicht „Selbstreis“.) Es heißt, dass Herr Yamada mal wieder seine Ernte zur Verfügung stellen muss und der arme Herr Kawaguchi sich seinen Anteil holt. Und da dieser Anteil wohl nun seinen einzigen Existenzbeweis darstellt, darf er sich ab nun selbst mit 私 (aka „Ich“) ansprechen.
Die eigentliche Bedeutung vom ersten Radikal 夕 erspare ich euch, die ist zu kompliziert (bzw. dafür bin ich selbst zu doof), dafür gehen wir gleich zur tollen Merkregel über:
夕 bedeutet „Abend“ und 口 ist „Mund“. Wenn es also dunkelster „Abend“ ist und ich niemanden mehr sehen kann, muss ich mich „mündlich“ mit anderen Leuten identifizieren, und zwar womit? Mit meinem Namen. 名 heißt daher „Name“.
前 –> mae
Ich glaub, hier schauen wir uns die eigentlichen Bedeutungen der einzelnen Radikale auch nicht genau an, stattdessen wieder nur das wirklich Interessante.
Links unten haben wir ein 舟… Das überhaupt nicht so aussieht wie vorhin in „mae“-Kanji. Tatsächlich wurde den Japanern das 舟 zu kompliziert zu schreiben und man hat es stark vereinfacht, wie man eben in „mae“ sehen kann. Es bedeutet „Boot“, stellt es euch aber lieber wie ein riesiges Schlachtschiff vor, das an der Küste zum japanischen Hauptland entlangsegelt.
Rechts daneben haben wir 刀, das verglichen mit dem Radikal in „mae“ auch verändert wurde, aber man kann die Ähnlichkeit zumindest noch nachvollziehen. Es bedeutet „Schwert“, denn unser Schlachtschiff „schneidet“ ins warme Salzwasser des japanischen Meeres. Es könnte auch das Schwert des Schiffs sein, aber das wäre natürlich viel zu kompliziert zu merken.
Nun haben wir oben noch ein paar Trampel namens 止, und zwar wortwörtlich, denn 止 beschreibt bildhaft zwei stehende Füße auf dem Boden. Jep, das Radikal sieht überhaupt nicht mehr originalgetreu aus, aber so hat es sich nun mal über die Jahre hinweg verändert. Was der obere waagrechte Strich im Originalradikal allerdings bedeuten soll, weiß ich auch nicht. Vermutlich hat das Kanji einen Pfeil ins Knie bekommen. (Bitte schlagt mich, ich hab soeben jenen Witz gerissen…)
Was 前 nun schließlich bedeutet, hat der stolze Seemann auf der rechten Seite eigentlich schon erwähnt. Es bedeutet „Matrose“… Unsinn, es bedeutet „vorwärts“, „nach vorne“ oder „vorher“. Möchte man eben gegen fiesen Zombiepiraten in den Krieg ziehen, sollte man sich „vorher“ mit einem gut gebauten Schlachtschiff und einer Mannschaft ausstatten, um danach zum Schlachtfeld „fortschreiten“ zu können.
名前 wäre demnach also „Name-vorher“. Ohgottwaskönntedasnurbedeutenichbinsoverwirrt!!!111
Protipp: Vorname.
… wäre jetzt zumindest die logische Zusammensetzung, aber in Japan wird damit der ganze Name bezeichnet. Warum das so ist, wissen wahrscheinlich nur die Mondnazis.
Gepostet von naich am 17.06.2012 | 7 Kommentare